Wer darf was?

  • Hallo!


    Man liest es ja immer wieder, dass irgendwer irgendwas gebaut hat und dann das Geschrei losgeht, dass die Person das ja eigentlich garnicht darf. Aber wer darf denn eigentlich was? Wenn alles gut läuft, darf ich mich bald Maschinenbauingenieur nennen. Berechtigt mich das als selbstständigen Unternehmer z.B. Stromverteiler oder allgemein elektrische Anlagen für den Veranstaltungsbetrieb aufzubauen und in Betrieb zu nehmen (artfremdes Fachgebiet)? Gibt es da überhaupt gesetzliche oder berufsgenossenschaftliche Vorschriften oder dürfte ich alles machen "auf eigene Kappe"? Oder ist das nur eine Haftungsfrage mit der Betriebshaftpflicht? Wie schaut es denn mit artverwandten Fachgebieten aus, wie der Statikberechnung von Bühnen und Traversenkonstruktionen? Statik, Dynamik und Festigkeitslehre sind ja eben auch integrale Bestandteile des Maschinenbaus.


    Viele Grüße


    Michele

  • Es ist erschreckend einfach - fragt an euren Hochschulen nach. Das sind genau die Fragen, die an eine FH gehören! Und wenn ihr entsprechend Antwort von eurem Prof habt, dann her damit. Gerne oben fest angepinnt!
    Solange ein paar Worte zur Theorie: wir leben, was das angeht, in einem freien Land, hier kann erst mal jeder machen, was er möchte. Magenbrot auf der Kirmes verkaufen, kleine, glasierte Gartenzwerge produzieren oder eben hell und laut machen. Mangels Meisterpflicht darf man zwar keinen Malerbetrieb oder Friseurladen eröffnen, aber Kisten schleppen geht schon. Allerdings ist jeder gehalten, sich dabei an die geltenden Regeln der Technik zu halten, dafür gibt es dann die bekannten BGVen - um nur ein Beispiel zu nennen. Da steht dann zum Beispiel drin, wer denn nun ein Niederspannungsnetzwerk errichten, prüfen und in Betrieb nehmen darf... Und wer eben nicht. Oder wer Spannungsverteiler in Verkehr bringen darf... Und wer nicht. Ganz ähnlich funktioniert das mit der Anwesenheit von Meistern, Verantwortlichen oder Beauftragten. Auch dafür haben sich kluge Leute Regelwerke ausgedacht...


    Kleiner Tipp am Rande: für eine IHK (zumindest für manche) reicht es nicht aus, eine Ausbildung in der Elektroindustrie plus eine Studium EET gemacht zu haben, um die Fachkraft für festgelegte Tätigkeiten zu bekommen - auch nicht, wenn man seit 20 Jahren in der Veranstaltungsbranche arbeitet... da wäre ein Kurs für 1.560 Euro dringen anzuraten... Kursleiter war ein Meister aus dem Elektrohandwerk, Fachrichtung Schlitze und Satellitenschüsseln... 12 x 2 kW in einem Dimmer war für ihn eine unvorstellbare Leistung mit der man (Zitat) "sicherlich nicht täglich konfrontiert wird". Nein, sicherlich nicht, normalerweise sind nicht einer, sondern vier dieser Dimmer in einem Rack...


    Edit: Smartphoneunfug verbessert, Anekdote angefügt

    Kein Applaus für Scheiße!

    2 Mal editiert, zuletzt von skyworker ()

  • Wer darf was ? = Daß, was er darf.


    Ich habe einen Führerschein = weiss ich, welche Fahrzeuge ich öffentlich ! fahren darf, und Welche nicht.
    Aber zuhause auf dem eigenen Grundstück - darf ich mehr fahren.
    Bei Beidem habe ich die Verantwortung, daß ich diese Fahrzeuge beherrsche.


    Ein technischer Ingenieur baute sich ein eigenes Motorrad.
    Gründliche technische Prüfung und Gutachten beim TÜV nötig (Einzelabnahme) Also weit mehr, als eine Hauptuntersuchung. Und von einem Ingenieur, nicht nur KFZ-Meister.
    Der Prüfingenieur verlangte Gutachten/Bescheinigungen eines fachlich qualifizierten Ingenieurs, da Eigenbau. Das war der Besitzer zufällig = begutachtete sein Motorrad sich selber. Wäre er stattdessen z.B. Architekt gewesen - dann nicht.


    Wer mit seiner Strombastelei sich selber "grillt" = selber schuld. Aber wer dabei die Bude seines Vermieters abfackelt, oder andere Menschen Stromschläge davon bekommen = darf er nicht.
    Wer aber seine Konstruktion von einem Elektromeister prüfen ließ, und bestanden hat = darf es betreiben. Oder seine Konstruktionen verkaufen. Aber muß jedes Stück prüfen lassen.
    Ohne Prüfung = "technisches Kunstwerk" aber darf kein Strom drauf.


    Vorschriften wurden gemacht, zum Schutz der Leute. Sowohl selber, als auch zum Schutz der Anderen. Tlw. noch persönliche Freiheiten. Aber nur, wenn man alleine von den Folgen betroffen ist. Was schwer einzugrenzen ist.
    Wer VAs machen will, dann mit Publikum, und nicht einsam + alleine. Also muß das Publikum geschützt sein. Dafür gibts Vorschriften, auch aufgrund schlechter Erfahrungen davor.
    Oder er muß alleine auf eigenem Grundstück feiern. Und dieses Grundstück absichern, z.B. ausreichenden Zaun drumrum.

    "Lärm"-aber meinen Fans gefällts :grin:

  • Zitat von "soundfreak77"

    Hallo,
    du sitzt doch an der Quelle der Antworten. Frag doch direkt bei dir an der Uni nach, die können dir bestimmt die richtigen Antworten geben.


    Ich wüsste ehrlich gesagt noch nichtmal wo ich da nachfragen sollte. Bei den Profs ganz sicher nicht. Die vertreten ihr technisches Fachgebiet und das wars.

  • Gegenüber dem Handwerk ist doch einer Ausbildung in der Veranstaltungstechnik ein Klacks. Die Regeln scheinen dort wesentlich weniger streng zu sein. Auch die die Ausbildung meistens schneller. Hängt vielleicht damit zusammen dass sich um einen relativ jungen Beruf handeln. Das gleiche scheint im übrigen auch für die Weiterbildung zum Meister zu gelten. Für Institutionen IHK oder andere Seminar Baustellen ist das natürlich ein relativ toller Nebenerwerb. Mir leuchtet jedenfalls nicht ein warum ein ausgebildeter Elektromeister keine Veranstaltung machen darf ich bin mir ziemlich sicher dass dieser wesentlich mehr Fachwissen hat als ein Veranstaltungstechniker

  • Zitat von "skyworker"

    Na da kennt sich aber einer aus...


    +1
    Ein gelernter Elektriker kann durch seine Ausbildung auch noch kein Auto bauen... Strom hat einen doch eher kleinen Anteil an der Veranstaltungstechnik...

  • ...geht es aber um

    Zitat von "Michele Inhestern"

    z.B. Stromverteiler oder allgemein elektrische Anlagen für den Veranstaltungsbetrieb aufzubauen und in Betrieb zu nehmen (artfremdes Fachgebiet)

    dann ist der Anteil zwar klein, aber essentiell!


    JM2C, Jürgen

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!

  • Ich hab da grad mal Lust...


    Zitat

    Gegenüber dem Handwerk ist doch einer Ausbildung in der Veranstaltungstechnik ein Klacks.

    - sagt wer? Gibt es Studien, Erhebungen, Vergleiche, auf die du dich beziehst? Wenn ja - dann lass uns doch bitte die Quellen wissen.


    Zitat

    Die Regeln scheinen dort wesentlich weniger streng zu sein.

    - die Regeln gibt der sogenannte Ausbildungsrahmenplan vor, in den Gremien, die solche Pläne erstellen, sitzen übrigens Mitglieder aus allen beteiligten Fachrichtungen. Daher - warum sollten die Regeln hier weniger streng sein? Ein Beispiel wäre schön!


    Zitat

    Auch die die Ausbildung meistens schneller

    - puh... da hat der Kollege recht, tatsächlich ist die Regeldauer für die FVT drei Jahre, viele andere Industrieberufe werden in dreieinhalb Jahren ausgebildet.


    Zitat

    Hängt vielleicht damit zusammen dass sich um einen relativ jungen Beruf handeln

    - in einer Zeit, in der Berufsbilder praktisch stündlich aus dem Boden schießen eine gewagte These.


    Zitat

    Das gleiche scheint im übrigen auch für die Weiterbildung zum Meister zu gelten.

    - woher rührt diese Überzeugung? Sicher ist dir bekannt, dass ein erheblicher Teil der Ausbildung zum Meister VT aus dem sogenannten "Fachübergreifenden Teil" besteht, also dem, was jeder Industriemeister lernen muss. Hinzu kommt der Fachspezifische Teil - und dieser Part nimmt in Sachen Umfang, Dichte und Anforderung genau so viel Zeit und Lernaufwand in Anspruch, wie bei jedem anderen Beruf in der Industrie auch. Ich konnte da keinerlei Unterschied feststellen.


    Zitat

    Für Institutionen IHK oder andere Seminar Baustellen ist das natürlich ein relativ toller Nebenerwerb.

    - ich kenne die IHKen in deiner Gegend nicht - aber zumindest in Köln handelt es sich dabei nicht um eine Nebenerwerbsweiterbildung - sondern um ein Bildungsangebot, welches auf soliden Beinen steht. Bisweilen sogar auf zu soliden - darauf bezog sich nämlich meine persönliche Kritik ein paar Beiträge weiter oben.


    Zitat

    Mir leuchtet jedenfalls nicht ein warum ein ausgebildeter Elektromeister keine Veranstaltung machen darf

    - wer sagt das denn? Natürlich darf er das. Allerdings nur in dem Rahmen, in dem nach SBauVO oder VStättVO kein Meister VT gefordert ist.


    Zitat

    ich bin mir ziemlich sicher dass dieser wesentlich mehr Fachwissen hat als ein Veranstaltungstechniker

    - dann vergleiche bitte die Ausbildungsinhalte der beiden Berufsbilder. Die Fachspezifischen Teile sind grundlegend verschieden, der fachübergreifende Teil ist identisch. Wo ist also ein Mehr an Fachwissen?


    Bitte: Fakten, kein Geschwurbel!

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Zitat von "Jürgen Klingel"

    ...geht es aber um

    dann ist der Anteil zwar klein, aber essentiell!


    JM2C, Jürgen


    Mir ging es eher hier drum:

    Zitat von "rof"

    Mir leuchtet jedenfalls nicht ein warum ein ausgebildeter Elektromeister keine Veranstaltung machen darf ich bin mir ziemlich sicher dass dieser wesentlich mehr Fachwissen hat als ein Veranstaltungstechniker


    Stromverteiler darf er doch bauen, oder sehe ich das falsch? 8| Veranstaltungen darf er nicht wesentlich weniger als ne Fachkraft. Was meiner bescheidenen Meinung nach ein Unding ist, schließlich hat er von der Veranstaltungstechnik absolut nichts gelernt...


  • Und ich dachte ich ich haue mal in die selbe Kerbe wie der Mod. ;)

  • Hier im Forum wimmelt es ja von alten Säcken, daher mal meine 1 1/2 cent dazu:
    Ich erinnere mich gerne an eine Veranstaltung der IHKs in einer Landeshauptstadt hoch im Norden. Seinerzeit war ich so mitte Zwanzig, seit ein paar Jahren in der Licht&Lärm-Fraktion selbstständig, das Studium zu 85% abgebrochen und die Frage nach dem: "wie weiter?" ungeklärt.
    Ein Kollege erzählte mir von der Info (und seinerzeit tatsächlich auch Planungsveranstaltung) der IHK, wo sich potentielle Ausbildungsbetriebe trafen und ein Haufen Fragen erörtert werden sollte. Unter anderem: wer darf wie ausbilden. Bitte mich nicht mißzuverstehen: es ging tatsächlich auch darum, dass die IHK sich einen Plan machen konnte, was sie an Vorussetzungen/inhltlichen Forderungen für die Fachkraft nun als Maßstab nehmen kann.
    Mein Kollega & ich waren seinerzeit in einem relativ gut funktionierenden Club mit vielen, namhaften Veranstaltungen tätig. Er als Haustech, ich als zusätzlicher Wissens&Materialbeschaffer...


    Nach reiflicher Überlegung, ob & wer von uns Ausbilder, Auszubildender, Festangestellter, Fachkraft, Meister oder sonstiges in diesem schönen Berufszweig wird, ist er Hausmeister der Musikhochschule und ich Angestellter im Großhandel geworden (und weiss, wie ich jemanden über den Tisch zu ziehen habe :wink: ).


    Fazit:
    wir machen heute immernoch vergleichbares wie damals, mit mehr Erfahrung, dürfen aber im Gegenzug wohl - so einfach wie damals noch möglich - keine Fachkräfte mehr ausbilden...
    Warum darf die heutige Fachkraft mehr als ich? (wer jetzt mit Berufsschulbildung der Fachkraft spekuliert, der möge mal die Leerpläne im E-tech Studium und die für einen Berufsschulwissensvermittler vergleichen).


    Mein Praxistip daher:
    trau dich, auch mal Dinge zu tun, von denen du nicht weisst, dass du sie explizit nicht darfst!
    Is wie mit dem Studium - lernen. So weit vorausschauen, dass du das eigene Handeln verantworten kannst. Dich, wenn du es für nötig hälst, bei fachnäheren (bei Statik z.B. Statikern :oops: ) oder schlaueren Kollegen ein wenig absichern. So lange, bis du die Zusammenhänge selbst verstanden hast. Kleinanfangen und mit den Aufgaben wachsen.


    Wenn deine Betriebshaftpflicht einspringen muss, hast du schon zu viele zu große Fehler im Vorfeld gemacht.
    Wenn sie feststellt, dass sie sich um die (Zahlungs-)Verantwortung drücken kann, kommen noch etliche dazu.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Wie hat mal ein alter Ausbildungsmeister gesagt: "Als ´Elektriker´darfst Du eigentlich fast alles machen, alles läuft mit Strom - weniger mit Wasser, Gas usw.!"
    Ich interpretiere das so: Eine Elektrofachkraft darf im Bereich "Strom" von Haus aus fast alles, außer >1000 Volt (ohne Zusatzquali.) Das schließt ELA, PA, Licht, Ton, Datentechnik ein = ein Großteil der VA-Technik. Was halt problematisch ist: Statik, Rigging, Bühnenbauten.


    Der Rest ist gesammelte Erfahrung, wer seine Heim-Stereo-Anlage bedienen kann, ein paar Tage/Wochen mit reichlich Fachliteratur sowie Ton- und Licht-Equipment alleingelassen wird und nötiges Interesse zeigt, wird sehen, dass er anschließend rel. Ahnung hat. Die Unsicherheit bei der praktischen Anwendung liegt in seinem Verantwortungsbereich.


    Klar ist für mich: Von einer FVT oder einem Meister-VT weiß ich, was ich erwarten kann, wenn ich eine Veranstaltung als Auftraggeber durchführen möchte. Wenn ich zu DAHOBBYDJ oder so gehe, kann der zwar E-Fachkraft sein, aber zu wenig Fachwissen haben um eine Veranstaltung glatt über die Bühne zu bringen - umgekehrt gibt es aber auch bei den Profis" Nieten... :oops:


    "Wer kann, der darf!" Bis zu dem Punkt, wo es ein Gesetz oder eine Vorschrift verhindert und ein entspr. "Titel" gefordert wird :wink:


    Gruß, Jürgen (Elektrofachkraft, staatl. gepr. Elektrotechniker, angestellt als Systemtechniker-MSR) kleine Brötchen backender, Hobby-hell und laut Macher, ohne Neigung Zeugs zu bauen, was er nicht darf :grin:

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!

  • Bei den Fachkräften und SAE Absolvent die ich kennenlernte sind leider viele Maulhelden dabei die sich gerne wichtig tun. Das vermiest einen ein wenig den nüchternen Blick.....