Erfahrungsbericht Dynacord Gigant mit Solton AV200

  • Die genannten Gerätschaften fanden gestern Verwendung bei dem Oldtimerfest eines Autohauses.
    Der Dynacord Gigant ist sehr angenehm, weil er als Mischverstärker eine ganze Menge Ein- und Ausgänge bietet und zudem neben einer eigenständigen Formgestaltung (jaja, vor 40 Jahren hatte man sowas noch drauf) über eine Flutlichtbeleuchtung verfügt, die das Anstecken und Einstellen am Abend in einer unbeleuchteten Ecke sehr erleichtert.
    Die Eingänge des Gigant fordern das Mitdenken des Technikers: je nachdem, welche Stifte man belegt, hat man entweder einen hochohmigen, unsymmetrischen Eingang mit ca. 20mV oder einen pseudosymmetrischen Mikrofoneingang mit 0,5mV Eingangsempfindlichkeit. Einen separaten Regler für die Eingangsempfindlichkeit gibt es nicht.
    Die Lautsprecherbuchsen (2x 4 Ohm, 1x 4/8 Ohm, 1x 4/8/16 Ohm, 100V) sollte man sich auch genau ansehen. Es steht zwar an zweien dran „4 Ohm“, das bedeutet jedoch nicht, dass man dort zwei Boxen zu je 4 Ohm anstecken kann. Nein, hier ist der Abgriff des Ausgangstrafos gemeint. Und nein, es ist auch kein Gerät für Leute, die zwölf Subwoofer parallelschalten wollen. Wobei man fairerweise dazusagen muß, dass eine gewisse Fehlanpassung den Gigant eigentlich nicht groß juckt. Aber, lieber trotzdem richtig machen, die Endröhren danken es mit größerer Lebensdauer. Die AV200 mit ihren je 8 Ohm kommen also genau dort ran.
    Eigentlich ist an dem Verstärker alles selbsterklärend. Ja, selbst die Aussteuerungsanzeige.
    Da Lautsprecher und Verstärker ca. 40m weit voneinander entfernt standen, war die Anschlussmöglichkeit eines Kontrollautsprechers sehr willkommen, um eine Mithörmöglichkeit für das laufende Programm zu haben (zudem zeigte sich hier auch der Vorteil von XLR-Lautsprecherleitung, die sich sehr einfach verlängern ließ).


    Flightcasefetischisten werden am Gigant keine rechte Freude haben, weil er erstens kein 19“-sondern DIN-Maß hat. Zweitens ist seine Wärmeentwicklung sowohl im Leerlauf als auch bei laufendem Programm enorm, die Abwärme wird nach oben entlassen.
    Aber aufgrund der oben schon erwähnten gefälligen Gestaltung braucht man sich des Gerätes auch nicht zu schämen, somit gibt es auch keinen Grund, den Gigant einzuhausen.


    Als Zuspieler fand ein alter Philips CD-650 Verwendung. Der kann sich eine ganze Reihe CDs und die jeweils markierten Titel als Favoriten merken. Wenn man dann die entsprechende CD einlegt, werden weniger brauchbare Titel nicht gespielt.


    Ich will mir schwülstige Klangbeschreibungen sparen, weder „drückte es wie Sau“ noch nahmen die Leute reißaus wegen überzogener beißender Höhen.
    Das Grundrauschen des Gigant ist zwar relativ hoch, bei laufendem Programm bzw. im Freien stört das allerdings nicht. Die AV200 sind auch gut und brauchbar, die Klangregelung konnte auf linear verbleiben. Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen.


    Ach ja, falls jemand einen Gigant überholen muß: keine billigen China-EL34 nehmen. RFT, Telefunken oder Mullard-Nachbauten sind angesagt, weil hier bis an die Grenzwerte der Endstufenröhren herangegangen wird.



    MfG
    DirkB

  • Die Wahl der Lautsprecher ergibt sich daraus, daß die o.g. Plasteboxen leicht sind und auch einen Regenguß ausgehalten hätten.
    Für den Anlaß meine MTS-50 rauszukramen hätte den Aufwand überzogen, davon abgesehen sind die mit Stativ runde 3m hoch und auch nicht höhenverstellbar.
    Einen V921 im V920-Gewand hatte ich als Reserve mit.


    Dynacord D310 hätten noch gut gepaßt, aber dafür werden auch schon völlig überrissene Preise gezahlt...


    MfG
    DirkB

  • Hallo Ralle14,


    theoretisch ja, weil ich einige davon habe.
    Praktisch eher wenig, weil ich noch keinerlei Veranlassung hatte, die Dinger zu öffnen.
    Hier ein Bild der MTS-50. Die technischen Daten sind einfach 50W/100V. Manche lassen sich auch auf die Hälfte der Leistung umklemmen. Das Gehäuse ist ein Alurahmen, die Seitenwände Kunststoff. Wie schon gesagt, reingesehen habe ich nicht. Der Lautsprecher wird von vorn geschützt durch hellen Dederonstoff, davor eine Reihe Fiberglasstäbe. Oben drauf ist eine Kranöse.


    Die Größe ohne Stativ ist geschätzt H 750mm x B 600mm x T500mm. Zum Größenvergleich, wenn man sich als erwachsener Mensch von etwa 175cm Größe auf die unteren Ausleger der Füße stellt, kann man ausgestreckt gerade so die oben ersichtlichen Schraubklemmen bedienen.


    Das Stativ besteht aus feuerverzinktem Stahl, das Mittelrohr hat ca. 100mm Dmr. Die Stative sind nicht höhenverstellbar.
    Betriebsfertig mit Stativ wiegt eine MTS-50 vielleicht so 100-130kg. Die stellt man nur zu zweit auf (zu dritt geht es aber schöner).



    MfG
    DirkB


  • Danke, sind die von PGH Funktechnik Meißen?

  • Zitat von "DirkB"

    Ach ja, falls jemand einen Gigant überholen muß: keine billigen China-EL34 nehmen. RFT, Telefunken oder Mullard-Nachbauten sind angesagt, weil hier bis an die Grenzwerte der Endstufenröhren herangegangen wird.


    hi,


    ich würd eher empfehlen, die el34 in der endstufe durch e34l zu ersetzen.
    dann muss zwar der ruhestrom neu, aber der gigant ist mit der anodenspannung am absoluten maximum dessen, was eine el34 mag.
    braucht halt ein bissl zeit und ruhe, da die e34l grad im neuzustand immer gern ein bissl wandern...


    die e34l haben eine etwas andere beschichtung, dadurch vertragen die 850V, da ist dann ein bissl luft...


    falls jemand sowas spielfähig halten muss oder will...


    liebe grüsse, alex

  • Hallo,


    das Problem sind eigentlich weniger Anodenspannung oder Anodenverlustleistung. Kritisch ist vor allem die Schirmgitterverlustleistung, da gab es auch schon vom Hersteller eine Änderungsanweisung.


    Andererseits, eine EL34, die eine solche sein soll, muß auch den Arbeitspunkt als 100W-Leistungsverstärker vertragen.


    MfG
    DirkB

  • Bemerkenswert in dem Zusammenhang "Buchsenbelegung" ist der Umstand, das der rückseitige "line in" vom Gigant als 5-polige DIN Buchse genau spiegelverkehrt zu den üblichen HiFi Anwendungen geschaltet ist.
    Beim Eminent war's genau das Gleiche.

  • Grmpf, das hat mich an dem ach so praktischen DIN-Steckerkram immer genervt: Entweder waren die Pins gebrochen, braunschwarz oxidiert, im Stecker irgendwo nen Kurzschluss weil wenig Platz für die Litzen drin ist...oder die Belegung war gar nicht DIN mäßig und man brauchte für jede Konstellation nen anderen Adapter. Wie einfach waren doch da die Cinch-Stecker *duckundweg*, ode 3-pol. XLR, da weiß man, wo man dran ist (okay, mal war 3 heiß, dann 2...) :?

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!