Erfahrungsbericht Reparatur t.amp TA 2400 MK-X

  • Hallo zusammen,

    ich möchte euch gerne von der Reparatur meines t.amp TA 2400 MK-Xberichten


    Den o.g. Verstärker habe ich 2014 gekauft und nun hat sich Kanal A mit einem Knall im Lautsprecher sowie Geruch nach Elektronik im Gerät verabschiedet. Fault und Clip-LED leuchteten. Die Lautstärke war sehr moderat, es flackerten lediglich die unteren Signal LED’s. Kanal B lief problemlos weiter.

    Da ich keine originalen Schaltpläne zur Verfügung hatte, habe ich hilfsweise die Unterlagen eines DAP Palladium P1200 verwendet, die zumindest für den Leistungsteil recht gut passen.

    Nach dem Öffnen des Verstärkers und ausbauen der Endstufe für Kanal A zeigten sich folgende sichtbaren sowie messbaren Beschädigungen:

    - In der Schutzschaltung sind die Widerstände R56 (2k) und R57 (750 Ohm) abgeraucht, dem Transistor Q27 (MPS A42) ist das Emitter Beinchen weggebrannt

    - Sicherung 15A im negativen Versorgungszweig durchgebrannt

    - Positive Verstärkerseite, Transistor Q16 (2SA1943) Schluss zwischen B-C-E

    - Negative Verstärkerseite, Transistoren Q4 – Q7 (2SC5200) sowie Treiber Q1 (2SA1873) alle Schluss zwischen B-C-E, Treiber Q2 war ok.

    Offensichtlich war der Grund für den Ausfall ein sichtbarer Spannungsüberschlag auf der Plus-Seite am Rail-Mosfet, Drain Anschluss (Kühlfahne) auf den Kühlkörper, da der Glimmer völlig schief unter dem Mosfet montiert war. Nun zur Reparatur:

    - Alle Endstufentransistoren 4x 2SA1943 und 4x 2SC5200 ersetzt. Diese habe ich von mouser bezogen, da die Toshiba 1943 nicht im TO-3P-3 Gehäuse lieferbar waren habe ich die Toshiba 1943N und 5200N in der etwas kleineren Gehäuseform TO-3P(N) genommen. Werte lt. Datenblatt identisch.

    - Die Treiber SC4793 und SA1837 habe ich bei Kessler Elektronik geordert, erneuert habe ich beide 1873 (Q1, Q2) für die negative Seite. Treiber 4793 für die positive Seite wurden nicht getauscht.

    - Die IC’s NE5532 (Vorstufe) und LM393P (Limiteransteuerung) habe ich prophylaktisch erneuert, die kosten ja nicht die Welt.

    Die beiden Sicherungen habe ich vor dem ersten Einschalten durch 10Ohm Widerstände ersetzt und das Poti VR1 für die Ruhestromeinstellung ganz nach links gedreht. Endstufe eingeschaltet, Sinus eingespeist aber noch keine Last angeschlossen – sieht gut aus. Beim Messen des Signals an OP NE5532 Pin 1 habe ich die Oszi-Masse am 3,3Ohm Widerstand (ganz in der Nähe des IC’s) angeschlossen – sauberes Signal vorhanden. Für die Messung von Pin 7 (Ausgang zu den Treibern) des NE5532 muss die Oszi-Masse aber am schwarzen Kabel unmittelbar beim Lautsprecher-Ausgangsrelais angeschlossen werden. Das Kabel kommt von der Netzteil-Platine (Trafo Mittelanzapfung). Nun zum Ruhestromabgleich. Als Referenz wollte ich den Wert von Kanal B verwenden – Fehlanzeige – keine Spannung über den betreffenden Emitterwiderständen messbar. Ein Test mit Sinussignal an Kanal B und Last zeigte aber zu meiner Überraschung auch keine Übernahmeverzerrungen im Nullpunkt. Der Abgleich ist ohnehin etwas problematisch, da die Ruhestromstabilisierung trotz NTC, nicht wirklich stabil ist. Nach längeren Tests habe ich nun bei beiden „zimmerwarmen“ Endstufen zu Beginn einen Wert von ca. 5mV über die betreffenden Emitterwiderstände (0,22 Ohm) eingestellt, ist die Endstufe betriebswarm geht der Wert auf rund 15mV hoch was einem Ruhestrom von ca. 70mA pro Endstufentransistor entspricht.

    Anmerkung: Bei Verwendung von „Opferwiderständen“ anstatt der Sicherung und grob eingestelltem Ruhestrom ist mir aufgefallen, das ein Spannungsabfall an den Widerständen von rund 2 Volt reicht damit die Schutzschaltung anspricht, die Fault-LED leuchtet und das LS-Relais folglich nicht anzieht.

    Die Endstufe läuft nun seit rund 4 Wochen, auch unter voller Last, wieder problemlos. Übrigens der Lautsprecher, ein 15 Zöller 15W700 von 18sound, genutzt als Mitteltöner, hat den Defekt schadlos überstanden.


    Schöne Grüsse

    Werner