Warum Rabatte der beste Weg ist, sich zu ruinieren

  • Das Problem ist niht der Rabatt - das Problem beginnt viel früher: in der Kalkulation. Bzw. dort, wo reine Theoretiker diese machen sollten, es aber verbocken oder wo reine Praktiker (nicht die Baumarktler) fröhlich würfeln.
    Der beste PReis ist immer noch der speziell auf den Kunden zugeschnittene Preis - das macht a) Arbeit b) zusätzliche Kosten c) Wartezeiten und somit d) keinen kunden glücklich.


    Schau mal in andere Branchen - wenn man z.B. bei Kugelagern ~80% Rabatt auf Preislisten namhafter Hersteller bekommt (Importwaren "deutlich" mehr) fragt man irgendwann nach dem Sinn solcher Listen.


    Aber es gibt trotzdem einen deutlichen Unterschied zwischen Rabatten und Dumping.
    Manch kaufmännisch ach so geschickter Kunde handelt tatsächlich Rabatte raus, ohne auf den Endpreis zu schauen. :lol: Da sind %te wichtier, als die Endsumme...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Was in der sog. "Rabattschlacht" auch eine Rolle spielt, sind die scheinbar immer zunehmenden kommunalen Eigenaktivitäten in Sachen Equipmentvermietung.


    Hier wird mit der Begründung lokale Aktivitäten/Künstler etc. zu fördern die Technik z.T. auch mit Personal gegen einer sehr geringen Aufwandspauschale vergeben (hier spricht man auch absichtlich schon von Leihe und nicht Vermietung). In erster Linie hört sich das auch ganz engagiert an, aber in zweiter Linie gräbt man hier das Wasser von lokalen VT-Vermietern ab.


    Die Stadt München bietet das z.B. so an: http://www.kr-technik.de/


    Wenn Kommunen ihre eigenen Veranstaltungen selbst ausstatten möchten, ist das auch ihr gutes Recht. Eventuell kann sich das ja auch finanziell lohnen, hier sagt ja sicher keiner etwas.
    Aber daß man dann mit den durch Steuergeldern finanzierten Gerätepark und Personalstamm nach außen geht, und in das Geschäftsfeld von lokalen Gewebebetrieben hineingeht, finde ich dann schon grenzwertig.


    Kleinkunstveranstaltungen, öffentliche Vorträge, Vereinsfeiern und Kulturevents ist das Geschäftsfeld lokaler Veranstaltungstechnikdienstleister. Ein Teil davon ist auch gewerblich orientiert (mit Künstlergage, Eintrittsgeldern und professionellen Veranstaltern...), wenngleich man es nicht immer so nach außen zugibt.


    Keiner würde jemals auf die Idee kommen, die Bauhofmitarbeiter, die die kommunalen Einrichtungen in Schuss halten, noch dafür zu verwenden, bei Vereinen, Initiativen und künstlerisch engagierten Privatpersonen für ein paar symbolischen Euros Rasen zu mähen, die Hecke zu schneiden oder im Winter den Gehsteig zu räumen...


    Zugegebenermaßen ist das eine schwierige Gradwanderung zwischen Kulturförderung und von Steuern bezahlte Rabattschlacht im Kleingewerbesektor.


    Und wir reden hier - zumindest im Fall von München - nicht über ein paar Aktivlautsprecher mit einem Funkmikro, das man sich mal für eine Bürgerversammlung oder den Vereinsabend ausleihen kann oder der Bauhofmitarbeiter hinstellt. Nein, hier geht es schon wesentlich professioneller zu: Gut ausgebildetes Fachpersonal, das Profiequipment in doch nicht unerheblicher Größe zur Verfügung stellt und genauso arbeitet wie ein mittlerer VT-Betrieb mit großer Lagerhalle, mehreren Festangestellten und zahlreichen freien Technikern.
    Und skurilerweise das alles bezahlt von der Gewerbesteuer, die unter anderem die lokal ansässige VT-Firmen mit erwirtschaften...


    Warum spricht hier keiner von "Rabattschlacht"?

  • Zitat von "mringhoff"


    Aber daß man dann mit den durch Steuergeldern finanzierten Gerätepark und Personalstamm nach außen geht, und in das Geschäftsfeld von lokalen Gewebebetrieben hineingeht, finde ich dann schon grenzwertig.


    Hier in HH tut das der ö-r Schundfunk.
    Mit GEZ finanziertem Mat und quasi-beamteten Sesselfurzern werden breitbandig Veranstaltungen im halböffentlichen Raum beschickt.

  • Das ist hier in Heidenheim auch nicht anderst.
    http://www.kmz-heidenheim.de
    Wobei die Preise für sone Einrichtung doch recht ordentlich angesiedelt sind.
    Ich habe aber schon offt mitbekommen, wie Neukunden dann die Kinnlade hängt und sie mit dem Komentar wieder abziehen: "Das bekomm ich beim KMZ aber billiger."


    An meiner ehemaligen Realschule stell ich auch zwei mal im Jahr Material für ne Stufendisco zum Selbstkostenpreis.
    Ich sehe das als gute Werbemaßnahme und der Erfolg spricht für sich. ( Dann natürlich zum Normalpreis )


    Anderswo sehe ich es aber auch nicht ein, mit Rabatten die Preise zu ruinieren.


    Bei ner Coverband für die ich unterwegs war stand eines Tages ein nettes Angebot von nem Garagenverleiher im Gästebuch!!!
    Drei mal dürft ihr raten bei wem die jetzt sind .... :twisted:

  • Zitat von "mringhoff"

    Wenn Kommunen ihre eigenen Veranstaltungen selbst ausstatten möchten, ist das auch ihr gutes Recht. Eventuell kann sich das ja auch finanziell lohnen, hier sagt ja sicher keiner etwas.
    Aber daß man dann mit den durch Steuergeldern finanzierten Gerätepark und Personalstamm nach außen geht, und in das Geschäftsfeld von lokalen Gewebebetrieben hineingeht, finde ich dann schon grenzwertig.


    Da würde ich die Kommune doch einfach mal auf Art. 87 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 der Bayerischen Gemeindeordnung hinweisen. Danach darf eine Gemeinde ein Unternehmen i.S.v. Art. 86 GO (dazu gehören auch privatrechtliche Rechtsformen) nur dann errichten, wenn:

    Zitat von "Der Gesetzgeber"

    4. bei einem Tätigwerden außerhalb der kommunalen Daseinsvorsorge der Zweck nicht ebenso gut und wirtschaftlich durch einen anderen erfüllt wird oder erfüllt werden kann.


    Das heißt, dass sich die Gemeinde außerhalb der kommunalen Daseinsvorsorge) nirgends wirtschaftlich betätigen darf, wo das Privatleute bzw. -firmen genauso könnten (Grundsatz: Die Gemeinde darf nicht in Konkurrenz zur Privatwirtschaft treten.)


    Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass die Landeshauptstand München das über irgendwelche juristischen Schikanen schon so gestaltet hat, dass das hält. Es wäre nur interessant zu erfahren, welche Schikanen das genau sind.


    --
    Jeremy

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Zitat von "Jeremy"


    Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass die Landeshauptstand München das über irgendwelche juristischen Schikanen schon so gestaltet hat, dass das hält. Es wäre nur interessant zu erfahren, welche Schikanen das genau sind.


    ...da bin ich mir auch sicher :)
    Aus dem Text der Website heraus kann man das schon etwas herauslesen, allerdings finde ich dort keine klare Richtlinien, wer genau dort leihen darf und wer nicht.


    Ich denke auch, daß man sich in den Behörden diese Gedanken auch gemacht werden und man dort versucht, durch bestimmte Definitionen sicherzustellen, daß eben nur bestimmte Veranstaltungen gefördert werden. Aber unter dem Strich ist das eben eine Gratwanderung. Ein großer Teil der Veranstaltungen würden ganz sicher auch ohne kommunaler Technikhilfe stattfinden. Die Veranstalter würden dann auf VT-Technikfirmen zugehen und Angebote einholen. Der einzige Unterschied hier: der Veranstalter hat weniger Gewinn oder die Gäste einen höheren Eintrittspreis.


    Man lässt sich halt blenden davon, wenn der Veranstalter nicht ein Geschäftsmann oder Agentur ist, sondern ein Verein oder eine Kulturinitiative. Natürlich haben die etwas weniger Geld zur Verfügung, aber alle müssen wirtschaftlich handeln.


    Es ist ja auch schon ein paar mal vorgekommen, daß uns potentielle Kunden wieder abgesprungen sind, weil ihre Dichterlesung, Theateraufführung etc. von der Stadt ausgerüstet wurde.... Es sind allerdings nur Einzelfälle, aber das liegt vermutlich eher daran, daß viele diesen kommunalen "Service" nicht kennen.
    Andererseits sind es jetzt auch nicht wirklich die Kunden, die einem weh tun, wenn sie uns nicht buchen, aber erstens macht das berühmte Kleinvieh auch Mist und zweitens weiß man nie, welche Events der Veranstalter/Künstler in Zukunft noch machen wird, ein mancher lukrativer Kunde entwickelt sich eben auch mal von ganz unten heraus....