Behringer DDX 3216 Digitalmischpult

  • Hallo PA-Fans!


    Mich als bekennenden Technikfetischisten hat es schon lange angebrochen, dass ich schon seit nunmehr 5 Jahren mit einem Behringer UB 1622 FX rumhantiere (damals noch 265€). Zwar funktioniert es technisch immer noch einwandfrei, kein Kratzen, keine sonst. Defekte aber irgendwie hat mir der Effektprozessor noch nie gefallen (rauscht, keine Parameter editierbar, nur ein Effekt auswählbar und fertig), die EQs sind Asche und mit der Zeit sind die Anschlüsse auch irgendwie viel zu wenig geworden.


    Für meine Partybeschallungen (Ducking!) und das gelegentliche Abmischen von Schülerbands ist es notwendig, dass ich Kanalzüge mit Gates und Kompressoren, sowie 3 od. 4 Band EQ und Effekte habe. Wenn man da mal guckt was man für ein Mischpult braucht und was dann noch für zusätzliche Gerätschaften notwendig sind (Kompressoren, Hallgeräte, Channelstrips) ... uiuiui, das wird mit Kabeln und Racks usw. ganz schnell >3k€ teuer.


    Nun hatte ich mich umgeschaut, was es so gibt, und bin auf Digitalpulte gestoßen. In die engere Wahl kamen dort das Yamaha 01V96 V2 und das Behringer DDX 3216. Ich hatte mir verschiede Berichte (Yamaha, DDX) durchgelesen und auch die Handbücher studiert.


    01V96 V2 und DDX im Vergleich:



    Letzendlich bin ich auf den Trichter gekommen, dass mir das Behringer zusagt. Es hat zwar weniger Features als das Yamaha, diese brauche ich aber vorerst nicht (z.B. ADAT). So kann ich mir ersteinmal für ca. 1/5 des Preises des Yamahas ein Digitalpult mit den wichtigsten Grundmerkmalen (16 Inputs, Compressor, 4 Band EQ, Routing, hochw. Effekte, rauscharm) zulegen.


    Bei verschiedenen Onlinehändlern gab es das Behringer von 575,00€ bis 769,00€. Letzendlich hatte ich es bei Musicstore mit dem Katalog-Wertgutschein (20,00€) für 555,00€ versandkostenfrei bestellt und gestern, nach nur einer halben Woche, ist es nun angekommen. Als Gimmick war noch ein FIFA 2006 Basecape mit in der Schachtel :wink: .


    Also ausgepackt. Ganz schön schwer das Teil (13,5kg). Verarbeitung ist i.O., alles sieht gut aus, kein Potiwackeln wie beim UB 1622 FX. Ok, Micros, MD- und CD-Player dran und anschalten.


    Nach kurzem DDX3216-Willkommensbildschirm auf dem kontrastreichen, grünen LC-Display kann man loslegen. Der Lüfter an der rechten Seite rauscht dabei unmerklich. Ich habe mich eintschlossen, erstmal ohne Handbuch etwas rumzuspielen.


    Akt. ist die neueste Softwareversion 1.12 mit dem Sourround-Update aufgespielt.


    Grundlegende Bedienzüge gehen ganz gut und rel. intuitiv von der Hand. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie sich im Netz immer wieder welche beschwehren, dass sie mit dem Pult nicht auf Anhieb zurechtkommen (Wahrscheinlich sind das irgendwelche Mittvierziger, die noch nie einen Computer aus der Nähe gesehen haben :) :(


    Einen Kanal mit SELECT anwählen und dann links oben in der Proc-Abteilung auf EQ, Gate, Comp usw. drücken und mit Hilfe der Masterdreher unter dem Display die Parameter einstellen, fertig ist der Lack.


    Den gesamten akt. Betriebszustand (Faderpositionen, Panning, Effekteinstellungen, Routing ...) des Pultes kann man als sog. "Snapshot" im Flashrom des Pultes abspeichern, meiner Meinung nach braucht man sich keine extra PCMCIA-Speicherkarte kaufen, für Otto-Normal-Bediener reichen die 127 Bänke dicke aus.


    Einfach fetzig ist es, wenn die Motorfader bei verschiedenen Snapshots oder Recalls in die entspr. Position zischen. 8)


    Ein feine Sache aus der Digitalwelt sind auch die Möglichkeiten den akt. Zustand eines Kanalzuges auf einen andern kopieren zu können, sprich alle Effektzuweisungen, Panning, Compressorparameter, EQs usw. von Kanal 1 einfach nach Kanal 2 kopieren, ohne langes Rumpopeln.


    Auch schön ist die Möglichkeit Kanäle als Paar zu definieren, also 2 Monokanäle als ein Stereopaar, für die dann gemeinsam, bis auf das Panning, die Gates, Kompressoren, EQs, Effekte, Rounting usw. gelten. Bei einem Paar bewegt sich der 2. Fader automatisch beim Bedienen eines der beiden Fader mit.


    Für mich ist es z.B. nützlich, dass man für die Kompressoren als Sidechain einen anderen Kanal vorgeben kann. So ist es möglich, z.B. mit dem Mikro auf Kanal 1 den Kompressor für Kanal 7 und 8 (zusammengefasst als Stereopaar) zu triggern. Etwas blöd ist, dass man nur die Kanäle 1-8 untereinender zuweisen kann und das Selbe gilt dann für die Kanäle 9-16 (also immer 8er-Bänke untereinenander).


    Die Effekte werden von Shark-DSPs berechnet. FX1 und FX2 sind Stereo oder Monoeffekte (24 verschieden mögliche Effekte waren es glaube ich), FX3 und FX4 nur Mono. Zur Auswahl stehen verschiedene wie z.B.: Hall, Delay, Flanger, Chorus, Pitch usw. Die Effekte klingen allesamt ganz passabel und sind in einer Fülle von Parametern einstellbar. Ich denke mal, dass man in dem Pult alles an nützlichen Sachen aus dem Virtualizer drin hat. Zusätzlich ist noch der Enhancer aus dem Ultramizer als Effekt mit drin (Bassprozessor, Exciter, Denoiser).


    Die EQs klingen auch ganz passabel, man kann den Filtertyp (Low-/HighCut, Hi/Lo-Shelf, Bell), Frequenz (20Hz-20kHz), Gain (+/- 18dB) und Q (0.1 - 10) regeln. Außerdem hat man noch einen 6dB/Oct Hochpass pro Kanal, welcher von 4Hz bis 400Hz einstellbar ist.


    Was noch schön ist, sind die Pegelanzeigen neben jedem Kanalzug, so weiß man immer wo gerade ein Signal anliegt und muß nicht lange Signalraten. Man spart sich dadurch evtl. eine teure Meterbridge oder eine evtl. popelige Anzeige im Display.


    Etwas kniffelig und nicht ohne Handbuch auf Anhieb begreifbar war für mich das Routing über die internen Busse und Aux-Wege. Z.Z. versuche ich grade ein Stereopaar auf 2 interne Kanäle (17/18 und 19/20) zu legen und diese dann auf den Master bzw. die 4 Multioutputs. Ich bilde sozusagen gerade eine digitale Frequenzweiche nach. :)


    Also, alles in allem eine feine Sache und wenn das Material auch noch in 3-4 Jahren das hält, was es verspricht, wäre ich mehr als zufrieden. Ich hoffe ich konnte einen kleinen unterhaltsamen Einblick in die Welt des DDX 3216 geben.


    MfG Fornax.


    PS: Bilder folgen noch, hatte gestern aufgrund meiner tiefgreifenden Beschäftigung mit dem DDX keine Zeit meine Fotos auf den Comp zu laden, wird also erst vorr. Montag.


    Ergänzung 22.05.06:


    Meine Frequenzweichennachbildung hat einwandfrei funktioniert. Die Eingangssignale von z.B. Kanal 7/8 (Stereopaar) hatte ich auf den Bus gelegt (1/2, 3/4) und vor dort auf die Kanäle 17/18 und 19/20. Dort wurden dann per EQ (LowCut und HighCut) die Frequenzen aufgespalten und an die 4 frei belegbaren Multi-Outs gelegt.


    Wie schon ansatzweise beschrieben, ist dabei etwas nachteilig, dass man immer nur 8ter Bänke zuweisen kann, also Kanal 1-8 nur Bus 1-8 oder Bus 9-16 und auch das Sidechain Signal für Gate und Kompressor von Kanal 1-8 nur Kanal 1-8 und Kanal 9-16 nur eben von Kanal 9-16, oder man muß mit Trick 17 über den Bus gehen. Letztendlich stehen aber über die Umschaltung Kanal 1-16/Kanal 17-32 aber ausreichend Kanäle zum routen zur Verfügung, so dass sich dieses Manko relativiert. Wenn man sich einmal reingefitzt hat kommt man schnell dahinter, dass man letzendlich auch nur wenige Tasten für die Zuweisungen benötigt.
    Wie komplex man die internen "Verstrippungen" bastelt ist von einem selber abhängig, evtl. ist dann eine Zeichung auf einem Zettel vonnöten und wenn man Mist gebaut hat, liest man einfach ein funktionierendes Snapshot über "Recall" zurück und fängt nochmal an :grin:


    Zum Thema Lüftung: Nach einiger Betriebszeit kommt bei dem rechts angebrachten Lüfter, ähnlich eines PCs, handwarme Luft heraus. Man sollte also die rechte Seite nicht zustellen und im Rack enspr. Vorkehrungen treffen.


    Nochmal was zur Soundqualität des Pultes: Ich finde es klingt einwandfrei: Kein merkliches Rauschen, sehr neutral, ausreichend Headroom. Die EQs, Gates und Kompressoren klingen genauso wie viele, viele VST/DX Plugins auf dem PC. Es macht alles genau das, was es soll und wie man es eingestellt hat.

    Der Lauteste ist nicht immer der Klügste.

    13 Mal editiert, zuletzt von Fornax ()

  • Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Es wäre schön, wenn noch viel mehr solche Berichte hier erscheinen würden. :grin:

    Bis dann... Arno!

  • Fornax: wirklich netter Beitrag; auf den ersten Blick gefällt mir die Bedienoberfläche schon fast besser als die des 01V (96 hab ich noch nicht in den Fingern gehabt) und 02R.


    Was mich mal interessieren würde: Was machen die Encoder über den Fadern?


    Bei den Yamaha-Pulten gibt es die ja nicht; da gehen zB die AUXe nur über die Fader....


    Tom

  • Zitat von "ewok"

    Was mich mal interessieren würde: Was machen die Encoder über den Fadern?


    Du meinst sicherlich die Dreher mit den roten LED-Kränzen zwischen den Select/Auto und Solo/Mute Tastern. Mit Hilfe dieser Drehknöpfe kann man zum Beispiel den AUX oder FX Send oder das Pannning des gewählten Kanales regeln.

    Der Lauteste ist nicht immer der Klügste.

  • genau, den "Dreher" meinte ich :grin:


    also bleibt der Fader auch bei der Anwahl von PAN oder einem AUX-Weg mit der Lautstärke belegt; kommt mit Sicherheit dem Feeling einer analogen Konsole näher als die Yamaha-Pulte; bei denen steuert man per Fader die AUXe...

  • Genauso ist es, deswegen auch mein Unmißverständnis gegenüber denen, die sich nicht auf Anhieb in die Grundzüge des Pultes reinfinden. :wink:


    Nichtsdestotrotz, wichtig ist, was hinten rauskommt, und das ist für den Preis des Behringers unschlagbar.

    Der Lauteste ist nicht immer der Klügste.

  • Zitat

    Fornax: wirklich netter Beitrag; auf den ersten Blick gefällt mir die Bedienoberfläche schon fast besser als die des 01V (96 hab ich noch nicht in den Fingern gehabt) und 02R.


    Aber wohl auch nur auf den ersten Blick .... man Vergleiche doch nur mal die größe der beiden Displays alleine .... :)

  • Hallo,


    ich möchte auch in die DDX-Lobeshymmne einstimmen und steuere ein Bildchen bei ;) ;) ....



    Gruss Herbie

    flugfähig bedeutet: "fenster auf und raus damit"... :)

  • mikee mike


    Ich glaube nicht, dass die Größe des Displays ausschlaggebend ist. Bei mir war sie jedenfalls nicht das Kriterium. Alle notwendigen Infos werden übersichtlich dargestellt.


    Herbie


    Schönes stimmungsvolles Bild! Du hast ja übrigens auch noch die Diplayfolie drauf. :D


    Hast Du das Case/Pult selber gebaut?

    Der Lauteste ist nicht immer der Klügste.

  • die größe des displays ist sicherlich ein kostenfaktor ... gut durchdacht kommt man aber mit nem kleinen durchaus aus -> man beachte dazu den LightCommander 12/24 ... 2 zeiliges display, aber richtig schickes teil für Pars

  • Zitat von "Fornax"

    Herbie


    Schönes stimmungsvolles Bild! Du hast ja übrigens auch noch die Diplayfolie drauf. :D


    Hast Du das Case/Pult selber gebaut?


    Hallo,
    da ist logisch noch die folie drauf ;) ;) ......das case ist eine modifizierte Variante von der firma Thon, die Schwanenhalslampe mit winkel-XLR Stecker ist von Littlite....




    Gruss Herbie

    flugfähig bedeutet: "fenster auf und raus damit"... :)

  • Zitat von "Tamaris-PA / MTS"

    Die seitlere Blende scheint mir ausgeschnitten worden zu sein. Habe ich Recht?



    jep, wegen dem Lüfter..... :wink: :wink:


    Gruss Herbie

    flugfähig bedeutet: "fenster auf und raus damit"... :)

  • Guten Tag liebe DDX-User


    Auch ich möchte in den Lob des Pultes einstimmen.


    Seit gut einem Jahr benutze ich dieses Pult jetzt für unterschiedliche Veranstaltungen. Einen Chor mit Combo, eine Karnevalsveranstaltung mit umfangreichen Bühnenprogramm, Platzbeschallung bei Pfarrfesten (Mikros, CD, Keyboards....) Lesungen, kleine Band in Kirchen....


    Es hat sich bis jetzt immer prima geschlagen. Die Presets sind übersichtlich abzurufen, alle (wichtigen) Einstellungen lassen sich intuitiv und schnell bedienen sowie modifizieren.


    Einziger Wehrmutstropfen: Ab und an stürzt es beim einschalten ab. (aber sehr selten) Lässt sich aber durch erneutes ein und ausschalten beheben.


    Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man mit der Bedienung der Grundfunktionen Probleme haben kann. Durch die Drehknöpfe mit den LED-Kränzen lassen sich viele Einstellungen übersichtlich einstellen. Ein echt analoges Feeling! Das Routing und die MIDI-Funktionen (die ich bisher noch nicht wirklich eingesetzt habe) lassen sich jedoch in der Tat erst nach einen ausfühlichen Blick in das Handbuch bedienen.


    Die wesentlich teureren Yamaha-Konkurrenten hängt das DDX meiner Meinung nach durch seine übersichtliche Bedienung und den tollen Klang ab.


    Eine auf jeden Fall lohnende Investition.


    KirchenPA

  • Das mit dem Abstürzen hatte ich noch nicht. Welche Softwareversion benutzt Du? Evtl. kann hier die neuste Version 1.12 Abhilfe schaffen.


    Auf Seite 1 habe ich übrigens noch unten etwas in meinem Bericht ergänzt und ein paar Rechtscheibfehler weggemacht.

    Der Lauteste ist nicht immer der Klügste.

  • Hallo!
    Das mit der neuen Software-Version ist einen gute Idee!
    Ich kann zur Zeit gar nicht sagen, welche Version da drauf ist, da das Pult derzeit einige Kilometer weit weg lagert. (Platzmangel in neuer Wohnung..... :cry: ) Das wird sich aber die Tage änder.
    Da das Pult ja schon gut ein Jahr alt ist, denke ich mal dass es nicht die ganz neue Version sein wird, oder....... :?:
    Wenn ich das Pult wieder hier habe, werde ich mal schauen, welche Version auf dem Pult ist und ggf. über ein Update nachdenken......


    Schöne Grüße
    KirchenPA

  • Kann durchaus möglich sein. Bei Behringer gibts ja die V1.09 und V1.12 + Fileexchange-SW zum runterladen, es sollte also kein Problem darstellen.

    Der Lauteste ist nicht immer der Klügste.

  • Das Pult ist für den Preis unschlagbar. Analoges Material in besagtem Gegenwert klingt deutlich schlechter. Allerdings fehlen mir als ständigem 01V96-Nutzer am DDX für den Praxisalltag schon ein paar relevante Dinge:


    1) Keine Steuerungsmöglichkeit vom Rechner aus. (Nutze ich auf den Baustellen ständig.
    2) Keine Delays auf den Omni-Outs
    3) Keine Filter auf den Omni-Outs
    4) Brauchbare Effekte


    Und die zuverlässige Funktion des 01V beruhigt die Nerven...


    Nichtsdestotrotz erachte ich das DDX im Bereich bis 1000€ als die beste Wahl.