Heutige Schulbildung

  • Wow - ein langer Thread zu einem wie ich finde überaus wichitgem Thema. Der Tenor in den Beiträgen ist ja auch durchweg einheitlich.
    Ich möchte aber trotzdem zu einigen Dingen auch kurz meine Einschätzung loswerden:
    Zunächst mal kann ich dem vielzitierten "Süd-Nord-Bildungsgefälle" nur widersprechen. Ich habe NRW-Abi (gilt ja im Süden nicht unbedingt als Auszeichnung), habe an einer kleinen NRW Uni 2 Studiengänge abgeschlossen und bin dann als Mitarbeiter an eine Uni in BW gewechselt. Nun habe ich dort deutliche Unterschiede erwartet - und nicht vorgefunden. Das Bildungsgefälle kann ich demnach definitiv nicht bestätigen. Woher kommt es also? Ich kann mir vorstellen, dass im Süden u. U. objektiv die Aufgabenstellungen schwieriger sind, Schüler allderings auch viel expliziter auf genau diese Aufgaben hingeführt werden. Welches System jetzt im Ergabins das Bessere ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
    Mein zweiter Kommentar bezieht sich auf den Vorschlag, z. B. die Gross- und Kleinschreibung in der deutschen Sprache abzuschaffen. So etwas ist ein vollkommen falscher Weg, denn jegliche "Vereinfachung" von Sprache hinsichtlich ihrer grammatikalischen Komplexität geht zwingend mit einem Verlust des Sprachniveaus einher. Der Grund dafür liegt darin, dass explizite Regeln einen Satz ein-eindeutig definieren. Werden die Reglen aufgeweicht (wie z. B. bei der aktuellen Satzzeichenregelung geschehen), ist ein Satz nicht mehr klar definiert, es bedarf Umschreibungen oder eben einfacherer Satzkonstruktionen, um einen Inhalt unmissverständlich verschriftlichen zu können. Auch hier ist die Ursache klar: die schriftliche Sprache ist zunächst einmal die Wiedergabe des gesprochenen Wortes. Da dort aber Sinnabschnitte und Betonungen durch die Satzmeoldie kenntlich gemacht werden können, diese Möglichkeit im geschriebenen Wort jedoch wegfällt, müssen dort einheitliche und eindeutige Konventionen getroffen werden, um einee unmissverständliche Verbalisierung zu ermöglichen.


    Die Zitate aus Griechenland und Rom sind weit verbreitet, wenn auf gesellsachftliche (Fehl-)Entwicklungen hingewiesen wird. Sie sind in vielerlei Hinsicht auch gerechfertigt, denn eine Gesellschaft muss sich weiterentwicklen und diese Entwicklung trifft insbesondere bei etablierten Personen nicht häufig auf Gegenliebe. Was wir zur Zeit jedch in Deutschland erleben (wie es in anderen Statten aussieht, kann ich nicht beurtleilen) geht mMn einen Schritt weiter. In der hir angepsroichenen Jugendkultur werden Werte nicht ersetzt, sondern abgeschafft. Da eine Gesellschaft sich jedoch über ihre Werte definieren muss, führt dieser Effekt zwangsweise zu einer schrittweiten Verrohung. Soziologisch könnte man Kultur vielleicht verstehen als die Konvention, "tierische" Verhaltensmuster zu unterdrücken (z. B. Recht des Stärkeren etc.). Schmälert sich also Kuktur, geht das mit einem Verlust an Zivilisation einher. Den Efeekt davon möge sich jeder ausmalen.


    Wie kann es zu einer solchen Entwicklung kommen? Meiner Meinung aus vielen Gründen. Ein wichtiger ist sicherlich in der Bildungspolitik zu suchen. Es wurde postuliert, dass Deutschland mehr Hochschulabgägnger und dementsprehcend mehr Abituierenten benötigt. Da per Dekret eine Gesellschaft nun aber einmal nicht schlauer wird, muss zwangsweise das Niueveau der entsprechenden Institutionen gesenkt werden, bis die geforderte Abschlussquote erreicht wird. Der Effekt einer solchen Politik ist aber sehr weitreichend: es sinkt nicht nur da Ausbildungsniveau, sondern es stellt sich zwingend eine Metalität ein, die Leistungsorientierung ausssclhiesst. Die Erfahrung lehrt, dass eine hohe Eigeninitiative nicht notwendig ist, um Ziele zu erreichen. Diese Eigenintiative fehlt dann in allen Lebensbereichen (schaut Euch Mitgliederzalhen in Sportvereinen, Orchestern, allgemeinnützigen Einrichtung etc. an). Hier sehe ich das größte Problem: Initiative muss wieder attraktiv werden! Es muss der "jungen Generation" vor Augen geführt werden, dass es sich lohnt, sich zu engagieren - in welchem Bereich auch immer. Ob das unsere Bildungseinrichtungen leisten können, kann bestimmt kontrovers diskutiert werden. Ich denke schon, denn Kräfte sind vorhanden. Der große Vorteil der "Eigenintiative" ist ja ihre "Eigendynamik": Wenn das Interesse und die Bereitschaft geweckt wurden, geht die Weiterentwicklung ganz von alleine. Wenn hingegen an Symptomen kuriert wird, erzwungene Intetgration betrieben wird uvm. wird mittelfristig das gewünschte Ziel (nämlich reflektierende, eigenverantwortliche, mündige Bürger) nicht erreicht, sondern es werden Kräfte gebunden, die für wesentliche Hilfestellungen nicht mehr zur Verfügung stehen.


    Puh - der Beitrag ist doch länger geworden, als geplant (und doch bin ich noch nicht alles losgeworden :) )...

  • Hallo Bongoking - Tach Gemeinde!


    Ohne hier jemanden persönlich anzugreifen, aber - lieber Bongoking - dann lies mal ein paar Zeilen unter unserer kleinen Fede, was der Kollege fschleif zu berichten weiß: Eine Gesellschaft wird nicht per Dekret klüger! Wie gesagt, ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich habe aus unterschiedlichen Gründen sehr viel Kontakt zu Jugendlichen, die entweder gerade ihn NRW Abi machen, kurz davor oder danach sind... Wie soll ich sagen? Die können NIX! Wundert mich auch nicht, denn 30 oder gar mehr Stunden, geschweige denn 5 Tage, sind die nicht an der Schule. Entweder fällt Unterricht wegen Erkrankung aus (nirgendwo westlich des Urals ist wohl der Krankenstand so hoch wie bei den nordrheinwestfälischen Lehrern), wird von Anfang an gar nicht gegenben (da mein kein Lehrpersonal hat) oder - man macht blau... Denn Rest der Zeit ist Elternsprechtag, Lehrerausflug, Fortbildung oder "Selbstfindungsphase" (auch schon erlebt).
    So - und nun gehen wir mal 20-25 Jahre zurück, als die wirklich Guten ;) noch ihr Abi machen mussten (wohlgemerkt, einen Teil meiner Schullaufbahn habe ich in Bayern, einen Teil in NRW zugebracht): Es gab keinen Fehlstunden, jede Stunde wurde meist sogar fachkompetent vertreten (sogar in der Oberstufe), Lehrpersonal war genug und vor allem gut motiviert vorhanden (auch hier gabs Ausnahmen - das gebe ich zu). Eine Mitschülerin wurde in der 11. Klasse beim Blaumachen erwischt (einmalig) und darauf hin der Schule verwiesen - man hat ir mangelndes Interesse an der Schule damit gewürdigt. Elternsprechtag war am Abend oder am Samstag, nicht während der Schulzeit, Lehrerausflug war gleich Wandertag, Fortbildungen gab es während der Ferien (richtiger: Unterrichtsfreie Zeit - aber das haben die Pädagogen bis heute nicht verstanden) und wer sich selbst finden wollte (Lehrer oder Schüler) tat das in seiner Freizeit und nicht im Rahmen einer "Projektarbeit".


    Der Vergleich zu heute ist einfach verherend, meine Matheklausur NRW Grundkurs kann heute keiner mehr lösen -und es war echt kein Hexenwerk. Ich bin trotzdem zwei mal durch die Mathe-Vorleistung an der FH gefallen. Wie die Kollegen das wohl heute machen???


    Aber ich verzettel mich schon wieder - die Frage sollte doch sein: Wenn so viele Bewerber für die gymnasiale Oberstufe durchfallen, wo ist dann der Fehler? Kleiner Tip: es gibt zwei Lösungsansätze. Nur einer verträgt sich nicht mit dem Dekret und dem Volkswissen von fschleif. Also geht man den anderen Weg. Da liegt das Problem. Hat mans dann geschafft, in die Oberstufe zu kommen, wählt man Profile oder Neigungen und verabschiedet sich damit von der notwendigen Allgemeinbildung - und genau die sollte in der Schule vermittelt werden. Klar kann man Neigungen fördern, auf besondere Interessen eingehen, aber die Schulbildung in Deutschland tut das nicht mehr, sondern richtet sich zu einseitig aus. Der Wahnsinn wird komplett, wenn dann im Kindergarten Englisch und in der dritten Klasse Französisch gelernt wird. Spielerisch natürlich, aber man lernt ja auch Deutsch nur noch spielerisch... Bevor jemand schreit - ich finde Vielsprachigkeit großartig, spreche selbst drei Sprachen - aber schaut euch doch mal das Gros der Kinder in der Grundschule an... dass die später in der Mittel- und Oberstufe auch kein Deutsch mehr lernen is kla oda? Hä? Schreiben? Fehlanzeige, weil habbisch Compi ey! Wer an dem Problem schuld ist, könnt ihr euch jetzt an den Daumen einer Hand abzählen...


    Ich komm schon wieder in Rage...


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Ich gebe Sky da in vielen Punkten Recht.
    Insbesondere die Kurspolitik in der gymn. Oberstufe gibt mir zu denken: Ein Abitur stellt eine ALLGEMEINE Hochschulreife dar - was, bitte, hat da Spezialisierung zu suchen? Das macht die Uni oder die Ausbildung. Bei den anderen Schulformen verhält es sich genauso. Ein Beispiel: Von angehenden Technikern/Naturwissenschaftlern etc. hört man immer wieder gerne, dass geistesswissenschaftliche Bildung für sie nicht nötig wäre, sie wollten schliesslch eine Maschine baune. Dass zum einen gesellschaftliche Normen (neben der Erziehung im Elternhaus) massgeblich in diesen Fächern unterrichtet werden und, wichtiger noch, in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden (das unterscheidet eine freie demokratische Schulbildung von poltischer/ideolgischer Indoktrination autoritärer Staaten). Darüber hinaus vermitteln Geisteswissenschaften Werte sowie Moralvorstellungen und Hinterfragen diese. Fehlt dieses Wissen einem z. b. Techniker, kann er zum einen in seinem Berig nicht sozial interagieren und wird zum anderen zur "Waffe", da er sein Handlen nicht hinterfragt. Umgekehrt kann ein Geisteswissenschaftler nicht auf eine solide mathematische Grundausbildung verzichten. Nicht nur, weil er dann nicht in der Lage ist, einfachste Rechenprobleme zu lösen, sodern weil die Mathematik angeandte Logik ist und darüber hinaus Problemlösungsstrategien vermittelt, die in weiten Bereichen Anwendung finden können.
    Deswegen führt zu starke Spezialisierung in allgemein bildenden Schulen in die Irre. Sie torpediert zum einen eine breite Allgemeinbidung und schmälert aus oben aufgeführten Gründen darüberhinaus sogar die Qualität von "Spezialisten".
    Leider ist dieser Trend nicht neu - die sträkste Aufweichung der gymnasialen Oberstufe fand man Ende der 1980er Jahre, als der Kurswahl was keine Schrnaken gesetzt waren und man daslegendäre Abitur mit "Kunst und Stricken" ablegen konnte. Inwieweit die heutige Misere sich also auf das Kurssystem beziehen lässt, sei dahin gestellt - zuträglich für das Bildungsniveau ist es meiner Ansicht nach aber auf keinen Fall.

  • Zitat von "skyworker"

    [...]So - und nun gehen wir mal 20-25 Jahre zurück, als die wirklich Guten ;) noch ihr Abi machen mussten (wohlgemerkt, einen Teil meiner Schullaufbahn habe ich in Bayern, einen Teil in NRW zugebracht): Es gab keinen Fehlstunden, jede Stunde wurde meist sogar fachkompetent vertreten (sogar in der Oberstufe), Lehrpersonal war genug und vor allem gut motiviert vorhanden (auch hier gabs Ausnahmen - das gebe ich zu). [...] Elternsprechtag war am Abend oder am Samstag, nicht während der Schulzeit, Lehrerausflug war gleich Wandertag, Fortbildungen gab es während der Ferien (richtiger: Unterrichtsfreie Zeit - aber das haben die Pädagogen bis heute nicht verstanden) und wer sich selbst finden wollte (Lehrer oder Schüler) tat das in seiner Freizeit und nicht im Rahmen einer "Projektarbeit".[...]


    Bei uns in Tirol wir JEDE Fehlstunde eines Leherers fachsuppliert
    In JEDEM Zeugnis was wir bekommen stehen ALLE unsre Fehlstunden und auch die unentschuldigten Fehlstunden drauf!
    Jede Fehlstunde muss bei uns entschuldigt werden, sonst fließt das in die Verhaltensnoten ein!
    Elternsprechtag ist auch in fast jeder Schule am Freitagabend!
    Projektarbeit für die Schule wird bei uns sogar in UNSERER Freizeit von den Lehrern beliebig gestaltet, wie es ihnen Spaß macht (da darf man sich dann aber auch nicht wundern, wenn keiner erscheint)!


    Bei uns in der Klasse sitzt auch ein Bayrer!
    Er fährt jeden Freitagabend nach Hause nach Nürnberg und jeden Sonntag wieder ins Heim bei der Schule!
    Alles nur, weil es in Deutschland (hat er erzählt) eine so fürchterliche Ausbildung gibt und weil man nach der Ausschulung bzw. Matura bessere Chancen hat!!


    MfG,
    Florian Steixner


    p.s.: Und ich bin mir sicher, wenn ich mir so die Beiträge durchlese, könnte man auch mit ein paar Erwachsenen noch die Rechtschreibung üben! Besonders die das - dass Schreibung!

  • fschleif:
    Weiß nicht, ob es das in D auch gibt, aber bei uns in Österreich gibt es Berufsschulen, welche man ab der 8. Schulstufe besuchen darf! Diese gehen dann 5 Jahre und enden dann mit der Matura. Bzw. die Fachschulen den Berufsschulen dauern nur 3 Jahre und man hat sich die Lehre erspart.

  • Hallo zusammen,


    Buchtipp zum Thema:


    Michael Winterhoff
    "Warum unsere Kinder Tyrannen werden"
    ISBN-10: 3-579-06980-2
    Gütersloher Verlagshaus


    In dem Buch werden die Ursachen vieler der o.a. Verhaltensweisen von Jugendlichen aufgezeigt. Durch Ächtung jeglicher Autorität in der Erziehung und falsch verstandene Partnerschaftlichkeit durch Eltern, Erzieher und Lehrer werden Kinder als kleine Erwachsene gesehen und dadurch in ihrer psychischen Entwicklung behindert. Das heißt, sie bleiben psychisch auf dem Stand eines Dreijährigen stehen und entwickeln sich nicht weiter. Daher auch das rein lustbetonte Verhalten und die geringe Leistungsbereitschaft der betroffenen Jugendlichen. Als Konsequenz werden die Leistungsanforderungen immer weiter der geringeren Leisungsbereitschaft angepasst - eine Abwärtsspirale.


    Mir als Vater von drei Tyrannen hat es die Augen geöffnet.
    Grüße
    Hans

  • Ich kenne das österreichische Schulsystem nicht - aber so, wie Florian das schildert (und wenn es auch konsequent so umgesetzt wird), kann man jedem österreichischem Absolventen nur gratulieren.
    Was mich allerdings noch interessieren würden: Wie sehen die Lehrpläne inhaltlich aus? Wenn Vergleichbarkeit mit dem deutschen System (über das diese Diskussion ja geht) besteht, dann sollten wir über den Tellerrand schauen und von unseren Nachbarn lernen.
    (Ich frage mich allerdings, warum man so wenig von der österreichischen Elite hört... Und diesen Einwand meine ich durchaus nicht polemisch)

  • hier ist mal der lehrplan für die berufsschulen: http://www.berufsbildendeschulen.at/de/download.asp?id=7&theme=Lehrpl%C3%A4ne:%20Berufsschulen


    ich selbst besuche den zweig "Elektronik". Bis jetzt haben wir genau den Stoff durchgenommen, der hier im netz aufgelistet ist (Link: http://www.berufsbildendeschul…d/869_Anlagenelektrik.pdf, zweite Seite, ganz unten)
    Allerdings besuche ich nicht die Fachschule (3 Jahre), sondern die Höhere Stufe (5 Jahre)

  • Ich habe mal vor 5 Jahren eine Schulform besucht, die nicht viel anders war... Allerdings war die Fächeranzahl und Stundenanzahl etwas umfangreicher!


    Diese Schulformen sind alle ganz gut und nett aber an der Uni habe ich den selben Stoff nach 6 Monaten gehabt.

  • wieviele wochenstunden hattest du da?
    wir haben in der 9. schulstufe 38 wochenstunden


    zum vergleich: im gymnasium in österreich haben die schüler aus der 9. stufe nicht einmal 30 wochenstunden...

  • Uni mit Schule zu verlgeichen macht wenig Sinn. In der Uni wird der Stoff im wesentlichen einmal präsentiert, danach kann jeder selber sehen, wie er ihn sich aneignet. Das kann und soll die Schule so nicht machen. Auch eine Berufsschule nicht, denn die Fähigkeiten, die in den beiden Institutionen vermittelt werden sollen, sind sehr unterschiedlich.

  • Hallo Sky nochmal,
    um von Österreich auf "unsere Fehde" (wenn schon über die Bildung der heutigen Schüler, also auch meine, "meckern", dann bitte auch Rechtschreibung beachten :wink: ) zurückzukommen:


    In deinem ersten Absatz liegt eigentlich die Erklärung für unsere Meinungsverschiedenheiten: Du sagst, du hast Kontakt zu bestimmten Jugendlichen aus NRW, und bei denen herrschen eben bestimmte Verhältnisse vor. Siehst du - ich kenne eben andere Jugendliche! In meinem Jahrgang sind Leute, die sich aufgrund ihres zu erwartenden Abiturs jetzt schon (!) die besten Unis Deutschlands und der Schweiz aussuchen konnten.


    Also müssen wir eigentlich beide eingestehen - unsere Meinungen und Erfahrungen sind eher subjektiv. In NRW gibt es sicherlich auch bessere Gymnasiasten, als du kennst, bei uns hier auch schlechtere, als ich kenne.


    Der Grundtenor der Diskussion war nur leider, dass das Abitur heute viel leichter wäre und man es "hinterher geworfen" bekomme (siehe z.B. der Vergleich mit dem Realschulabschluss früher) - dieser Aussage wollte ich eben entgegentreten, da ich ja "hautnah" berichten kann, wie stark selektiert wird am Gymnasium heutzutage! (Jedenfalls hier an meinem - das Thema mit der Subjektivität wieder...).


    Und es mag sein, das Dinge wie Schwänzen, Unterrichtsausfall, Fortbildung, also alles, was du dort aufzählst, früher anders gehandhabt wurden - mag sein, ich bin zu jung um das beurteilen zu können. Nur das tut auch kaum etwas zur Sache, das man eben ein Abitur heute auch nicht überall hinterhergeworfen bekommt.


    Und ich habe gelesen, was fschleif geschrieben hat - sehe aber weder einen Zusammenhang zu meinen Erfahrungsberichten des Gymnasialbetriebes in Niedersachsen, noch folglich einen Widerspruch! Bildung lässt sich nicht per Dekret verordnen - stimmt.
    Und zumindest hier bei uns passiert ja auch das Gegenteil - gerade dadurch, das so aussortiert wird, wird ja weniger Leuten der Titel "Abiturient" verordnet, es werden also weniger Leute zum "Bildungsbürger" deklariert.


    Bevor ich selbst wieder zu weit abkomme vom Weg: Bitte meinen vierten Absatz nochmal lesen, da schrieb ich schon, was ich bezwecken wollte mit dieser zweiten Äußerung - das Abitur gibts nicht überall hinterhergeworfen. Auch wenn sich das, wie es leider hier den Anschein hat, einige so ausmalen. Arroganz, um das "eigene Abitur" höher zu stellen als das der, selbstverständlich jede Generation unerzogener und unerhörter werdenden, Jugend ?


    Entschuldigt die Provokation im letzten Satz, Grüße, Kai

  • Die Subjektivität tut wenig zur Sache - es wurde anfänglich von einem allgemeinen Bild gesprochen, das sich recht deutlich abzeichnet. Alle über einen Kamm scheren ist bestimmt nicht der Königsweg, aber so funktioniert leider Statistik. Wenn Kai auf einer als gut bekannten Schule unterrichtet wird, so hat das einen Selbstverstärkungseffekt: die "Schlechten" werden auf eine solche Schule nicht gehen, folglich hat Kai keinen Kontakt zu ihnen. Ob diese Eindrücke dann repräösentativ sind, muss jeder für sich entscheiden.


    Repräsentativ hingegen sind statistische Erhebungen von Abiturientenzahlen: Diese sind zwischen 1994 und 2007 um 19,5 % (normiert auf die Schu
    ulabgägnerzahl der entsprechenden Jahre) gestiegen. Da ich bezweifel, dass die Schüler in diesen letzten Jahren schlauer wurden (die Schlauheit der Schüler dürfte im wesentlichen über mindestens Jahrzehnte hinweg weitestgehend als konstant angenommen werden können), beschleicht mich der Eindruck, dass der Zugang zur allgemeinen Hochschulreife in den letzten Jahren einfacher wurde (zu dutsch: doch hinterher werfen). Oder hat sich die Qualität des Lehrkörpers um 20% verbessert? Fällt mir jetzt auch etwas schwer, das zu glauben...

  • Bildung ist heutzutage leider genau so Mangelware, wie Benehmen an sich.


    Ich entsinne mich an meine Schulzeit auf einer Realschule in einem kleinem Landkreis. Diese war im selben Gebäude wie die Hauptschule. Es kam dadurch zu einer "Kifferquote" von geschätzten 40% an beiden Schulen... Auch die Kriminalitätsrate war für so einen kleinen Flecken sehr erstaunlich, und ist es heute noch, nur das sich die Rädelsführer nie geändert haben (Polizei....????).


    Ich dache "damals" wärs bei uns schlimm gewesen, aber wenn ich jetzt in meine Stammkneipe gehe, wo ich auch öfter bissl an der Technik rumschraube, da platzt mir manchmal wirklich die Hutschnur. Auerhahn, Wasserhahn und wie sie alle heissen kommen da hin, setzen sich über Regeln hinweg, randalieren in der Nachbarschaft rum, pöbeln sich untereinander, aber auch "normale Gäste" an. Das alleine sollte ja schon mal ein Indiz für mangelnde Bildung sein. Ich meine auch keineswegs nur die Auer- und Wasserhähne, sondern auch viele Deutsche der sozialen (ansehbaren) Unterschicht. Alle haben eines gemeinsam:


    - Sehen tierisch nach Hiphop aus.
    - Sprechen das genannte "Kanakendeutsch".
    - Spielen sich, so lang ihr Rudel dabei ist, immer RICHTIG auf.
    - Beleidigungen wie aus schlechten Filmen gehören zum "guten Ton"..."Ey alte Bitch ey..."..." ich fxxx deine Mudda"...
    - Komischerweise die Leute, die man beim konsumieren von Drogen erwischt, passen aber nie in obengenanntes Klischee, sondern sind meist Deutsche oder Russen, die eher "zivilisiert" aussehen.
    - Denken alle, dass das höchste Lebensziel darin liegt, Ghettofürst zu sein.
    - Und schreiben können viele auch nicht wirklich.


    Es ist aber oft nicht nur die Hiphopfraktion, sondern oft auch die Technofraktion. Grade letztere belustigt immer wieder mit Vorstellungen wie "ich bin DJ...Dynacord M1...wasn das fürn Schrott, ich hab Omnitronic, das ist mal echte Markenware"...wobei das noch mit Abstand ein sehr geistreicher Dialog ist..


    Ich denke die Hauptursache für die Verdummung der Jugend liegt in MTV und VIVA und anderen amerikanischen Ghettoeinflüssen - und vor allem ANTIAUTHORITÄRER ERZIEHUNG! Ein Arschvoll als Kind hat noch keinem geschadet!

  • Hi fschleif!
    Schöne Schlussfolgerung im ersten Absatz - leider ist es nur eine Halbe.
    Du stellst in Frage, ob meine Eindrücke repräsentativ sind, hinterfragst aber Skyworkers Eindrücke nicht. Dieser sind ebenfalls nur von einer Schule - also bitte ich dich doch, hier wenn du schon eine Feststellung vornimmst, so gerecht zu sein und beide Aussagen "bei Lichte" zu betrachten. Und nicht seine einfach unangezweifelt stehen zu lassen.


    Und: Schön dass du im zweiten Absatz mit einer Statistik anfängst (sie stimmt ja auch, ich kenne ähnliche Zahlen!) - aber die gewollte Objektivität hat sich spätestens mit "ICH bezweifle, dass..", "MICH beschleicht der Eindruck, dass..." und "Fällt MIR schwer, dass..." doch wieder erledigt!
    Dein erster Satz war "Subjektivität tut wenig zur Sache" - und doch ziehst du trotz der tollen Statistik dann wieder eigene, unbelegte (!) Schlüsse.
    Danke - das hilft nur augenscheinlich.

  • Zitat von "hpaudio"


    Ich denke die Hauptursache für die Verdummung der Jugend liegt in MTV und VIVA und anderen amerikanischen Ghettoeinflüssen - und vor allem ANTIAUTHORITÄRER ERZIEHUNG! Ein Arschvoll als Kind hat noch keinem geschadet!


    Ich hatte mal einen Mathelehrer der uns immer mit "Alle die früher Antiautoritär erzogen wurden, sind später Terroristen geworden!!" kam.
    Das war Gym 9 Klasse, ich finde da hat sich doch einiges geändert.
    Ich bin nie geschlagen worden und aus mir ist trotzdem was geworden :roll:
    Die Prügel besorgen sich DIESE Jugendlichen doch inzwischen selbst.


    Schert nicht immer alle über einen Kamm.


    Aus meiner Sicht entwickelt man sich so je nach dem welchen Umgang man pflegt.
    Die Eltern sind doch alt und haben keine Ahnung (so denkt man wohl), wenn jetzt aber ein Gleichaltriger auf dich zu kommt und seine Meinung sagt - Tja.
    Ihr dürft nicht vergessen dass sich der Charakter eines jeden Menschen erst irgendwann um die 18-22 wirklich festigt. Bei den einen früher bei den anderen später. Der allgemeine Umgang (Schule/Wohnort/Freundeskreis) ist viel Ausschlaggebender (finde ich).
    Und trotzdem sollte man gewisse Verhaltensfloskeln im Elternhaus lernen.

    Eine Bühne ist immer so lange schön und aufgeräumt bis die Musiker kommen...

  • Nur mal als Beispiel von jemandem, der meinte, das die Rechtschreibung usw. so gut ist, wie sie ist.
    Ich vermute, dass es nur Tippfehler sind, und ich will denjenigen damit auf keinen Fall angreifen, aber seht selbst:


  • @ kevin:
    oftmals sind es aber auch gerade diese "Schlechtschreibprogramme" auf dem Rechner denen man zwar vertraut "...wird schon stimmen was der da sagt..." aber meißtens wird es dann nur "verschlimmbessert".
    Aus diesem Grund traue ich zB. Word nicht mehr alles!

    Grüße Daniel Wilhelm


    Meister für Veranstaltungstechnik
    -FoH / Monitor Ton
    -d&b Systembetreuer
    -Elektrofachkraft

  • der witz ist, ich habe gestern den Text von dem Kollegen gelesen, beim schnellen überfliegen merkt man halt keine Fehler...
    also wieso schaut hier jeder so genau wegen Tippfehler hin?


    Alexei, mit gerade 23 Jahren Fachkraft VT und aufstrebender Unternehmer.


    wer schreibfehler und sonstiges findet darf diese gerne behalten!