2 Berechnungsfragen

  • Hallo zusammen



    Ich habe 2 Fragen, die mir auf der Zunge brennen:


    1. Wenn bei einer Truss z.B. steht, auf 10 Meter verteilte Last = 200kg. Die Truss ragt auf beiden Seiten der Hängepunkte/Lifte 2m über. Könnte ich dann rechnerisch auf den 10m 200kg verteilen und je neben dem Flugpunkt nochmals eine Kleinigkeit (natürlich davon ausgegangen, dass die Lifte/Hängepunkte für die entsprechende Last konzipiert sind)?


    Skizze: = sind Truss, I ist ein Hängepunkt oder ein Lift


    ==I==========I==



    2. Habe ich hier noch Alurohre rumliegen. Durchmesser ist 3.8cm, Wandstärke ist 1mm und die Rohrlänge ca. 2.5m. Kann man berechnen, welche Tragfähigkeit dieses Rohr hat? Ich würde es gerne benutzen, um Dekoelemente aufzuhängen, möchte aber in jedem Fall auf der sicheren Seite sein. Ich denke an Belastungen von rund 10kg verteilt auf das ganze Rohr.

    Der Ton macht die Musik.

  • 1) Ja


    In deinem Beispiel hast du eine Strecke von 14m, die Streckenlänge zwischen den Auflagern beträg 10m weshalb die Belastungsangabe zu den 10m aus der Belastungstabelle hin anzunehmen ist. Außen darfst du weitere Lasten einbringen, wieviel genau hängt von der Belastbarkeit der Lifte ab und was der Hersteller der Traverse angibt.


    2)


    Dazu sollten sich Angaben in den einschlägigen Formelsammlungen finden lassen, habe leider aktuell nichts zu Hand, aber da sollte Google allerdings was brauchbaren ausspucken.
    Generell ist die Belastung bei 1mm Wandstärke relativ gering. Das siehst du auch an der Durchbiegen wenn du im Lager mal was dran hängst.

  • Zu 1.
    Die Lasttabellen machen keine Aussagen über die Verwendung als Kragträger, es sei denn der Hersteller gibt dies explizit an. Bei einem einfachen Einfeldträger kannste normalerweise außen noch was dranhängen. Wieviel hängt von der Traverse ab. Da musst Du die Schnittgrößen ausrechnen, aber auch sicherstellen, dass es nicht umkippt, wenn Du es nur einseitig belastet. (Bierbankeffekt)


    Zu 2.


    Wenn Du Aluminiumlegierung kennst, die das Rohr hat, kann man das leicht ausrechnen ( σ = M/W). Wenn Du die nicht kennt, wird es schwer. Allerdings rate ich davon ab, tragende Bauteile mit wengier als 2mm Wandstärke zu verwenden.

    Dipl.-Ing. Uwe Runtemund | Statiker in der Veranstaltungstechnik

    Mein Büro: runtemund.de

  • Die Sachen lassen sich ja mit http://www.prorigg.de/ berechnen, wenn man weder speichern noch drucken möchte, braucht man auch keine Lizenz-Datei...


    Zu 1.) Ja, sollte kein Problem sein, es sei denn, Du verwendest 2-Gurt-Truss


    2.) Kenntnis der Alu-Legierung wäre schon hilfreich... mit einer eher weiche Legierung gerechnet gehe ich mal von rechnerisch 16 kg aus, die sich verteilen lassen (8 kg mittig), solange das Rohr noch keine Macke weg hat. Die Schwierigkeit dabei ist: sobald es irgendwo einen Hau weg hat, knickt ein so dünnes Rohr schnell ein.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Danke für den Link zum Berechnungstool, das kannte ich noch nicht.


    Zitat von "ADMIN"

    Zu 1.) Ja, sollte kein Problem sein, es sei denn, Du verwendest 2-Gurt-Truss


    :? ...eigentlich dachte ich bei der Frage an Globaltruss F32, also 2-Gurt-Truss... das geht also nicht? (nur zum Verständnis, die Kg-Angaben aus dem Beispiel sind frei erfunden, es ging mir nur ums Prinzip)

    Der Ton macht die Musik.

  • Auf die Schnelle ein Ausschnitt aus dem Prolyte Katalog für 2-Punkt Truss:


    mittige Einzellast bei 6m zwischen den Auflagern: 33kg
    Streckenlast: 11 kg/m


    Und dann steht dort noch der Hinweis: Spans must be supported at each end


    2-Punkt Truss auf Liften ist sowieso nicht möglich, gehängt nur am Obergut und ganz außen. Für alles andere kurze Rechnung der Auflagerreaktionen und Schnittgrößen, wurde ja schon gesagt.

  • Nur weil ein Set so verkauft wird heißt das nicht dass es immer und überall eingesetzt werden darf...


    So einen Traversenadapter auf LICHT/TON Stativ kannte ich noch nicht... Auch da wird die Truss oben eingehängt, das Stabilitätsproblem wegen Kippen wird also so gelöst.


    Aber: Stative (und auch Traversenlifte) sind nur für senkrechte Belastung ausgelegt. Ein Traverse, auch überkragend, belastet das Stativ nicht senkrecht. Bei 50kg Belastbarkeit von einem Stativ bleibt dir am Ende noch ca. 60kg Nutzlast ingesamt für Lampen, Kabel, etc., und das nur bei symmetrischer Belastung. Willst du das über Publikum einsetzen?

  • Ich habe nicht das verlinkte Set, aber solche Adapter, FD32 Truss und Lifte mit 85kg Belastbarkeit. Die Idee ist, dass da Scanner und LED-PARs/Pin-Spots dran kommen. Da hat ein Stück ein Gewicht zwischen 3kg (PAR) und 6kg (Scanner). Da komme ich mit 60 - 80kg Nutzlast schon sehr weit.


    Ich versuche immer, alle Risiken auf das mögliche Minimum zu reduzieren. Diese Truss wird auf Liften nie im Publikumsbereich stehen und auch nie bis zur Belastungsgrenze beladen. Nur widersprechen sich bisher Infos, die ich zu dem Thema gefunden habe, bzw. sind irreführend.



    Die Tabelle von Globaltruss sagt z.B., dass die F32 bei 10m Spannweite 37.6kg pro Meter (verteilte Last) tragen kann. Allerdings nur (wenn man genau liest), bei "Druckgurt alle 1m gehalten". Also nur, wenn das Ding alle 1m aufgehängt wird, oder? Scheint mir für die mobile Nutzung ein komplett irrelevanter Wert zu sein. Auf der Truss selber steht dann, dass auf 4m 19kg verteilte Last pro Meter verteilt werden darf. Das Set beim T wird allerdings mit 6m Spannweite angeboten. Was gilt dann?

    Der Ton macht die Musik.

  • Diese Stative sind für Boxen oder für Scheinwerfer gedacht, allenfalls noch für eine sogenannte "T-Bar", also rechts und links nen halben Meter Auskragung und daran je einen Scheinwerfer (o.ä.). Damit kriegt man auch eine halbwegs senkrechte Last hin und es kann zumindest theoretisch keiner unter der Last stehen.


    Zum Risiko:
    Last mit diesen Stativen über Personen (Mitarbeiter, Künstler, Publikum etc.)
    => BGI 810 Lasten über Personen
    => eigensicher dimensionieren (das hat der Hersteller laut der Betriebsanleitung nicht gemacht, also musst du das machen, sprich 50% Ablasten)
    => zweite Sicherung (die hat das Ding ja mit dieser Sicherungsschraube)
    Dann noch sicherstellen dass keiner dagegen läuft und horizontale Kräfte dagegen wirken.


    In der Tabelle hier http://globaltruss.de/out/media/Datenblatt_F32_D(7).pdf sind es bei 6m Spannweite zwischen den Auflagern 109,7kg/m, die 1m gehalten meint, dass der obere Gurt gegen Wegknicken jeden Meter gehalten werden muss.
    Ist die Truss die du hast wirklich eine Globaltruss F32? Der Wert 19kg/m bei 4 Metern Spannweite hört sich nicht danach an...

  • Zitat von "sebastian knecht"

    Ist die Truss die du hast wirklich eine Globaltruss F32? Der Wert 19kg/m bei 4 Metern Spannweite hört sich nicht danach an...


    Ich habe sie als solche beim grossen T bestellt, sie ist auch so angeschrieben (auf der Verpackung und auf der Truss selber). Der Aufkleber mit den Daten (2m/3m/4m) ist an jedem Trussstück einmal an einem Ende angebracht, einige Daten sind jeweils von Hand eingetragen - Codes betreffend der Schweissnäte oder sowas...

    Der Ton macht die Musik.

  • Ah, wir kommen dem Ganzen auf die Spur:
    In der Statik http://globaltruss.de/out/media/F32200_SB_D_F32.pdf sind zwei Berechnungen durchgeführt.


    1. Druckgurt alle 100cm gegen seitliches Ausknicken gehalten
    Bsp. Werte:
    4m zwischen Auflagern: 250,5kg/m
    6m zwischen Auflagern: 109,7kg/m
    10m zwischen Auflagern: 37,6kg/m
    Das ist auch die Tabelle die man auf der Website von Global Truss findet, ist ja auch logisch, die Werte verkaufen sich besser, und wenn der Anweder nicht genau liest und das "Druckgurt alle 1m gehalten" überliest, tja...


    2. Druckgurt nur an den Enden gehalten
    Bsp.Werte:
    2m zwischen Auflagern: 343kg/m
    3m zwischen Auflagern: 65,4kg/m
    4m zwischen Auflagern: 19,0kg/m
    andere Längen sind nicht in der Statik enthalten!


    D.h., wie ich oben schon erwähnt hatte, das was T da als Set verkauft ist ohne eigene statische Berechnung nicht zulässig, da der Hersteller diesen Lastfall nicht vorgesehen hat.


    Und noch ein interessanter Punkt, in der Statik wird davon ausgegangen dass alle Lasten gleichmäßig auf den Ober - und Untergurt verteilt wird... Als nix mit nur unten ranhängen...
    Interessant ist auch, dass auf den Traversen wohl der Fall 2 aufgedruckt ist, im Datenblatt auf der Website von Global Truss aber der Fall 1 drin steht.
    Ein Schelm wer Böses denkt...

  • Je mehr ich mich damit auseinandersetze, desto schlimmer finde ich die Art der Information. Man verzeihe den Shoplink:


    http://www.thomann.de/de/stair…_4055_f32_globaltruss.htm


    Wer dort auf das Produktbild klickt, bekommt auch die Belastungstabelle zu sehen, die eben mit den 100cm Druckgurten gemeint ist. Allerdings steht dort absolut nichts zur Art der Auslegung.


    Ich stelle mir nur gerade vor: Jemand kauft die Truss, stützt sich auf diese Info und hängt da 3x 250kg in den Viertelspunkten in die Truss und kurbelt hoch (gehen wir mal von Handkettenzügen aus). Es wären dann 750kg auf der Truss, statt korrekterweise 76kg - also rund das Zehnfache.


    Meine Meinung ist, dass die Belastungen für Traversen einheitlich angegeben sein müssten, und zwar so, wie sie vermutlich am öftesten eingesetzt werden - auf zwei Liften, bzw. an zwei Kettenzügen. Annahmen, dass die Truss alle Meter abgestützt wird, sollten ggf. in weiterführenden Infos zur Truss aufgeführt werden. Allerdings mit einigen fetten Ausrufezeichen, so dass auch der flüchtige Leser nicht von einer falschen Ausgangslage ausgeht. Ich würde sogar eine einfache Skizze verlangen, wenn ich etwas zu sagen hätte. Eine gute Skizze sagt mehr als eine Abhandlung über Wandstärke, Schweissnäte und Legierungen. Als Anwender sollte man die technischen Details nicht kennen müssen, es würde kurz und knackig genügen, wenn man wissen würde unter welchen Umständen wie viel gehängt werden darf.


    Ich finde, es ginge sehr einfach wenn man sich auf 2-3 standardsituationen beschränken würde und für die Ausnahmen könnte man immer noch die Details nachliefern.


    Das mitgelieferte Handbuch zur Traverse war imho auch nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt war. Es sind viele Worte ohne handfeste Aussagen.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ja, ich finde auch dass Thomann sehr geizt mit den ausführlichen Infos. Am besten immer auf den Herstellerseiten nachschauen.


    Allerdings:
    Die Auslegung von Traversensystemen (wie wir gerade beweisen vor allem auch die scheinbar Kleinen und "einfachen" Systeme) sollte nur von Leuten gemacht werden, die das gelernt haben. Fachkraft mit Zusatzausbildung zum Rigger (Sachkundiger für Veranstaltungsrigging min. Level 2), Meister, Ingenieur oder Quereinsteiger/Erfahrene ohne dezidierte Ausbildung in dem Bereich, aber mit Erfahrung. Alle anderen sollten imho die Finger davon lassen. Versteh das nicht als Angriff auf dich, du hast dir ja Rat geholt weil dir irgendwas komisch vorkam.
    Aber wie du schon sagst, ganz viele Endkunden bestellen sich z.B. das Set beim T und hängen das rein was in dem schönen Bildchen abgedruckt ist, ohne die relevanten Daten interpretieren zu können. Lasten über Personen fasclh gemacht endet einfach mal mit dem Schlimmsten, der Verletzung oder gar dem Tod von Menschen.


    Von daher vertrete ich dabei eine ganz andere Meinung:
    Es sind genügend Angaben zur Belastung da, auch auf der Seite von Thomann. Man muss sie nur lesen und auch verstehen (können). Und falls die Daten nicht sofort ersichtlich sind, kann der oben genannte Personenkreis sich die auch mal selbst errechnen. Kein Hersteller kann und will sich den Schuh anziehen und alle möglichen Kombinationen durchrechnen und in Schönschrift und mit Bildchen in der Anleitung abdrucken (die auch selten jemand liest). Und meiner Meinung nach muss er das auch nicht. Wir sind hier nicht in Amerika, wo den Leuten gesagt werden muss dass man Hamster nicht in der Mikrowelle trocknet.