Angebot erhalten - Kalkulation ok?

  • Hier war von 45 Minuten Show die Rede und für ein Angebot genau dafür.


    Nicht davon; das 17 Uhr samt Soundcheck alles fertig sein soll, Show um 21 Uhr und der Abbau erst um 1 nachdem alle weg sind.


    Wenn der Threadstarter schmales Budget hat oder paar Euros hier nachfragt bzw. nachweint; muss er mit Auf/Abbautätigkeit leben und einfachem Linecheck.


    Eventuell hat er aber daran garnicht gedacht und ein "Profi" muss ihm im Vorfeld erklären, dass Soundcheck, Trussklopfen & durchs Publikum gerollte Kisten nich gut kommen...
    Den Personalaufwand halte ich dennoch für übertrieben.


    In der Tat; Industrie mach ich ungern.
    Schlips, Schickmicki & schwierige Chefs. :wink:

    Never stop a running System

  • Zitat von "GastAndy"

    Was ist Eure Meinung dazu?
    Vielleicht könntet Ihr -nur mal grob zur Orientierung- ein paar Hausnummern nennen, was für eine solche Anlagengröße angemessen/üblich wäre (Raum Hessen, Großstadt).


    Mal ganz vorweg zu den ganzen Preisdiskussionen: Es gibt in der VT-Branche sehr große Unterschiede, die neben der Professionalität auch große regionale Ursachen hat. Du wirst in Ostdeutschland, in ländlichen Regionen wesentlich günstigere Anbieter erhalten. Raum Hessen/Großstadt ist nun schon mal von Haus aus nicht mit jemanden beispielsweise aus der sächsischen Provinz zu vergleichen. Eine "Hausnummer" von solchen Kollegen bringt gar nichts.


    Rechnen wir mal zusammen:
    Tontechnik mit Delayline aus 4 Lautsprechern: 600,- EUR
    Licht: 130,- EUR
    Service: 510,- EUR


    Summe: 1.240,- EUR netto


    Der Preis ist für eine Großstadt im Raum Hessen mehr als nur fair. In München würde ich da eher Richtung 1.500,- EUR gehen.


    Es wird garantiert irgendwer günstiger anbieten, ja auch in München. Aber will man solche Anbieter wirklich haben? Irgendwelche Garagenverleiher (spreche absichtlich nicht von -vermietern), Discoteams mit nem Livepult und ein paar Mikros...? Technische Versuche auf einer Firmenfeier? lieber nicht... spart nicht am falschen Ende!


    Zitat von "GastAndy"

    Ich kann mich nicht des Gefühls erwehren, daß wir hier - da Laien - etwas über den Tisch gezogen werden sollen oder habe ich das Angebot nur falsch interpretiert?


    Weder falsch interpretiert, noch seid Ihr über den Tisch gezogen worden. Es ist halt für Laien schwer, hinter dem wirklichen Gesamtaufwand zu blicken. Ja, für manche sieht das so aus, daß man "nur mal eben 2 Kisten" schleppen muss. Die Praxis lehrt einem ganz anderes. Manches ist ja hier schon erwähnt worden, billbo hat schon mal eine ganz gute Zeit-Kalkulation aufgestellt (in seinem ersten Beitrag). Also wir wissen: es gibt neben dem eigentlichen Job noch im Lager/Büro einiges vorzubereiten und nachzuarbeiten.


    Aber schau Dir auch mal den typischen Ablauf einer solchen Veranstaltung an: Lass mal die Firmenfeier um 19.00 Uhr beginnen, Einlass - oder Zeitpunkt an dem die ersten Gäste kommen also 18.30 und das offizielle Ende 0.00 Uhr:


    13.00 Treffpunkt am Lager von 2 Technikern. Die Packliste liegt bereit, der Transporter wird beladen. Gegen 14.00 Uhr ist alles beladen, Abfahrt 14.30 spätestens. Bis dahin ist auch der Tontechniker, also der dritte Techniker eingetroffen. Es folgt eine halbe Stunde Fahrt, einer der Techniker fährt den Transporter.


    Das Aufbauteam (ob das jetzt 2 oder 3 Leute sind, spielt keine Rolle, auch nicht, ob darunter auch der spätere Tontechniker ist) muss einige Stunden vor Beginn in der Location eintreffen, damit das alles ohne Stress abläuft (spätestens 15.00 Uhr). Wenns nur zwei Leute sind, dann kommen die halt früher (14.00 Uhr), damit sie rechtzeitig fertig werden. Nicht vergessen: wir müssen noch ne Delay mit 4 Lautsprechern aufbauen und einstellen, es ist eine Firmenfeier, da wollen die Kabel sauber am Rand verlegt sein und so manche Viertelstunde geht auch dadurch drauf, daß wieder 5 Leute mitdiskutieren, wo denn das Mischpult hin darf, oder der Ladeweg doch über 5 Treppen läuft oder der Dekomensch/Caterer erstmal alles versperrt hat... (die Liste kann hier auch sehr lang werden...)


    Wenn alles steht, baut sich die Band auf und danach kommt der Soundcheck (rechne mal mit einer Stunde = 17.00). Je nach Professionalität der Band braucht es hier auch ein Zeitpuffer. Gerade Freizeitbands haben hier mal ein kaputtes Kabel, dort brummt was und mind. ein Musiker kommt zu spät. Dann sollte ja alles spätestens eine halbe Stunde vor Einlass erledigt sein (18.00 Uhr).


    Zwei der drei Leute fahren irgendwann heim, der dritte zieht sich um und bleibt dann vor Ort und betreut die Technik. Ich möchte wetten, daß die zwei Leute mehr als zwei Stunden da geblieben sind.


    Der Techniker vor Ort betreut Licht + Ton in Personalunion, das ist bei der kleinen Lichtanlage auch ausreichend. Er steht sicher eine ganze Zeit gelangweilt rum, weil es nicht viel zu tun gibt. Er regelt etwas die Hintergrundmusik, muss aber exakt in der Sekunde anwesend sein, in der der Geschäftsführer mal kurz eine Begrüssung durchs Mikro halten möchte. Dann schaut er wieder den Gästen beim Essen zu, reicht dem ein oder anderen Menschen ein Mikro, zieht die Musik leiser oder stöpselt mal auf die Schnelle das Headset des angekündigten Zauberers an sein Pult, den er dann auch noch abmischt. Irgendwann ist es dann soweit, die Band kommt auf die Bühne und spielt 45min. Danach Jubel und Zugabe. Band ist fertig, aber die Veranstaltung noch lange nicht vorbei. Schlimmstenfalls kommt auf einmal ein Mitarbeiter mit seinem Laptop und spielt noch ne Stunde DJ. Der Techniker sieht auf die Uhr: Mist, schon 0.30 Uhr, der Abbaukollege steht schon seit einer halben Stunde bereit...(ohne Berechnung....)
    Aber das Ende naht, die letzten Hockenbleiber werden ignoriert, der Caterer baut auch schon ab. Dann wird abgebaut. Die Uhr zeigt dann 1.30 Uhr, der Sprinter ist beladen, jetzt geht es für beide noch eine halbe Stunde ins Lager. Dort wird meist noch ausgeräumt, weil man ja je nach Gegend das Equipment nicht nachts im Transporter lassen will. Es ist 2.30 Uhr, die zwei Jungs steigen in ihre Autos und fahren heim....


    Reale Zeitkalkulation:
    Techniker 1 (Tontechniker): 14.30 bis 2.30 Uhr= 12 Stunden - berechnet: 2 Std. Aufbau, 5 Std. Techniker, 1 Stunde Abbau = 8 Stunden
    Techniker 2 (der Fahrer): 13.00 bis 17.00 und 23.30 - 2.30 Uhr = 7 Std. - berechnet: 2 Std. Aufbau, 2x 0,5 Std. Fahrt, 1 Std. Abbau = 4 Stunden
    Techniker 3: 13.00 bis 17.00 Uhr = 4 Stunden, berechnet: 2 Stunden Aufbau.


    Also berechnet: 14 Stunden - reale Stunden: 23


    Gar nicht mitgerechnet: Bürostunden (Planung, Dispo, Materialliste, Rechnung, Angebot) und weitere Lagerstunden (Aufräumen, ggf. Reinigen, prüfen.)


    Fazit: Personal total unterkalkuliert. Mit 35,- EUR netto wird er nichtmal das ausgleichen können, was ihm die Leute mit nur 25,- EUR pro Stunde in Rechnung stellen. Vermutlich ist einer der Techniker der Firmeninhaber selbst, sonst würde er nie so kalkulieren.


    Merkst Du nun, wie günstig das Personal angeboten ist?


    Zitat von "GastAndy"


    Das sind 510 EUR + MWSt nur an Personalkosten für eine Dreiviertelstunde Beschallung! :shock:


    von den 510,- EUR sind aber 50,- EUR für den Transporter, also Personal kostet nur 460,- EUR!


    Mit dem Transporter lässt sich die Fehlkalkulation ebenso darlegen:
    Miete mal einen Sprinter für 24 Stunden. Zu 90% der Fälle gibts die nicht zum Werbepreis von 39,- EUR, der nur zu ganz bestimmten Zeiten gilt. Normalerweise zahlst da 50-100,- EUR
    und dann tankst Du hier nochmal für 20,- EUR drauf!
    Oder anders: Würdest Du eine Tonanlage, die im Einkauf 25.000,- EUR kostet für 50,- EUR am Tag vermieten und nochmal 20,- EUR für den Diesel dazuschenken?

  • Hallo zusammen,


    Danke für die sachdienlichen Kommentare!


    Meine Skepsis in Bezug auf die Personalplanung beruhte weniger auf unbegründeter Knauserei,
    als mehr auf meiner persönlichen Erfahrung sowohl aktiv als Musiker und als auch passiv als interessierter Konzertbesucher.


    Die deckt sich eher mit den Ausführungen von User "madmax" - für solche kleinen Gigs wohl gemerkt.
    Aber das ist vielleicht wirklich dem Unterschied Ost-West geschuldet.


    Wie ich schon andeutete, sind wir Laien, d.h. wir haben noch nie eine PA gemietet.
    Ich möchte halt einfach nur ein "gutes Gefühl" bei der Sache haben, auch wenn es die Firma zahlt.


    Ok, ich nehme als grundsätzliches Feedback mit: das gemachte Angebot ist akzeptabel!


    MFG
    Andy

  • Noch etwas, was mir zu dieser Art von Stundengeschacher einfällt: nach wie vor wird in unserer Branche in starkem Maße mit Freelancern gearbeitet. Zwar verfügen viele typische kleine VT- Buden neben der halbtags mitarbeitenden Ehefrau mittlerweile über einen weiteren Universalfestangestellten (früher hieß der mal 'Der Geselle'), sowie ein bis zwei vergleichsweise günstig schaffende Azubis (plan deine Veranstaltung bloß nicht an einem Berufsschultag :shock: ) - trotzdem werden ganz viele Baustellen von freiem Tagespersonal betreut/ abgearbeitet.
    Und wenn ich einen als fähig und zuverlässig bekannten Freelancer frage ob er sich vorstellen kann, übernächsten Monat mal - weil kleine Nummer - einen Tag für halbes Geld zur Verfügung zu stehen, dann wird er mich (selbst hier im Ruhrgebiet) ungläubig- irritiert anlächeln und antworten "na klar kann ich mir das vorstellen – ruf' mich doch einen halben Tag vorher noch mal an; dann sag' ich dir, ob ich's mache". :wink:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Tja; in Deutschland gibts Arbeitnehmer- und Arbeitgeber Ecken.
    Wenn hier einer keinen halben Tag arbeiten will, frag' ich einen anderen aus der Reihe.
    Je einfacher der Job, (bissel HauRuck, paar Kabel rollen) desto länger ebendiese.
    Oder ich kneif' die Backen zusammen, nehme intelligenterweise die Single-Bässe statt der Dicken mit und sacke die Kohlen komplett selber ein...
    Bzw. investiere Diese gleich noch in paar leichte Tops wie die aus dem HK-LTS-5-Thread. :wink:

    Never stop a running System

  • Zitat von "GastAndy"


    Meine Skepsis in Bezug auf die Personalplanung beruhte weniger auf unbegründeter Knauserei,
    als mehr auf meiner persönlichen Erfahrung sowohl aktiv als Musiker und als auch passiv als interessierter Konzertbesucher.


    Dir als Laie macht ja keiner der Profis einen wirklichen Vorwurf, denn woher sollst Du es denn wissen, wie das Business wirklich läuft, wenn man nur das mitbekommt, was die Musiker bemerken oder der interessierte Konzertbesucher? Das ist wie mit der Spitze des Eisbergs ;)


    Ich mache mir vielmehr Sorgen, daß manche Kommentare in die Richtung "viel zu teuer" gehen, von Kollegen hier geäußert werden. Daran krankt diese Branche im Grunde genommen. In manchen Gegenden gibt es einen sehr ungesunden Verdrängungswettbewerb. Dort wird dann meist der betriebswirtschaftliche Geist ausgeschaltet und der Wettbewerbskampf gewinnt die Oberhand "Wir wollen diesen Job um jeden Preis" oder "bevor das Material im Lager nur herumsteht..." oder "besser 500,- EUR als gar keinen Umsatz, das Bankkonto ist schon so stark überzogen...."
    Die Liquiditätsnot oder auch die persönliche Eitelkeit verleiten manche zu Preisen, die man nur als unsinnig bezeichnen kann. Zudem kommt dazu, daß im Klein- und Partybereich viele Leute die Veranstaltungstechnik nur als Hobby betreiben.
    Sicher hat der ein oder andere im Kopf "später mal werde ich "richtige" Preise verlangen, aber erst muss ich mal reinkommen..." Doch wer so denkt, wird da nie reinkommen.
    Solche Firmen haben dann genau diese Kunden, die sie verdienen. Und wenn dann privat kein Geld mehr in die Firma fließt, muss an anderer Stelle gespart werden: Billiges Equipment, das Ärger macht, nicht gut klingt und oft kaputt geht. Billiges Personal, das aufgrund diverser Eigenschaften im fachlichen oder auch sozialem Bereich kein anderer mehr haben will. Die Folge daraus sind chaotische Abläufe, schlecht betreute Veranstaltungen wegen unqualifiziertem Personal, Schuldzuweisungen auf äußere Umstände/Musiker etc., nicht funktionierende Anlagen, zu spät aufgebaute Jobs...


    Will man wirklich so jemanden engagieren? Will man russisches Roulette spielen (klappts oder klappts nicht)?


    Du als Musiker, der dort mit Band auf Eurer Firmenfeier auftritt möchtest doch auch lieber eine gut funktionierende Technik und einen professionellen Service, vor allem, wenn die Firma das bezahlt? Die Gäste werden es nicht erkennen, woran es liegt, wenn es schlecht klingt oder nur Chaos auf der Bühne herrscht. Die werden dann einfach den Saal verlassen zum ratschen und rauchen und lästern, wie "grauenhaft" das da drinnen ist und den Kopf schütteln.


    Es kann auch anders laufen: Der Veranstaltungsdienstleister ist routiniert, hat gutes Equipment, ist pünktlich mit allem fertig, zaubert einen guten Bühnensound und mischt auch im Saal einen tollen Ton. Ihr auf der Bühne seid gut gelaunt, habt Spaß an der Musik, weil alles klappt und bringt so eine gute Show. Die Gäste werden mitgerissen und feiern mit Euch mit. Der Abend war ein Erfolg und die nächsten Arbeitstage sprechen Dich immer wieder Kollegen an, wie geil das war... (und buchen dich vielleicht auch mal privat, wer weiß).

  • Dieses leidige Thema "warum ist das so teuer", immer wieder. Ich sag es mal ganz einfach: you get what you pay.


    Wenn du die VA aus dem Hobby und Billigsegment bedienen lässt, dann kann es klappen, muss aber nicht. Gründe hierfür sind schon zu hauf ausgeführt. Lässt du die VA durch einen prof. Dienstleister betreuen, dann sollte das in 95% der Fälle auch klappen.


    Fragen wir mal anders:
    Du bringst deinen PKW zur Inspektion in die Werkstatt. Was zahlst du dafür?
    Hast du dir mal die Aufschlüsselung zwischen Ersatzteile und Arbeitslohn angeshen? Das ist ca 1:1.
    Wie lange wird an der Karre geschraubt? Sagen wir mal 2 Stunden, max. Wieviele Arbeiten daran?
    Und nun du, von wegen 2-3 Personen, welche mind. 1/2 Tag (4 Stunden) beschäftigt sind, ohne nun Vorbereitung und Nachbereitung. Im übrigen wird der Arbeitslohn auf der Rechnung alleine schon durch Lohnnebenkosten zu mehr als 30% aufgefressen. Letztendlich bleibt für den Mitarbeiter unterm Strich nicht viel übrig.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Traurige Diskussion. Fakt ist bei uns wärest du mit weitaus mehr Personalkosten dabei.
    Die reale Stundenanzahl wurde hier ja schon eindrücklich geschildert.
    Techniker werden in der Regel mit Tagespauschalen abgerechnet.


    Nehmen wir den freien Techniker:
    Wenn er den Auftrag euch für einen halben Tagessatz zu mischen annimmt, wird er an diesem Tag keinen 2ten Auftrag annehmen können. Er hat also einen Minderverdienst. Warum sollte er das tun? Aber dennoch erwartest du einen gut ausgebildeten Techniker mit Berufserfahrung der seine Sache gut macht. Diesen stellt die Firma dir mit 350 Euro Netto in Rechnung. (1x TP)


    Schauen wir uns nun andere Branchen an:
    - Automobilbranche bezogen auf den Kenntnisstand eines Meisters (Vergleichbar mit einen Tontechniker). Somit 75 Euro die Stunde + MwSt - 5 Stunden Arbeit = 375 Euro Netto <- 25 Euro gespart
    - EDV bezogen auf den Kentnisstand eines Fachinformatikers. Somit 80 Euro die Stunde + MwSt - 5 Stunden Arbeit = 400 Euro <- 50 Euro gespart
    - Fachkraft für Gebäudereinigung. Somit 20 Euro die Stunde + MwSt - 5 Stunden Arbeit = 100 Euro -> Viel viel günstiger. Aber ganz ehrlich würdest du der Reiniungsfachkraft Technik für 30000 Euro hinstellen, erwarten das Sie diese selbstständig ohne Anleitung installiert und bedient. NEIN.


    Fazit wer gut ausgebildete Techniker / Mitarbeiter möchte muss dementsprechend bezahlen. Oder qualitative Abstriche in kauf nehmen. Die Stundensätze in unserer Branche sind zu niedrig - beim entsprechenden Satz arbeitet der Freie Techniker mit SIcherheit auch 5 Stunden. Klar ist das Augenwischerei. Aber meistens ist es doch eh so das die Leute die 10 Stunden unterwegs sind. Und der Kunde sich freuen kann.


    Und ganz ehrlich hast du mal überlegt was dein Chef euren Kunden für deine Arbeitsstunde aufschreibt? Und nun wären wir beim guten Gefühl eine Firma beauftragt zuhaben, die Nachhaltig arbeitet.


    Mein Wort zum Mittwoch.

  • Zitat von &quot;Sven H&quot;


    Techniker werden in der Regel mit Tagespauschalen abgerechnet.


    Man muss aber unterscheiden, wem die Tagespauschalen gelten. Die freien Techniker werden von den VT-Firmen gebucht. Dem Kunde kann das ja aber letztlich egal sein, wie die VT-Firma sein Personal rekrutiert. Es kann nicht sein, daß ein kleiner Job, bei dem ein Techniker 4 Stunden zu tun hat mit einer Tagespauschale abgerechnet wird, nur weil der Dienstleister einen "Freien" dafür engagiert.
    Da sind wir wieder beim Beispiel der Handwerker. Sie verlangen zwar einen höheren Stundenlohn als wir, aber dafür wird im 10min-Takt abgerechnet (bzw. nach Arbeitseinheiten).


    Als VT-Firma sollte man also auch eher nach "Arbeitseinheiten" abrechnen. Das wäre sowieso mal der Tipp für das oben zitierte Angebot. Der Dienstleister hätte lieber mal schreiben sollen:
    "Ausladen, Aufbau von Bühnentechnik, Licht und Delaylautsprecher" und hätte hier einen Fixpreis nennen sollen. Oder: "Techniker für Einstellung, Soundcheck, Standby und Abmischen bis 0.00 Uhr" sowie "Abbau ab 0.00 Uhr und Verladen - zzgl. 35,- EUR je 1/2 Stunde Verzögerung..."


    Hierfür gibt es halt dann entsprechend kalkulierte Preise. Der Veranstalter wird dann nicht mehr rumdiskutieren ob man dafür jetzt 2 oder 3 Mann braucht oder warum es nicht schneller geht.
    Ein kleiner Job mit wenig Aufwand ist preiswerter, ein größerer Job mit viel Arbeit natürlich teurer.
    Und mit jedem Extrawunsch ("wir bräuchten hier noch 10 Floorspots") kommt nicht nur die Materialmiete dazu, sondern eben auch ein kalkulatorischer Anteil von Auf- und Abbau.
    Das ist für den Kunden transparent und nachvollziehbar. Da wird auch nicht rumdiskutiert.


    Die Aufgabe des VT-Dienstleister ist es dann, diese Arbeit zu erledigen. Wie er das dann macht (Hinzubuchen von einem Freiberufler mit einem Tagessatz etc.), bleibt ihm überlassen.


    Wenn er einen Freiberufler nur mit einem Tagessatz bekommt, der Job aber nur 4 Stunden ist, dann steht es dem Firmeninhaber frei, den freien entsprechend noch anderweitig einzusetzen. Zur Not räumt er halt mit im Lager auf. Oder er einigt sich mit dem Freien auf einen halben Tagessatz etc. Aber das kann ja alles dem Endkunden egal sein.

  • manomann. zwei Seiten Diskussion.
    Wo liegt das Problem?


    Die Preiskalkulation ist grundsätzlich ok und ergibt sich aus seiner Unternehmensstruktur. Frag 5 andere und Du bekommst vermutlich 5 andere Preise. Das alles würde mehr Sinn machen als den Kurs in einem professionellen Forum diskutieren zu lassen. Soll das Ergebnis sein ihm zu erklären dass er zu teuer ist?


    Wenn jemand dabei ist, der sich freut am Wochenende nebenher schwarz 150 Euro zu verdienen, wirst Du vermutlich einen Traumpreis bekommen. Mit etwas Glück stimmt sogar die Leistung, weil der Mensch dann alleine 15 Stunden bei Dir vor Ort ist und einfach alles gibt.
    Fragst du bei ner professionellen Bude an geht die Rechnerei los, was kostet der Techniker, was das Zeug, was das Backoffice...
    Ich finde hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn Du keinen amtlichen Anspruch hast, poste das Ding mal im PartypaForum. Da findet sich sicher jemand der die ganze Show für 400 Euro macht, vielleicht sogar mit ansatzweise vertretbarem Zeug.


    Ganz ehrlich, ich hatte letztens (nicht für die Technikfirma) ne Rechnung einer Unternehmensberatung auf dem Tisch. Die haben mal locker pro Person und Stunde 1700 Euro (!!) abgerechnet.
    Jetzt könnt ihr mal spaßeshalber ausrechnen was da drei Leute am Tag kosten.


    Wir sind einfach in der falschen Branche ;-).


    VG

  • Zitat

    Wir sind einfach in der falschen Branche ;-).

    Zweifelsohne.

    Zitat

    manomann. zwei Seiten Diskussion.
    Wo liegt das Problem?

    Richtig. Wo liegt das Problem?
    Immerhin an die 1000 Zugriffe bisher. Unterstellen wir bei mindestens 50% davon ein wie auch immer geartet dahinterstehendes professionelles Interesse. Wie anders als durch solche Diskussionen möchtest du in einer 'Selfmadebranche' wie unserer zu einem Nachdenken über die Notwendigkeit betriebswirtschaftlich realistischer Denk- und Handelweisen anregen?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von &quot;mringhoff&quot;

    Die Aufgabe des VT-Dienstleister ist es dann, diese Arbeit zu erledigen. Wie er das dann macht (Hinzubuchen von einem Freiberufler mit einem Tagessatz etc.), bleibt ihm überlassen.


    Wenn er einen Freiberufler nur mit einem Tagessatz bekommt, der Job aber nur 4 Stunden ist, dann steht es dem Firmeninhaber frei, den freien entsprechend noch anderweitig einzusetzen. Zur Not räumt er halt mit im Lager auf. Oder er einigt sich mit dem Freien auf einen halben Tagessatz etc. Aber das kann ja alles dem Endkunden egal sein.


    Autschn. Davon (kursiver Teil) würde ich in der heutigen Zeit in Bezug auf Scheinselbstständigkeit weiten Abstand nehmen. Sowohl Deutsche Rentenversicherung wie auch hier in der Schweiz die Suva und SVA finden das nicht so dolle selbstständig. Schon die Abrechnung nach Zeiteinheiten muss man im Kontext auch mal kritisch sehen (Messejobs sind von den "Zuständigen" ein gerne zitiertes Beispiel).


    Genau genommen gibt es von VT-Dienstleister nach Freelancer einen Auftrag (Veranstaltung betreuen) und dieser kalkuliert einen Preis - die Basis für diese Kalkulation muss ihm selbst überlassen bleiben. Dabei hat sich einfach der Tagessatz als probates Mittel einer für alle Beteiligten übersichtlichen Rechengrundlage etabliert.


    Persönlich arbeite ich auch z.B. gerne mal nur einen halben Tag mit angepasstem Satz; Voraussetzung dafür ist allerdings dass ich nicht weit raus muss, sondern schnell wieder nach Hause komme. Es gibt nebenbei schliesslich immer noch genug Kleinkram zu erledigen.
    Wenn ich hingegen zusätzlich zu den, sagen wir 5 Stunden, noch jeweils eine Stunde hin und zurück fahren muss, wird's eher eng mit dem halben Satz oder es gibt einen entsprechenden Fahrtkostenaufschlag (bzw. den gibt es eh ab ein paar km).

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Zitat von &quot;mringhoff&quot;


    Man muss aber unterscheiden, wem die Tagespauschalen gelten. Die freien Techniker werden von den VT-Firmen gebucht. Dem Kunde kann das ja aber letztlich egal sein, wie die VT-Firma sein Personal rekrutiert. Es kann nicht sein, daß ein kleiner Job, bei dem ein Techniker 4 Stunden zu tun hat mit einer Tagespauschale abgerechnet wird, nur weil der Dienstleister einen "Freien" dafür engagiert...


    Wieso nicht? Bezahlt wird der Mix, das ist die Leistung, die ein Pultmensch erbringt. Ich kalkuliere also zunächst immer einen Tagessatz, wenn es mit den Stunden nicht ausartet (also <10 Stunden bleibt).
    Sonst wäre man ja ein unselbständiger Stunden-Absitzer.


    Beispiel Tour: Da arbeitet man je nach Größe der Produktion zwischen 4 und 24 Stunden, ma sagen. Den Rest der Zeit ist man auf Tour. Minimum ist auch hier immer ein Tagessatz, man kann schlecht auf Tour halbe Tage bei anderen Auftraggebern arbeiten, wenn man jeden Tag woanders ist oder gar im Nightliner sitzt.


    Einer der großen Unterschiede zu Handwerkern (z.B. KFZ-Mechatroniker, Klempner, Elektriker): Die können sich die Einsatzzeiten etwas freier aussuchen, der Pultmensch nicht. Die Band richtet sich mit ihrer Auftrittszeit nicht nach mir. Somit kann ich auch nicht 2 "halbe" Tage in einem Tag unterbringen. Ergo ist ein Einsatz zunächst mal mit einem Tagessatz anzusetzen.


    Also zurück zum Kunden. Der Kunde möchte einen Mix? Dann finde ich es fair, wenn der Kunde auch einen Mix bezahlt.
    Wenn eine Verleihfirma das am Markt nicht durchdrücken kann, ist es wieder eine Frage vom internen Markt (Verleihfirma <> freie Techniker), wie viel Dumping es am Ende wirklich gibt.

  • Wie gesagt, man muss unterscheiden, was man dem (End-)Kunden in Rechnung stellt und was ein Techniker der Verleihfirma berechnet.


    Die Abrechnung von Freelancer auf Tagessatzbasis ist ja vollkommen sinnvoll, im Einzelfall einigt man sich schon auf einen halben oder höhere/niedrigere Sätze, wenn das mit den Stunden nicht ganz so hinkommt.
    Aber eine VT-Firma kann bei kleinen Jobs nicht in Tagessätzen anbieten. Es gibt viele Kleinjobs wie hier mal zwei Lautsprecher dahin, dort mal Beamer/Leinwand aufbauen. Da hier mal eine Betriebsversammlung in der Kantine, kleines Besteck aber Zeit für den Aufbau nur 1 Stunde, also muss man mit vier Mann anrücken usw.
    Hier kann man nicht einfach 4 x Tagessatz berechnen, das wird anders angeboten mit Pauschale für den Aufbau etc.


    Das ist für den Kunden auch wesentlich transparenter und verständlicher. Andernfalls hab ich genau wieder die Diskussion warum jetzt 4 Leute und nicht 3 etc.


    Ein weiterer Vorteil von - personenunabhängiger - Pauschalenberechnung ist, daß zusätzliche Leistung auch zusätzlich abgerechnet werden kann. Gerade auf Industriejobs kommt gerne noch mal 1-2 Tage vorher einer auf die Idee, noch etwas nachzuordern. Bei einer Tagessatz-Berechnung kommt doch sofort der Einwand: "wieso kostet der Aufbau auch noch was extra, das kann doch der Techniker mitmachen, der ist doch sowieso da..." Ein nicht von der Hand zu weisender Einwand.
    Sehr hilfreich sind Pauschalen auch bei unberechenbaren Kunden. Mit dem Veranstaltungsende verschätzt sich der ein oder andere Auftraggeber gerne mal. Hat man eine Pauschale bis zu einer bestimmten Uhrzeit vereinbart sowie einen Aufschlag je Verlängerungsstunde ist das klar und verständlich. Bei einem Tagessatz wird wieder diskutiert. Entweder mit dem Techniker oder mit dem Kunden und einer von den beiden ist garantiert sauer.


    Zudem gibts ja auch die ein oder anderen Jobs, die die VT-Firma komplett aus eigenem Personal stemmen kann. Entweder sind es nur die Eigentümer, die arbeiten oder der Festangestellte / Azubi etc. und man muss nicht auf Freelancer zurückgreifen. Hier besteht also dann keine Notwendigkeit mehr, auch dem Kunden gegenüber in Tagessätzen zu rechnen.


    Eine Pauschale ist aber auch keine Stundenberechnung, sondern eben ein kalkulatorischer Mix aus Erfahrung (der Aufbau dauert garantiert länger....), anfallenden Kosten und gerechter Entlohnung einer Arbeitseinheit. Und es wird ja nicht eine "Komplettpauschale" angeboten, sondern jede Sache für sich: der Aufbau, der Abbau, der Tontechniker, der Kameramann etc.


    Dem mitarbeitenden Freelancer ist das aber alles egal, er hat mit der VT-Firma einen Tagessatz für ca. 8-10 Stunden vereinbart und fertig. Sollte es da deutliche Mehrarbeit geben, einigt man sich danach auf einen höheren Tagessatz (oder 1,5 Tagessätze etc.)