Chorabnahme in einer sehr halligen Umgebung

  • Beffel, OT


    Zitat

    Aber eigentlich wurden die Kompressoren ja aus der Not heraus geboren, dass der Dynamikumfang der ersten aufkeimenden Digitalsysteme einfach viel zu gering war und nicht um einem das Leben im Livebetrieb zu erleichtern!


    Wenngleich ich Deinem übrigen Beitrag erneut zustimme kann ich bei diesem Satz nur mit dem Kopf schütteln...


    1. Kompressoren gibt es seit ewigen Zeiten (auch noch viel länger als den UREI), das hat mit Digital absolut gar nichts zu tun.
    2. Sind sie nicht zwingend aus der Not geboren sondern primär ein klang gestalterisches Mittel (>Effektkompression ala 1176, das kann man nicht manuell machen)
    3. Die ersten 16-Bit-Digitalsysteme hatten bereits eine viel höhere Dynamik als analoge Bandmaschinen.

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Zitat von "klauston"

    Für sowas halte ich die CA106 fast für zu wenig, das nur mal so nebenbei


    Was würdest du denn machen? Hier eine kleine ergänzung zum gesamten Setup und der Location:


    - Es ist eine monster große Messehalle mit einer gewölbten Decke.
    - Um die Decke Stabil zu halten, sind Holzverstrebungen in Wabenform über die komplette Länge gespannt. Laut Akustiker besitzt die Halle eine NHZ von 27sek(!).
    - Auf der einen Seite ist der abgetrennte Hörsaal
    - In der Mitte ist Industrieausstellung
    - auf der anderen Seite sind 4 weitere Säle
    - das was im "großen Saal" gesprochen wird, soll in den "kleinen" nicht zu hören sein
    - die "kleinen" Räume sind in die Halle gebaut, wo versucht wird sie akustisch zu isolieren
    - der "große" Saal wird durch akustische Stellwände von der Industrieausstellung abgegrenzt
    - da die Halle VIEL zu hoch ist und die Form es nicht zulässt, gehen diese Stellwände nur ~4m hoch. Der Rest bis zur Decke ist eine doppellagige, leicht geraffte Moltonwand.


    Das Akustische Ergebniss könnt ihr euch vorstellen. Um eine vernünftige Sprachverständlichkeit mit möglichst wenig Energie zu realisieren, hab ich die Idee mit den vielen Lautsprechern vorgeschlagen. Das hat bei unserer Letzen VA (siehe einen etwas älteren Beitrag von mir) hervorragend funktioniert.
    Dem Kongresspräsidenten ist es ENORM wichtig, dass nichts (oder nur SEHR wenig) in den anderen Sälen zu hören ist. Am besten soll auch nichts in der Industrieausstellung zu hören sein, was aber praktisch unmöglich ist... ausser mit Kopfhörern


    So...glaub das verdeutlicht die Situation noch ein wenig besser :)


    Gruß,
    Moritz

  • Also ich glaube die PA müsste für den angedachten Zweck reichen. Es geht bei einer Messe nicht um Powersound! Ich würde es zwar noch ein wenig anders machen, habe aber auch anderes Material zur Verfügung.
    terrine:
    Wenn Du bereits gute Erfahrungen damit hast, dann zieh das auch so durch!

    Beffl, so a Glaber! Dess glabst da jao salber nedd,
    obbar es bassd schoh!

  • Wie schon erwähnt, für eine Musikdarbietung ist das nicht die optimale Beschallung, aber so wie das gesamte Konzept aussieht, ist der Auftritt des Chors ja auch nicht die Hauptsache, sondern dient als nette Zwischeneinlage zur Auflockerung des Programms. (oder?)


    Und wenn dem Veranstalter wichtig ist, dass man außerhalb der Abtrennung wenig/nichts hört, dann muss halt sich auch die Übertragung des Chors daran halten. Dass derjenige, der ganz hinten in der Nähe der Trennwand sitzt nur Hintergrundbeschallung mitbekommt, kann man dem Veranstalter doch gut damit erklären, daß dafür ein anderer auf der anderen Seite der Trennwand, der ja nur wenige Meter weiter weg ist, dafür auch nicht soviel mitbekommt...


    Aus den gegebenen Umständen heraus würde ich sagen, dass das schon passt. Die Vorträge kommen mit den 16 CA106 schon ganz gut rüber und das ist ja die Hauptsache. Andererseits würde ich mir aus diesem Grund dann auch keine grauen Haare mehr wegen der optimalsten Mikrofonierung des Chors machen (Rider einhalten und fertig).

  • Sooo, die VA ist vorbei und der Kunde hoch zufrieden! Die gesamte Sprachbeschallung war sehr enstspannt und die Befürchtung vom Kunden, dass die anderen Säle gestört werden, hat sich nicht bestätigt.
    Der Chor war super zu verstehen und da während der Opening noch keine anderen Säle am laufen waren, konnten sie so laut sein wie sie wollten.
    Als Rednermikrofon haben wir für die Vorträge ein Headset benutzt, da es in dieser Halligen Umgebung für ungeübte Sprecher deutlich besser geeignet war. Für die Eröffnung wurde allerdings (schon aus optischen gründen) ein CK47 benutzt.
    Die anderen Säle, auf der anderen Seite (4 Srück) wurden auch durch CA106er beschallt, was tadellos funktionierte. Mit ein wenig Fantasie hat man es von draussen murmeln hören...
    Die Industrieausstellung befand sich zudem zwischen den beiden Vortragsgebieten, was zusätzliche Dämpfung brachte.


    Am meisten überrascht hat mich die Effektivität der Delaystrecke.
    Wie gesagt...im Plenarsaal wurden 16 LS aufgestellt:


    4x Als Nulllinie (2 Links und rechts, 2 auf der Bühne)
    4x Als 1. Delay am ersten Truss, wo auch das Licht hing
    4x Als 2. Delay am weiten Truss, wo der Beamer hing
    2x Als 3. Delay auf Stativ links und rechts
    2x Als 4. Delay auf Stativ links und rechts


    Leider konnten nicht mehr Trussstreben geflogen werden, sonst hätte ich die letzen beiden Reihen auch geflogen und auf jeweils 4 aufgestockt.


    Der Effekt mit und ohne Delay war beachtlich..wirkte es ohne extrem konfuss und matschig, war mit dem Delay alles sauber und aufgeräumt. Der Bezug zum Redner war sehr gut und gab dem großen Saal noch ein wenig mehr Persönlichkeit. In Zukunft werde ich öfters Delaytrecken setzen...das war ein richtiges "Aha" Erlebniss.


    Vielen, vielen Dank für die vielen, vielen Tips und Vorschläge. Sie haben mich in meinem Vorhaben bestärkt und ich hab wieder eine Menge gelernt!


    Gruß,
    Moritz

  • Ist auch schön, wenn man nach den ganzen Tips auch einen Jobbericht bekommt.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons


  • Vielen Dank auch von mir für den Bericht. Ich finde das schön, wenn man hinterher auch wieder informiert wird, wie denn die Praxistipps angekommen sind.


    Ich lese oben, daß Du die erste Linie bereits am vorderen Truss fürs Licht hattest. Das dürften ja grad mal 3-5 Meter gewesen sein oder?
    Rein aus dieser Beschreibung heraus und ohne den Saal zu kennen, hätte ich gesagt, daß man sich diese Linie hätte sparen können.
    Die CA106 decken ohne Probleme rund 10m ab, wenn sie 4-5m hoch geflogen werden.


    Da Du ja scheinbar die ersten Erfahrungen mit Delaylines gemacht hast, hier noch ein Tipp aus der Praxis (für Beschallungsprofis natürlich ein alter Hut):
    Wenn man die Delayzeiten nicht genau nach der exakten Schallverzögerung einstellt, sondern einen Tick länger, dann erhöhst Du die Richtwirkung des Schalls.
    Hier trifft dann als "erste" Schallquelle nämlich der Ton von vorne (der Nulllinie) am Ohr ein und dann wenige ms später, sozusagen als Verstärkung der Schall aus den Delayboxen. Und da das menschliche Ohr sich an das zuerst eintreffende Signal orientiert, hat er das Gefühl, der Schall käme von ganz vorne.
    Hier muss man natürlich vor Ort noch etwas experimentieren, wenn einem die Erfahrung fehlt oder auch, wenn der Raum akkustisch nicht so einfach ist. Hier nehme ich gerne ein Funkmikro mit und gehe die Reihen ab. Mit dem Finger schnippe ich auf die Mikrokapsel und höre aufmerksam zwischen dem Frontschall und dem Delayschall hin. (ins Mikro sprechen ist eher nicht so optimal, hier übertönt Deine Stimme die Wahrnehmung im Ohr). Dann schraube ich die Delayzeiten noch etwas rauf- oder runter, je nachdem wie es sich anhört...


    Wenn man dann noch die Delayboxen etwas leiser dreht, wird die Richtungsortung noch besser. Wenn man als Zuhörer die Delayboxen (vermeintlich) gar nicht mehr hört, dann hat man alles richtig eingestellt. Da kommt dann schon mal der Kunde und hat so Sprüche drauf: "die hinteren Boxen sind nicht an" oder " eigentlich hätten doch die vorderen Lautsprecher auch gereicht".
    Dann kannst Du nochmal den großen Zauberer rauslassen: Schalte doch mal mit einem Knopfdruck alle Delaylines aus, so daß wirklich nur noch die vorderen Lautsprecher aktiv sind. Das gibt staunende Augen beim Kunden :)

  • Hallo Leute,


    zu mringhoffs Beitrag:
    Das coole am Ha(a)s Effekt ist, daß das zweite Signal (die Delayline) sogar doppelt so laut sein darf (an der Hörposition; Idealfall) und trotzdem die Ortung durch das erste Signal bestimmt wird. D.h. ich kann die Delays relativ laut fahren, bis die Ortung nicht mehr von vorne kommt :D


    Viele Grüße


    David Kammerer

  • Vielen Dank für die weiteren Tipps :D
    Ich werd in der Firma auf jeden Fall noch einmal (zweimal, dreimal...) eine Teststellung aufbauen und üben, üben, üben :)
    Das mit der etwas längeren Verzögerung fin dich sehr interessant. Das werd ich als erstes ausprobieren.
    Zum Probehören und ausrichtungscheck, lass ich meistens eine Saubere, trockene Männerstimme abspielen, die auf englisch von 1 bis 30 zählt...nachts träum ich davon immer :? ...aber ist sehr effektiv :D


    Kurz zu den Entfernungen:


    0-Linie 00m (Stativ, Bühne)
    1-Linie 08m (ca. 12m hoch, Lichttruss)
    2-Linie 18m (ca. 12m hoch, Beamertruss)
    3-Linie 32m (Stativ)
    4-Linie 42m (Stativ)


    Raum: 55m tief
    PAX: ca. 850, Parlamentarisch
    Leinwand: 8x6m (Darum mussten die Truss so hoch geflogen werden :) )


    Das Horn der CAs hab ich auch nach unten gedreht, damit der Abstand zum Boden noch ein wenig geringer wird.


    Gruß,
    Moritz

  • Zitat von "terrine"


    Kurz zu den Entfernungen:


    0-Linie 00m (Stativ, Bühne)
    1-Linie 08m (ca. 12m hoch, Lichttruss)


    na dann passt das ja. - hatte mir die Dimensionen etwas kürzer, vor allem etwas tiefer vorgestellt.


    Aber 12m hoch ist schon nicht ohne für die Beschallung.
    Da kommts dann ja dann doch schon fast von oben, statt von vorne...


    Eventuell könnte man sich (bei einer ähnlichen Folgeveranstaltung) überlegen, ob man die Boxen dann nicht tiefer hängt, z.B. mit einer Alupipe oder einem Zweipunkt-Truss - je nachdem wie sich das dann mit dem Bild bzw. der Leinwand ausgeht...


    Zitat von "terrine"

    Ich werd in der Firma auf jeden Fall noch einmal (zweimal, dreimal...) eine Teststellung aufbauen und üben, üben, üben


    na, wenn Deine Testaufstellung in der Firma Platz hat, dann habt Ihr ja doch eine anständige Lagergröße...
    (Ansonsten zum Üben auch mal ins Freie gehen, da gibts weniger Reflexionen und man kann größere Distanzen aufbauen, so hört man die Differenzen leichter.