Marshall Historie

  • Frage an die Suchenden:
    Hat Mr. Jim Marshall mal so was wie "Gesangsanlagen" gebaut?


    Ich habe beim Blättern in einer alten Zeitschrift ein s/w Bild gesehen, ein typisches Bühnenszenario aus den 60ern, im Hintergrund auf Stativ eine Art Tonsäule.
    4x10" oder 12" (geschätzt), und auf dem hellfarbenen Bezugsstoff der Front prangte unübersehbar das Marshall-Logo.


    Ich eier da im Moment so ein bisschen herum, das muss ja eine Zeit zwischen der klassischen Backline und der Entwicklung von PA-Systemen gewesen sein.
    Was ich bislang weis:
    1) Celestion hat seinerzeit Chassis mit Doppelkonus-Membrane gefertigt. Die waren sicher nicht für Gitarrenverstärker.
    2) An vielen alten Instrumentenverstärkern findet man niederohmige Eingänge. Für was sollten die sein, wenn nicht ein Mikrofon?

  • Man hat seit jeher viel mit dem Zeug auch herumgebastelt. Ich erinnere mich an mehrere komische Kisten, die gewiss niemals von Marshall gebaut wurden (4x45 Spax...), und auf denen der Plastikschriftzug wirkungsvoll prangte. Andersherum wurden Marshallkisten auch bis zur Unkenntlichkeit verbastelt, so dass am Ende nur noch der umbaute Raum und das Logo original waren. Es gibt z. B. auch Leerkisten im Format 4x12" in Marshalloptik, mit denen man gestapelt die ganze Szenenfläche vollpflastern kann, damit es nach ganz dicker Rock'n'Roll-Hose aussieht, das machen auch Weltkapellen so. Chassis sind aber nur in eine Dose eingebaut, die anderen sind Show.

  • Zitat von "marce"


    Form, Ausführung und Grösse stimmen, soweit man das abschätzen kann. Super.
    Was ist denn das für Zoix? Tremolo für Keyboards? Oder etwas für Gitarristen mit ausgefallenem Geschmack?
    Der Text, der da zu den Bildern hinterlegt ist, lässt sich auch nicht weiter dazu aus, ausser, das ZZ Top so was man benutzt haben.


    Was natürlich sein kann:
    Ich habe das auf dem alten Bild für eine Gesangsanlage gehalten, wg. Ausführung und Aufstellung der Boxen. Das muss aber nicht zwingend so gewesen sein.

  • Die Tage lief auf Arte die sehr sehenswerte Doku "Hauptsache Laut" über die ersten "Heavy Metal"-Bands, die sich anfangs teilweise noch dagegen sträubten in dieses Genre einsortiert zu werden: Vanilla Fudge, Led Zeppelin, Deep Purple, Jimi Hendrix...


    http://www.arte.tv/guide/de/051575-000/hauptsache-laut


    Da kam auch das Thema Verstärker zur Sprache: Jim Marshall hat für die Jungs damals häufg auch Einzelstücke gebaut, die halt den jeweiligen Anforderungen gerecht werden sollten. Led Zeppelin hat eine Zeit lang ihre Setlist für 'größere' Konzerte auf 20 Minuten beschränken müssen, weil spätestens dann das Publikum so laut am kreischen war, dass die Band sich auf der Bühne nicht mehr gehört hat und abbrechen musste :)
    Also musste Jim Marshall unter Protest eine Box mit 12 12"ern bauen. Er meinte direkt, dass die Roadies den Gitarristen dafür hassen würden und er hatte Recht. Die Box bekam er kurze Zeit später wieder zurück und musste sie in der Mitte durchsägen :) Kann also gut sein, dass man hier und da auch "merkwürdige" Marshall-Produkte antrifft.
    Die Schlagzeuger haben dann mit dicker Doppel-Bassdrum gekontert, die Gitarristen mit ner ganzen Wand aus Amps und irgendwann sind sie dann doch zu der Erkenntnis gekommen, dass eine Beschallungsanlage her muss, weil sich der Lärm auf der Bühne nicht beliebig steigern lässt.



    PS: Einer meiner absoluten Lieblings-Songs: https://www.youtube.com/watch?v=s2z8TpFV748


    PPS: Im Film auch erwähnt: http://www.marshall-forever.de/ Marshall-Museum in Reckershausen bei Göttingen

  • Wunderschöne Zeitdokumente!


    Da kann so manch einer lernen, wie die ausgereift frühen Mikrofonierungs-/Verstärkungs- & Videotechniken doch waren (s. Bluescreen bei Vanilla Fudge).


    Ich verstehe auch nicht, wie ein Altsemester daran zweifeln kann, dass die "Großen" im Business nicht aus schnöden monetäten Gründen oder wegen ihrer Reputation in den 60ern, 70ern oder 80ern anders gearbeitet haben sollten, als in den 90ern oder 2000ern.
    Amptown Washlights/ControLite Dimmer. (DER Verleih!) Vergessen in Hamburg?
    Sennheiser Schallwandler (in beide Richtungen).
    Dave Rat (Soundengineer) und sein Boxenbau.
    Der "Schreibmaschinenproduzent" IBM.
    oder Leo Fender (ein Gitarrenbauer). Gitarren, Amps UND PA.


    Schon IMMER haben unternehmen auch direkt neben ihrem vermeitlichen Fanggrund mehr oder wenig ertragreich gefischt.
    Und soo doll sind die Unterschiede zwischen einer Instrumentenbox und einer Gesangsbox seinerzeit nicht gewesen. Ein paar Anpassungen im Treiber, ein bisschen am Volumen optimiert und zwei, drei andere Widerstandswerte im Preamp.
    Das krieg ich auch mit 5 Bier im Kopp noch hin.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.