Auswirkungen von Amp und Chassis auf Sound und Haltbarkeit

  • Hallo Forengemeinde,


    in der vergangenen Zeit haben meine Kollegen und ich recht umfangreiche Versuche mit verschiedenen Amps und Lautsprecherchassis für die Tieftonwiedergabe gemacht. Die Ergebnisse sind wie ich finde sehr interessant und aufschlussreich und daher möchte ich diese hier mit euch teilen.


    Endstufen


    Die Leistungsangaben sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Wie sich eine Endstufe jedoch unter harten Bedingungen verhält ist höchst unterschiedlich. Gerade bei tieffrequenten Signalen mit hohen Amplituden zeigt sich, wie gut die Konstuktion ist. Besonders bei niedrigen Impedanzen und den damit verbundenen hohen Strömen sowie im Brückenbetrieb weisen einige Modelle Probleme auf, welche zu verschlechtertem Klang und zerstörten Chassis führen. So wurde beobachtet, dass einige Endstufen ab einer bestimmten Grenze anfangen das Signal recht eigenwillig zu deformieren - bis es mit dem zugeführten Signal kaum noch Ähnlichkeit besitzt. Meist passiert das im Bereich kurz vor, oder sobald die Endstufenlimiter eingreifen. Den Effekt kann man recht gut mit einem auf die Dustcap des Chassis ausgerichteten Laserpointer beobachten. Dort sieht man, dass neben der "Linie" der linearen Auslenkung einzelne "Punkte" sichtbar werden - das Chassis also kurzzeitig viel weiter auslenkt. Bei Endstufen im Brückenbetrieb kann man außerdem manchmal eine sprunghafte Verschiebung des Auslenkungsbereichs beobachten - das Chassis spielt also um eine versetzte Ruhelage herum. Beides führt mittelfristig zu dessen mechanischer Beschädigung. Selbst sehr robuste Modelle wie der populäre 18NLW9600 wurden durch dieses Verhalten werkstattreif geprügelt, ohne deren Nennbelastbarkeit zu überschreiten...


    Die Ursachen zu finden liegt in den Händen der Endstufenhersteller, da können wir nur mutmaßen. Zum einen scheinen manche Endstufen bei hoher Beanspruchung nicht mehr in der Lage zu sein das Signal sauber abzubilden - und ich spreche hier eindeutig nicht vom Clipping im Sinne von "abgeplatteten" Signalspitzen! Zum anderen könnte bei gebrückten Endstufen ein Problem sein, dass wenn ein Kanal etwas früher als der zweite Kanal ins Clip geht bzw. die Signalkontrolle verliert, der beschriebene Ruhelagenversatz entsteht.


    Chassis


    Auch hier sind die Leistungsangaben über die Jahre gestiegen wie auch die Angaben zur maximalen Auslenkung. Beides sagt jedoch recht wenig darüber aus, wie sich die Chassis dann tatsächlich bei großen Auslenkungen verhalten und was davon noch brauchbar ist. Besonders etwas in die Jahre gekommene Modelle aber auch eine Vielzahl aktueller Typen haben dort nach wie vor Schwächen. Auch hier sieht man die Auswirkungen recht gut mit dem Laserpointer. Selbst wenn im Datenblatt teils oppulente Xmax Werte zu lesen sind, sieht man bei manchen Modellen, dass sie ab einer bestimmten Belastung Dinge tun, die mit dem Originalsignal nur noch entfernte Verwandtheit haben. Gute Chassis (an stabilen Amps) lenken stets sauber um eine klar definierte Mittellage / Ruhelage herum aus. Die Ruhelage sieht man umso besser, je schneller das Chassis im gegebenen Gehäuse ausschwingt. Die problematischen Typen fangen bei hoher Belastung sichtbar an um eine sich stetig verschiebende Ruhelage herum auszulenken. Man sieht deutlich wie diese Mittelposition "herumeiert". Klanglich äußert sich das in einer zunehmend schwammigen, undifferenzierten Wiedergabe und frühzeitig einsetzenden Verzerrungen.


    Dieser Effekt ist den Chassisherstellern als DC-Offset bekannt und führt ebenfalls mittelfristig zur mechanischen Beschädigung. Ein "offiziell" großer Xmax hilft da wenig: Wenn das Chassis z.B. einen Xmax von +/-10mm besitzt, jedoch sich bei Großsignalen die Ruhelage z.B. um 4mm verschiebt, gerät das Chassis bereits bei 6mm Nutz-Hub aus dem linearen Bereich heraus. Die Ursachen für dieses Verhalten liegen in einer suboptimalen Anpassung der "Feder/Dämpfungskennlinie" der Einspannung (Zentrierspinne+Sicke) zur "Antriebskennlinie" des Motors (Magnetfeld+Spule). Im ungünstigsten Falle sind diese Kennlinien noch nicht einmal symmetrisch zur Ruhelage.


    Beide o.g. Ursachen führen immer wieder zu Ausfällen an Chassis. Ich erinnere mich, dass ein bekannter Lautsprecher-Hersteller Probleme bekam, als er von einem Endstufenhersteller zu einem anderen wechselte und dies zu einer Häufung von Pappenschäden führte. Erst nach der Korrektur der Presets (vermutl. restriktivere Limitersettings) ging die Ausfallrate zurück. Inzwischen hat man wohl auch das Chassismodell gewechselt...


    Wie sind Eure Erfahrungen in dem Bereich? Wann traten gehäuft mechanische Schäden auf? Welcher Art Schäden waren das und wie seid ihr damit umgegangen?


    Beste Grüße
    Alex

  • hallo zu dem endstufenproblem: wenn die kanaele gebrueckt untersch. clippen, dann kann das nur dann zu dem dc problem fuehren, wenn zumindest einer auch noch asymmetrisch ist. das sehe ich eher als nicht so wahrscheinlich an. interessant waere ein oszilloskopbild von eingangs und ausgangsspannung der endstufe wenn so ein problem auftritt. z . b das problem mit den punkten am laser. damit liesse sich dann entscheiden ob die stufe oder der tieftoener schuld ist. tippe ehrlich gesagt eher auf die mechanik als auf die elektronik.... meine neue tolle kleinschreibung kommt von meinem neuen tablet....

  • Hi,


    dann spricht Deine Untersuchung doch aber eindeutig für den Systemgedanken vieler Hersteller.


    Ein Lautsprechertyp der zusammen mit einem passenden Amp (und den Presets) für die professionelle Betriebssicherheit und Laufzeit des Systems sorgt. Im besten Fall sogar aufeinander entwickelte Komponenten (z.B. d&b).


    Und nicht irgendein Amp an irgendeinem Lautsprecher ...


    Welche Kombinationen habt ihr denn getestet?

    sound pressure level

  • Bei Endstufen ist das Phänomen nicht neu ...
    Schon vor 30 Jahren habe ich mich über solche Membranbewegungen gewundert ,
    welche rein vom Hörempfinden nichts mit dem Eingangssignal zu tun haben konnten .
    Selbst bei stark bedämpften Basshörnern war das der Fall .
    Ich hatte damals einen Gehäusedeckel mit Fenster zum Testen 8)


    Allerdings konnte ich diesen Effekt nur bei Halbleiterverstärkern beobachten .
    Bei meinen Röhrenendstufen stand die Membran selbst bei der Bassdrum sichtbar still .
    Ich vermute daher eine elektrische (Gegenkopplung ?) und keine mechanische Ursache .

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht