Aktiver Bass mehr "Druck"?

  • Hallo,
    habe gerade eine kleine Grundsatzdiskussion mit unserem Bassisten.
    Dieser meint, das sein Sound mit seinem aktiven Warwick-Bass mit
    mehr "Druck" rüberkommt. Irgendwie erschliesst sich mir persönlich
    nicht der Sinn eines aktiven Basses. Ist es nicht so, das dieser einfach
    nur ein höheres Ausgangssignal liefert, was es einfacher macht den
    Bassverstärker besser und effektiver anzusteuern? Auch finde ich
    den Sound eines solchen Basses etwas undifferenzierter als den eines
    "normalen" Basses, was das Mixing auf der Bühne nicht einfacher macht.
    Vielleicht habt ihr da ein paar Tipps oder Erfahrungen, die ihr mitteilen könnt.
    Auch wie ihr "Druck" definiert wäre mir wichtig.

    MfG Heini


    (Lasst euch von dem DJ nicht verwirren. ;))

  • Hi DJheini,
    im Prinzip hast du Recht: eine aktive (Bass-(Gitarre bringt nur mehr Signal auf die Leitung.
    Aber bereits da fängt es an interessant zu werden. Bei den Minimalsignalen, die ein passives Instrument liefert, können durchaus Kapazitäten und Induktivitäten eine Rolle spielen - alleine schon, indem sie das Verhalten des Pickups an sich ändern, also die Signalerstellung.
    Daher kann ein aktiver Bass deutlich präziser & druckvoller, als ein baugleicher passiver mit einem (recht langen) unsymmetrischen Instrumentenkabel.


    Worin bestehen denn deine Probleme mit dem Sound/Mixing? Kommst du/die Band mit den Bühnensound nicht klar, klappt das Monitoring nicht oder ist es schwer "nach draussen" zu mischen?

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zitat von "treibsand"


    Worin bestehen denn deine Probleme mit dem Sound/Mixing? Kommst du/die Band mit den Bühnensound nicht klar, klappt das Monitoring nicht oder ist es schwer "nach draussen" zu mischen?


    Bühnensound ist ok, Problematisch ist immer wieder, das Gitarrist und Bassist oft auf der Bühne zu laut sind, und dadurch der Sound
    "nach Draussen" nicht immer meinen Vorstellungen entspricht. Monitoring klappt auch Feedback-frei. Aber darum geht es mir hier garnicht.


    Der Aktiv Bass klingt nicht schlecht, aber der Bassist argumentiert damit, das der aktive druckvoller und dadurch durchsetzungsfähiger
    wäre (womit er ja nicht unbedingt Unrecht hat). Bei der Mucke dir wir machen (Cover Rock 80er bis heute) finde ich aber, das der Bass
    seine Funktion als Rhytmusbetondes Instrument erfüllen, aber nicht so stark im Vordergrund stehen soll. Grundsätzlich geht es darum,
    das der Bassist befürchtet, im Gesamtsound unterzugehen und daher den Aktivbass als unbedingt nötig sieht, da dieser den für ihn
    nötigen "Druck" erzeugt. (Aber was ist Druck??) Diese Befürchtung sehe ich aber als unbegründet an, da ein Bass ja schon auf Grund
    der Tonlage, in der er gespielt wird, sich immer mehr oder weniger hervorhebt. Es ist eher so, das der Aktivbass auf der Bühne dann
    oft so laut ist, das ich den Fader am FoH schon sehr weit runterziehen kann, damit die Verhältnisse wieder passen.
    Dieses hängt sicher auch mit der Größe der Locations zusammen, die sich meistens in einem Rahmen von 100-250 Personen bewegen.
    Komischerweise hatte ich mit anderen Bands und deren Bassisten diese Pronblem nie, egal wie klein die VA war!
    Lange Rede, kurzer Sinn:
    Was könnte unser Bassist damit meinen, wenn er davon spricht, das sein Bass mit "mehr Druck" rüberkommen muss, mehr Lautstärke?
    Hängt das nur mit dem Aktiv-Bass zusammen und kann ich da Mix-technisch was beeinflussen (Anhebung von bestimmten Frequenzen o. ä.)?

    MfG Heini


    (Lasst euch von dem DJ nicht verwirren. ;))

  • Zitat von "Mechwerkandi"

    Wie sieht denn da das Umfeld aus?
    Hat der Bassist seinen eigenen Amp oder spielt der über einen preamp in's Mischpult/Monitor?
    Wird bei einem Clubgig mit 100 pax die Band komplett abgenommen?


    Bassist hat eigenen Amp mit Boxen 1 x 18" oder 15" und die andere ist (glaube ich) eine Doppel 12".
    Abnahme des Basssignals über die im Amp integrierte DI.
    Nach Möglichkeit nehme ich auch bei GiGs mit 100 Leuten alles ab.

    MfG Heini


    (Lasst euch von dem DJ nicht verwirren. ;))

  • Hi,


    ich kenne das Problem.
    Der Punkt ist doch, dass die Amps meistens viel zu laut sind und so positioniert sind, dass Sie zum einen die Knie der Musiker föhnen und als kleinen Bonus noch voll ins Publikum gerichtet sind. Gerade in der Größe habe ich schon regelmässig Gigs erlebt, bei dem die Band komplett über die PA lief und es nur minimal leiser wurde wenn ich den Master gemutet habe. Es hilft zum einen die Amps seitlich auf der Bühne zu positionieren und zudem schräg zu stellen, so dass der Musiker auch was davon mitbekommt. Man kann den Git-Amp auch komplett umdrehen, und die Gitarre dann über den Monitor laufen lassen.
    In kleineren Räumen ist es ausserdem Hilfreich beim Bassamp die Frequenzen der vorhandenen Raummoden etwas zu ziehen.


    Gruß


    Sebastian

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  • Ich kenne das Problem auch zu gut! Und Sebastian hat den Kern des Problems schon gefunden:


    Zu viele Boxen, die zu laut sind und auf Kniehöhe durch den Raum wummern.
    In deinem konkreten Fall könnte es auch die Kombination aus zwei nicht zusammenpassenden Bassboxen sein.


    Für diese Situationen habe ich einer Band, mit der ich viele solcher Gigs mache schon angewöhnt, keine Boxen mehr mitzubringen. Der Bassist bringt nur noch sein 4 HE Rack mit, wo Funk und Tuner nebst Amp drinstecken und ich hole mir da alles per DI-Out ab. Er bekommt alles auf ein In-Ear oder einen Bodenmonitor.
    Seit dem ist der Sound gerade im Bassbereich sehr differenziert und ideal mischbar.
    Und weder bei In-Ear noch bei einem 8-10" Monitor hab ich jemals eine Beschwerde bekommen, dass er sich nicht hört.
    Im Gegenteil: Mittlerweile machen es die beiden Gitarristen genauso und alles sind froh, dass die Backline für solche Nummern nun komplett in einen Kombi geht.


    Gruß,


    Sam

  • Howdy


    Dann darf ich mal als Bassist und Tontechniker:
    Ein aktiver Bass klingt anders als ein passiver. Wie hier schon beschrieben, wegen des höheren Signalspegels. Aber auch kann man aktiv eine bessere Klangregelung machen. Bei den passiven ist es meist ein Kondensator der die Höhen beschneidet. Beim aktiven geht da viel mehr.


    Ob dein Bassist jetzt aktiv oder passiv spielt, ist egal. Er ist einfach nur zu laut.
    Da Musiker von sich aus nur sehr selten leiser spielen mußt du damit arbeiten. Also bessere Ampausrichtung durchsetzen.


    Gruß
    Rainer

  • Versucht mal die 15er wegzulassen, vor allem bei kleineren gigs. Die 2x12er dann sauber ausrichten und etwas höher stellen, Mittelpunkt auf Brusthöhe wäre mein erster Versuch. Die Backline-Aufstellung zu optimieren kann schonmal etwas dauern, aber wenn ihr eine gute Lösung für euch gefunden habt, wirds bei den nächsten gigs entspannter.

  • Zitat von "hunterstudios"

    Hi,


    ich kenne das Problem.
    Der Punkt ist doch, dass die Amps meistens viel zu laut sind und so positioniert sind, dass Sie zum einen die Knie der Musiker föhnen und als kleinen Bonus noch voll ins Publikum gerichtet sind.


    So ist es. An Veränderungen arbeite ich schon eine geraume Zeit, leider fehlt es oft an der notwendigen Einsicht.


    Zitat von "Sam Razr"

    In deinem konkreten Fall könnte es auch die Kombination aus zwei nicht zusammenpassenden Bassboxen sein.


    Darüber werde ich sicher nochmal mit dem Bassisten reden müssen. Werde das mal beim nächsten Mal testen, den "Knieföhner" wegzulassen.

    Zitat von "Loloverde"


    Da Musiker von sich aus nur sehr selten leiser spielen mußt du damit arbeiten. Also bessere Ampausrichtung durchsetzen.


    Das haben wir auch schon gemacht, aber leider aus Platzgründen nicht immer möglich, da viele kleine Bühnen in der Tiefe mehr Platz haben als in der Breite.

    Zitat von "hias.h"

    Versucht mal die 15er wegzulassen, vor allem bei kleineren gigs. Die 2x12er dann sauber ausrichten und etwas höher stellen, Mittelpunkt auf Brusthöhe wäre mein erster Versuch. Die Backline-Aufstellung zu optimieren kann schonmal etwas dauern, aber wenn ihr eine gute Lösung für euch gefunden habt, wirds bei den nächsten gigs entspannter.


    Genau, wie oben schon geschrieben, ein guter Ansatz, werde ich testen.


    Nochmal: Wie definiert ihr "Druck"?

    MfG Heini


    (Lasst euch von dem DJ nicht verwirren. ;))

  • Zitat von "hunterstudios"

    Der Punkt ist doch, dass die Amps meistens viel zu laut sind und so positioniert sind, dass Sie zum einen die Knie der Musiker föhnen und als kleinen Bonus noch voll ins Publikum gerichtet sind.


    Mag mir mal einer der Anwesenden erklären, wie man einen2x12" auf einem 15" (ggf 18") so aufstellt, dass das Ganze noch die Knie föhnt?!? Klemmt ihr euch die Knie unter die Arme, oder wie soll das gehen?


    Ich persönlich halte solche Kombis für ideal (am Besten: 15"+4x10") - unten eine Box, die die Hosenbeine flattern lässt und in brusthöhe einen "Kickfill". Dann auch noch aktiv angeschoben und schon ergibt das einen Bass, der wenig verwaschen richtig Knitt auffe Brust bringt. Ich kann schon verstehen, warum der Musiker das macht. Im Übrigen halte ich es für falsch, einem Musiker in seinen Sound reinzupfuschen - wenn er der festen Überzeugung ist, zwei "nicht zusammenpassende Boxen" ergeben seinen Sound: Bitteschön. Lass ihn.
    Habt ihr so einen Stack mal mit einem Mikro an den 10(12) zöllern abgenommen? Das sind Welten vom DI.passiv-Durchschnittsbass. Probiert es mal unEQt mit einem Durchschnittsmikrofon, und ihr merkt den Unterschied.


    Mein Tipp:
    - bring den Bassisten dicht an seinen Stack
    - dreh die Boxen so, dass Git/Drums & Voc. ein wenig abbekommen
    - gib ein bisschen Signal auf den Monitor für den Basser - gerne LoCut um die 100Hz
    - füll bei kleinen Venues nur minimalst den Bass mit der PA auf. Das Stack erledigt deine Arbeit - geniesse es.


    Die Definition von "Druck" müsste in diesem Fall wohl lauten: präzisere, "phasengetreuere" Bässe. Ein knackigerer Sound, ohne mehr Höhen dazuzugeben; weniger schwammig.



    Wenn ich das über eine grössere PA schicken müsste, würde ich bei einem passiven, DI abgenommenen Sub wohl ca. 70Hz. sanft boosten, rund um 800-1K absenken und so 3-5k wieder auffrischen, um "ähnlich" Druckvolles zu bekommen - das bleibt aber unpräziser.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zitat von "hunterstudios"

    Man kann den Git-Amp auch komplett umdrehen, und die Gitarre dann über den Monitor laufen lassen.

    Gitarre + Monitor erzeugt bei mir immernoch Bauchweh.
    - Erstens, weil ich nur ungerne LAUTE Instrumente auf den Monitor lege. Einerseits, weil deren Grunglärm ja auch irgendwo hin muss, andererseits, weil ich ungerne Monitore durch das Lautstärkebedürfnis der Musikanten vorsätzlich zerstöre.
    - zweitens, weil es Gitarreros z.B. erwünschtes Feedbacking schwer macht.
    - drittens, weil ein Wedge nie so klingt, wie der Gitarrenamp.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • schon mal probiert,
    das bass-signal vor dem amp ( also nach der bassgitarre und nach ev. basseffekten )
    mit einer bss-ar133 oder vergleichbaren di-box abzunehmen ?


    kanns mir spez. bei kleinen gigs nicht mehr anders vorstellen...

    stecker - drucker - schrauber - horcher - schieber - ...

  • Zitat von "treibsand"

    - füll bei kleinen Venues nur minimalst den Bass mit der PA auf. Das Stack erledigt deine Arbeit - geniesse es.


    Ich glaube, du hast einfach recht, ich sollte das ganze gelassener sehen und den Bass Bass sein lassen.


    Zitat von "dechnikusch"

    schon mal probiert,
    das bass-signal vor dem amp ( also nach der bassgitarre und nach ev. basseffekten )
    mit einer bss-ar133 oder vergleichbaren di-box abzunehmen ?


    Was macht die BSS anders ( bis auf den vermutlich etwas besseren Sound) als die integrierte DI?
    Die sitzt doch auch vor dem eigentlichen AMP (auch wenn sie in diesem verbaut ist).

    MfG Heini


    (Lasst euch von dem DJ nicht verwirren. ;))

  • hallo dj heini


    - ich meinte damit, dass du als live-mixer schon mal eine spur unabhängiger
    von der einstellerei deines bassisten an seinem amp bist ( ausgenommen die schrauberei an seinem bass )


    - die abnahme vor amp bevorzuge ich auch deswegen, weil
    - nicht alle eingebauten di-out´s so funktionieren, wie sie sollten ( technisch und soundmässig )
    - nicht immer klar ist, wo denn im amp dann der di-out abgezweigt wird ( blockschaltbild... )
    - ich als tech etwas unabhängiger von den pers. vorlieben des bassisten während des gig´s bin...


    ein weiteres weites feld ist :
    - was ist "druck" für den musiker / basser - auf der bühne ?
    - was ist "druck" für den tontech - mitten im publikum ?
    - was heisst das im kontext der hoffentlich zusammenspielenden musiker ( stichwort arrangement... ) ?
    - was bewirken die laufzeitunterschiede zwischen kick-drum / bass-amp-speakern / pa-anlage
    bezüglich der örtlichen aufstellung ( delay ? ) für den "druckvollen sound" ?


    ... nur so als denkanstoss...


    und : wenn musiker sich aber gar nicht mit konstruktiver kritik auseinandersetzen wollen
    und das über einen längeren zeitraum, dann such ich mir ne andere combo aus...

    stecker - drucker - schrauber - horcher - schieber - ...


  • Ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter, bei kleinen Clubgigs mit ~ 100 pax:
    - Die Bühne ist relativ klein, die übliche Besetzung dr, bs, git, keyb ist auf ~ 15 m² unterzubringen. Da steht alles ohnehin auf dem Haufen.
    - Die Instrumentenverstärker aufstellen wie beschreiben, auch das keyb hat seinen eigenen Koffer.
    - Die PA nur noch 2-3 Mikros für voc, der Drummer kann spielen, so laut er will.
    - Wenn es jetzt auch noch eine Band hat, die zusammenspielt, ist das Ergebnis erheblich besser aus mit einem Aufwand an Technik.


    Wenn's Mr. Bassman am "Druck" mangelt, stell ihm ein Ampeg SVT hin. Wenn's ihm dann immer noch nicht genug "drückt", ist das Prob woanders... :wink:

  • Zitat von "Mechwerkandi"

    Ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter, bei kleinen Clubgigs mit ~ 100 pax:
    - Die Bühne ist relativ klein, die übliche Besetzung dr, bs, git, keyb ist auf ~ 15 m² unterzubringen. Da steht alles ohnehin auf dem Haufen.
    - Die Instrumentenverstärker aufstellen wie beschreiben, auch das keyb hat seinen eigenen Koffer.
    - Die PA nur noch 2-3 Mikros für voc, der Drummer kann spielen, so laut er will.
    - Wenn es jetzt auch noch eine Band hat, die zusammenspielt, ist das Ergebnis erheblich besser aus mit einem Aufwand an Technik.


    Ganz genau! 3 Kanäle und gut!


    Übrigens die Durchsetzungskraft eines Basses wird auch durch regelmäßiges wechseln der Saiten erhöht. Die werden nach 6 Monaten so muffig :D

    Practice, Practice, Practice

  • Zitat

    wenn er der festen Überzeugung ist, zwei "nicht zusammenpassende Boxen" ergeben seinen Sound: Bitteschön. Lass ihn.


    Bei einer Band mit eigenem Liedmaterial würde ich dem voll zustimmen, da macht der persönliche Soundgeschmack der einzelnen Musiker erst den Charakter der Band aus. Bei Coverbands ist es imho aber legitim, viel pragmatischer vorzugehen, z.b wie von Sam Razr beschrieben.