Hallo liebe Kollegen
Nach Jahren und gefühlten 1000 Konzerten auf Yamaha Pulten (vorwiegend M7 und LS9) habe ich mich entschieden ein neues Spielzeug zu kaufen.
Bei den CH Vertrieben angerufen und innert ein paar Tagen standen sie alle bei mir.
Getested wurde ganz einfach und ohne Messsystem. Shure Beta58 ins Pult, dann in einen mir sehr gut bekannten Lautsprecher (TWAudio M12 / Hoellstern).
Meine Kriterien:
- Stabilität
- Sound
- Workflow
- Muss bei Festivals auch mal von einem Fremdtech ohne Erfahrung innert 10 Min erklärt werden können
- Primär aber für Gigs an denen ich selber oder einer meiner Tonleute selber schraubt
Hier meine Meinung zu den Pulten:
Midas Pro2
Ein Mitarbeiter von mir ging zum Vertrieb das Pult abzuholen. Auf seiner Rückfahrt dann ein skuriles SMS über irgendwelche lila Donats am Pult!? Als ich das Case sah wusste ich was er meinte.... :shock:
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Aufgebaut und mal gute 10Min gebraucht bis mal ein Ton rauskam. Finde das Pult vom Routing her gewöhnungsbedürftig. Dann sehr positiv erstaunt, Gain rauf, Fader rauf - klingt sehr gut. EQ auch klanglich sehr nah an meinem XL42. Dann wollte ich mal den Hall testen. Klark DN780. Na ja, erinnerte mich an meinen ersten digitalen Hall Digitech TSR12. Gar nicht gut. Kompresssor mit fünf verschiedenen charakteristiken klingt gut. Grafischer EQ, hab es nicht geschafft den EQ auf die Fader zu legen. Hoffe dass es geht sonst wieder ein no go. Mit Poti einen grafischen EQ zu bedienen ist strange.
Spielte dann mal mit den anderen Effekten. Nicht der oberbringer aber brauchbar. Warum gönnt sich Midas nicht mal ein paar bessere Reverbs? Ohne z.B. meinem PCM91 würde ich keine Show machen wollen mit dem Pult. Nichts da mit all in the box.
Workflow, na ja. EQ Band muss man mit rauf und runter Taste bedienen. Mit einem 01v96 bin ich schneller. Im schlimmsten Fall brauche ich drei mal die taste zu drücken bis ich im gewünschten Band bin. Die Frequenz Einschrenkung pro Band finde ich im digitalen Zeitalter ein no go. Analoges feeling hin oder her.
Erstes Fazit: Ist ein Pult welches vorgibt wie man arbeiten muss. Klanglich sehr gut (aussgenommen EFX). Habe nicht das Gefühl gehabt unbedingt einen Gig damit mischen zu wollen. Workflow für mich nicht logisch bzw. selbsterklärend.
Digico SD9
Als erstes aufgefallen das sehr hohe Gewicht mit Original-Case. Aufgebaut und eingeschaltet. Recht lautes Netzteil-Lüftergeräusch. Hab dann mal das Beta58 auf einen Local Mik Preamp geroutet. Ging alles fix. Gain rauf, Fader rauf. Klingt gut. Am EQ geschraubt. Klingt gut. In den höhen ein bisschen, wie soll ich sagen, leicht zischig. Alles aber im grünen Bereich. Dyn. EQ super Tool! Kompressor gut. Multiband Komp. geil.... Mit dem neuen Update ja dann auch 8x Dyn. EQ und Multiband Komp. Dann grafische EQ's. Alles bestens. Effekte eingeschaltet. Hall besser als Pro2, allerdings nicht so gut dass es mich vom Stuhl gerissen hat.
Kanalzug-mässig komme ich klar mit dem Pult. Schnelles arbeiten möglich. Mit was ich in den ca zwei/drei Stunden nicht klar kam ist das Routing, bzw. zuweisen der Fader, Gruppen, VCA's etc. Aber das weiss man von Digico. Man muss sich auf ein "anderes" arbeiten einstellen. Dann aber sollte man ja ziemlich schnell sein.
Fazit: Ein gelungenes Pult. EFX könnten besser sein (Waves option ist ja da, sogar mit dem editieren der Plug Ins im Digico Touch Screen). Workflow nicht mein Ding. Erinnerte mich und einen meiner Tontechs ans SAC vom Layout auf dem Screen.
Soundcraft VI1
Bedienung/Workflow. Denke in dieser Preisklasse NR1. Sound auch gut. EQ's greifen für meinen Geschmack zu wenig. Grafik EQ genau so. Hat man eine gute Band in einem gut klingendem Raum mit guter PA klingt das Pult Super. Sobald man aber nicht optimale Bedingungen hat und viel schrauben muss vermisste ich die Yamaha EQs welche ja eher grob klingen aber im endeffekt mehr bringen. Effekte sind dafür sehr, sehr gut! Einzig vermisse ich einen Verzerrer. Bin mit einer Acapella Band unterwegs und brauche zwingend einen brauchbaren Verzerrer. Sonst sehr gutes Pult.
Avid Venue SC48
Pult wurde von CH Support Mann gebracht. Erster Eindruck sehr schwer! 142kg im Case. Obwohl das Pult nur 56kg wiegt!? Sehr stabiles Case halt mit viel "Stauraum". Dann Mik eingesteckt, Gain rauf, Fader rauf. Geil. Klingt gut. EQ ganz nach meinem Geschmack. Den eigenen Kompressor eingeschaltet, super. Es reagiert so wie ich es gerne habe. Grafik EQ auch gut. Was nicht gut ist das man keinen parametrischen EQ auf den Outs hat. Man muss entweder nur mit dem Graf.EQ arbeiten oder einen der 20 Plug Ins Plätze im Rack "opfern". Genau so fehlt mir der LPF auf den Inputs (oder habe ich ihn einfach nicht gefunden). Auch nur 16 Busse zu haben ist eher wenig. 24 wären besser. Auch keine abgesetzte Stagebox. Finde da hinkt das SC48 hinterher.
Dann die Plug Ins. Mann o mann. Ich komme ja ursprünglich aus dem Studio (seit 8 Jahren aber nur noch auf Live). Kenne aber sehr viele Plug ins. Arbeite auch ab und zu mit meinem Waves Multirack. Ich finde es richtig gut die Tools auch live brauchen zu können. Es eröffnet sich eine komplett neue Welt des mischens!
Dann heute die auf Avid Page gesehen. http://www.avid.com/de/products/VENUE-software Grosses Update Version 3. Neu beim SC48: 64 statt 48 Inputs, 40 statt 20 Plug Ins, 24 statt 16 Busse, kleine kompakte Stagebox (32 In /16 Out)....etc. Genau meine Kritikpunkte.
Workflow finde ich selbsterklärend. Finde mich sehr schnell zurecht auf dem Pult. Ist das einzige Pult welches in mir das "will ich haben" Gefühl ausgelöst hat. Mal schauen.
Allgemein kann ich nichts zu der Stabilität der getesteten Pulte sagen. Einzig das was ich von Tonkollegen gehört habe. Da hört man aber von allen Pulten hi und da eine Horrorstory. Denke das man mit jedem Pult Pech haben kann. Wichtig ist wie dann der Support reagiert.
Sooooo:
Das hier sind nur MEINE Eindrücke. Ist absolut nicht repräsentativ!! Vielleicht steht jemand vor einer ähnlichen Situation und kann mit meinem kleinen Bericht was anfangen.
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