Saug- /Sperrkreis,usw entwickeln

  • Hab mal eine Frage:
    Macht es Sinn Frequenzweichenoptimiernungen wie Sperr- oder Saugkreise oder auch Impedanzlinearisierungen nach den Formeln von Achenbach zu entwickeln? Das man dadurch keine perfekten Ergebnisse erziehlen kann und messen und anpassen muss ist mir ja klar, aber bringt es doch eine lohnenswerte Verbesserung, als wenn man die Weiche "pur" nimmt, also nur Grundgerüst für zB eine 12dB Weiche? Weil so viel Aufwand wär das ja mal garnet und wenn es was bringen würde, warum nicht...
    Gruß
    David

  • Hi David!


    Und ob. Aus dem Hifi-LS-Selbstbau weiß ich, dass Standardweichen nicht die Eigenarten der angeschlossenen Chassis berücksichtigen. Die Treiber haben in Wirklichkeit nicht über alle Frequenzen hinweg einen gleichbleibenden ohmschen Widerstand, sondern der Wert steigt zu höheren Frequenzen und bei der Resonanzfrequenz an. Auf eine feste Widerstandsgröße sind jedoch Standard(fertig)weichen berechnet.


    Hat z. B. ein Basschassis einen reale Impedanz von 8 Ohm im Bassbereich, so kann der Wert bei 1000 Hz schon stark angestiegen sein. Ein Tiefpass, der diese Trennfrequenz aufweist bei angenommenen 8 Ohm "sieht" in Wirklichkeit hier einen ganz anderen Wert. Die Folge ist, dass sich nicht die erwünschte Filterwirkung ergibt. Abhilfe schafft hier eine Impedanzlinearisierung. D.H. parallel zum + - Pol des Chassis ein Glied aus Kapazität (Kondensator) und Widerstand in Reihe.


    Heikel sehe ich das auch bei Mitteltontreibern, die knapp über der Resonanzfrequenz eingesetzt werden sollen. Auf die Beschreibung der Theorie verzichte ich mal, aber wenn eine Weiche ohne Korrekturglied (RCL) vorgeschaltet ist, ist die Wirkung meistens folgende:
    Im Bereich der Resonanzfrequenz ist der MT oder HT-Treiber lauter als berechnet, dass heißt der Abfall ist weniger stark als berechnet. Der Membranhub ist auch zu groß. Daher schreien viele Treiber bei nicht angepasster Weiche. Mit Korrektur wirkt der Klang sauberer und weniger hart. Es reicht m.M. nicht aus, einen Treiber mit 500Hz Resonanz erst bei 1 KHz betreiben zu wollen.


    Ganz allgemeingültig ist diese Aussage nicht, es kommt auch auf die Filtercharakteristik der Weiche an. Für weniger steilflankige Weichen trifft o.g. aber mit Sicherheit zu.


    Auch die Linearisierung des Frequenzganges bei HT-Treibern gelingt mit Korrekturgliedern leichter. Der Abfall zu höheren Frequenzen lässt sich beispielsweise mit der Überbrückung des Serienwiderstandes vor dem Treiber ausgleichen. In Fertigweichen ist so eine Korrektur meist nicht eingebaut.


    Soll ein Bass nicht aktiv sonder passiv als Sub getrennt werden, verursacht eine unangepasste Weiche oft einen bumsigen Klang, soll bedeuten einen Peak im oberen Bassbereich. Im PA-Bereich sollte man auf ausreichende Dimensionierung der Korrekturelemente achten, auch wenn sie nur parallel zum Signalweg liegen.


    Gruß Markus

  • ... bei der Weichenentwicklung geht es grundsätzlich darum, jedem Chassis nicht nur einen bestimmten Frequenzbereich "zuzuteilen", sondern Unzulänglichkeiten im Übertragungsverhalten auszugleichen (Pegelunterschiede, Nichtlinearitäten ...).


    Die "Nummer" mit Weichenberechnung per Taschenrechner, Sperr- und Saugkreise dazupacken, abschließend ein "Load-matching" und fertig-ist-die-Weiche mag ja im HiFi-Bastelbereich verbreitet sein - bei PA-Boxen würden sich einige Weichen bei einer solchen Vorgehensweise wohl im harten "Alltag" in Rauch auflösen. Außerdem würde man bei dieser Step-by-step-Vorgehensweise nur unnötig viele Bauteile benötigen.


    Man kann mit weitaus weniger Bauteilen auskommen und trotzdem ein sehr ausgewogenes Übertragungsverhalten realisieren, wenn man sich von den in der Hobbyliteratur herumdümpelnden "Standardschaltungen" löst und die Weiche als ein komplexes Netzwerk begreift, welches das Filterverhalten realer Chassis berücksichtigen soll.


    Wenn ich eine Weiche designe, dann baue ich die LS in ein Gehäuse ein, messe das komplette Übertragungsverhalten (u.a. auch Phase, Lage der akustischen Zentren ...) und den Impedanzverlauf und entwerfe DANN ein Filternetzwerk, welches insgesamt zu einem möglichst ausgewogenem Übertragungsverhalten führt.
    Bei PA-Boxen wird dabei i.d.R. auch mit mehreren Hörachsen (also nicht nur 0° ...) gearbeitet.
    Ein weiterer Punkt ist das angestrebte Filterverhalten (Linkwitz, Butterworth, welche Ordnung oder was ?) - je nach geplanten Einsatzzweck der Box (wobei es hier auch noch unterschiedliche Weltanschauungen gibt, was den nun RICHTIG ist ...).


    Zu berücksichtigen sind weiterhin auch die an den Chassis (bei welchen Frequenzen ...) anliegenden Spannungen (z.B. bei rosa Rauschen etc.), um eine halbwegs realistische Abschätzung der in den Chassis und Weichenbauteilen verbratenen Leistungen im realen Betrieb vorzunehmen.


    Ich will ja niemand den Spaß am "Entwickeln" nehmen - aber so ist nun mal die Realität.


    Viele Grüsse sendet

  • THX für die Antworten..
    Also nicht,so hab ich mir das schon gedacht..
    Naja, bei Zeit kann ich das ja mal testen, wass braucht man da neben Rechner noch alles? Ozzi und die Standartsachen sind kein Prob (wenn ich mal Lust+Zeit habe)..
    Wollte mal fragen weil ich mir vor kurzem mal 2 Tops gebastelt hab (doppel 10"+1") und da halt nur das Grundgerüst verwendet habe...Nicht meckern
    WEIL: hatte die Lautsprecher noch alle im Keller und musste mir nur Weiche + Holz kaufen..
    Klingen sogar recht gut, natürlich wie NEXO und Co,aber durchaus gut, auch bei hohen Pegeln.. Passen jedenfalls zu meinen Kappas und recichen tun sie bei meinen Sachen vollkommen, hätte es halt nur gemacht, aber wenn ich ums Messen nicht drumherrum komme lasse ich es erstmal,die Weiche ist ordentlich dimensioniert...
    Jedenfalls nochmal danke :)