Warme Rückkammer -> Überdruck -> Nulllagenverschiebung?

  • Mich quält schon seid einiger Zeit eine Frage:
    Man nehme ein leistungsfähiges Basshorn ala LAB, 1850 , WSX.... mit ansprechendem Treiber.
    Man Puste Ordentlich Leistung drauf, auch was Länger.
    Die Rückkammer wird ordentlich warm, ich denke mal so 100-150° sind locker drin.
    Die Warme Luft dehnt sich aus, kann aber aufgrund der mit PU-Leim verleimten und mit Acryl Vollgemanschten Kammer nicht raus -> Kraft von Hinten auf das Chassis.
    Verschiebt sich dadurch auf lange sicht die Nulllage und begünstigt vielleicht sogar das DC-Collapse Monster?

  • Interessanter Aspekt.
    Allerdings bezweifle ich, dass die Luft in der Rueckkammer 150 Grad erreichen wird. Neodym-Magneten haben hier schon fast ihre Curie-Temperatur erreicht und werden entmagnetisiert.
    Wenn der Magnet auf der Aussenseite 80Grad erreicht, sind 90% der Lautsprecher schon mechanisch und elektrisch tot.


    Die Pappmembran ist ja auch nicht vollstaendig dicht. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Sich ausdehnende Luft durch Membran und Gewebesicke diffundiert und sich so ein Druckausgleich einstellt.


    Man muesste mal das Experiment machen und die Nulllage vor und nach Betrieb messen. Um eine Nulllagenverschiebung durch DC-Displacement auszuschliessen, sollten die Beobachtungen idealerweise an einem URPS gemacht werden. Die Temperatur wird in dem geringen Luftvolumen sicher auch zuegig ansteigen.

  • Weder das Lautsprecherchassis noch übliche Terminals sind im technischen Sinne dicht.
    Die, bezogen auf das Volumen der Rückkammer, geringe Ausdehnung der eingeschlossenen Luft kann problemlos ausgleichen.
    Obendrein geht die Erwärmung auch nur recht langsam vonstatten, Gase sind (hier:leider...) recht schlechte Wärmeleiter.

  • bohrt doch mal einer ne kleines loch in die rückkammer, temperaturfühler rein am besten mittig dann silikon rein und dann mal den kasten prügeln und messen, ab besten ne praktikanten abstellen der das zeitlich protokuliert vielleicht in 15min schritten und die leistung die auf den treiber kommt mit aufschreiben (endstufe, leistung, crestfaktor usw.) und dann fachsimpeln wir mal weiter :wink:


    achso die umgebungstemperatur nicht vergessen


    gruss Andre´

  • Moin,


    Sicher ist es möglich unter Laborbedingungen Lufttemperaturen jenseits der 150°C in geschlossenen Lautsprecher-Kammern zu erzeugen. Doch mit Musik ist es definitiv unmöglich die Schwingspulentemperatur konstant hoch genug zu halten, und gleichzeitig eine auch nur für eine Sekunde zu hohe Leistung zu vermeiden. Das thermische Fenster zwischen einer für gute (schnelle) Heizung nötigen Schwingspulentemperatur (vielleicht 300°C?) und einer kaputten Spule (ab 350°C) ist viel zu klein, und übliche Limiter zu dumm (im Limit wäre es auch keine Musik mehr). Unter Laborbedingungen mit einem ausgewählten Sinuston (maximale Spulenkühlung + innerhalb x-max + kein elektrisches DC-Displacement) könnte das gelingen.


    Aber es dauert - sicher einige Viertelstunden.


    Ich neige durchaus dazu geschlossene Lautsprecher akribisch abzudichten, allein schon deswegen, weil mich zischeln bei meinen obligatorischen Sinustests nervt. Selbst kleinste Poren, deutlich unter 1mm² sind unglaublich laut. Doch selbst nach dem akribischen Porenverschluß stellen sich meine Membranen allein durch die Einspannungsfeder, nach voller Auslenkung mit Gleichspannung, in wenigen Sekunden zurück zur Nullage. Ich mache den Test immer, wenn man einige gleiche Lautsprecher baut erkennt man so "Ausreißer" und kann nachbessern.


    Mein dichtester CB18 stellt sich in ca. 10 Sekunden zurück.


    Die praktische Differenz der Zeitverläufe zwischen "Musikheizung" und "Restundichtheit" reicht nach meiner Überlegung aus, auch wenn für eine ordentliche Verschiebung weniger als 150°C sicher reichen.



    Da jedoch die geschlossene Luftfeder gegen elektrisches DC-Displacement wirkt, könnte man eine Box noch dichter machen wollen. Die heutigen Membranen sind häufig beschichtet, also deutlich dichter als reine Faser. Die Restundichtheit meiner CB18 beruht auf der Grenzfläche zwischen dem rohen Furnierholz und dem Dichtbband, welches die Oberflächenrauhigkeit des Holzes nicht völlig einschließt. Ich könnte also das Holz mehrfach lackieren und schleifen bis es glatt ist, dann komme ich vielleicht über eine Minute. Und dann, ja dann, würde die Luftausdehnung vielleicht doch interessant. Das würde ich dann testen wollen. An einfachsten wohl mit einem Haartrockner in der Box, auf kleiner Stufe, denn die vollen 1000 Watt des Föns... ...1000 Watt Rauschen sind keine 1000 Watt Fön... ...ich denke schon, daß die Membran dann tatsächlich auswandert.


    Doch die DC-vermeidende Gestaltung der Einspannungsfeder, beim 18NLW9600 und wenigen weiteren Chassis, ist weit wirkungsvoller als es Experimente mit Luftfedern und Temperaturen versprechen. Anders gesagt, ein Chassis mit klassisch "dummer" Einspannung bekommt man mit keiner äußeren Maßnahme (außer URPS) in den Griff. Beim 18NLW9600 im CB18 habe ich Einiges versucht um DC-Displacement zu provozieren, sicher hat sich die Luft dabei zuweilen erwärmt, aber gefunden habe ich nichts, kein Displacement. Also lasse ich die wohl so (un)/dicht wie sie sind.


    War aber sehr spannend das zu durchdenken, denn unendlich weit entfernt vom einem DC-Problem ist die Kammertemperatur meiner Überlegung nach auch nicht.


    Viele Grüße, Bernd

    Lebe wohl, Michael Ebners Universum

  • Kein Gehäuse ist 100% dicht. Du hast die Speakonbuchsen, Übergang Buchse/Montageplatte, Montageplatte/Gehäuse, Treiber/Gehäuse, wo überall - auch wenn nur wenig aber doch - Luft rein oder raus kann. Es gibt hier also keine Nulllagenverschiebung, habe ich bisher bei uns auch nie beoachten können (auch von den Messungen her nie).


    Wir prügeln unsere Hörner (Rückkammer gelschlossen, ND Treiber) bei vielen VAs Vollgas (2400WRMS (QSC PL236 Bridged pro Bass), meist ab 25Hz, Rückkamer rund 70 Liter, Musikprogramm Elektro/Goa) und da hat es noch nie ein Problem mit der Temperatur gegeben.

  • Bevor noch homöopatische Änderungen im Umgebungsluftdruck als Argumente für die üblichen Weltuntergangsbeschwörer herhalten müssen, bleibt man doch besser bei den Fakten. Ausgehend der theoretischen Betrachtung, das Gehäuse sein dicht, gilt:
    Wenn ein Gas bei unverändertem Volumen erwärmt wird, wächst sein Druck für jeden Grad Erwärmung um 1/273 des Druckes bei 0°.
    Der Rest lässt sich unschwer nachvollziehen.


    Es gilt aber trotzdem:
    >> Es gibt keine dichte Lautsprecherbox.
    >> Die ermittelten Druckschwankungen sind über die Zeit (erwärmen/abkühlen) so klein, das sie über die Undichtigkeiten ausgeglichen werden.


    Wäre, s.o., das Gehäuse tatsächlich dicht, müsste man auch Änderungen im Umgebungsluftdruck und der Umgebungstemperatur als relevante Faktoren in die Betrachtung einbeziehen und dürfte auch keine CB (als Denkmodell, praktisch nicht realisierbar) mit dem Flugzeug verschicken.

  • Zitat von "Mike J."

    Wir prügeln unsere Hörner (Rückkammer gelschlossen,


    Kann ich so auch bestätigen,bei meinen Hörnern (kein Neodym) habe ich auch keine erkennbaren Temperaturprobleme.
    Ein Beispiel für Nulllagen Verschiebung habe ich gerade bei einem alten 15" LP auf dem Tisch. Die Membran lässt sich kaum einen Millimeter in Richtung Magnet verschieben, Schwingspule ist OK.



    Hier ein Bild mit der aktuellen Nullstellung.

    Geschätzte korrekte Nullstellung,

    Geschätzt Xmax

    Wie gesagt ein alter Lautsprecher.