Bassreflex Gehäuse Berechnen Software und Start

  • Moin Leute :)


    Habe jetzt meinen 2. Selbatbau hinter mir und möchte mich gerne mal damit beschäftigen ein Bassreflex Gehäuse selbst zu berechnen/simulieren.


    Bin in diesem Bereich noch Anfänger und habe mich gerade mal mit den Basics von Volumen, Port und Tuning Frequenz beschäftigt.

    Meine erste Frage wäre, wie, bzw. mit welcher Software ich denn Gehäuse berechnen kann und wie ihr da so vorgeht?

    Ich habe gehört, dass man WInISD lieber nicht nutzen sollte, da dort nichts vernünftiges herumkommt. Stimmt ihr da zu?


    Mich würde im allgemeinen mal interessieren, wie ihr euch das alles beigebracht habt. Gibt es Bücher, oder Kurse? Oder beruht das ganze Wissen auf eigener recherche? :)


    Mein Ziel ist es um die Weihnachtszeit mal mein erstes selbst simuliertes Gehäuse zu bauen und anschließend auch zu messen :)


    Liebe Grüße und ganz lieben Dank! corn*

  • guma

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Als Software benutze ich VituixCAD für die Berechnungen und REW (od Smaart) als Messsoftware (Impedanz/SPL). REW integriert sich relativ gut mit Vituix um Messergebnisse in die Weichenberechnung mit einfliessen zulassen. Vituix ist gut für die Weichenberechnung, Boxenberechnung (Standardsachen)

  • Damit das Benutzen einer Simulationssoftware überhaupt Sinn macht, sollte man sich zuerst über die theoretischen Grundlagen aneignen. (vgl. Literaturtips oben)

    Denn auch bei einer Simulation sollte man schon wissen was man tut.

    Chassisdaten eingeben, Knopf drücken und die fertige Box kommt raus ist nämlich nicht. ;)


    Ich benutze zur Simulation von Gehäusen z.B. AJ Horn.

    Wenn Du Fragen zur Bassreflexabstimmung oder bei der Suche nach geeigneten Chassis hast, kannst Du gerne fragen.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Das ist echt lieb! Dankeschön :)


    Ich werde mir die Bücher definitiv vorher ansehen.

    Plan ist es dann erstmal einen Prototypen mit einem 12" Chassis (das billige von Thomann) zu entwerfen.

    Somit ist man bei etwa 90€ für den Bau und kann erstmal die Grundlegenden Dinge praktisch erforschen :)


    Fragen habe ich tatsächlich. Woher weiß ich denn, was die optimale Abstimmfrequenz ist?

    Bei den TSPs eines Chassis ist immer Fs angegeben. Das ist meines Wissens nach die Resonanzfrequenz.

    Entspricht die auch der optimalen Abstimmfrequenz?


    Ich hatte vor, dann einfach mal in WinISD mit dem Volumen und der Frequenz herumzuspielen, bis ich auf passende (simulierte) Ergebnisse bezüglich Frequenzgang, Auslenkung (Xmax) und Luftströmungen im Port komme. Dann das ganze Ding mit dem Nettovolumen und den Port maßen bauen und anschließend die Abstimmfrequenz messen und mit der Portlänge experimentieren, sodass ich auf die gewünschte Frequenz komme.


    Ergibt das für euch einigermaßen Sinn, oder denkt ihr euch jetzt "Was redet der denn da?" ;)


    LG

  • Es kommt natürlich wie immer darauf an... ;)

    I.d.R. bevorzuge ich es, das Gehäuse minimal höher als die Resonanzfrequenz des Lautsprecherchassis abzustimmen, aber das kommt immer auch auf das Verhältnis Gehäusevolumen zu VAS an und was ich mit der Abstimmung erreichen will.


    Wichtig ist bei der Verwendung als reinen Basslautsprecher/Subwoofer in einemBassreflexgehäuse vor allem eine große lineare Auslenkung. (Luftverschiebung = Membranfläche x Auslenkung)

    Die Angabe eines Wirkungsgrades in dB bei einem Watt in einem Meter Abstand sagt dagegen bei dem Einsatz des Chassis im Bassbereich wenig aus, da dieser Wert normalerweise in einem höreren Frequenzbereich gemessen wurde, der bei dem Einsatz als reines Bass/Subwoofer-Chassis irrelevant ist.


    Wichtig ist die Simulation nicht nur mit 1W durchzuspielen, sondern auch mit deutlich höheren Leistungen. Dabei wirst Du schnell merken, dass du grob eine Oktave oberhalb deiner Tuningfrequenz des Gehäuses an die maximale Auslenkung des Chassis kommst, obwohl es elektrisch noch mehr Leistung vertragen würde.

    Auf der Tuningfrequenz ist wegen der Bedämpfung der Membranbewegung durch die Bassreflexabstimmung bei der selben hohen Leistung der Membranhub dagegen minimal.


    Jetz heißt es mit Gehäusevolumen und Abstimmfrequenz des Tunnels so zu varieren, dass du auch in dem höheren Frequenzbereich noch eine ordentliche Bedämpfung des Membranhubs hinbekommst.

    (wenn das Chassis einen großen linearen Hub kann, hilft das hier deutlich...)


    Wenn Du grob im Bereich Deiner Tuningfrequenz, bzw. ein Stückchen drüber einen "Buckel" im Frequenzgang hinbekommst, dann ist das Gehäusevolumen für deine Abstimmfrequenz zu groß, bzw. anders herum die Abstimmfrequenz für dein Gehäsevolumen zu hoch. Dies resultiert in einem dröhnenden Bass in diesem Frequenzbereich.


    Je nach Qualität der verwendeten Simulation siehts Du auch, dass mit zunehmender Leistung die Du dem Bass zuführst, der Frequenzgang nach unten hin sich ein wenig mehr so darstellt wie bei einem geschlossenen Gehäuse. Dies resultiert aus den Strömungsverlusten im Bassreflextunnel, wenn da sehr viel Luft sehr schnell durch muß. Durch das vergrößern des Tunnelquerschnitts kannst Du dem zwar entgegenwirken, aber da Du um die selbe Abstimmfrequenz zu erzielen dann auch den Tunnel verlängern mußt, sind der Sache durch die Gehäusetiefe meist praktische Grenzen gesetzt.

    (Da der Tunnel nicht zum Nettovolumen dazu zählt, wird die ganze Kiste dadurch natürlich auch größer)


    Du siehst schon dass es hier gilt zwischen allen Zielen einen möglichst guten Kompromiss zu finden.


    P.S.

    Als Bass für "Beschallungsanwendungen" würde ich Dir zum Experimentieren mit Bass/Subwoofer-Gehäusen eher zu einem 15"er raten, als zu einem 12"er.

    Wenn das Resultat auch später eine praktische Verwendung finden soll und nicht nur zum Ausprobieren gedacht ist, würde ich etwas mehr als die angegebenen 90.- € einplanen.

    Sonst machst Du Dir einen Haufen Arbeit und bist nachher über das Ergebnis eher unglücklich, da das ganz billige Chassis zu kompromissbehaftet ist.

    Viele Grüße,
    Fux

  • Wow, das war sehr informativ!

    Bücher sind übrigens bestellt! :)


    Ich habe mal probiert etwas mit den Werten herumzuspielen und habe zum Testen ein Gehäuse für eben diesen 12" Treiber simuliert.


    Um einen Ausgleich zwischen Membranhub und Frequenzgang zu bekommen, bin ich auf ein 80L Gehäuse mit einer Abstimmfrequenz von 45Hz gekommen.

    Frage: Sind 80L Netto nicht etwas zu viel für den 12er, oder passt das?


    Ich befürchte auch, dass mein Port mit seinen 36,6 cm Länge etwas zu lang geraten ist ;)


    Fotos meiner Simulation:


    https://i.imgur.com/FS5sLTl.png (mit High-, Lowcut)

    https://i.imgur.com/v6cONoi.png

    https://i.imgur.com/5gQc2bC.png

    https://i.imgur.com/OVRLj3O.png

  • Bzgl. den Bildern zu Deiner Simulation:

    Schalte den Lowcut und den Highcut aus, denn diese überlagern den simulierten Frequenzgang Deines Bassreflexgehäuses, den Du eigentlich sehen möchtest.


    Evtl. Schaust Du Dir mal den folgenden Thread zum Bau der kompakten 15 Bassreflexboxen an.

    Da kommen darin sicher einige Überlegungen vor, die Dir hier auch weiterhelfen könnten.


    Fux

    Viele Grüße,
    Fux