"voice coil forensik" :-)

  • Morgen,


    Wir hatten doch mal vor Jahren jemanden hier, der anhand der "Brandspuren" an verkokelten VC's sagen konnte, was die Ursache dafuer war?
    Finde den Thread nimmer (kein Wunder, muss etwa 7 Jahre her sein).


    Hab mal 2 Bilder angefuegt und vielleicht findet sich der Forensiker ja wieder...
    Wuerd mich naemlich schon interessieren, damit das Ersatzchassis nicht auch gleich uebern Jordan geht.
    Ich hatte die Boxen 4 Jahre stressfrei als Monitore im Einsatz, 2 Wochen unbeaufsichtigt mit 2. Band im Raum - siehe Fotos :D
    Leistung vom Amp sehr konservativ. Grad mal 240W fuer ein 200W RMS Chassis. Ist ein 10HPL64 von B&C.
    Und weil ich weiss, das das kommen wird - "Loch zu" ist hier keine Option 8)


    danke
    martin



  • Die Ursache ist einfach zu ermitteln:
    Dem ist offenbar zu heiss geworden. :D
    Das untere Ende der Schwingspule wird am schlechtesten gekühlt.


    Über das "warum" lässt sich häufig nur spekulieren, weil sich die Ursache als Summenfehler darstellt.
    Amp im Clipping?
    Zu wenig Hub bei zu viel Leistung? >> schlechter Luftaustausch
    Betrieb unter fres?


    Konservativ gewichtet lässt sich so ein Chassis mit etwa 50W auf Dauer sicher betreiben... :wink:

  • Hm...
    Hab vergessen zu erwaehnen, dass das Chassis keine Polkernbohrung hat. Von daher ging ich davon aus, dass die VC Temperatur relativ gleichmaessig sein sollte?
    Wenn ich derart aufgebaute Gitarrenchassis kille, wird die VC auch immer komplett dunkel.


    An 240W Rechteck glaub ich bei der Akustikband eher weniger. Elend lange Feedbacks, bis mal einer zum Pult greift - ja. Aber da haett ich halt bei dem Chassis eine durchgehend schwarze VC erwartet.
    Also zu heiss is schon klar. Aber warum so ungleichmaessig?


    cu
    martin

  • Zitat von "martin"


    Aber warum so ungleichmaessig?


    Wärmestau.


    Ein Stück Draht, abgewickelt als Widerstand, wird in der Mitte heisser als an den Enden.
    Und bei der Spule ist die Mitte vom Draht, na, wo? :D
    Auch das Material das Spulenträgers kann weiter "oben" die Wärme in zwei Richtungen ableiten, anstatt nur in einer wie am Ende.


    Der Luftaustausch ist auch mit Polkernbohrung absolut grottig, weil irgendwann nur noch die heisse Luft hin- und her gepumpt wird.


    Guitarrenchassis sind kein guter Vergleich, weil die Schwingspulen wesentlich kürzer und damit das Temperaturgefälle über die Wicklungslänge ein ganz anderes ist.


    Von JBL gab's mal Chassis, da war der Schwingspulenträger und die Kalotte einteilig aus Alu tiefgezogen. In der Kalotte mittig ein kleines Loch für den Luftaustausch, mit so Gaze verklebt.
    Das war in Sachen Wärmeableitung deutlich schlüssiger.

  • Zitat von "Mechwerkandi"

    Von JBL gab's mal Chassis, da war der Schwingspulenträger und die Kalotte einteilig aus Alu tiefgezogen. In der Kalotte mittig ein kleines Loch für den Luftaustausch, mit so Gaze verklebt.
    Das war in Sachen Wärmeableitung deutlich schlüssiger.


    Klingt in der Tat spannend, hast du da ein Bild o.ä. dazu?
    (Wenn es nur um eine 3"-Spule ginge, könnte man leere Coladosen dafür recyceln, der Dosenboden gäbe eine schöne Inverskalotte :D )


    Gruß FF

  • Hallo,


    Ja, das liest sich so nachvollziehbar...


    In Bezug auf die Polkernbohrung meinte ich allerdings, dass er keine hat und hab das als Vorteil gesehen in Bezug auf die Temperaturverteilung entlang der VC.
    Hab allerdings grad festgestellt, dass das ganze doch hinterlueftet ist. Nur ohne klassische Bohrung direkt nach aussen. Hab ich uebersehen.
    Genauen Verlauf kann ich aber nicht sagen, weil ich den Magneten nicht rauskriege.


    Gut, dann versuch ich jetzt ein annaehernd idiotensicheres Controlersetup zu erstellen. Das Ersatzchassis kam ja gerade an :)


    danke
    martin

  • Kann aber auch sein; das er vorher aus verschiedensten Gründen "fest" gegangen ist und Spul' dadurch verbrannt.
    Die hier sieht mir nämlich eher nach "schnell & schmerzlos" aus.


    Wenn du's genau wissen willst; Teppichmesser frei und Referenzobjekt zu Tage gefördert. :D:D

    Never stop a running System

  • Zitat von "FF"


    Klingt in der Tat spannend, hast du da ein Bild o.ä. dazu?


    Leider nicht, das ist auch ewig her.
    Metallkalotten im Tieftonbereich sind wohl auch nicht mehr so wirklich gefragt... :wink:


    Auf Bildern vom 2135 kann man sich vorstellen, wie das mal funktioniert hat.
    Die tech. Daten sind auch interessant zu lesen: 4" VC und 100 W cont. :D

  • Moin,


    Zitat von "martin"

    Aber warum so ungleichmaessig?


    Die Schwingspule wird dort am besten gekühlt, wo die Luftströmung schnell und turbulent ist. Völlig unabhängig von der Luftführung im Antrieb ist das - wenn überhaupt - nur im Luftspalt der Fall. Über Schwingspulenteile die dauerhaft oder auch nur zeitweise außerhalb des Spaltes weilen streicht nur ein vergleichsweise laues Lüftchen. Deswegen kokeln immer die Enden, "die", Mehrzahl, zwei - eigentlich. Da sämtliche, die Spule kühlende Luft durch den Spalt muß, ist das laue Lüftchen an beiden Enden der Spule gleich lau.


    Nun bringt es aber kein Hersteller fertig, daß beide Schwingspulenenden dauerhaft über Jahre gleich weit aus dem Spalt schauen. Selbst bei optimal zusammengebauten Neuchassis macht DC-Displacement den optimalen Schwingungsmittelpunkt dynamisch zunichte. So kommt es, daß immer eines der Schwingspulenenden heißer wird, als das Andere.


    Optimal wäre es, wenn bei zu hoher Leistung beide Enden zumindest näherungsweise gleich stark verkokelt wären, doch das ist wegen unvermeidlichem DC-Displacement nie der Fall. Weder beim Neuchassis, noch beim Chassis mit Betriebsstunden. Über die Betriebszeit prägt sich "nur" zusätzlich das DC-Displacement in die Einspannungsfeder ein, mit der Folge, daß ein fürs Neuchassis perfektes Controllersetting mit der Zeit falsch wird.
    ...und jedes gealterte Chassis extrem klirrt - aber das interessiert die Leut hier noch weniger als Chassisausfall durch DC-Displacement...


    Der Endpunkt eines Chassisantriebes ist also immer ein verkokeltes Spulenende, entweder das Äußere, oder das Innere, niemals Beide.


    Mit der Akustikband hattest Du möglicherweise einfach nur das Pech, daß sie das Chassis am Ende seiner Lebensdauer benutzt haben.


    Tipp habe ich nur Einen:
    Sollte der Controller einen Feedbackscanner haben, dann schalte diesen ein. Bei meinem Controller habe ich den Auto-Reset auf 5 Sekunden gesetzt. Kommt nun ein Feedback, oder ein anderer (jaha, Feedbackscanner taugen absolut nichts gegen "Laien-"Feedback ;) ) hinreichend langer Ton, so entlastet das gesetzte Filter die Schwingspule vom crestfreien Dauerton. Bei mir kommt nach 5 Sekunden eine kurze Erinnerung, für Idioten, 0,5 Sekunden an, 5 Sekunden aus, der erzwungene Crestfaktor, klappt stundenlang. Tut nur etwas weh, daß die Membrane dabei ständig nach außen oder innen hopst... DC... ...aber immer noch besser als ein abgekokeltes inneres oder äußeres Spulenende ...oder übermäßiger DC-Verschleiß.
    Setzt der Controller versehentlich einen Filter "stört" der nur 5 Sekunden, danach ist der Filter wieder frei für den nächsten thermisch und DC-mäßig gefährlichen Ton.


    Grüße,


    Bernd

    ----------------------------[---[--[-[IIIIIII]---------


    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • Zitat von "bernd häusler"


    Die Schwingspule wird dort am besten gekühlt, wo die Luftströmung schnell und turbulent ist.


    Nö. :D
    Die Schwingspule wird da am besten gekühlt, wo der Luftaustausch (im Sinne von Volumenstrom...) am besten funktioniert.
    Eine hohe Strömungsgeschwindigkeit sagt nichts über Wirkungsgrad aus, wenn letztlich nur das immer gleiche Volumen hin- und herbewegt wird.
    Und eine turbulente Strömung erzeugt zunächst mal zusätzlichen Widerstand, und das ist dem Luftaustausch eher abträglich, wie sich auch ein Laie vorstellen kann.


    ... aber vielleicht liefert jemand noch den Beweis, das die Nicht-Fertigstellung des Flughafens BER mit dem DC Displacement der Entrauchungsanlage zusammenhängt.
    Ich könnte mir denken, so jemanden gibt es.

  • Zitat

    ... aber vielleicht liefert jemand noch den Beweis, das die Nicht-Fertigstellung des Flughafens BER mit dem DC Displacement der Entrauchungsanlage zusammenhängt.
    Ich könnte mir denken, so jemanden gibt es.


    der ist echt gut! :D


    MfG
    Peter

  • Im Luftspalt ist die Kühlung u.A. auch deswegen besser, weil recht viel gut hitzeleitendes Material sehr dicht an der Schwingspule sitzt. Vor und hinter dem Luftspalt ist da einiges an Luft dazwischen.


    Ich hab genug defekte Chassis gesehen, wo die Enden der Spule schön dunkel waren, aber der Mittelteil noch wie frisch aus der Fabrik...

  • Luft ist generell ein schlechter Wärmeleiter.
    Alu als Schwingspulenträger ist zumindest die bessere Lösung als ein Geweberohr.
    Letztundendlich muss aber auch da ja die Wärme mal irgendwo hin, und wenn nur 1 kcal mehr zugeführt als abgeleitet wird, ist zeitnah Ende.


    Ich könnte mir vorstellen, über eine Zwangskühlung (Lüfter auf Polkernbohrung) in der Ecke etwas zu gewinnen, aber wer will das?
    Der Hersteller sicher nicht...

  • Ich frage mich nur immer, ob man seine Kisten wirklich immer am Limit prügeln muss.
    Wenn die Kiste effektiv 300W rms mit Dauerbetrieb mitmacht, setzt man den Limiter auf 200-250W rms,
    die Kisten laufen somit recht sicher und sind netmal 1dB leiser.


    Ich überlege mir bei künftigen Fertigkisten, ob ich da jeweils einfach die Angaben verringere um 10-15% ;)

  • Zitat von "jobsti84"


    Ich frage mich nur immer, ob man seine Kisten wirklich immer am Limit prügeln muss.


    Das setzt voraus, das man sicher weiss, wo das Limit liegt.
    Leider ist das keine strikt beschriebene Grenze, sondern je nach Einbausituation und Signalform eine mehr oder weniger breite Grauzone.
    Unterhalb davon ist jedes Chassis in jedem Umfeld dauerhaft betriebssicher.


    Beispielhaft sind die Leistungsangaben im Monacor-Katalog recht konservativ, vorsichtig formuliert.