Tonstörungen durch Blackberrys?

  • Moin zusammen,


    Ich bin in meinem Konferenzalltag mittlerweile des öfteren über sehr harte Ausschläge und Vezerrungen gestolpert.
    Gearbeitet wird in einem fest bestückten Plenarsaal mit EV Funkstrecken mit wahlweise Krawattenmikrofonen oder Handhelds. Im Frequenzbereich um die 800 - 816 Mhz knarzt und krächzt es teilweise auf mehreren Kanälen gleichzeitig im Vollausschlag, allerdings nur wenn Publikum im Saal ist. Beim Soundcheck sind diese Störungen noch nie aufgetreten.


    Frequenzüberlagerungen unsererseits sind ausgeschlossen. Da mein Klientel hier zu 95% aus Blackberry-Nutzern besteht, stellt sich mir die Frage, ob genau diese die Ursache für die sporadischen Spitzen sein können. Das Pult ist ein M7.


    Kann doch eigentlich net sein, dass die Dinger so brutal streuen, oder?

    MFM Metro Group Facility Management

  • Das kann gut sein.
    Blackberries bauen in regelmäßigen Abständen breitbandige Datenverbindungen auf, die mehr "Gehalt" haben als die üblichen Mobilfunk-Pings.
    Ganz übel war ein Redner, der seinen Blackberry angeblich ausgeschaltet hatte (das war gelogen) und ihn auch noch in die selbe Innentasche gepackt hat in der auch der Taschensender war. Bei dieser Gelegenheit konnte ich der Veranstalterin mal anschaulich zu Gehör bringen wie eine Mobiltelefon-Einstreuung tatsächlich klingt.


    Eine Möglichkeit: Telefone ausschalten oder in den Flight Mode bringen.
    Ein Moderator hat es mal sehr schön formuliert: "Achten sie bitte darauf, nach der Konferenz unbedingt ihre Mobiltelefone wieder anzuschalten"


    Eine weitere Möglichkeit: Empfangsantennen schlau platzieren und Squelch hoch. Schmalbandigere Empfangsstrecken sind hier auch sehr im Vorteil. Eine hohe Schaltbandbreite sorgt leider auch dafür, daß die Empfangsteile offen wie ein Scheunentor für Einstreuungen sind, die nicht unbedingt genau auf der Empfangsfrequenz liegen.

  • Kann ich auch so bestätigen. GSM 900 ist schon schlimm, Blackberries sind besonders aufdringlich.


    Schön, wenn man 1200 Nutzer in einem Saal hat. :(


    Aber was will man machen? Mehr als die Leute (speziell die Redner) darauf hinweisen kann man nicht; und auch ich hatte schon den Fall mit sendendem Blackberry in der gleichen Sakkotasche, in der auch das Beltpack steckte... nachdem vorher der Redner (Oberster Herr eines sehr großen, internationalen Unternehmens) vorher Stein und Bein geschworen hat, das Gerät wäre aus.


    Auffällig: Amerikanische Top-Manager haben das irgendwie besser im Griff; die schalten ihre Mobiltelefone meistens selbständig und ohne Aufforderung aus, wenn sie auf die Bühne gehen.


    MfG Tobias Zw.

  • Dazu empfehle ich aus dem Soloprogramm "Herrenabend" von Horst Schroth die Passage "Das Handy in der Oper", wo er lang und breit schildert, wie ihm sein Handy bei "Nabucco" in der Kölner Oper durch ein Loch im Futter ins Sakko rutscht, worauf er es nicht ausbekommt, als es plötzlich zu klingeln beginnt.


    Das ganze endet mit dem bezeichnenden Satz: "... drum schalten Sie's aus, das blöde Ding. Wer immer und überall erreichbar sein muss, gehört zum Personal."


    Natürlich erzählt er das ganze immer zu Beginn des Programms, und im gesamten Zuschauerraum gehen verstohlene Griffe in die Taschen ...


    --
    Jeremy

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • So weit alles richtig und sicherlich nervtötend... aber ist es denn bei euren Erfahrungen das normale Handy-Störgeräusch welches man seit Ewigkeiten kennt, oder ist es so extrem wie in besagtem Fall, sodass die Anzeige förmlich den Rahmen sprengt und ein sehr lautes, unangenehm verzerrtes Krächzen zu hören ist? Dieses Geräusch hat im Saal echt JEDEN aufschrecken lassen...


    Zitat

    Auffällig: Amerikanische Top-Manager haben das irgendwie besser im Griff; die schalten ihre Mobiltelefone meistens selbständig und ohne Aufforderung aus, wenn sie auf die Bühne gehen.


    Kann ich so unterschreiben! Amis und Komiker sind da sehr weit vorn. Unsere Vertreter der deutschen Wirtschaft und Politik sind da manchmal leicht überfordert. :wink:

    MFM Metro Group Facility Management

  • Zitat von "jens ligocki"

    So weit alles richtig und sicherlich nervtötend... aber ist es denn bei euren Erfahrungen das normale Handy-Störgeräusch welches man seit Ewigkeiten kennt, oder ist es so extrem wie in besagtem Fall, sodass die Anzeige förmlich den Rahmen sprengt und ein sehr lautes, unangenehm verzerrtes Krächzen zu hören ist? Dieses Geräusch hat im Saal echt JEDEN aufschrecken lassen...


    Ich hatte zu meinen Ton-Anfangszeiten ein 8-Watt-Porty (schon D-Net) aus Versehen auf einem schlecht abgeschirmten Mischpult abgelegt. Als es klingelte klang es so wie heute die Blackberries oder andere Smartphones. Auch durchaus laut. War mir sehr peinlich damals. Und das Geräusch war noch neu für alle.


    Grundsätzlich weise ich immer wenn UHF im Spiel ist darauf hin daß Mobiltelefone sendeseitig abgestellt sein müssen damit das Ganze funktioniert. Falls noch Telefone eingeschaltet sind garantiere ich für nichts.
    Wie auch noch grundsätzlicher bei UHF: pro Sendestrecke eine Drahtstrecke als Reserve bereithalten. Das ist nach meinen Beobachtungen extrem aus der Mode gekommen.

  • Zitat von "jens ligocki"

    So weit alles richtig und sicherlich nervtötend... aber ist es denn bei euren Erfahrungen das normale Handy-Störgeräusch welches man seit Ewigkeiten kennt, oder ist es so extrem wie in besagtem Fall, sodass die Anzeige förmlich den Rahmen sprengt und ein sehr lautes, unangenehm verzerrtes Krächzen zu hören ist? Dieses Geräusch hat im Saal echt JEDEN aufschrecken lassen...


    Da kommen drei sehr ungünstige Sachen zusammen: Blackberry (wie schon erwähnt: der Turbo unter den HF-Dreckschleudern...), Ansteckmikro (lange, unsymmetrische Kabelführung in unmittelbarer Nähe der Störquelle, sehr hoher Gain im Vergleich zu einem Headset) und die Tatsache, daß EV-Strecken nicht gerade für Einstreuungsfestigkeit berühmt sind. Mit Sennheiser 550er oder 3000er Serie hast du da wesentlich bessere Karten.
    Gegen Ohrenweh, evtl. beschädigte Lautsprecher und plötzlich hellwache Pultleute 8) hilft als rabiate Lösung ein schneller Limiter in der Summe...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "simonstpauli"

    Wie auch noch grundsätzlicher bei UHF: pro Sendestrecke eine Drahtstrecke als Reserve bereithalten. Das ist nach meinen Beobachtungen extrem aus der Mode gekommen.


    Mach das mal bei 20+ Strecken... :(


    Ich kämpfe manchmal noch damit, den Leuten erklären zu müssen, dass man auch für 17 Funkmikrofone plus Zuspieler nicht mehr mit einem A&H WZ 16 hinkommt...


    MfG Tobias Zw.


    PS: So'n D-Netz Porty hatte ich auch noch (AEG, große SIM-Karte im Hörer, mit Akku aus einem VHS-Camcorder...). Da hatte ich witzigerweise aber nie Malheur mit - wobei ich's allerdings auch nie auf's Pult gestellt habe.


  • Das ist aber genau der Punkt. Meist wird bei vielen Funkstrecken gesagt "wir haben ja so viele Strecken, davon sind immer einige nicht in Benutzung, also spare". Wir sollten zum alten Modus Operandi zurückkehren.


    Die Nummer mit dem Porty (Orbitel) ist mir heute noch peinlich. Es stand immerhin eine Männer-PA, Hitec Audio (nicht die Musikhändler-Eigenmarke sondern die alte Marke), Metal-Dimensionierung.

  • Zitat

    Gegen Ohrenweh, evtl. beschädigte Lautsprecher und plötzlich hellwache Pultleute hilft als rabiate Lösung ein schneller Limiter in der Summe...


    So brutal das auch klingt, aber eine andere Möglichkeit sehe ich da leider auch nicht.

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  • Zitat von "jens ligocki"

    So brutal das auch klingt, aber eine andere Möglichkeit sehe ich da leider auch nicht.


    Wieso nicht die Mobiltelefone ausschalten lassen?


    Das ist die eleganteste Lösung.


    Oder wird während der Veranstaltung telefoniert und/oder das Mailprogramm genutzt?

  • Zitat

    Wieso nicht die Mobiltelefone ausschalten lassen?


    Klappt eh nich... Hier hatten wir "La Cage" im Theater mit Ansage vorweg, doch bitte daran zu denken, nach der Vorstellung die Handies wieder einzuschalten. Irgendeines klingelt immer und wenn es nur vom Ignoranten ist, der einen ganz ganz dringenden Anruf erwartet und trotzdem ins Theater geht.


    Was das extreme Stören der (älteren?) Blackberrys angeht, kann das sein, das die nicht mit der Basisstation die relevanten Daten in Hinsicht auf erforderliche Sendeleistung austauschen und deshalb IMMER mit ihren 2 Watt senden, obwohl auch eine deutlich geringere Leistung ausreichen würde? Im Gegensatz zu Handies, die ihre Leistung entsprechend anpassen, denn GSM ist nunmal GSM, egal ob Handy oder Blackberry, insofern dürften die nicht mehr stören als ein Handy mit gleicher Sendeleistung im GSM Modus.

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Zitat von "schallereignissortierer"


    Klappt eh nich... Hier hatten wir "La Cage" im Theater mit Ansage vorweg, doch bitte daran zu denken, nach der Vorstellung die Handies wieder einzuschalten. Irgendeines klingelt immer und wenn es nur vom Ignoranten ist, der einen ganz ganz dringenden Anruf erwartet und trotzdem ins Theater geht...


    Ist es schon so weit, daß niemand mehr den wichtigsten Leitsatz bei der Mobiltelefonie kennt?
    "Das wichtigste Feature unserer Telefone ist der Ausschalter!" (frei zitiert aus den 90ern, Chef von Nokia)


    Bei Inhouse-Konferenzen und Trainings kenne ich z.T. strenge Umsetzungen des Ausschalt-Gebots. Die Mitarbeiter sollen sich nämlich gefälligst den Inhalt annehmen und nicht abgelenkt sein.
    Noch eine Stufe weiter geht die Abgabe der Telefone, allerdings eher aus Geheimhaltungsgründen.


    Wenn man (Veranstalter) will geht das also durchaus. Bei Konferenzen wohlgemerkt.

  • Bei unseren Inhouse Konferenzen lässt sich das nicht durchführen. Selbst wenn darauf aufmerksam gemacht wird, ist mit Sicherheit ein Querulant dabei, der statt AUS nur LAUTLOS einstellt.


    Der Blick aus der Regie während wichtiger Veranstaltungen offenbart viele beleuchtete Displays!!!



    Top Management und Politiker von technischen Einschränkungen zu überzeugen ist nicht immer das leichteste Unterfangen.

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  • Du arbeitest inhouse? Das ist natürlich ein Problem.
    Für einen externen Dienstleister scheint es einfacher zu sein, solche Regeln aufzustellen und einzuhalten.
    Ich kenne aber auch einige Haustechniker, die ihre Patienten durchaus im Griff haben, quer durch alle Management-Ebenen und Branchen. Es ist hauptsächlich eine Frage der Kommunikation.


    Klar ist aber: wenn Störungen liegt es an den Störsendern und nicht an der Tontechnik. Das sollte klar sein und ich würde den Teufel tun und irgendwelche Limiter einsetzen, damit die Störung erträglicher ist. Im Gegenteil. Hier MUSS an der Quelle der Störungen gearbeitet werden. Undiplomatisch ausgedrückt bedeutet das der Störer blamiert sich vor den Kollegen, die sich an die Regeln halten. Das funktioniert meistens, wenn die Regeln klar definiert sind.
    Als Alternative gibt es störfestere Lösungen (drahtgebundene Mikrofone sind übrigens nicht per se immun gegen solche Störungen, auch hier gibt es Unterschiede), die dann halt mehr kosten.

  • Die Geschichte mit der Blamage vor den Kollegen ist so eine Sache... Das normale Geräusch, welches Handys in Verbindung mit Tontechnik verursachen, kennt jeder Willy. Woher allerdings dieses anscheinend Blackberry-typische Geknarze und Gezische kommt, weiss dagegen kein Mensch. Von daher wird sich niemand peinlich berührt fühlen, wenn eben dieses Geräusch auftritt...


    Die Leute in den Griff zu kriegen ist nicht einfach, sonst wäre es schon längst geschehen. Du kannst bei 400 Leuten nicht jeden ins Gebet nehmen und ihm klar machen wie wichtig es ist das Telefon auszuschalten. Selbst wenn der CEO eine kurze Anmerkung loslässt, schalten die meisten nur auf lautlos. Manche MÜSSEN auch einfach während der Konferenz erreichbar sein... Das bleibt nicht aus.

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  • Zitat von "jens ligocki"

    Die Geschichte mit der Blamage vor den Kollegen ist so eine Sache... Das normale Geräusch, welches Handys in Verbindung mit Tontechnik verursachen, kennt jeder Willy. Woher allerdings dieses anscheinend Blackberry-typische Geknarze und Gezische kommt, weiss dagegen kein Mensch. Von daher wird sich niemand peinlich berührt fühlen, wenn eben dieses Geräusch auftritt...


    Das ist einfach, das normale Störgeräusch kannte anfangs auch keiner, Bildung ist alles. Also wenn das Geräusch auftritt - diplomatische Bildungsmaßnahmen einleiten.

    Zitat

    Die Leute in den Griff zu kriegen ist nicht einfach, sonst wäre es schon längst geschehen. Du kannst bei 400 Leuten nicht jeden ins Gebet nehmen und ihm klar machen wie wichtig es ist das Telefon auszuschalten. Selbst wenn der CEO eine kurze Anmerkung loslässt, schalten die meisten nur auf lautlos. Manche MÜSSEN auch einfach während der Konferenz erreichbar sein... Das bleibt nicht aus.


    Das es einfach ist würde ich nie behaupten, nur daß es möglich ist.
    Wenn jemand während der Konferenz dringend erreichbar sein muß widerspricht das seiner Konferenzteilnahme. Alleine die Rufbereitschaft senkt die Aufmerksamkeit bei einer Konferenz enorm. Und das kann der CEO auch nicht wollen wenn er eine Rede hält.
    Das sind allerdings Zusammenhänge, die einen Tontechniker dann eher nicht mehr interessieren, jedenfalls nicht in dem Job für den wir normalerweise gebucht werden. Als Consultants sind wir dann doch zu schlecht bezahlt, obwohl wir den Job bisweilen mitmachen.


    Wenn es organisatorisch gar nicht machbar ist bleibt nur die technische Lösung, also Mikrofone mit einem hohen Ausgangspegel (z.B. die "Hummel", Sennheiser MKE40, das bringt einige dB mehr Störabstand bis zum Sender), kurze Kabelwege zum Taschensender (weniger unsymmetrische störempfindliche Leitung), störunempfindlichere Sendestrecken, Sendestrecke optimieren durch Positionierung der Antennen möglichst nah am Sender.

  • Zitat

    Als Consultants sind wir dann doch zu schlecht bezahlt, obwohl wir den Job bisweilen mitmachen.


    wie wahr, wie wahr...


    Zitat

    Wenn es organisatorisch gar nicht machbar ist bleibt nur die technische Lösung, also Mikrofone mit einem hohen Ausgangspegel (z.B. die "Hummel", Sennheiser MKE40, das bringt einige dB mehr Störabstand bis zum Sender), kurze Kabelwege zum Taschensender (weniger unsymmetrische störempfindliche Leitung), störunempfindlichere Sendestrecken, Sendestrecke optimieren durch Positionierung der Antennen möglichst nah am Sender.


    Ich bin verloren... :wink:

    MFM Metro Group Facility Management

  • Gelegentlich habe ich nette, kleine <=200 Personen Industriejobs.
    3 Sennheiser 300er Funken, Projektion und ein Rudel an Blackberrys in den Taschen von Zuhörern und Referenten.
    Dabei sind die Empfänger bis zu 20m von den Sendern entfernt.
    Keine Probleme. Oder hatte ich nur Glück?

    Hier befindet sich i.d.R. die Signatur