Limit 96 dB/A (Peak!) für einen Stromgitarren – Konzertabend der etwas deftigeren Sorte. Wann ist ein Rockkonzert noch ein Rockkonzert?
Bei meinen beiden Bands habe ich's - mit Hängen und Würgen und eineinhalb Augen zugedrückt – so einigermaßen eingehalten. Unter heftigster Verwendung eines vorsichtshalber statt Summen – Eq. in den Master eingeschliffenen BSS 402 und mit drastischen Ansagen an Musiker und Monitorer (Alles 10 dB leiser! Sidefills aus!). Klingen tat es allerdings wahrhaft jämmerlich. So, wie man es halt erwarten kann, wenn die unverstärkte Snare unterm weiten Zeltdach bis auf ein, zwei dB ans Limit heranreicht, und man mit dem verbleibenden „Headroom“ eine komplette Band drumherum mischen und auch noch einen kräftigen, verständlichen Gesang drüberlegen soll. Brrr!
Noch dazu war's eine 'große' Rockpalast – Aufzeichnung; die damit verbundene kleine Extraportion an Adrenalin sorgt bei den Musikern auch nicht gerade für überdurchschnittliche Zurückhaltung bei Spielweise und Bühnenperformance. Immerhin: auf den Athmos dürfte so außer dem Publikum tatsächlich nicht viel zu hören sein. Und für die satten, längeren 10 dB – Peaks zwischen den musikalischen Darbietungen auf der Leq - Aufzeichnung kann ich nichts (mein Langzeit - Leq endete irgendwo in den niedrigen Achtzigern :roll: ).
Wäre ich zahlender Zuschauer/ Fan, der für eine solche Veranstaltung 40, 50 Euro oder mehr plus Anfahrt/ Getränke/ Verpflegung usw. auf den Tisch geblättert hat, würde ich wegen nicht funktionierender Beschallung wohl wütend mein Geld zurückfordern.
Der Kollege nach mir allerdings war von vornherein chancenlos. Und das, obwohl er beim nachmittäglichen Linecheck bei Backlinern/ Monitorer/ Stagemanager/ Produktionsleiter/ Management tatsächlich 'Himmel & Hölle' in Bewegung gesetzt hatte, um das Schlimmste zu verhindern. Aber bei sportlichen 105 dB ++ von der Bühne mit heruntergezogenem Master war's irgendwie nicht mehr sein Ding – er hat dann einfach (für seine Verhältnisse wirklich dezent) aufgedreht; und ich kenne jetzt ein paar schöne neue angelsächsische Flüche.
Wie das Ganze am Ende ausgegangen ist weiß ich leider nicht. Als ich das Gelände verließ spielte die Band immerhin noch, und hinter der Bühne munkelte man etwas von einer schicken fünfstelligen Konventionalstrafe. Das leidgeprüfte Management indes scheint so etwas gelassen zu akzeptieren. Das passierte auf der Tour nicht zum ersten Mal; Sweden Rock etwa kostete verlässlichen Informationen zufolge 10.000 Dollar. Lässt sich anscheinend verschmerzen, wenn man mit einer noch viel schickeren abendlichen Garantie in sechsstelliger Höhe unterwegs ist.
Rock'n Roll! Und gutes Gelingen denjenigen Kollegen, die dort in diesem Jahr noch etwas Anderes als einen Liedermacherabend mit Konzertgitarre mischen müssen.
Abschließend eine Frage an den Admin: warum ist die „Kurzzeitmittelanzeige“ von 'dB – Mess' eigentlich so furchtbar langsam? Es erfordert schon so einiges an Erfahrung und Interpretationsvermögen herauszufinden, welchem akustischen Ereignis aus der näheren Vergangenheit die großflächige, hübsche rote Einfärbung des Messbildschirms denn jetzt so genau zuzuordnen sein könnte; 'Latenz' ist dafür ein niedliches Wort. Frage der Einstellung? (Als unwichtiger Vorgruppen – und 'Special Guest' - Mischer hatte ich da leider keine Gelegenheit, nachzuhaken).
Mit freundlichem Gruß
BillBo