Bedienkonzepte Lichtpulte

  • Hallo zusammen



    Bei den "grossen" Lichtsteuerungen habe ich gar keinen Überblick und frage mich, ob man diese in Gruppen fassen kann, was das Bedienkonzept betrifft. Ich schätze allerdings, dass Innerhalb einer Marke die gleiche Logik zum Zug kommt.


    Ich liste mal auf, was mir so durch den Kopf geht:


    > MA Lighting
    > Avolites
    > Licon
    > JB Lighting
    > Zero88
    > High End Systems
    > Martin
    > Jands
    > ...


    Besten Dank!

    Der Ton macht die Musik.

  • Schau dir einfach mal die Oma 2 im Vergleich zur DOT2 an. Die Bedienung beider Pulte unterscheidet sich schon erheblich finde ich.


    Jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen und auch innerhalb der Marken gibt es (siehe MA) Unterschiede im Bedienkonzept.


    Fragen wir doch mal anders: Wie sollte ein logisch, durchdachtes und praxisgerechtes Bedienkonzept denn aussehen?
    Bei den Tonpulten gibt es ja so langsam etwas wie einen Konsens in der Bedienphilosophie. Zu Analogzeiten (beim Ton) war es ja fast einheitlich, was man bei den Lichtpulten nicht sagen kann. Ein LC II im Vergleich zu einem SGM Pult oder einem Strand war in der Bedienung schon sehr unterschiedlich. Bei den heutigen Hybridpulten ist das noch ausgeprägter. Ich würde mich z.B. nie auf einer HOG zurecht finden obwohl die doch recht logisch und praxisnah gestrickt sein soll.


    Also wie soll es denn sein?
    Für mich als Nutzer sollte es klar gegliederte Abteilungen geben und letztendlich ist es doch immer wieder dasselbe was man an so einem Pult macht und darauf könnten sich die Hersteller auch einschiessen. Alles drum herum sind dann Beigaben.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Hallo,


    das ist ehrlich gar nicht so einfach. Es gibt tatsächlich sehr viele Philosophien. Aber ich wage mal den Versuch - jedoch wird jeder andere Lichtler eine andere Meinung dazu haben.


    Erstmal schlage ich vor, JB Lighting/Licon aus der Liste zu streichen. Das ist keine "grosse" Lichtsteuerung mehr. Ob, wann, wie die Licon 2 kommt, weiss niemand und zu deren Bedienphilosophie kann noch niemand was sagen.


    Dafür würde ich die Liste um ETC ergänzen - aber auch hier, wie bei MA, verschiedene Serien mit verschiedenen Philosophien: Eos Family, die neue Cobalt, die einfachen Smart, die älteren Congos...
    Eos & Co. sind klassische Theaterkonsolen, die neue Cobalt hat eine etwas andere flexiblere Syntax und soll damit auch mehr für Rock'n'Roll taugen (habe ich noch nicht ausprobiert). Die Smarts sind ganz einfache Hybridpulte wie z.B. auch die Zero88 Jester ML etc. Zähle ich auch nicht zu den "grossen" Lichtsteuerungen.


    MA hat mit ihrer GrandMA natürlich ein sehr mächtiges Werkzeug mit vermutlich den besten Netzwerkfunktionen und -optionen. Es gibt wohl fast nichts, was man nicht damit machen kann. Aber die Mächtigkeit bedeutet auch, dass man das Pult zunächst sehr ausführlich lernen muss. Das Ding will konfiguriert werden, bevor es was ausgibt - aber dafür kann man es in alle Richtungen konfigurieren, die man beliebt. Jeder kann in gewisser Weise seine eigene Philosophie auf dem Pult verarbeiten. Jeder Operator arbeitet anders, hat sich eine andere Oberfläche zusammengebaut, etc. Alles ist möglich, wenn man es denn kann.


    Die dot2 hingegen ist sehr vereinfacht und gibt feste Wege vor. Damit ist natürlich nicht mehr alles möglich, aber der Einstieg ist wesentlich einfacher und schneller. Das ist also der Nachfolger von der klassischen Kombination ScanCo/LiCo und schiesst eher in die Liga der kleineren Konsolen von Avo, Chamsys, Martin.


    Die neuen Avos (Titan OS) sind super Pulte für Rock'n'Roll, Festival, Disco etc. Die Software ist hübsch und übersichtlich. Fixtures anlegen, Gruppen bilden, Presets bauen, Effekte drauf, abspeichern, fertig. Man hat einfach ziemlich schnell eine Show gebastelt. Umfangreiche vorprogrammierte Shows sind natürlich auch möglich, aber ich sehe Avo eher als perfekter Begleiter für "Busking".
    Martin geht von der Einfachheit und Schnelligkeit in eine ähnliche Richtung, aber da hatte ich noch nicht so die Berührung damit.
    Chamsys würde ich ebenso mit in diese Gruppe werfen, wenn es auch nicht so hübsch, dafür mehr "nerdy" ist.
    Auch wenn diese Pulte zunächst "einfacher" erscheinen, Funktionen haben sie ausreichend und ähnlich wie MA&Co. Und wenn man spezielle Dinge benötigt, muss man sich auch hier intensiv mit dem Pult beschäftigen, klar.


    Jands hingegen ist ganz was anderes, da baut man sich seine Show anhand einer Timeline, ähnlich wie man es vom Videoschnitt kennt. Und man "zeichnet" seine Show, deswegen gibt es auch ein eingebautes Wacom-Tablet. Das Pult ist echt super für kreative Leute, die wenig mit Technik zu tun haben wollen, sondern einfach ihre Ideen intuitiv auf die Bühne/ins Rendering bringen wollen.


    Zu Hog kann ich leider nichts sagen, hatte noch keine Berührung damit.



    Meine Gruppierung also:
    - GrandMA
    - ETC Eos, Cobalt; für kleine Theater auch Zero88 ORB XF
    - Avo, Martin, Chamsys (Hog?)
    - Jands Vista
    (- Zero88 Jester, ETC Smart, JB Licon,...)



    Worauf willst du denn mit dieser Gruppierung hinaus? Im Endeffekt ist das Wichtigste, das du fähige Operateusen hast, die mit ihrem Pult perfekt umgehen können. Welche Philosophie dann dahinter steckt, ist ja erstmal zweitrangig. Ich wage mal zu behaupten, dass die Abhängigkeit Operator <-> Pult grösser ist, als bei den Ton-Kollegen.
    Ich arbeite zur Zeit zum Beispiel mit einer ETC Ion. Wenn du mir jedoch eine GrandMA oder Chamsys hinstellst, wird es vermutlich keine Show geben - egal ob die mehr Funktionen, Universen und Motorfader hat.

    Viele Grüsse,
    Mario Henkel

  • Danke für die differenzierte Einschätzung. Es geht mir primär darum, einen Überblick zu bekommen. Wie schon erwähnt wurde, gibt es bei Audiopulten ja schon Pulte, die sich mehr oder weniger in der Bedienung ähnlich sind.


    Ich habe lange nach einem Pult für meine Zwecke gesucht. Dabei hatte ich sehr viele Manuals auf dem Bildschirm und es schien mir eben so, dass man sich dabei in jede Philosophie von Grund auf neu einarbeiten müsste. Es war mir ab der Flut der Infos nicht möglich, mich in jedes Potentielle Pult hineinzudenken. Also ging ich es dann eher aufgrund der Features an und liess mich erst auf die Bedienung ein, als ich einen konkreten Favoriten hatten.


    Jetzt hätte es mich interessiert, ob ich das Wissen, das ich mir jetzt aneigne (Zero88 Jester ML24) auch auf andere Konsolen übertragen könnte, oder ob das Wunschdenken ist. Ich hätte mir vorstellen können, dass es bei den Lichtsteuerungen auch so 2-3 Grundphilosophien gegeben hätte die man mehr oder weniger hätte von einer Konsole auf die nächste übertragen können.

    Der Ton macht die Musik.

  • Naja, allen ist gleich, dass man erstmal seine Fixtures anlegt und denen Nummern gibt. Je nach Grösse/Aufbau gruppiert man diese anschliessend sinnvoll.
    Ausgehend von der Situation Bühne mit konventionellem Licht und Moving Lights, und darauf spielt eine Band, aber es gibt keine komplett durchprogrammierte Show, läuft es eigentlich meist so ab:
    man baut sich Presets der einzelnen Funktionen (Farben, Positionen, Gobos, ...) und hat somit erstmal eine "Bibliothek". Daraus kann man sich dann Chaser, Cues und Sequenzen bauen, ggf. unter Zuhilfenahme eines Effektgenerators. Diese legt man dann auf Playback-Buttons oder -Fader und ruft sie dann abwechselnd kombiniert ab, je nachdem was da gerade für Musik läuft. Häufig gibt es dann auch noch Speedmaster für alle/einzelne Funktionen, um z.B. die Movements an die Musikgeschwindigkeit anzupassen.


    Die Bezeichnungen (Presets, Chaser, etc.) sind zwar hier und da unterschiedlich, aber im Endeffekt haben das alle Pulte. Hier ist also schon eine Grundphilosophie vorhanden.



    Was machst du denn hauptsächlich für Shows?

    Viele Grüsse,
    Mario Henkel

  • Als vorwiegend Tonmensch sehe ich das mal analog (sehr schönes Wortspiel).


    Auf einem Tonpult habe ich einen Kanalzug, der sich zigfach Wiederholt. Pro Kanalzug gibt es die Eingangssektion mit Gain, den KanalEQ, die Ausspielwege, das Routing und den Kanalfader. Global habe ich bei den Digitalpulten noch das Kanalrouting, die Dynamik- sowie die Effektsektion und noch andere Spielerein, welche aber nur zweitrangig sind. Fertig.


    Beim Licht sieht es doch ähnlich aus.
    Es gibt Lampen die ich steuern möchte. Nun unterscheide ich noch in konventionelles Licht (pro Lampe ein Kanal) und intelligentes Licht (pro Lampe mehrere Kanäle). Dazu gibt es eine Bühne oder Spielfläche.


    Als Bedienkonzept würde mir als Nutzer zugute kommen, wenn es (in ähnlicher Weise)
    * eine Sektion gibt, in welcher ich die Lampen konfiguriere und dem Pult mitteile um welche Lampe mit welchen Funktionen es sich handelt. Fixture heißt das, wenn ich mich nicht irre. :)
    * eine Sektion zur Zuweisung der Kanäle auf die vorhandenen Bedienteile (Fader, Knöpfe). Patching nennt sich das, oder?


    Damit sollte sich dann schon mal (manuell) was bewegen und leuchten.


    Nun sollte es noch Speicherbänke für statische Szenen (ganz klassisch wie bei den alten Pulten) und dynamische Szenen (Kopffahrten, Farbwechsel, etc.) geben. Die Software selbst sollte dann dafür sorgen, dass das alles auch mischbar ist.


    Als zweites Standbein sollte die Konsole auch von ausserhalb per Editor zu füttern sein, so dass ich Szenen oder gar die komplette Show dort designen kann und mich auf der Baustelle um nichts mehr zu kümmern brauche.


    Ein manueller Eingriff sollte auch jederzeit möglich sein. Sozusagen eine bestimmte Auswahl an Lampen dann aus der Szene/Cue/Show herausnehmen, um sie manuell zu steuern oder eben nur bestimmte Teile, z.B. die Farbe abändern.


    Hier hat Jands wohl die Nase weit vorne, meiner Meinung nach.


    Zitat von &quot;zegi&quot;

    Jetzt hätte es mich interessiert, ob ich das Wissen, das ich mir jetzt aneigne (Zero88 Jester ML24) auch auf andere Konsolen übertragen könnte


    Ich würde mal sagen Jein. Es wird wohl ein paar wenige Übereinstimmungen geben, jedoch in Summe wird dir das nicht viel helfen. Da ich nur MA, SGM und Strand kenne und da auch nur die alten Kisten, habe ich mich auf allen drei Pultherstellern fast von Null neu einarbeiten müssen. Man sollte nun zur Auffassung gelangen, dass dies heute durch die Vielfältigkeit und quasi Intelligenz der implementierten Software, welche dem Nutzer das Leben ja einfacher machen soll (Stichwort intuitive Bedienkonzepte), zu quasi ähnlichen Bedienphilosophien kommen könnte, leider weit gefehlt. Eben und wohl aufgrund der Software gibt es auch ebenso viele unterschiedliche wie manchmal auch wirre und suboptimale Bedienphilosophien.


    Mir hilft es nicht, wenn ich keinen schnellen und vor allem direkten Zugriff auf wichtige Dinge wie Farbe, Gobo, Geschwindigkeit und Bewegung habe, wenn es darum geht schnell mal etwas nachzukorrigieren.


    Sehr gut fände ich auch ein Theatermodus und ein Live/Rock'n'Roll Modus.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Hallo,


    Also das Bedienkonzept des Jester kannst du nicht mit dem Bedienkonzept der "Großen" Konsolen von Chamsys, Avo, Ma, Hog, Jands, ETC vergleichen denn:


    Die Jester hat nur eine einzige Möglichkeit eine Cueliste per GO abzufeuern, alle anderen Submaster dienen lediglich dazu einzelne Szenen, bzw. automatisch fortlaufende Sequenzen (Chases) abzurufen.
    Bei den "Großen" Konsolen hast du da zugriff auf duzende auch gleichzeitig laufende Cuelisten und Chaser und Presets und Szenen......


    Das ist schonmal der Hauptunterschied.


    Was mir bei der Jester überhaupt nicht gefällt ist der "Mode" Schalter. Noch ein Relikt aus uralten Lichtpulttagen. Du kannst zwischen den einzelnen Moden nur Umschalten, also entweder nur Programmier Modus oder nur Run Modus oder nur Setup Modus usw. Bei den Profipulten gibts das nicht, da stehen dir alle Funktionen IMMER zur Verfügung.


    Ansonsten würde ich sagen haben alle diese "Großen" Pulte die Bedienphilosophie der "Cuelist per GO", aber jede Konsole hat so ihre eigenen Bedienmöglichkeiten.