Warum Studiomischtechniken nicht Bühnenkompatibel sind

  • Stimmt ebenfalls - erfordert aber (neben den technischen Möglichkeiten) ein gehobenes 'Matrixmanagementbewusstsein' - welches ich für die Mehrzahl aller Anwendungen (und Anwender :wink: ) einfach mal als nicht automatisch gegeben annehme; ich schließe mich da ausdrücklich mit ein. Andererseits: um das Bewusstsein für solche Zusammenhänge zu schaffen sind Threads wie dieser natürlich gerade prima geeignet.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Hi billbo, dass hört sich jetzt aber nach einer geringfügigen Untertreibung an :oops: du und nicht damit umgehen können :D

    Beste Grüße
    Wolfgang


    Im Verleih: K&F CA1215, K&F Line212, K&F SW115E/SW215E, Neumann KM18x.

  • Theoretisch wissen/ nachvollziehen können, wie und warum ein bestimmter Sachverhalt sich so verhält und auswirkt, wie er es nun mal tut, ist eine Sache. Dieses Wissen in stressigen Alltags - Arbeitssituationen souverän (also quasi 'teilautomatisiert') fehlerfrei in Ergebnisse umsetzen zu können, ist dann aber noch mal eine ganz andere Nummer. :wink:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat

    Theoretisch wissen/ nachvollziehen können, wie und warum ein bestimmter Sachverhalt sich so verhält und auswirkt, wie er es nun mal tut, ist eine Sache. Dieses Wissen in stressigen Alltags - Arbeitssituationen souverän (also quasi 'teilautomatisiert') fehlerfrei in Ergebnisse umsetzen zu können, ist dann aber noch mal eine ganz andere Nummer. :wink:


    ich denke das kann man so voll und ganz unterschreiben!


    gegen solche stressbedingten probleme hilft nur eines: rechtzeitig aufbauen ;)
    wenn das aus irgendwelchen gründen nicht geht, müssen eben alle beteiligten mit kompromissen leben.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Jawoll die Herren, ohne Routine nützt das umfangreichste Wissen nichts und zuätzlich wird in unserem Alter der Kampf gegen das Vergessen immer schlimmer. Passiert mir sogar, wenn ich selbst für andere für eine Vorgehensweise eine perfekte Bedienungsanleitung geschrieben habe, das Verfahren dann aber ein Jahr nicht angewendet habe. :roll: Schade eigentlich. Man hätte uns gerne mit einer anderen Art Lernkurve austatten können. 8)

  • Zitat

    Im Studio funktioniert das grundsätzlich auch - aber: Wenn das Ziel der Aufnahme die Monokompatibilität erfordert, fällt die Laufzeitstereophonie definitiv aus. Bei Aufnahmen, die üblicherweise im Wohnzimmer oder Auto wiedergegeben werden, kein Problem.


    Wird nicht das FM-Radio auch Mono (L+R) und Seitensignal (L-R) übertragen? ;) Sprich auch hier würde sich ein böses Klangschauspiel ergeben, wenn ein solch im Studio gemischter Song ins Radio verirrt.


    Keine Monokompatibilität? nicht studiotauglich!

  • ... die UKW-Übertragung funktioniert tatsächlich nach diesem Prinzip.


    Hintergrund bei Einführung der Stereorundfunkübertragung war die Forderung nach Monokompatibilität. Aus diesem Grund wurde auf dem einen Band unterhalb des Stereopilottons das Monosignal L+R übertragen. Damit konnte damals die überwiegende Anzahl der Monoempfänger eine Stereoübertragung empfangen und vernünftig wiedergeben. Die Stereoempfänger machen auch heute noch eine mathematische Umrechnung. Aus (L+R) auf dem einen Band addiert mit (L-R) auf dem anderen Band ergibt 2L und damit Links. Ziehe ich beide Terme ab, erhalte ich 2R und damit das rechte Signal.


    Ganz nett ist auch zu wissen, dass sich damals daraus neue Mikrofonverfahren ergeben haben. Die MS-Mikrofonie. Mit einem Mitten-Mikrofon M (häufig auch als Monomikrofon bezeichnet) wurde das L+R-Signal in der Klangkörpermitte aufgenommen. Eine Acht über dem M-Mikrofon liefert das L-R-Signal, wenn das Acht-Mikrofon mit der Hauptrichtung nach Links ausgerichtet wird.


    Bei Monoempfang hat man also auch heute noch das Problem der Interferenzbildung bei Laufzeitstereopfonie. Da früher die meisten UKW-Empfänger Mono waren, war die Forderng nach Intensitätsstereophonie zwingend. Heute sieht das sicher etwas anders aus. Die meisten Empfänger sind Stereo.


    Aufgrund der Allgemeingültigkeit der math. Umrechnung habe ich bei Stereoempfängern keine Interferenzbildung bei der Wiedergabe, also nach der Umrechnung von M und S in L und R. Auf dem Weg zum Empfänger schon, aber MS und insbesondere das L-R Signal hört sich ja auch niemand an. Ist also egal, was da unterwegs passiert, solange das Ergebnis stimmt.


    Hier haben wir also den Fall, dass wir Live einige Freiheitsgrade mehr haben, als im Studio. Live kann ich ein Monosignal durchaus mit Laufzeit in Stereo wandeln und damit über die PA für alle Zuschauer vernünftig wiedergeben, wenn ich für Monitor und Foyerbeschallung nur das unverzögerte Signal gebe. Im Studio hat man je nach dem gewünschten Sinn/Zweck der Aufnahme diese Möglichkeiten nicht.

    Beste Grüße
    Wolfgang


    Im Verleih: K&F CA1215, K&F Line212, K&F SW115E/SW215E, Neumann KM18x.

  • als fazit kann man hier sicher sagen, dass die laufzeitstereophonie im livebetrieb gegenüber der rundfunksituation durchaus vorteile haben kann, aber nur wenn das beschallungssystem komplett stereo ausgelegt ist!


    kommen mono-ausspielwege dazu (z.b. nearfill, delayline o.ä.), dann muss man hier sehr aufpassen was man tut, um sich keine unbeabsichtigten kammfilterprobleme einzufangen

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das kann ich nur unterschreiben. Ich generiere deswegen solche Wege prinzipiell nicht mehr aus einer Matrix, sondern nur noch aus Post-Auxwegen. Das hat den Vorteil, das man sich keinen Kopf um Kammfilter machen muss, den normalen Mix aber schnell auf Mono kopieren kann, und ausserdem noch die Möglichkeit hat, unkompliziert einen anderen Mix auf den Infills zu fahren als auf der Main PA.


    Blöd wird es nur, wenn es schnell gehen muss und der örtliche Beschaller die Verteilung im Controller gemacht hat und keine Eingänge mehr frei hat ... dann mache ich halt das Ganze aus und fahre brav (Fast) Mono

  • Ja, so ist das: ... und in der Wirklichkeit sieht die Realität ganz anders aus ...


    ... so mir letztens passiert: 01V96i alle Kanäle auf Stereo und gleichzeitig auf Bus 7+8 als Ausspielweg für what ever. Dann ist mir vermutlich ein kleiner Fehler passiert: ich habe Bus 7+8 auch auf Stereo geroutet. Schon hatte ich die allerschönsten Kammfilter. Das ging gar nicht. Da der Fehler nicht beim Musikabspielen passierte, konnte ich die Aktion Bus auf Stereo routen nicht mit dem Fehlerbild in Verbindung bringen. Habe mir ganz schön den Wolf gesucht - und war sehr enttäuscht, dass die Buswege i01v96 offensichtlich eine größere Latenz besitzen, als der Main-Stereo-Bus. Das wäre mit einem Analogpult nicht passiert :D

    Beste Grüße
    Wolfgang


    Im Verleih: K&F CA1215, K&F Line212, K&F SW115E/SW215E, Neumann KM18x.

  • Das ist bei größeren Yamahapulten auch so. Daher Doppelroutingverbot für Channel > Subgroup/Bus > Master und gleichzeitig Channel > Master. Bitte nur eins von beiden und keine "Parallelkompressionsversuche" auf diesem Weg. :wink: