Zukunftsvisionen?

  • Wir wissen, was wir gestern hatten, und was wir heute benutzen.
    Aber was wird morgen?


    Nach Aussage der Behörden und Buschtrommel-Infos gibt es innert der nächsten paar Jahre definitiv eine "amtliche" Lärmpegel-Begrenzung für VA's.
    Um einfach mal eine Grössenordnung in den Raum zu werfen, etwa 100 dB/A leq.


    Die letzten 50 Jahre ging die Entwicklung der Systeme in erster Linie Richtung "Pegel".
    Mittlerweile geht's also nicht mehr so laut wie ein startender Düsenjäger, es geht einiges lauter. :wink:


    Nu braucht man aber für 100 dB zugegebenermassen keine "grosse" Anlage...


    Was kommt denn nun?


    Irgendwas in Richtung "power-HiFi?"
    Schwerpunkt auf "Wiedergabetreue"?


    Oder was?

  • Der Leq ist ein energieäquivalenter Mittelungspegel, bei Live-Mucke sollte die Anlage schon 30 dB Reserve haben. Und die 99 dB gelten ja nicht 1m vor der Box, sondern vor dem lautesten Hörerplatz. Wenn nun die Anlage geflogen wird...

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Und wenn nicht?
    Was ist mit Konservenmusik (Disco)?
    Und was ist mit Strassenfesten, wo der Lärmpegel noch weiter begrenzt wird?
    Wozu jetzt in leistungsfähige, teure Systeme investieren, wenn es keinen Einsatz mehr dafür gibt?
    Wofür brauch' ich 'ne riesige Kanone, wenn es keinen Krieg gibt?


    Fragen über Fragen... :wink:

  • Was ich mich frage:
    Wie schauts dann eigentlich mit kleineren Clubs aus, sagen wir mal mit
    Säälen, die auf 150 Zuhörer begrenzt sind.
    Ich kenne mich zwar mit der dB/leq - Messung nicht aus, gehe aber davon aus,
    dass Lautstärken von 104-110 dB wohl kaum zulässig sind.
    Da in solchen Läden die Mindestlautstärke meist (zumindest bei mir) von der
    Snaredrum des Heavy-Metall-Drummers vorgegeben wird, wie kann ich da dann
    gesichert auf 99 dB/leq kommen???


    MfG
    Michael

  • Die Snare ist m.E. nicht das Hauptproblem, sondern die Gitarren. Gerade auf kleineren Bühnen steht da ein voll aufgerissener Halfstack, der an den Knien des Gitarristen vorbei geradewegs ins 5m entfernte Publikum bläst. Im Hardcore/Heavybereich ja oft mit ziemlich gleichbleibend hohem Verzerrpegel.
    Ich löse das Mittlerweile so, dass der Amp irgendwo Backstage steht und auch da abgenommen wird. Braucht dann anständiges Monitoring, damit der eh schon fast taube Gitarrist sich wieder hört, aber der Bühnenpegel bzw der Störschall ins Publikum wird wesentlich geringer.
    Hab auch schon als Alibi einen anderen Halfstack hingestellt, Strom dran, Klinke rein. Dann fällts keinem mehr auf und dein Publikum wirds dir danken!

    Gruß,
    Christoph Holdinghausen

  • Zitat von "chris216"

    und die Drummer werden leiser spielen (müssen...).


    Ich spiele selber Schlagzeug, und wenn du mitten im lied spielst kannst du nich irgendwie bedenken"...oh, ich muss leiser spielen"


    Aus meiner Sicht ist das etwas schwer.


    Grüsse


    stephan

    sieg natur.

  • Na ja, und wenn ich mir die Spieltechnik (die man i.d.R. durch eine fundierte
    Ausbildung erhält) meiner "Kunden" :) so ankucke, glaube ich auch kaum, dass sich da in nächster Zeit viel erreichen läßt....


    Bei qualifizierten Musikern mag das gehen, aber wer hat das schon ausschließlich.


    Ich denke eher, dass es darauf hinauslaufen wird, dass viele gerade kleinere
    Clubs keine Konzies mehr machen, und im Bereich unter 400 Zuschauern einfach nicht mehr so viel geht, da die Auflagen schwer zu erfüllen sein dürften.


    MfG
    Michael

  • Zitat von "mlfischer"

    Ich kenne mich zwar mit der dB/leq - Messung nicht aus, gehe aber davon aus, dass Lautstärken von 104-110 dB wohl kaum zulässig sind.


    104-110dB Leq wären schon verdammt laut. Das hälst Du nicht lange aus. Auch die 99dB sind schon sehr laut, wobei ich noch finde das es ein Grenzfall wäre evtl. sollte es eine gewisse Toleranz geben...

  • Interessantes Thema!
    Wenn ich die Entwicklung der letzten 30 Jahre verfolge, so wurden die Systeme immer kleiner und vor allem immer effizienter. Auch in der Klangqualität hat sich durch zahlreiche Detailverbesserungen sehr viel getan.
    Aber das Ergebnis ist, daß VA immer lauter werden. Viel zu laut, für meinen Geschmack.
    Vor Jahrzehnten hat man große Hornsysteme (mit rel. geingem Amping) auf die Bühnen gestapelt, um die Information möglichst weit in den Raum zu tragen. Heute hingegen werden kaum minder große, jedoch hoch effiziente Systeme eingesetzt, um abartige Pegel zu fahren. Wer braucht denn wirklich den Effekt, daß 30 m vor der Bühne die Hosenbeine flattern, und eine Verständiung mit dem Nachbarn nur noch durch extremes Brüllen, wenn überhaupt, möglich ist?
    Unsere Sinnesorgane (Ohren), welche konstruiert wurden, um ein leichtes Säuseln des Windes durch den Blätterwald wahrzunehmen, mit Sicherheit nicht.
    Und niemand würde aus Spaß stundenlang in einen Scheinwerfer schauen, nur weils so schön hell ist. Oder seine Haut stundenlang ohne Schutz der Sommersonne aussetzen, weils so schön heiß ist. Nein, wir werden nicht nur blind, oder ziehen uns schwere Verbrennungen oder gar Hautkrebs zu,
    wir werden auch taub, und dies hat ja wohl nichts mit "Musikgenuss" zu tun.
    Ich halte eine Schallpegelbegrenzung für sinnvoll, und wenn die Entwicklung der Systeme zukünftig weniger in Richtung der max. erzielbaren Schalldrücke denn auf die max. erzielbare Qualität in angenehmen Pegeln wandert, ist dies auch eine Art von Fortschritt.


    Viele Grüße
    Lok1414

  • Obwohl ich wie Rockline-Stefan auch der Meinung bin, daß für ein R´n`R-Live-Erlebnis gewisse Pegel dazugehören und auch eine Kickdrum "fühlbar" sein muß, wird die Lärmdiskussion und -Gesetzgebung gottlob eines mit sich bringen:
    Die Dillettant-Beschaller, die einem mit 08/15-Stacks auf der Bühne die Aufträge wegschnappen, werden wieder verschwinden. Am Markt behaupten werden sich die seriösen Companys mit amtlichem Material und entsprechender Riggingerfahrung....

  • Zitat von "Lok1414"

    Interessantes Thema!


    Ich halte eine Schallpegelbegrenzung für sinnvoll, und wenn die Entwicklung der Systeme zukünftig weniger in Richtung der max. erzielbaren Schalldrücke denn auf die max. erzielbare Qualität in angenehmen Pegeln wandert, ist dies auch eine Art von Fortschritt.


    Viele Grüße
    Lok1414


    Also könnte man zusammenfassen:
    >> Kleinere Systeme, wg. Handling
    >> Höhere Wiedergabetreue, Richtung "HiFi" (mir fällt halt nix besseres ein...)
    >> Weg von kW grossen Verstärkern, wer braucht noch so was?


    Kommt die nächste "amtliche" PA von B&O?

  • Vielleicht als Ergänzungen:


    im nicht-technischen Sinn:


    - konsequentere (und kompetentere?) FOH-Leute, die nicht nur draufhalten, was das Material hergibt... Eine stille Hoffnung keimt in mir, das damit die drittklassigen Garagenverleiher ein wenig gebremst werden.


    im technischen Sinn:


    - besser richtende Systeme/flexiblere Systeme (z.B. KUDO)


    - dezentralere Beschallungskonzepte (überall gleich laut/leise statt 20dB unterschied von der Front bis zum Hallenende)
    --> dafür auch u.U. andere Technologien nötig, z.B. um geringere Hängelasten für die Delays zu erzielen


    - mehr aktives Amping in den Boxen, vermutlich mit komplett integrierten und netzwerkfähigen DSPs, z.B. für Delays, EQing, etc (wiegt ja nix mehr, und kostet nicht mehr die Welt)
    -> weniger LS-Kabel, mehr Vernetzung beim Controlling, vermutlich demnächst auch digitales Tonsignal bis in die Box( LWL/BNC/Cat5 ?)


    - auf Dauer andere Ansätze zur Schallerzeugung und Verteilung,
    z.B. MAD, Sonus Z-Line, JBL Stadionsystem (keine Ahnung wie das hieß, vor 2 oder 3 Jahren auf der PLS) welches über DSPs eine im Raum steuerbare Schallkeule erzeugen kann,
    Schallerzeugung durch Überlagerung hochfrequenter Signale (Sennheiser hatte da glaube ich mal was vorgestellt)
    Damit wird es vielleicht zukünftig möglich sein, tatsächlich nur die mit Personen besetzten Stellen zu beschallen, und damit den Hintergrundpegel durch Reflexionen etc. zu senken


    - mehr und bessere Vorarbeit in der "virtuellen Halle" - Setups werden sicher verstärkt vorher simuliert werden müssen für optimale Ergebnisse


    - Beruhigende Zwänge aus der Globalisierung: Keiner kann es sich mehr leisten, im Pro-Bereich noch echten Bockmist anzubieten. Imageschäden aus den alten Zeiten wie z.B. bei HK oder Dynacord wird sich zukünftig keiner mehr erlauben können.
    - Beunruhigender Zwang aus der Globalisierung: Jeder mit Internetzugang kann sich für gaaaaanz wenig Geld mit Material eindecken, bis die Garage voll ist. Und leider wird der Chinamüll immer besser... Trotzdem glaube ich, daß eine Profi-Company auch eine Profi-Company bleiben wird, und ein Gragenverleiher ein Garagenverleiher

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    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Also ich war letztens bei nem Rockgig mit leq Messung dabei.
    Der Tech hatte dann nachher gut 97 db und ich fand das prima und gut.
    PA war recht hoch geflogen, Bass hat gut geschoben. Gespräche waren paar Meter hinter dem FoH ohne Probleme möglich und man brauchte sicher nix in die Ohren zu stecken.


    Problem: Die Messung erfolgte am FoH gute 20 Meter von der Bühne entfernt......

  • Zitat von "Skyper"


    - auf Dauer andere Ansätze zur Schallerzeugung und Verteilung,


    Das ist der Punkt, auf den ich eingangs eigendlich hinauswollte.


    Wenn ich es schaffe, vor einer Bühne auf einem Strassenfest einen Bereich von etwa 100 m2 vernünftig zu beschallen, ohne den Nachbarn auf den Wecker zu gehen, ist das Match gewonnen.


    Dezentale Beschallung als Interimslösung:
    Das predige ich seit Jahren, kleine Boxen, hochauflösend, und 'ran an das Auditorium!
    Ist natürlich nicht so spektakulär wie ein 30 m2 PA-wing...