Wie wohl nicht zu übersehen ist, haben Line Arrays in recht kurzer Zeit eine ungeheure Verbreitung gefunden. Kaum eine "große" Verleihfirma, die es sich leisten kann, keine LA's im Fuhrpark zu haben, da die Veransalter immer öfter gerade diese in die Rider packen... Aber warum sind die denn derart "Mode"? Weil sie eine so hübsche Bananenform haben....? Schlank ist elegant....., oder was?
Für mich als naturwissenschaftlich interessierten Musiker haben die LA's nur einen einzigen Vorteil, und das ist die größere Reichweite, vorausgesetzt die Zylinderwelle steht! Und da sind wir schon bei den Nachteilen, derer es meiner Meinung nach viel mehr gibt, als Vorteile:
1. Bei etwas windigeren Open Airs sind "schlagartige" Pegeleinbrüche beobachtet worden... weil durch die Windböhen die Zylinderwelle zusammengebrochen ist. Dann arbeiten die LA's nämlich "nur" wie ein konventionelles System, mit dem damit verbundenen deutlich stärkeren Pegelverlust pro m Entfernung... Bis die Welle wieder koherend, und damit stehend ist, hört man das Pegelloch - ein sehr unangenehmens Gefühl!
2. Das Zylinderwellenprinzip funktioniert nur bis zu einer gewissen, unteren Frequenzgrenze, der Bass ist also immer konventionell. Bei großen Entfernungen klingen LAs demzufolge oft etwas Bassschwach...
ausser man baut irgendwo in die Massen ein Bassdelay.. ;o)
3. Bringen LA's immer eine heftige Materialschlacht mit sich. Das fängt bei den Modulen selbst an, dass da in einer Schachtel z.T. mehr als neun (9!) Treiber drin stecken, die alle einzeln angesteuert und befeuert werden wollen... Für so ein "bissl" LA braucht man immer eine heftige Menge an Controlling und Amping. Würde man diese Menge an Treibern in ein konventionelles Design packen.... ich glaube das wäre auch verdammt laut!
4. Die breite Abstrahlung, das ist hier im Forum schon mal angesprochen worden, bringt nicht unbedingt nur Vorteile. Open Air ist es schön nur mit einer Banane pro Seite zu arbeiten, mal angenommen die VA ist von der Größe her wie Rock am Ring, oder so. Da ist auch die zu beschallende Fläche schön breit. Schon bei etwas kleineren Open Airs, wo ich vielleicht auf einem x-beliebigen Markplatz einer europäischen Kreisstadt 5000 - 10000 Gäste habe, wirds mit dem "breiten" LA... naja, nicht so doll! Bei 90 Grad hört das LA ja nicht auf zu strahlen. Durch die breite Streuung habe ich auch eine breite und "weiche" Auslaufzone. Die Banane strahlt also bis 180 Grad noch mit beachtlichen Pegeln! In beengten, örtlichen Verhältnissen habe ich daher auch jede Menge "Reflexions-Geklatsche" von den umliegenden Häusern!!! Ein "steinaltes" Würfelsystem, wie das d&b C4, ist da im Vorteil! Es hat zwar (bei sauberem Setup) ein kleinwenig Phasing, aber die 30-Grad-Module haben auch sehr kleine Auslaufzonen! Eine Reihe aus 3x 30 Grad ist effektiv auch 90 Grad breit, aber bei 180 Grad sehr viel leiser als ein LA!!!
Das geht im Indoorbereich weiter so, und wird, umso kleiner die VA ist immer schlimmer! Bei einem gewöhnlichen "Mittelklassekonzert" vor 2500 Gästen habe ich mal das (wohl anerkannt beste) LA von L-Acoustics gehört... und habe schwer gelitten! Die Leadstimme war in der Halle nicht zu verstehen! Oder falsch: sie war zu verstehen, aber nur direkt vor der Bühne, wo zwei kleine Nearfills standen! Die Halle war 17m breit und 45 lang. Das breitstrahlende LA hatte nach 15m mehr Diffusschall als Direktschall... dazu braucht man wohl kaum noch was zu sagen. In derselben Halle klangen die "alten" 60-Grad-Würfel-Arrays plus Delay viel homogener, entspannter und klarer.
Das alles soll nicht bedeuten, dass LA's generell Mist sind, aber ich finde sie haben nur einen recht kleinen sinnvollen Einsatzbereich, den die Industrie jetzt krampfhaft versucht zu vergrößern, indem jetzt vermehrt "Kompakt-LAs" auf den Markt kommen. Was ist Eure Meinung dazu? Wie sind Eure Erfahrungen und Erlebnisse damit? Vielleicht sehe ich da was falsch oder zu eng? Lasst Euch einfach mal aus!