"Taschenlampeneffekt" bei Hörnern; Märchen oder Wahrheit ?

  • Guten Abend,


    ich stelle mir die Frage ob sich Schall, sofern er die Öffnung des Hormundes verlassen hat, anders verhält als Schall der von einem Direktstrahler abgegeben wird.


    Lässt sich das Horn ( immer vorausgesetzt es funktioniert als solches für entsprechende Freq.`s. ) ab der Hornmündung als Direktstrahler betrachten ?
    Das würde bedeuten das z.b. bei einem Sub-Horn ab der Hornmündung ein Kugelverhalten auftritt.
    ( Bei einem einzigen Cabinet )


    Ist irgendwie ne krumme Vorstellung, doch las ich hier und da entsprechende Beiträge.


    Was mich mal wieder angeregt hat zu überlegen was so ein Horn eigentlich tut.


    Konkret steht z.B. die Frage im Raum ob sich Hörner ( meinetwegen ein WSX ) für "Soundshaping" via Delay/physische Anordnung eignen.


    Hat mal wer gemessen ob ein WSX vorne wirklich lauter ist als hinten ? Das von meinetwegen 32 - 128 Hz ?
    Als einzelnes Cabinet. Freifeld oder Halbfeld.. Rundherum ne Messung...


    Das wäre die Antwort auf Richtverhalten von Sub-Hörnern.


    Ich denke ab spätestens 300-400 Hz gibt es über das Richtverhalten von Hörnern keine Diskussion mehr...


    Wer einfach mal vor nem Stereo-Setup mit Horntops hergelaufen ist hört doch meißt wo es laut und leise ist....Richtstrahlverhalten ?


    Evtl. resultieren diese Cold- and Hot-Spot`s aber auch komplett aus der Aufstellung der Cabinet`s ?
    Doch kein Richtstrahlverhalten ?


    Ich hab das mal hier im Selbstbau gepostet, da es doch ziemlich theoretisch ist....


    Gruß,


    Kurt

  • Auch wenn es sehr theoretisch bleibt, ich vergleiche es auch gerne mit dem Wasserschlauch, wenn du es normal laufen läßt kommt eben normal viel raus und du kommst eben nicht so weit mit dem Strahl. Nun hältst du den Finger vor die Öffnung, dadurch wird die Austrittsöffnung kleiner, das Wasser wird nun gezwungen schneller durch diese kleinere Öffnung zu ströhmen, du hast nun zwar am Anfang einen dünneren Strahl der aber weit mehr Energie aufgrund der höheren Ströhmung aufweist aber zum Ende hin trifft er doch ebenso die gleiche Menge auf die gleiche Fläche wie der normal fließende Strahl nur eben überbrückst du damit eine größere Entfernung und wer nun sagt er wird wenige Zentimeter vor der Öffnung nicht nass ist selbst schuld. Das dieses nicht 1:1 übertragbar ist weil Luft im Gegensatz zu Wasser ja komprimiert werden kann ist klar aber allein um der Vorstellung auf die Sprünge zu helfen finde ich es immer einen schönen Vergleich.
    Da aber wie schon von Skyworker angedeutet die Wellenform dadurch nicht verändert wird haben wir trotzdem einen Kugelwellenstrahler weil Schall in diesen teifen Frequenzen enorme Wellenlängen hat und werden diese nicht begrenzt neigt der Schall hier sofort zum beugen, soll heißten da die meißten Basshörner der Beschallungstechnik eh zu kurz für das bündeln der Wellenlängen sind haben wir eben nur den Effekt das wir einen höheren Energieanteil haben aber verhalten tut sich das ganze nach dem Hornmund ebenso wie ein normaler Direktstrahler weil es ab dort den gleichen physikalischen Grundlagen unterliegt.
    Der Taschenlampeneffekt, wenn man ihn dann als Effekt bezeichnen mag ist ja nur das übertragen der Richtcharakteristik eines Lautsprechers, und wir reden hier eigentlich nur von Topteilen, in eine bildlich vorstellbare Größe um eben eine Vorstellung über die Positionierung im Raum zu haben, dieses gilt aber ebenso für Direktstrahler und ist nicht nur Hörnern vergönnt.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Die Schallausbreitung ist in Luft wie erwähnt immer gleich. Die akustische ankopplung ist aber anders wie bei Direktstrahlern.


    Bei Hörnern hat man (sofern es kein LA Waveguide ist) einen - mehr oder weniger - Taschenlampeneffekt. Ein Horn bündelt die vorhandene Schallenergie und gibt sie konzentriert nach vorne aus (siehe Krackys Wasserbeispiel). Daraus ergeben sich engere Abstrahlwinkel, was ein sinnvolles Clustern ermöglicht. Somit kann man anhand der Elementanzahlen Horizontal und Vertikal den Abstrahlwinkel bestimmen, was beim Linearray im Grunde nicht möglich ist (hier nur Vertikal).


    Erfahrungsgemäß bilden von selbst in einer gewissen Anzahl ein Soundshaping, dies lässt sich durch Anordnung oder Delay/Phase weiter verstärken. Nimmt man einen 6er haufen WSX her (weil du das als Beispiel genannt hast) (2 Mirror, 3 Hoch) ists dahinter recht leise, gerade nach vorne geht ziemlich die Post ab. Bei einem ist das weniger der Fall - alles ohne Phase oder sonnstwas.


    Wir verwenden laufend Konstrukte ähnlich einem WSX oder MADBASS, da kommt das immerwieder zum vorschein. Gemessen hab ichs noch nie richtig, kann man aber gerne bei Gelegenheit mal nachholen.


    Zu deiner Frage: Basshörner haben im Stack definitiv eine Richtwirkung, ähnlich wie heute ein Cardioid (CD18 von Nexo haben im vergleich hinten nicht mehr ruhe, das hab ich schon verglichen)


    Zitat

    Wer einfach mal vor nem Stereo-Setup mit Horntops hergelaufen ist hört doch meißt wo es laut und leise ist....Richtstrahlverhalten ?


    Das ist der immer vorhandene Kammfiltereffekt. Dieser lässt sich nicht ausschließen und auch durch die Aufstellung nur auf der Fläche verschieben.

  • Hallo Mike - streng genommen gelten deine ausführungen genau bis zum Ende des Horns - sobald die Wellenfront den Trichter verlässt, verhält sie sich wie jede andere Welle auch. Schmeiß einen Stein ins Wasser und du verstehst, was ich meine. Bei Basslautsprechern hat das Horn selbst praktisch nur sehr wenig Einfluss auf ein Bündelungsmaß, es sei denn, es handelt sich um ein sehr großes Horn. Dann haben wir aber die Ebene des sinnvollen Mobilbetriebs schon länger hinter uns gelassen. Die im praktischen Betrieb handlebaren Hörner sorgen tatsächlich ehr für einen geregelte Anpassung an das Schallfeld (Freifeld) und eine Bedämpfung der Membrane.


    Aber - warum nun noch der Bezug auf einen Waveguide?


    Best


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Oje, dann sind wir nich richtig Oldschool ;-). Wir beschallen noch mit mehreren Quadratmeter Hornmundfläche ab rund 1000 PAX.


    Sicher ist die Ausbreitung ab dem Horn die selbe, wurde ja auch schon geschrieben und von mir darauf verwiesen. Ein Waveguide hat einen anderen Abstrahlhintergedanken wie ein normales Kompressionshorn (kohärenz). Sicher, auch hier wieder in der Luft das gleiche, aber ich denke, das gehört doch beim Clusterbetrieb differenziert.


    Vielleicht zum besseren Verständnis: Ich verbinde Waveguide immer mit einer kohärenten Wellenfront.


    Das wegen der Richtwirkung wurde hier eh schon gesagt, dass es ab 300Hz sowieso klappt und darunter von der Mundfläche abhängig ist. Ich bin bei meiner Erklärung davon ausgegangen, dass man die Mundfläche hat, was bei uns normal ist, bei anderen hier anscheinend nicht. Wenn man für die Sache lebt, denkt man da eventuell anders.


    Leider aber werden die Hörner und Horncluster immer mehr in die Vergangenheit gestoßen, obwohl ich finde, dass sie eine sehr gute Beschallungsperformance bieten, vorallem auch mit relativ wenig Controlling, was dem Endpegel (oder auch Headroom) wieder zugute kommt.