Temperaturabhängigkeit Mikrofonpegel?

  • Wertes Forum


    Ich wunderte mich gerade, ob der Ausgangspegel eines dyn. Mikrofons abhängig ist von der Kapseltemperatur? Konkret öffnete das Gate morgens korrekt, im Verlauf des Tages dann plötzlich nicht mehr, Absenkung des Threshold schaffte Abhilfe... Eine Änderung von Position oder Gain kann ich ausschliessen, ebenso ist die Signallautstärke konstant.
    Das Problem existiert also nicht mehr, die Hintergründe würden mich aber sehr interessieren:)


    Beste grüsse

  • Welches Mikrofon? Es gibt einige dynamische Mikrofontypen (insbesondere die Gesangsmikros von Audix) die hörbar auf Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit reagieren. Kondensatormikrofone sind da grundsätzlich empfindlicher, wobei das sehr von der Bauform abhängt. Kleinmembran-Elektrets und Mikros mit HF-Vorstufen (z.B. Sennheiser MKH) sind weniger empfindlich als Konstruktionen mit konventioneller Polarisation und (vor allem billige) Grossmembraner.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • In diesem Fall würde ich mich mal auf die Suche nach einem Defekt irgendwo im Mikro, in der Verkabelung oder auch im Gate selbst (verschlissenes Threshold-Poti) machen. Gerade das SM58 ist ja für die Abwesenheit solcher Sperenzchen bekannt.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • ... - 6dB deutet darauf hin, dass in der symmetrischen Leitungsführung, häufiger im Kabel, oder seltener in der internen Verkabelung des Mikros eine der beiden Leitungen fehlt. Das kann auch mal als Wackelkontakt vorkommen und der wiederum kann auch temperaturabhängig sein.


    Das mit den Audixen ist kein direktes Temperaturproblem und der Effekt, der vor allem auf einer großen Menge Kondensat, das sich bei warmer Ausatemluft und sehr kaltem Mikro zwischen Membran und davor liegender Schutzgaze bildet, beruht, ist eher eine Änderung Richtung Mickeymouse-Stimme.
    Bei Kondensatormikros gibt es ebenfalls indirekte Temperatureffekte durch Kondensat. Diese äussern sich eher in Störgeräuschen ( prazzeln, rauschen ) oder wenn sie sehr naß werden, echte Kurzschlüsse. Einfaches 'leiser werden' wäre ebenfalls eher untypisch.

  • Dynamische Mikrofone ändern den Pegel auch bei Temperaturänderungen von mehreren Grad Celsius (auch bei +/- 10°C) praktisch nicht. Bei Kondensatormikrofonen betrifft dies dann eher Elektretkapseln (die zudem auf Luftfeuchtigkeit reagieren können ... Pegeländerungen von wenigen dB sind durchaus zu messen - bei Trockung kehrt sich dieser Effekt teilweise wieder um).

  • Da fällt mir etwas ein: Ist schon Jahre her und ziemlich haarsträubendes Setting, aber es kam mir vor als ob ein Elektret-Grenzflächenmikrofon bei -20°C und sehr trockener Luft deutlich mehr Pegel liefert als unter Normalbedingungen. Ich will das eigentlich nicht wiederholen, daher meine Frage ob irgendwer das bestätigen kann?

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    Bei Kondensatormikrofonen betrifft dies dann eher Elektretkapseln (die zudem auf Luftfeuchtigkeit reagieren können ... Pegeländerungen von wenigen dB sind durchaus zu messen


    Dafür leiden sie nicht unter dem typischen Rauschen und Britzeln mit denen die klassischen 48V-Typen (Sennheiser ME, AKG CK1) ihre Nutzer beim Einsatz über einer in der spätnachmittäglichen Gewitterschwüle dampfenden Stadtfestbühne gern beglücken. Übrigens mMn einer *der* Gründe (der andere war die Unabhängigkeit von Phantomspeisung) für die lange anhaltende Beliebtheit des C1000 - am Klang kanns ja nicht gelegen haben... :roll:

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "niggles"

    Übrigens mMn einer *der* Gründe (der andere war die Unabhängigkeit von Phantomspeisung) für die lange anhaltende Beliebtheit des C1000 - am Klang kanns ja nicht gelegen haben... :roll:


    ... wobei es neben diesem "schlechten" Beispiel bei AKG sehr ordentlich klingende Modelle mit Dauerpolarisation gibt, z.B. das Nachfolgemodell des 451, das C451B.
    Echte Experten dafür sind die Dänen, DPA ist sozusagen Weltmeister im Erzeugen gut klingender Elektrete, die Japaner bauen ebenfalls gute, bezahlbare, Open Air taugliche Modelle wie z.B. AT4033, AE3000, ATM350 und ATM450.


    ... Aber ich schweife zu sehr von der Frage des Threadstarters ab ... :roll:

  • Zitat von "niggles"

    Dafür leiden sie nicht unter dem typischen Rauschen und Britzeln mit denen die klassischen 48V-Typen (Sennheiser ME, AKG CK1) ihre Nutzer beim Einsatz über einer in der spätnachmittäglichen Gewitterschwüle dampfenden Stadtfestbühne gern beglücken.

    Preiswerte Steckverbinder verwendet ? Mein KMS-184 ist jedenfalls (auch auf Außenbühnen oder in Zelten) - mit vernünftigen Steckern und ordentlichen Mikroleitungen - völlig problemlos. Ich habe allerdings auch noch nicht bei Sichtweiten unter 10 Metern (d.h. im dichten Nebel) Musik gemacht ... :wink:


    Zitat von "guma"

    Dauerpolarisierte Mikros ( 'Elektrete' ) sind in der Regel gegen Feuchtigkeit unempfindlicher als Mikros mit "klassischer" Polarisation.

    Empfindlichkeitsänderungen habe ich bei Elektretkapseln unter Einwirkung von höherer Luftfeuchte bereits öfter festgestellt - bei extern polarisierten dagegen nicht.
    Bei hochwertigen Audio-Messungen werden - auch bei Outdoormessungen - i.d.R. extern polarisierte Kondensatormikros (manche haben dann auch noch temperierte Kapseln) eingesetzt, weil die Übertragungseigenschaften auch über viele Jahre weitgehend konstant bleiben. Elektretkapseln verändern dagegen ihre Eigenschaften im Laufe der Jahre stärker (weniger der Frequenzverlauf - sondern es ändert sich die Gesamt-Empfindlichkeit). Diese Beobachtung (= gemessen !) habe ich jedenfalls über mehrere Jahre bei Elektretmikrofonen gemacht. Und da die Änderungen im Bereich weniger dB liegen, fällt sowas den meisten (ohne Messmöglichkeit) auch gar nicht auf.

  • Ja, nur hat das eine ( die ( vorübergehende ! ) Feuchtigkeitsempfindlichkeit, die sich in besagtem Geprazzel ( das man hören kann und nicht messen muß ) der extern polarisierten mit dem anderen, dem seeeeehr langsamen Pegelverlust durch Nachlassen der Dauerpolarisation der Elektrete nichts zu tun.

  • ...endlich komme ich dazu, mich auch mal wieder zu melden. Vielen Dank für all eure Tipps und Anstösse! Ich werde mir die Sache wohl bei Gelegenheit mal noch etwas genauer ansehen müssen, lediglich an der Temperatur scheints nicht liegen zu können :P

  • Zitat von "Volker Holtmeyer"

    Gab es morgens beim Soundcheck evtl. etwas mehr Umgebungsgeräusch und bei der Veranstaltung war es mucksmäuschenstill?


    Hallo Volker


    es war gleich umgekehrt, am Morgen relativ ruhig und dann tagsüber die grosse Sause... Daher müsste das Gate ja eher zu häufig öffnen als zu selten. Insgesamt bin ich noch immer etwas verwirrt - Mik getauscht, Kabel getauscht und trotzdem dasselbe Phänomen am nächsten Tag.

  • Das hört sich aber doch sehr danach an, dass es sich nicht um ein Mikrofonproblem handelt. Ich befürchte, dass Du uns Dein Vorortszenario nicht so umfassend beschreiben kannst, das wir daraus lesen können, wo Dein Problem liegt.

  • Nun ja, nach euren Schilderungen sehe ich dies ähnlich. Da das Mikrofon an der prallen Sonne lag und das neue Mikro (welches Schatten genoss) Besserung brachte, dachte ich (nach Ausschluss von Kabel usw.) zuerst an ein Temperaturphänomen - was ich nun ebenfalls ausschliessen kann.


    Na dann, der Anlass ist durch, es hat dann doch funktioniert. Bleibt mir nur, euch für eure Erklärungen und Tipps zu danken!


    Beste Grüsse