elektronsiches Beamsteering versucht eigentlich nix anderes zu machen als das mechanische Verbiegen und damit verbunden Laufzeitunterschiede der Linearrayelemente nachzuahmen. Unterschied zum mechanischen Curven ist, dass die Abstrahlcharakteristik hier nicht genutzt werden kann. Je nach Fequenzbandbreite der einzelnen Lautsprecher zu deren mechanischen Abmessungen kommt es zu "Kammfiltereffekten". Mechanisch wie elektronisch.
Das sehe ich ich anders bzw. hängt vom Ansatz ab.
So ziemlich alle gewinkelten Arrays, oder auch Pointsourcecluster, haben prinzipbedingt das Problem, dass durch die Winkel ein Lowmidbeam entsteht den man, da wo er entsteht, nicht haben will.
Die Winkel werden, zum unteren Ende des Arrays hin, zwangsweise größer. Die Elemente wandern somit mechanisch nach hinten, erzeugen also Delay und "steeren by Design" einen von der Zeilenlänge abhängigen Frequenzbereich knapp über das unterste Drittel des Arrays bzw. dahin wo dieser Teil des Systems im Venue einschlägt. (V Dosc Manual etwa ab Seite 152 und schon viele hunderte male in der Praxis verifiziert)
Kurzer Einschub: Werden die Winkel im unteren Teil des Arrays wenig oder kaum größer, also ein recht gerades Array, erfordert der obere Mittelton und HF deutlich mehr an EQing, es entsteht weniger Isolation, also Spielraum für HF Korrekturen mit dem EQ, zwischen einzelnen Elementen und Gruppen. Weiterhin hängt das Array dann zwangsweise recht tief, was sich in der Regel kontraproduktiv auf den Leveldrop zwischen den ersten und den letzten Reihen auswirkt.
On top werden dazu noch die, aufgrund des geringeren Abstandes zu den ersten Reihen auftretenden, Probleme mit der Wellenkrümmung im HF (Mattias' Stichwort mit Lambda/4) stärker hörbar - man kann sich nun aussuchen welcher Kompromiss einem lieber ist....
Die ursprünglichen Beamsteeringansätze, die ich ab dem Jahr 2005 kenne und mitbekommen habe, setzen bei diesem eingangs genannten Beam, der zwangsweise durch das für den HF erforderliche Curving entsteht, an und versuchen diesen elektronisch aufzulösen. Das gelingt auch, wenn man weiß was man tut, recht schnell und zufriedenstellend mit der in den vorigen Beiträgen erwähnten Methode.
Das ganze funktioniert, in einem Array von z.B. 9-12 Elementen, sogar weitgehend problemlos in 2er oder 4er Gruppen innerhalb des Arrays und wenn man ein bisschen nachdenkt, oder bei mir im Seminar war, muss man das nicht mal mehr großartig messen.
Ich setze die nötigen Allpassfilter mittlerweile in dem Moment ab dem ich die Zeilenlänge kenne und verifiziere das beim Ablaufen einmal kurz mit schalten zwischen bypass und active der Filter.
Wenn ich nicht gerade etwas für die Verwendung als Lehrmaterial oder für weitergehende Versuche oder Ansätze festhalten will, messe ich das nicht mehr. Beamsteering / spread simplyfied nenne ich das.
Was heutzutage in den Pommeslautsprechern, die meistens mechanisch nicht gewinkelt sind, gemacht wird, ist ein Beamsteering über das ganze, je nach Zeilenlänge kontrollierbare, Frequenzband.
Ich persönlich halte das für problematisch und habe das auch noch fast nie in gut gehört. Problematisch weil das, wegen der fehlenden Winkel, nun mit einer ungleich größeren Menge an Allpässen passieren muss, die allesamt den Impuls verschmieren - nun kommen wir wieder zur Phasen / Gruppenlaufzeitkorrektur - Es sei denn, der Hersteller minimiert das Problem durch eine Laufzeitentzerrung / Phasenkorrektur (kann man aus meiner Sicht nennen wie man will) Diese bezahlt er wiederum mit Latenz.
Ich bleibe dabei, dass man die unkorrigierte Phase / Gruppenlaufzeit hört. Sie steht im mathematischen Zusammenhang mit der, IR wie TomyN das auch schon treffend sagte.
Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum z.B. die ersten EAW Anya Demos meistens mit "Beamsteering funktioniert, das klangliche Endergebnis hat mir aber nicht so gut gefallen, es war ein bisschen untight, verwaschen...usw." kommentiert wurden.
Ähnliche Aussagen werden oft auch getätigt, wenn man mit den verschiedenen am Markt befindlichen Beamsteeringansätzen einiger Hersteller etwas "übertreibt", was früher oder später in weitläufigeren Phasen / Zeitversätzen und Verschmieren oder Verzerren der IR / Phase / Gruppenlaufzeit endet. Je nach maximaler Latenz des für die Laufzeit / Phasenkorrektur benötigten FIRs, können diese Verzerrungen / Verschmierungen gar nicht, oder nur noch zum Teil, ausgeglichen werden. Noch schlimmer wird es wenn gar keine Korrektur gemacht wird - da sind wir wieder beim Thema, it is audible.
Das Prinzip ist grundsätzlich das gleiche wie das von mir beschriebene, allerdings muss man mit einer ungewinkelten Zeile, wegen der nun hinzukommenden Bearbeitung des HFs, die Treiber einzeln anfahren um in dem Bereich mit entsprechend kleineren Zeitversätzen arbeiten zu können - also werden im HF auch noch verschiedene Allpässe gesetzt - einfach ausgedrückt.
Mal vorweg allgemein: Phase ist eine mathematische Interpretation von Zeit und Frequenz (ich kenne kein Messgerät, das DIREKT die Phase misst, ohne eine indirekt Hilfsgröße). Und nebenbei, Phase ist keine SI-Einheit bzw. abgeleitete SI-Einheit. Wenn über Hörbarkeit geredet wird, dann ist es die Zeit und nicht die Phase. Aus dem Grund versuche ich wenn möglich von "Laufzeitkorrektur" (oder Zeitkorrektur) zu sprechen.
Kleines Beispiel für "Sinnlosigkeit" von Phasenangaben ohne Frequenzinfo:
Gigantische 720° Phasendrehung sagt zunächst rein gar nichts.
Bei 5kHz entsprechen das nur 0,4ms oder 14cm. Ein HT der 14cm später oder früher kommt, den wird glaube ich kaum keiner hören.
180° für sich bedeutet auch nix.
Im Tiefton 30Hz entsprechen das aber knappen 6m, da kann man sich schon eher vorstellen, sowas zu hören, dass da was nicht passt.
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Im Grunde habe ich genau das in Post 59 gesagt, ohne das genauer auszuführen. Das sollte aus meiner Sicht Grundlagenwissen eines jeden Systemers sein der es halbwegs ernst meint. Falls nicht gibt es dafür Seminare von MarkusZ, Michael Häck, Merlijn van Veen, Meyersound, sicherlich auch ThomyN in mit seinem Satlivetag online, mir......
Vlt kann mathias81 aber hier mal reale Laufzeiten eines per beamsteering gefahrenen Systems einstellen. Ich kann mir sehrwohl vorstellen, dass grad in der Anwendung im oberen Frequenzbereich das Abstrahlverhalten dominant genutzt wird und deshalb auf eine entsprechende, übermäßig kammfiltereffekte verursachende Laufzeit verzichtet wird. Da fehlt mir schlicht die Praxis.
Leider kann ich an der Stelle nicht mit ernsthaft ausgeführten Vergleichsmessungen dienen, da ich dazu übergegangen bin, die in manchen Systemen verfügbaren "Autobeamsteering / Processing Algos" nicht mehr zu benutzen, weil die meistens nur einen bestimmten Frequenzbereich erfassen können (FIR-Latenz) und ich, was "mein System" angeht, ein Kontrollfreak bin. Ich habe das gerne selbst in der Hand bzw. mag grundsätzlich keine Software, die etwas tut und mir nicht erzählt was...
Was die Pommesstangen PAs angeht kann ich dahingehend leider auch nichts anbieten, weil ich für das Tuning oder deren Benutzung am offenen Markt nicht buchbar bin.
Ich war, was das angeht zwar schon für manche Hersteller unterwegs (nicht beim Kunden), will aber meinen Namen nicht in Verbindung mit solcherlei Marketingansätzen genannt wissen 
Wurde mal wieder ein bisschen länger und sorry für die bestimmt vorhandenen Schachtelsätze
LG Matze