Abnahme von "Leslie"-Verstärker - wie und womit?

  • Ach so. Und ich hab schon das Grübeln angefangen :roll:


    Aber war nett, sich mal wieder "produktiv zu zoffen" :lol:
    Ich hoffe nur, der BubbaWexter ist jetzt nicht völlig verwirrt und stellt nachher gar kein Mikro mehr hin. Oder 20... :D:D:D


    Schön' Abend noch...


    Jens


    P.S.: Dreht sich der Leslie-Rotor munter, ist das ein wahrer Ohrenschmaus.
    Drehst Du zu spät den Motor runter, dann fängt er an zu schmoren...aus!.

  • Abend nochmal.
    Da kommt aber wieder meine Frage auf.
    Wie hab ich die Monoquelle zu verstehen?? Im Prinzip ist ein Laufzeitunterschied, doch schon nicht mehr Mono, oder nicht??
    Hab bisher gedacht, dass sich das wirklich auf das gleiche auf beiden seiten bezieht. Denn mal angenommen, ich habe einen Gitarren effekt.
    Sagen wir einen Phaser, der sich von recht nach links zieht. Ist ja eigentlich ein Stereoeffekt. Im Prinzip aber auch nur ein Laufzeitunterschied, oder nicht??
    Oder vertue ich mich jetzt ganz doll??

  • Moin (oder besser 'Nacht) Toeti.


    Wie das theoretisch genau definiert ist, können dir sicher diejenigen hier mit Ausbildung / Studium Tontechnik besser beantworten.


    Ich verstehe das ganz naiv so: Hören tun wir immer Stereo (gesundes Gehör vorausgesetzt). Eine Monoquelle strahlt zunächst mal nur ein Signal ab. Wenn diese Quelle genau mittig vor uns steht, hören wir auf beiden Ohren dasselbe Signal, das Gehirn signalisiert uns: "Mitte". Steht die Quelle jetzt etwas weiter links, hören wir das Signal auf dem linken Ohr etwas lauter und etwas eher als auf dem rechten Ohr. Ansonsten sind die Signale aber im Wesentlichen gleich (abgesehen von einer leichten Änderung des Spektrums, die von der Abschirmung der Quelle gegenüber dem rechten Ohr durch den Kopf geschieht). Sprich: auf einem Kopfhörer oder auf einer PA kann ich per Delay und Pegeldifferenz zwischen den beiden Kanälen eine Monoquelle beliebig im Raum platzieren, obwohl ich sie nur mit einem Mikro abnehme.


    Eine Stereoquelle erzeugt schon von sich aus verschiedene Signale für beide Ohren: Ein Klavier z.B., wenn man direkt davor sitzt. Das linke Ohr hört mehr die tiefen Töne, das rechte eher die hohen. Eine einzelne Saite wäre wieder eine Monoquelle, aber niemand würde alle Saiten einzeln abnehmen. Statt dessen würde man ein Klavier als Soloinstrument im Ganzen irgendwie Stereo mikrofonieren (wie genau, ist dann wieder eine Kunst für sich).
    Steht das Klavier weiter weg, kann man es wieder als Monoquelle auffassen. So z.B., wenn das Klavier Bestandteil eines Orchesters ist. Dann hat das Klavier im Stereobild einen bestimmten Platz, die Geigen einen anderen usw. In dem Fall wäre dann das Orchester als Gesamtes die Stereoquelle.


    Insofern wäre es also schon denkbar, das Leslie als Monoquelle aufzufassen, wenn die Orgel nur Teil einer Band ist und kein Soloinstrument.
    ABER: in einem guten Mix wird ja eigentlich jedem Instrument noch etwas "Raum" mitgegeben. Entweder wird der Originalraum durch die Mikrofonierung bereits mitgenommen, oder - bei naher Mikrofonierung - hinterher durch Effekte draufgerechnet. Und dann ist das Leslie eben ein Grenzfall, jedenfalls keine echte Monoquelle mehr. Es ist zwar von den Ausmaßen her nahezu eine Punkt- und damit Monoquelle, strahlt aber zu jedem Zeitpunkt in verschiedene Raumrichtungen unterschiedliche Klänge ab. Und das eben auch noch zeitabhängig.
    Deshalb wird man dem Leslie durch Monomikrofonierung nicht gerecht.


    Oh Mann, schon wieder ein halbes Buch..


    Jens

  • Morgen.
    Dankeschön, für den Versuch. Ist jetzt ein wenig einleutender.
    Wenn wir also nur ein Mikro für eine kleine Quelle nehmen. Simulieren wir quasi unseren unterschied links rechts. Bei zwei Mikros hätten wir den schon gar nicht mehr. Seh ich doch richtig???!!


    Gott sein Dank, kommt die Sache mit dem Leslie noch nicht auf mich zu, da ich keinen habe :)


    Also ist die Mirkrofonfrage auch davon abhängig, was ich machen will.
    Quasi am besten mal in Ruhe auprobieren und anhören. Das ist aber auch kompliziert.


    Aber schönen Dank.


    ciau


    Thorsten

  • Noch was aus der Praxis:
    Hatte dieses Wochenende eine Deep Purple Coverband zu mischen. Die hatten ein Leslie mit nur einer Öffnung nach vorne. Der Mann an der Hammond meinte, ein Mikro jeweils schräg vor dem Top und eines vor dem Bassteil reicht völlig. So abgenommen war es für diesen Fall aber voll in Ordnung.
    Allerdings würde ich - falls ich noch mal in den Genuss komme - das Leslie auf jedenfall etwas komprimieren. Mit der Dynamik wäre ich fast wahnsinnig geworden. Die Attack - und Releasezeiten müssten dann aber relativ lange sein, sonst geht der Leslieeffekt verloren.
    Sonnige Grüße aus Bayern.

  • Moin...


    Naja, gut. Für solche "Brachial-Rock-Orgeln" wie DP kann man das so machen. Ich würde zwar immer zwei Mikes vorziehen, aber bei voller Zerre und in der "Umgebung" wie hier kann man ein Auge zudrücken :wink: Bevor ich missverstanden werde: Ich mag den Jon-Lord-Sound wirklich. Das ist aber der Grenzfall, den ich weiter oben schon meinte: da ist Druck wichtiger als die Räumlichkeit.


    Das mit dem Komprimieren würde ich allerdings lassen. Wie du schon sagst: die Zeiten müssten recht lang sein, da pumpt es hinterher an allen Ecken und Enden. Man kann bestenfalls vor dem Leslie komprimieren, danach machst du IMHO mehr kaputt als besser. Allerdings sollte an sich der Röhrenamp selbst schon ganz anständig komprimieren. Was genau war das für ein Leslie? Bei den 122/147ern (die waren es offensichtlich nicht) jedenfalls kann man sich den Comp komplett schenken, aber auch bei anderen Orgel/Leslie-Kombis habe ich noch nie einen (separaten) Kompressor bemerkt.


    Ansonsten ist die Dynamik entweder gewollt (meist eher bei Jazzsachen) oder der Organist kann mit dem Schweller nicht gut umgehen :wink:


    Jens

  • Meine Güte! Ein paar Tage nicht hier vorbeigeschaut, und gleich schon wieder soviele Posts! Danke an alle, trägt ja alles auch zu meinem Verständnis bei!


    So, der Gig rückt immer näher (Samstag) an dem ich dann dies alles mal in der Praxis anwenden darf - ich werd euch auf alle Fälle berichten, wie es geklappt hat!


    Gruß, Bubba

  • Also, im Studio würd ich sagen: B4! Ich bin zu jung für Hammond und Leslie, deshalb muß ich mich auf die Ohren von den alten Jungs verlassen, und die müssen zähneknirschend zugeben, daß dieses PlugIn nicht zu viel verspricht. Ok, macht schon mehr Bock sich totzuschleppen und sich totzublasen mit echtem Leslie...


    Ich hab mir übrigens vor einigen Tagen den Nord-Electro von Clavia geholt (mit 61er Tastatur)! Ich bin hin und weg... Hammond, Rhodes, Wurli, Clavinet mit allen Effekten, die man braucht. Leslie, Distortion, Chorus, Pan-FX,... Klingt super echt, ist sehr leicht, sieht schön aus... geht mal auf http://www.clavia.se und hört Euch die Demos an. Ich versteh gar nicht, warum dieses Instrument so selten über den Ladentisch geht. Ok, kostet schon Geld... aber für live find ich es nur geil.

  • Jens
    Super Erklärung, was mono oder stereo ist. So genau hättichs gemeint.
    Leider ham einige Bands in den 60/70er Jahren den Stereo Effekt etwas rüde eingesetzt, so der Gesang ganz rechts, die Drums ganz links usw.


    Gleich noch 2 brühwarme Erfahrungen vom Wochenende.


    1. Keyboarder Chris Lohr(Gianna Nannini, usw.) mit heavy Funk Band


    Lesley habich aus Platzgründen 90° abgenommen, nicht gepannt.
    Resultat: geiler durchsetzungsfähiger Sound, leicht im Mix zu platzieren,
    pitch änderung gut zu hören.



    2. Walter Trout


    Keyboarer wollte nur 1 Mikro, da die Hülle vom Leslie dran angeklebt war mit Gaffa, nur eine Oeffnung frei.
    Resultat: wie oben.


    Bei Jazz oder langsamen Ballade würdich vermutlich dann trotzdem pannen.


    Schliesslich müssen wir guten Sound machen und nicht inur rgendwelche Schalldrücke akkustisch korrekt wiedergeben.