Beruf Toningenieur (bitte antwort von profis)

  • Hallo zusammen,


    ich habe meine erste veranstaltung mit 16 als hand mit aufgebaut, seither bin ich ein vernarrter tontechniker.


    habe eine ausbildung als elektrotechnischer assistent abgeschlosse, beim SAE für den ganz kleinen schein das geld aus der tasche ziehen lassen, arbeite seit 3 jahren fest mit einer band zusammen und studiere nachrichtentechnik mit kursen wie rundfunk- und fernsehtechnik, technische akustik und vieles interessante mehr.
    desweiteren arbeite ich als student bei showtec köln im lager.


    meine frage ist, kann man als live-toning. auch wirklich genug geld verdienen um damit eine familie zu ernähren und sich vielleicht noch ein kleines häuschen zu bauen?


    und was sagt ihr zu den qualifikationen oben (natürlich unter der vorraussetzung sich in dem job auch nicht dumm anzustellen), wie stehen die chancen damit von großen unternehmen wie neumann und müller, showtec, padco etc. eben den ganz großen, gebucht zu werden bzw dort irgendwann zum stamm zu gehören?


    gruß
    christoph

  • Zitat von "VoodooSound"

    meine frage ist, kann man als live-toning. auch wirklich genug geld verdienen um damit eine familie zu ernähren und sich vielleicht noch ein kleines häuschen zu bauen?


    Setz dich mal hin, hol dir ne Tasse Tee, und hol noch mal tief Luft. Du mußt jetzt ganz stark sein.


























    NEIN. Und vor allem nicht alles gleichzeitig. Wenn du wirklich als hauptberuflicher Live-Mischer genug verdienst um dir Familie und Häuschen zu leisten, wirst du nicht viel davon haben, weil du mehr als die Hälfte des Jahres irgendwo unterwegs bist. Lies dir mal das Blog von Dave Rat durch und überleg dir gut, ob du wirklich so ein Leben führen kannst und willst. Die meisten (und wenigen - der Markt in dieser Liga ist winzig) die das heutzutage tun hätten dir wahrscheinlich vor 15 Jahren einen Vogel gezeigt, wenn du ihnen das vorausgesagt hättest. Daß sie es trotzdem machen, hat sicher individuell verschiedene Gründe. Gemeinsam haben sie alle, daß es kaum einen Job gibt der familienfeindlicher und unsteter ist - an die Rente will da keiner auch nur entfernt denken...


    Mach dein Studium zu Ende, versuch dir über deinen Lagerjob und als Bandmischer mit der Zeit einen Ruf in der lokalen Branche zu schaffen, aber laß dir immer eine Alternative offen falls es nicht klappen sollte. Falls du dann mit dem Diplom in der Tasche feststellst tatsächlich von VA-Technik leben zu können und wollen, mach noch den Meister, als reiner Mischer kannst du auf lokaler und regionaler Ebene eh nur schwer überleben. Und wenn du *dann* einfach Glück hast und z.B. eine "deiner" Bands den internationalen Durchbruch schafft, kommst du auch in 10 Jahren mal an den FoH in der KölnArena oder im Westfalenstadion.


    Anders sieht das übrigens aus, wenn du es schaffst als Toning. oder Tonmeister bei einem Theater oder beim (ÖR-)Fernsehen unterzukommen. Da gehört aber in der Regel ein entsprechendes Studium oder *mindestens* einer der "großen" SAE-Zettel (AED, Bachelor)+klassische Musikausbildung (Klavier, Partiturlesen) dazu. Und natürlich jahrelange Arbeit im Haus als Praktikant, Bühnenhelfer, Kabelassi etc. - externe Kandidaten haben da seltenst eine Chance.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • niggles hat da schon ein paas sehr treffende Statements abgeliefert, aber da ich jetzt schon getippt habe noch mein Senf hinterher:


    a) ja, man kann davon leben können - zum reich werden wird es aber nicht genügen. Allerdings ist der Job ja nicht gerade familienfreundlich, und als freier wirst Du ziemlich am rödeln sein, um die nötige Kohle zusammenzubekommen. Die Frage ist dann, ob unter diesen Umständen noch eine Familie zum Ernähren da ist...
    b) Deine Aus-/Vorbildung ist vorerst ziemlich egal, es sei denn, Dir schwebt etwas beispielsweise im öffentlichen Bereich vor (Rundfunk oder Theater/Stadthallen), da werden im Regelfall verbriefte Kenntnisse verlangt bzw. sind förderlich. Im freien Gewerbe sehe ich eher die Fachkraft VT als Wunschvorstellung, ist aber häufig nichtmal entscheidend, insbesondere wenn es um Pult geht (und extra Kohle gibt es erfahrungsgemäß auch nicht immer - angeblich dumpen sich bereits jetzt die Meister in Köln gegenseitig in Grund und Boden...)
    Wichtiger ist häufig kollegiales Auftreten und Praxiserfahrung
    c) wenn Du schon bei der Kölner Fraktion arbeitest - warum arbeitest Du dann noch im Lager??? Da solltest Du vielleicht lieber mal der Personaldispo auf den Tisch klettern und Klartext reden. Vom träumen und jammern wird da nix draus...
    d) die Firmen finden Dich im Regelfal nicht. Entweder es empfiehlt Dich jemand (was die meisten Profis erst mal nicht machen werden - damit kann man sich nämlich sehr schnell den Ruf versauen wenn man jemanden falsch empfiehlt...) Oder Du must dort aktiv versuchen, mit ins Team zu rutschen. Das kann aber dauern - und erfordert häufig viel Sitzfleisch und ggf. einige Referenzen.
    e) immer dran denken - man wird nicht jünger. Die meisten Kollegen versuchen sich mit spätestens 40 aus dem R&R zurückzuziehen, und entweder in die Planung, ins Studio oder in irgendeine Halle als "Haustechniker"abzutauchen - weil es anders eigentlich nicht mehr geht, und irgendwann die Faszination am R&R der eigenen Gesundheit weicht...



    Btw. kannst Du Kalla einen schönen Gruß von den Jungs aus Playmobilhausen ausrichten...

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    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Kann mich da nur anschließen. Wenn ich von dem leben müsste, was mir meine Tontechnik-Jobs einbringen, könnte ich noch nichtmal meine Miete bezahlen. Mein Haupt-Einkommen habe ich als freiberuflicher Notensetzer bzw. Arrangeur, außerdem bin ich noch als Musiker aktiv (Gitarre, Bass und Gesang), da kommt auch schonmal bei diversen Aushilfs-Tanzmucken was nettes rein (geldmäßig). Dauernd will ich das aber nicht machen müssen (also Tanzmusik...)


    Das Problem ist: Tontechniker bzw. Audio-Engineers gibt's mittlerweile wie Sand am Meer, dank der SAE (ich habe selber das "große" AE-Diplom). Eine fundierte Ausbildung zu haben ist aber noch lange keine Job-Garantie. Ich habe für meine Person das Glück, eine Marktlücke gefunden zu haben und mir darin mittlerweile durch Mundpropaganda einen gewissen Ruf erarbeitet zu haben, denn Notensetzer bzw. Arrangeure gibt's wirklich nicht viele. Ich kenne viele Tonleute (leider auch viele schlechte...), aber nur wenige Arrangeure.


    Man kann zwar halbwegs davon leben und eine Familie ernähren, aber reich werden davon kann man auch nicht wirklich...

    We're on a mission from God. - Elwood Blues

  • hi, danke für die antworten!


    ich habe mich schon lange damit abgefunden, dass sich mit r&r nicht das entsprechende geld verdienen lässt. ich dachte da dementsprechend auch eher an industriejobs oder so...


    dass es zum reich werden nicht reichen würde war mir auch schon fast klar, aber dass dieser job so schlecht bezahlt ist hätte ich nicht erwartet.


    ps. kalla ist nicht mehr häufig zu gegen...

  • btw....die meisten und besten FoH Mischer sind im übrigen die "learning by doing" Leute!


    Ich kenne nicht einen von dem ich sagen muß "Hut ab", der irgendwas in der Richtung "gelernt" hat. Wohl hingegen etliche Selfmademänner!


    Verdienen: kann man vergessen, gut beschäftigt sein geht - aber der Rest; naja.
    Außerdem ist es ständig laut, spät, dunkel...ob das so der Traumjob ist?


    Ich mach das seit über 25 Jahren, bin jedes WE weg, und freue mich inzwischen wenn mal NIX los ist!
    Stefan

  • nunja, das problem ist, dass ich schon toning werden möchte seit ich 15 jahre alt bin, und habe bisher konsequent darauf hingearbeitet. mit einer fundierten azusbildung, um auch für den fall der fälle ausweichen zu können und natürlich sehr sehr viel learning by doing...


    mir geht es auch wirklich nicht darum mir eine goldene nase zu verdienen... ich möchte mit dem wissensumfang eines ingenieurs handwerkliche arbeit verrichten, bei der die bezahlung schon für eine 4 köpfige famile reichen sollte...


    ich werde es versuchen, vielleicht haut es ja hin, vielleicht klappt es aber auch gar nicht, dann kann ich wenigstens noch ausweichen....


    aber ich kann es mir fast gar nichjt anders vorstellen als in diesem job zu arbeiten...


    haltet ihr diese einstellung für zu naiv?

  • ich find dich nicht zu naiv,du hast nen klares ziel vor augen.
    habe es auch als ungelernter geschafft und kann ne 5köpfige Familie
    davon ernähren. du mußt halt nen anständigen preis für dich aushandeln.
    das mit dem WE ständig weg stimmt schon aber dadurch bin ich die woche über zuhause und habe somit mehr zeit für die fam. als der normale 40std
    malocher.wenn du es nicht wagst wirst du nie erfahren ob es funktioniert hätte.

    Über eigene Fehler zu lachen, kann das Leben verlängern. Über die Fehler anderer zu lachen, kann es verkürzen.

    Cullen Hightower

  • Zitat von "VoodooSound"

    ich dachte da dementsprechend auch eher an industriejobs oder so...


    dass es zum reich werden nicht reichen würde war mir auch schon fast klar, aber dass dieser job so schlecht bezahlt ist hätte ich nicht erwartet.


    Gerade im Bereich Corporate Event/Entertainment wirst du es auch mal erleben daß der Kunde pro Gast mehr an Kohle hingelegt hat als du für den ganzen Abend an Geld bekommst :twisted: weil auch hier der Kuchen in den letzten Jahren nicht unbedingt größer geworden ist, aber die Agenturen und nichttechnischen Dienstleister (Gastro, Hospitality) während der "Dotcomzeit" ihren Anteil kräftig nach oben geschraubt haben.


    Trotzdem kann das Spaß machen. Du solltest dich allerdings frühzeitig von der Vorstellung verabschieden als reiner Tontechniker ohne große Referenzen auf dem Markt Fuß fassen zu können. Da gibts einfach schon zu viele von...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "Freakpedda"

    du mußt halt nen anständigen preis für dich aushandeln.


    Allerdings muss man diesen Preis erstmal wert sein :!:
    Und ob man das so von 0 auf 100 schafft, bezweifel ich. Nicht dass man davon irgendwann leben kann, das ist sicher irgendwann drin, aber ich denke da ziehen einige Jahre ins Land, und die muss man ja auch irgendwie überstehen.

  • ich bin mit einer band schon seit 3 jahren unterwegs, machen hauptsächlich covermusik... im karneval, auf sommerfesten und allem möglichen anderen.
    seit ich 16 bin arbeite ich regelmäßig bei einem kleineren unternehmen hier aus der umgebung, die hervoragendes material haben (EAW KF650, mackie sr40, 02r, bss, LA, crest) über diese firma habe ich schon mehrfach jazzbigbands von 15mann abgemischt, karnevalssitzungen... und vieles mehr...
    dazu kommt, dass ich selber in einer band gitarre spiele, bei einer weiteren band die gerade am anfang steht den sound mache... und auch so selbstständig jobs mache.
    also einen gewissen erfahrungsfundus habe ich aufzuweisen, ich will das jetzt zwar nicht referenzen nennen, aber was die materie angeht bin ich nicht mehr so ganz grün hinter den ohren...


    ich werde auf jedenfall versuchen, dass showtec mich, sobald ich mein grundstudium hinter mir gelassen habe, als techniker bucht. um dann in den job reinzuwachsen, mit einem dann abgeschloßenen studium und entsprechenden seminaren/fortbildungen/praktika...


    ps: bin fast 24...

  • das ist ja das was ich meine: du machst schließt einen pakt mit nem verleiher deiner wahl. er kauft das mat und du machst die job, basierend auf seinem mat. die leute buchen dich, weil du guten ton machst und der verleiher geht mit deiner wunschliste einkaufen :D
    weil du das mat gut kennst, sollte es selten probleme geben

  • so ähnlich hatte ich mir das ohnehin vorgestellt, allerdings im dunstkreis der firma showtec... und da werde ich drauf hinarbeiten, denn ich möchte, vom technischen aufwand her, möglichst umfangreiche jobs machen. ständig nur karnevalssitzungen zu machen ist mir zu wenig anspruch und zehrt zudem zu sehr an meinen nerven ;)

  • nicht zu vernachlässigen ist auch die tatsache, dass man im laufe der zeit sehr sehr sehr sehr sehr stumpf wird. sicher gibt es den einen oder anderen heiteren oder ergreifenden moment. grundsätzlich sollte man auf jeden fall sehr langeweileresistent sein...

  • ...also...sehr wohl gibt es in Deutschland eine nicht zu kleine Gruppe von professionellen Ton- und Lichttechnikern, welche ganz gut von dem Job leben können und wenn es sein muss sich auch ein Haus leisten können.
    Natürlich ist man dann viel unterwegs, aber das ist in anderen Jobs auch so.
    Ehrfahrungsgemäß hat man im Jahr weniger Arbeitstage als bei einem normalen 9 to 5 Job bei ähnlichen Einkommen.
    Auch die Frage nach der Ausbildung ist eher sekundär, viel wichtiger ist eine hohe Motivation und Einsatzbereitschaft.
    Man sollte sich nicht zu sehr durch die negativ eingestellten Kollegen hier im Forum abschrecken lassen.


    viele Grüße

  • um mich abzuschrecken nicht in diesen job einzusteigen, da brauchts schoin was mehr, denn ich habe mich ziemlich in diese geschichte verbohrt, und gerade jetzt wo sich große chancen auftun lasse ich auch durch evtl niedriggehalt nicht abschrecken...
    ich werde auf jedenfall noch in dem job anzutreffen sein... alles weiter zeigt sich dann!

  • Lass dich mal nicht von deinem Gedanken abbringen.
    Es gibt genügend Leute, die ganz gut davon leben können.
    Muß ja wohl nicht gleich das 270m² Anwesen mit Fitnessraum sein oder?
    Mal ganz davon abgesehen, dass so ein früher Einstieg ja noch ganz andere Möglichkeiten bieten kann.
    Ich könnte mir Vorstellen, dass Herr Neumann und Herr Müller nicht schlecht wohnen.
    Auch beim TV - Radio oder Theater lässt sich ganz gutes Geld verdienen.
    Es muß ja auch nicht immer die Top Band sein, mit der man auf Tour ist.
    Es gibt ja auch noch Tanzkompanies und tausende Nieschen, die es zu füllen gilt.


    Viel Glück

    Es grüßt der Stephan