Bühne auf Festival in Kanada eingestürzt

  • Rätselraten finde ich bei sowas immer schwierig, aber ich finde es ein Beispiel dafür, dass man eben grade Unwetter nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Ich habe auch einem Veranstalter schon einmal zum Abbruch geraten. Der wollte nichts davon hören. Zum Glück ist alles gut gegangen nur im Firmengebäude der feiernden Firma ca. 100m Luftlinie entfernt gab es einen schweren Blitztreffer mit Folgen. Das hätte auch anders ausgehen können.


    Ich persönlich finde es erstaunlich dass "nur" 12 Personen verletzt wurden, nachdem ich das Video vom Einsturz gesehen habe. Das ist meiner Meinung nach Glück im Unglück und mich animiert das auf jeden Fall auch in Zukunft im Open-Air Bereich immer aufs Wetter zu schielen und auch mal lieber einen Abbruch zu empfehlen als Leben oder Gesundheit zu riskieren.



    Zur Ursache drängt sich mir wegen dem wegknicken nach hinten entweder fehlende oder nicht korrekt ausgeführte Windverbände auf, was aber natürlich nur geraten ist. Vielleicht war es aber auch einfach zuviel Wind für die Bühne.


    Gruß

    Daniel Heide
    Lange Reihe 4
    99755 Hohenstein


    Lass dir von Keinem imponieren der sagt: "Das mache ich schon seit 20 Jahren so!" Man kann etwas auch 20 Jahre lang falsch machen.
    Bildung ist meistens kostenlos, manchmal auch umsonst!

    Einmal editiert, zuletzt von daniel heide ()

  • wenn ich mich durch die reichthaltig über Google auffindbaren "News" / Interviews / ... richtig durchgelesen habe ist die komplette Bühne wohl bei einer Sturm-Boe nach hinten gekippt worden (also "vorne angehoben") und dann in sich zusammengesackt...


    Wo und was dort nun versagt hat - wird irgendwann herauskommt. Vielleicht.

  • Schon Krass das Stück Video.


    Zitat von "daniel heide"

    Zur Ursache drängt sich mir wegen dem wegknicken nach hinten entweder fehlende oder nicht korrekt ausgeführte Windverbände auf, was aber natürlich nur geraten ist. Vielleicht war es aber auch einfach zuviel Wind für die Bühne.


    Irgendwann is für JEDE Konstruktion zuviel Wind. Da kannst' NIX machen.
    Und wenn der Einfallswinkel dazu noch günstig is...
    Ganze Landstriche werden verwüstet, Schiffe gehen unter...


    Ich frage mich trotzdem, wie man solche Sachen wirklich genau berechnen will.
    Klar; Höhe/Breite/Tiefe/Lasten & Gewichte <<<>>> Statiktabellen etc..
    Aber alleine die geographische Beschaffenheit und die daraus resultierenden Wetterbesonderheiten des Geländes/Landstriches ist doch eine (für mich) riesige Variable.
    Wie beeinflussen 50000 Zuschauer das unmittelbare Wetter über dem Gelände? Ich hab z.B. erlebt, wie es in ganz Berlin geregnet hat, während 'über' der Loveparade nur paar Tropfen fielen.

    Never stop a running System

  • In Indiana ist ebenfalls an einem Countrykonzert eine ziemlich grosse Konstruktion eingestürzt. Ich frage mich, ob man bei grossen Open-Air Konstruktionen zusätzliche Massnahmen machen müsste. So in Richtung Evakuierungszonen und frühzeitige Alarmierungen bei starkem Wind.


    Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=YeqB9ao1huc


    Boulevardmedien: http://www.blick.ch/news/ausla…aebt-menschenmasse-179021
    http://www.20min.ch/news/kreuz…uf-die-Zuschauer-30919663

    Der Ton macht die Musik.

  • Zu Indianapolis:


    Das war wohl eindeutig zu viel Wind für die Konstruktion. Wäre das Dach rechtzeitig runtergefahren worden wäre vermutlich nichts passiert.
    Laut Spiegel wurden die Besucher aufgeklärt, was bei einer Evakuierung zu tun sei - es wurde jedoch nicht evakuiert :twisted:

  • Es ist sicherlich unbestritten, das die Planen/Dächer in diesem Umfeld für die mit Abstand grössten Windlasten sorgen.
    Die Idee, via Fernauslösung im Grenzfall einfach die Plane fliegen zu lassen und damit den Rest der Konstruktion vor dem Einsturz zu sichern, ist wohl auch nicht neu.
    Warum wird das nicht umgesetzt?


    Spekulation: zu teuer.

  • Möglich, dass es da um Geld geht. Wahrscheinlicher scheint mir aber (ich gebe einen Kollegen einer namhaften Bühnenbude wieder), dass es auch statisch etwas mehr als nur ein Spatziergang ist, praktisch "unter Last" eine beachtliche Segelfläche und ein beachtliches Gewicht aus so einer Konstruktion zu schießen. Da drehen sich ganz schnell ein paar Vorzeichen in der Statik um.


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Zitat von &quot;zegi&quot;

    Wäre das Dach rechtzeitig runtergefahren worden wäre vermutlich nichts passiert.

    Zitat von &quot;skyworker&quot;

    Wahrscheinlicher scheint mir aber (ich gebe einen Kollegen einer namhaften Bühnenbude wieder), dass es auch statisch etwas mehr als nur ein Spatziergang ist, praktisch "unter Last" eine beachtliche Segelfläche und ein beachtliches Gewicht aus so einer Konstruktion zu schießen. Da drehen sich ganz schnell ein paar Vorzeichen in der Statik um.


    Es gibt Bühnen, bei denen ist es vorgeschrieben, ab einer bestimmten Windstärke die Seitenplanen "abzuwerfen". Dies muss vom Boden aus - ohne Gefahr für den "Bediener" gehen. Dazu gibt es technische Lösungen auf dem Markt.
    Herunterfahren eines Daches bei "mittelmäßigem" Wind halte ich für sehr problematisch, da dafür die Windverbände gelöst werden, und in dem Moment die Sleeve-Blöcke Momente in die Tower einleiten, die diese zum knicken animieren.
    Eins der größten Probleme bei der Bühnenstatik sind die Seitenwände mit den daraus resultierenden Kräften. Zum einen Kräfte in Windrichung, zum anderen auch der Planenzug. Bei vielen Bühnen darf z.B. die Seitenplane nicht an den Towern befestigt werden, um dort keine Querkräfte einzuleiten, welche das zerstörerische Knicken stark begünstigen.
    Ein solches freistehendes Dach lässt sich mit einem Tragflügelprofil vergleichen. Ein freistehendes Dach neigt in dem Fall zum abheben, was durch ausreichende Ballasiterung verhindert werden muss.


    Was hier zu dem Schaden geführt hat, lässt sich so keinesfalls beurteilen.


    Gruß
    Andreas


    Edit: Optik

  • Hier waren ja noch nicht einmal Seitenplanen drin, und eine Hälfte der Dachplane hat sich ja freiwillig entfernt. Trotzdem ist alles zusammengeknickt.
    Hier ganz gut zu sehen:
    http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-71573.html


    Wobei seitliche Abspannungen zu sehen sind, aber keine Kreuzverspannungen.
    Bei der immensen Höhe der Tower müsste man vielleicht auch in der Mitte eine seitliche Abspannung einbringen? Im zweiten Bild sieht man wie die Tower oben auseinanderbrechen, wohl alle Bolzen reissen...

  • Zitat

    Es gibt Bühnen, bei denen ist es vorgeschrieben, ab einer bestimmten Windstärke die Seitenplanen "abzuwerfen". Dies muss vom Boden aus - ohne Gefahr für den "Bediener" gehen. Dazu gibt es technische Lösungen auf dem Markt.

    - das ist mir durchaus bekannt!


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Ich wundere mich auch, dass ich auf dem (Spiegel-)Bild keinen einzigen Windverband sehen kann. Ich frage mich warum? Das sind doch die entscheidenden Elemente zur Stabilisierung.

  • Hallo,

    Zitat von &quot;bernd häusler&quot;

    Ich plädiere sehr dafür, auch für fliegende Bauten die ortsübliche Windstatik für feste Bauten anzuwenden, und Erleicherungen zu streichen. Ein Nutzungsabbruch ist völlig praxisfremd.


    interessant wäre zu wissen, ob es eine Datenbank gibt, aus der man auf Verbesserungen im Regelwerk schließen kann. Angenommen die vergangenen Unfälle (ich meine jetzt keine speziellen) sind alle auf menschliches Versagen (z.B. falscher Aufbau) basiert, wäre doch eine Regelverschärfung unangebracht.
    Ich habe eigentlich noch nie eine genaue Analyse eines Unfallgeschehens lesen können. Leider bin ich mit den Veranstaltungstechnischen Fachzeitschriften nicht vertraut. Vergleichbar wird in der Luftfahrt regelmäßig über den Hergang von Unfällen berichtet, um weitere Unfälle zu verhindern. In der Luftfahrt wird jeder Unfall von der BFU untersucht. Diese Untersuchungen haben nicht zum Ziel, einen Schuldigen im (juristischen Sinne) zu finden, sondern die Ursache. Gibt es irgendwo Veröffentlichungen für den Bereich der Veranstaltungstechnik?


    Gruß
    Andreas