Röhrenendstufe selbst bauen

  • Ich war im urlaub in england und habe dort einen gig von dem valve Soundsystem gehört. Es war unglaublich!


    Das ganze System ist röhrenendstufen gepowert und hat den wärmsten bass den ich je gehört habe.


    Nun würde ich mir gerne einen sagen wir....2x 1500 Watt Röhrenamp bauen. Habe mal gehört dass es nicht einfach ist noch gute röhren zu bekommen, da sie nur noch in russland gebaut werden?! Hat jemand erfahrung damit? Wie schwer/gefährlich ist der bau? Hat jemand pläne oder selbige interessen so etwas zu realisieren?

  • Hallo,

    Zitat

    Nun würde ich mir gerne einen sagen wir....2x 1500 Watt Röhrenamp bauen.


    Nun, Röhrenverstärker fußen auf ähnlichen Prinzipien wie Halbleitergeräte, allerdings wird bei Röhrenendstufen Leistung traditionell mit viel Eisen und Kupfer (und nicht mit irgendwelchen Fisimatenten) gemacht.


    Röhren sind nicht schwächlich (die größten NF-Verstärker für Rundfunksender lagen wohl so etwa bei 250kW), aber das Zeug ist alles groß und schwer.


    Röhrenverstärker würde ich allein schon aus Gewichtsgründen immer als Monoendstufe auslegen.


    Schätzen wir mal ab... für einen Gegentakt-B-Verstärker dieser Größe bräuchtest Du einen Netztrafo mit ca. 2,5kVA Kernleistung, für den Ausgangsübertrager ein Exemplar mit grob geschätzt 4-6kVA Kernleistung.
    Als Endröhren kämen nur Senderöhren wie z.B. 2x SRS505 infrage, Anodenspannung um 3kV. Plus Vorröhrenkleinkram usw.
    Das Ganze liefe in etwa auf ein Zentralgestell hinaus, wo in einem Einschub (evtl. mit ach und krach DIN Größe 5) das Netzteil samt Elkos, Gleichrichtung und Glättungsdrossel hockt, in einem doppelt so großen Einschub der Ausgangstrafo mit Endstufe und in einem 3er Einschub die kompletten Vorstufen.
    Solide mit Rädern, Henkeln und Kranösen etwa 120-150kg.
    Teuer wird das Ganze auch, weil der AÜ hochspannungsfest sein muß (im angenommenen Falle bis ca. 10kV) und zur Übertragung hoher Frequenzen verschachtelt gewickelt wird.


    Für den Anfang solltest Du kleinere Brötchen backen und erstmal etwas in der Größe von 1x 100...300W anvisieren.
    100W gehen mit 2x oder 4x EL34 oder 2x 6550 beispielsweise.
    Dabei lernt man eine Menge, vor allem, daß in der Röhrenära Lautstärke mit wirkungsgradstarken Lautsprechern erzielt wurde.


    Andererseits, so ein Ding ist dann ein absoluter Exot, den man bei ordentlicher Konstruktion und einigermaßener Wartung an seine Enkel vererben kann, ganz im Gegensatz zu den sandbestückten SuperPower-Megaendstufen mit 10kW Ausgangsleistung (bei 4kW Aufnahme aus dem Netz :shock: ), über die in zwei Jahren kein Mensch mehr redet.


    Zitat

    Hat jemand erfahrung damit?


    Nun, ich hatte jahrelang röhrenbestückte Verstärker (auch Mischpult)
    in Betrieb, die letzten Exemplare habe ich ca. 1991 außer dienst gestellt.


    MfG


    DirkB

  • Hallo :wink:


    die Konstruktion mit Sendetrioden ist meiner Ansicht nach nicht praxisgerecht und ich bin mir auch nicht sicher daß die Leute das so gemacht haben. Es gab wohl in der Urzeit mal entsprechnende Sachen, zB der Kraftverstärker von Rohde & Schwarz, die derartige Teile eingesetzt haben, es blieb aber bei wenigen Ausnahmen.
    Vielmehr zeigt sich hier etwas, daß wir aus der modernen Endstufentechnik bestens kennen, der Rudelbetrieb. Das gilt nichtnur für die Endröhren, sondern auch für die Anzahl der Verstärker.


    Sendetrioden arbeiten mit einer Hochspannung die den Spaß am Basteln strikt unterbindet, das fängt schon damit an geeignete Kondensatoren und Elkos für mehrere Kilovolt besorgen zu müssen.


    Meine Empfehlung lautet daher so:
    600W (unverzerrte Dauerlast), gekocht mit 2x 5 russischen KT88 als Push Pull Endstufe. Das ist noch schön einfach zu handlen, mit etwa 600 Volt Anode.


    passende EQ: ich besitze alte Röhren EQs von Klangfilm, die kann man ja mal analysieren und nachbauen. Das wär dann standesgemäße Vorstufe.


    Für die KT88 Bande ist auch passendes ATR zu kriegen, als Sonderanfertigung.

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Hall Manuela,


    Zitat

    die Konstruktion mit Sendetrioden ist meiner Ansicht nach nicht praxisgerecht und ich bin mir auch nicht sicher daß die Leute das so gemacht haben. Es gab wohl in der Urzeit mal entsprechnende Sachen, zB der Kraftverstärker von Rohde & Schwarz, die derartige Teile eingesetzt haben, es blieb aber bei wenigen Ausnahmen.


    Hier darf ich milden Widerspruch anmelden. Im Wesentlichen wurde zur Erzielung größerer Leistungen bis zuletzt generell auf Senderöhren zurückgegriffen. Philips z.B. hatte eine 750W-Endstufe mit großen Trioden, FWK hat für 75W-Verstärker auf Kleinsendepentoden zurückgegriffen, VTB auch, sowohl für 75W als auch 300W.


    Zitat

    Vielmehr zeigt sich hier etwas, daß wir aus der modernen Endstufentechnik bestens kennen, der Rudelbetrieb. Das gilt nichtnur für die Endröhren, sondern auch für die Anzahl der Verstärker.


    Das sieht unausgesteuert gut aus, ist im Betrieb aber problematisch, weil hier bei Aussteuerung die steilste Röhre den ganzen Signalwechselstrom übernimmt und überlastet wird.
    Das läßt sich natürlich teuer per mit ausgepaarten Zehnerpacks Röhren sowie Gegenkopplung an der Katode etwas egalisieren, senkt aber den Wirkungsgrad und erhöht die erforderliche Ansteuerspannung. Außerdem ist nicht gesagt, daß die Röhren gleichmäßig altern.


    Zitat

    Sendetrioden arbeiten mit einer Hochspannung die den Spaß am Basteln strikt unterbindet, das fängt schon damit an geeignete Kondensatoren und Elkos für mehrere Kilovolt besorgen zu müssen.


    Naja, eine gewisse Vorsicht muß eben sein, deshalb hat man ja beim Messen auch eine Hand in der Hosentasche.
    Das Elkoproblem sehe ich weniger, weil Diese Verstärker mit überschaubaren Kapazitäten auskommen.
    Man kann natürlich auch andere Typen als die auf die Schnelle gefundenen SRS505 nehmen, daß man vielleicht auf die Hälfte der erforderlichen Anodenspannung kommt.


    Eine 600W-Endstufe, gleichgültig ob mit einer Anhäufung KT88 oder zwei stärkeren Exemplaren, ist allerdings auch nicht mehr so recht tragbar.
    Man sollte hier auch den Verstärker in mehrere Baugruppen auftrennen.
    Ein Problem dürften die Einschübe werden, weil man für den heutigen Endstufenkrempel kein so dickes Blech mehr braucht. Es ist also eine ganze Menge Selbstbau erforderlich.


    Meine ganz persönliche Meinung zur Endstufengröße: so gestalten, daß sich das Gebilde komplett noch in einem Einschub verpacken läßt. Dabei wird man, wenn man von DIN Größe 5 ausgeht, bei ca. 200-300W landen.


    Oder man nimmt 19", weil da keine Tiefe vorgegeben ist und Jeder seine eigene Suppe kochen kann... :wink:


    Prinzipiell ist es aber eine interessante und bedenkenswerte Sache, falls es den Eröffner nicht abgeschreckt hat.


    Beste Grüße


    DirkB

  • ok, seh ich gerne ein.
    Was kostet ein Satz Keramikröhren ?
    Da kämen Svetlana in Betracht, die Fa. fertigt diese Viecher unerschrocken weiter :D

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Ringkerntrafo, 800W, mindestens 10 Primärspulen die kreuz und quer verschaltet sind um die Lagenkapazität geringzuhalten, alles für 2-3 kV isoliert und hitzefest. Da kommt Freude auf :wink:

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Ich habe noch eine Röhre gefunden, deren Verfügbarkeit man abklopfen sollte: die 813. Aus zweien lassen sich lt. Datenblatt zuverlässig 335W herausholen, bei 2kV Anodenspannung. Das sollte noch brauchbar sein, bei 1500V sind es nur noch 260W.


    mattt: Was ist denn nun, keine Meinung? Wär das nix? :wink:


    MfG


    DirkB

  • nun frag mal im Strombrett nach der Isolationsanforderung für 2kV netto. 8)

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • danke für die anregungen,


    als erstes ists mir wurscht wie schwer. solang man den amp zu viert hochbekommt egal. Ich weiss halt nicht wie die dass gemacht haben, aber die fahren ihr gesamtes system mit röhren, hier ein video:


    http://www.youtube.com/results?search_query=valve+soundsystem&search=Search



    Die Bässe sind scoop bins, welche ja vom wirkungsgrad her nicht schlecht sind wenn sie ordentlich power bekommen. Meine bässe wären eh auf wirkungsgrad getrimmt, was würde denn sowas grob geschätzt kosten?


    Traut sich jemand zu mir sowas zu bauen?

  • Hallo Matt,
    wie kommst du darauf, daß die Röhrenverstärker benutzen. Ich habe mir das Video angeschaut und darin sagen sie nur, daß sie ihre Anlage Valve Sound System genannt haben, weil es so warm und fett klingt wie alte Röhrenanlagen.
    Ganz abgesehen davon, daß eine Anlage mit 9 Bassrutschen(Scoops) pro Seite im Bass mit Sicherheit einen sehr "eigenen" Klang haben wird

  • Matt ich glaub kaum daß die die Amps selber gemacht haben. Das werden wohl im Rack gestapelte SVTs sein :wink:
    Wenn du an so ne Sache dranwillst dann mach dir erstmal Gedanken darüber was das Budget hergibt. Die Gäste hier, und grade im DnB, sind ziemlich geizig, sie wollen am liebsten alles umsonst haben. Das ist eben so in unserem Land, und irgendwie muß sich das ja auch tragen.
    Wärst du dir wirklich sicher für so eine Anlage genügend Arbeit zu bekommen ? Und komm mal von dem 1500 Watt Trip wieder runter, das gibt nur Powerkompression ohne massiven Output, die heutigen Bass-Chassis sind alle nur Drehstrom-Absauganlagen. Mach dir eine hocheffektive Normalsize, so 400W pro Kiste, und denke mal bitte daran daß 400W unverzerrte Wättchen aus einem Röhrenkasten nicht das Ende sondern eher der Anfang vom spaßbereich sind ! Wenn die Dinger anfangen zu zerren wirds doch erst richtig warm. Somit Speaker = Amp x1,5, mindestens.
    Als erstes würd ich mir mal einen SVT200 vorspielen lassen, damit du erstmal merkst wie BÖSE 200W sein können. Das ist eben eine andere Welt, mit anderen elektrischen Leistungen. Und sie ist nicht billig...

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Ich habe mir zum Spaß auch mal dieses Video mit den Mützen tragenden Gangsta-Rappern angesehen.


    Was haben die denn da gemacht?:
    Man hat sich irgendwelche Jamaikabassboxen gebastelt, jede Menge B&C und Eminence Lautsprecher besorgt (konnte man ja mal kurz erkennen), was von ganz tollen "Crossoverrequencies" erzählt, und den ganzen Kistenrummel mit drei 7.5T rumgekarrt!
    Und weil alles so schwer ist, bekäme man diese tolle Discoanlage auch kaum in andere Länder transportiert, da 16T angeblich kaum zu handeln wären!


    Was auch immer. Im Grunde genommen sind das ein paar HipHopper mit einer großen Discoanlage, die haben halt Massen an Kisten gestapelt und freuen sich das es laut spielt!
    Wie sagte doch der eine Mützenmann?
    "die Baggypantsträger müßten ihre weit geschnittene Unterhose flattern spüren.....dann wäre der Bass richtig"


    Ich denke mal, dass die bei ihrem 30Hz Boost oft neue Eminence Sigma Chassis bestellen........


    Na dann.
    Ob die nun irgendwelche ollen Röhrenendstufen aufgetrieben haben oder nicht ist mir beim ersten ansehen des Beitrages entgangen. Aber irgendwas haben die auch davon gefaselt.
    Stefan, nicht beeindruckt.......

  • Um auf das Thema Röhrenendstufe zurückzukommen: ich habe beim flüchtigen Durchsehen des Videos nichts gesehen, was auf eine größere Anhäufung Röhrenendstufen hindeuten würde. Auch die Beschreibung auf der Webseite zeigt keine Röhrenendstufen (obwohl ich sicher bin, daß sich der Beutelhosenträger davor hätte ablichten lassen).


    Das Budget wurde schon angesprochen, hier sehe ich auch das Problem. Für eine einzeln gefertigte 300W-Endstufe wirst Du Material zu einem Preis von etwa 1000€ verbauen, vorherige Geistesleistung und Arbeitszeit nicht eingerechnet.


    Zwei Tips hätte ich für Dich:
    1. ehe Du da in die Vollen gehst, versorg Dir doch erstmal einen industriell hergestellten Röhrenverstärker, von Siemens oder Philips beispielsweise. Mit dem probierst Du dann herum. 50 oder 100W können mit ordentlichen Lautsprechern auch eine ganze Menge Radau machen.


    2. ruf doch mal bei http://www.hdbaudio.de/ an und erkundige Dich nach Verstärkern. Die hatten vor ein paar Jahren eine Röhrenendstufe (ich glaube 2x 160W) in Produktion.


    MfG


    DirkB

  • immerwieder beeindruckend diese Verpackungen für eine einsame quietscherversorgte ECC83 pro Kanal. Damit kann man auch heute noch gut verdienen :D

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "Manuela"

    immerwieder beeindruckend diese Verpackungen für eine einsame quietscherversorgte ECC83 pro Kanal. Damit kann man auch heute noch gut verdienen :D


    Na ja, wenn es denn gezahlt wird...


    Ein Kolbenmotor ist auch nicht gerade eine neuzeitliche Erkenntnis, obzwar die Verpackung, virgo "Auto" genannt, gelegendlich auch schon mal hochpreisiges Niveau erreicht... :D

  • rockline, keine ahnung was das jetzt soll, ich hab irgendwie nur das gefühl dass du mal ein bisschen über gangster ( hm... ) ablästern willst oder weil du vielleicht auch gerne so eine anlage zum krach machen haben willst und neidisch bist. na gut. Ich habe nie behauptet dass ich etwas anderes will! Es muss laut sein und der bass muss eindeutig in der brust zu spüren sein. Ich weiss ja nicht was du für musik hörst aber für steppers oder neodub gibt es einfach nix besseres wie 18"er rutschen. Wenn du schon so "newschool" bist, solltest du diese sache aber nicht belächeln. schliesslich gibt es leute wie den roger mogale, die sich auch mit diesem thema auseinandersetzen und durchaus klanglich präzise rutschen entwerfen, ich habe ihn auf dem nottinghill carnival treffen dürfen und wir haben über rutschen/ röhrenamps das jahshaka soundsystems diskutiert. Dieser "Gangster" ( ja, er trägt auch baggypants...) hat wohl die weltweit beliebtesten hörner designt.


    An alle anderen vielen dank für die guten ratschläge und tips, ich werde mir das auf jeden fall zu herzen nehmen und einfach mal mit ner gekauften rumprobieren und lernen/schauen was möglich ist.