Wenn Bandtechniker und Tourmanager ihre Rider nicht kennen...

  • Bin ja auch eher aus der jüngeren Generation und wenn ich denn mal was von einem Leslie lese freue ich mich erstmal denn was da soundmäßig rauskommt ist schon genial meistens. Ist halt auch immer eine Frage der Spielweise und Lautstärke, kann einem schon den (Bühnen)sound versauen aber klingt an und für sich schon sehr cool!


    Zur Ursprungsfrage:

    Aus dem gezeigten Rider würde ich, so kontextmäßig (Clubshow), herauslesen dass die Band mit FoH'ler kommt (sehr wichtig; mische also nicht selbst und brauche kein File erstellen) und eigenes IEM mitrbingt (muss keine Wedges vorbereiten - außer Drumfill-sub). Da eine Inputliste mit Mikros angefügt ist, wäre ich prinzipiell mal davon ausgegangen dass die Band keine mitbringt. Dem Kontext würde ich entnehmen dass die Band keine PA mitbringt und dass örtlich auch Stative gestellt werden müssten. Riser genauso weil eben Clubshow und kein Vermerk dazu. Wenn keine Mikros mitgebracht werden kommen XLR-Kabel vermutlich auch von Local.

    Was am FoH gefordert wird ist ja halbwegs klar.


    Finde den Rider weit weg von gut und kann die Fragen gut nachvollziehen aber nicht komplett katastrophal. Definitiv kein gutes Beispiel wie man Rider schreiben sollte und auf jeden Fall verbesserungswürdig aber könnte auch noch schlimmer sein.

    Kommt auch immer auf den Kontext (sehr kleiner oder großer Club bzw. Band mit entsprechendem Publikum, One-Off oder Tourshow, evtl. Festival) an, die Fragen die aufgeworfen werden sind je nach dem evtl. verschiedene.


    Finde den Thread eher aus der Sicht interssant, welche Fragen man sich beim Rider schreiben stellen sollte. Vor allem wie dieser interpretiert wird und ob wirklich alles so klar ist wie man beim schreiben denkt. Die ewige Frage nach Zuständigkeiten und "Aktualität" zwischen Techniker/in, Band, Tourmangaer/in, Agentur etc.


    Bisschen darüber nachdenken wie verschiedene Locals den Rider je nach Kontext interpretieren werden ist auf jeden Fall super wichtig; das nehme ich aus dem Thread jedenfalls mit!


    Das der Kontakt fehlt bzw. erschwert wird ist natürlich ein riesiges Problem, das verkompliziert die Sache ungemein, ein kurzes Telefonat oder wenigstens ein bisschen Mailverkehr zwischen den richtigen(!) Leuten klärt ja oft einiges.

  • Aus dem gezeigten Rider würde ich, so kontextmäßig (Clubshow), herauslesen dass die Band mit FoH'ler kommt (sehr wichtig; mische also nicht selbst und brauche kein File erstellen)

    wobei Deine Schlußfolgerung nicht ganz richtig ist:

    Der Techniker benutzte sein UND mein File, aus dem das Grouping, Matrixsetting und sämtliche Bus-EQs übernommen wurden.

    muss keine Wedges vorbereiten - außer Drumfill-sub…

    Du hast den Keyboard Wedge übersehen…


    Da eine Inputliste mit Mikros angefügt ist, wäre ich prinzipiell mal davon ausgegangen dass die Band keine mitbringt.

    Nein!

    Es ist eine Inputliste, in der nur ein einziges Mikro steht, das Beta52 !!!


    Wir können auch noch einen Thread aufmachen:


    'Wenn der local den Rider nicht richtig liest'

    iron

  • Halten wir also fest:

    1. Viele Rider/Bühnenanweisungen sind nicht die PDF-Bytes wert, mit denen sie gespeichert werden
    2. wenn sie einmal korrekt waren, dann sind sie meist veraltet
    3. pseudohierarchische Kommunikationsstrukturen vermasseln einem manchmal jede produktive Kommunikation und/oder führen zur Weitergabe falscher Informationen
    4. schlechte Informationslagen zwingen Dienstleister in eine "Holschuld" (welche im Grunde aus produktiver Sicht eh schon suboptimal ist), mit teils dämlichen Barrieren (siehe Punkt 3)
    5. daraus resultierende Interpretationen/Schlussfolgerungen sind potentiell fehlerbehaftet.
    6. langjährig sich wiederholende Erlebnisse solcher Situationen können auf beiden Seiten zu Abgestumpftheit und Ignoranz führen


    Bleibt als Lösung eigentlich nur:


    Beide Seiten sorgen unabhängig dafür, dass das benötigte Material am jeweiligen Aufführungstermin vorhanden ist:

    • Im Falle des Dienstleisters also. je nach Bühengrösse "grosses Clubbesteck" (ca. 10ch Drums, 3x Gtr, 5x Bläser, 6x Voc, 12ch DI-Boxen, 6ch Percussion o.ä., 2x Funk-Handmic, Stative, Kabel, Submucos, Strom, 6-12 Wedges zzgl. Fills), zzgl. dem was man klar auf der Bühnenanweisung herauslesen kann
    • im Falle der Reisegruppe mind. das Minimum, welches man für eine funktionierende Aufführung braucht und in den Anhänger/Bus passt, inkl. Specials (z.B. IE, 110V-Spannungswandler)

    Die Hersteller freut's :)




    50% iron, 50% ;(

    ...zunehmend Gefallen an Ignorieren-Funktionen findend.

  • Perfekte Analyse!

    ^^


    Meine ernst gemeinte Empfehlung für die Schreiber von Ridern:


    Je detaillierter ein Rider ist, um so eher ist man geneigt zu glauben, dass er ernst gemeint/ zutreffend ist. Wenn die Bedingungen jedoch eher inkonstant sind (Tourtechniker oder Musiker und deren Equipment wechseln häufiger) ist es besser, den Rider allgemeiner zu halten, in so zu formulieren, dass man erkennt, dass es möglicherweise noch Klärungsbedarf gibt.

  • Und - das trifft mich häufiger - Rider für die Venue müssen anders aussehen als die Rider für die Veranstalter. Ich stehe auf Seite der Venue, bekomme irgendwelche Kanallisten, Anforderungen an Handtücher, Anforderungen an Bühnensituation etc. Das interessiert mich nicht, weil ich nichts daran ändern kann. Der Veranstalter bucht sich bei uns ein, bekommt eine Liste unser Ausstattung und Gegebenheiten, wenn das nicht reicht ist er dafür verantwortlich für Ersatz zu sorgen.

    Ganz schlimm ist das mittlerweile bei Musikgruppen, die selber touren und als Veranstalter auftreten. Da bekommen wir vorgeworfen, dass unsere Deckenhöhe denen nicht reicht, dass unsere Lampen (nur Frontlicht) denen nicht reicht oder die Bestuhlung falsch ist, zudem keine Handtücher in den Garderoben sind oder kein Wasseranschluss an der Bühne vorhanden ist, wir müssten doch den Rider erfüllen.

    Rider sind aber idR Vertragsbestandteile zwischen Musikgruppe und Veranstalter. Der Veranstalter sucht die Location aus und muss dafür wissen, was wo geht und was eben nicht.

  • Meine Erfahrung ist, dass für eine Clubshow alles tontechnische auf eine Seite passen muss damit das gelesen und umgesetzt wird, ich erwarte und schreibe das selber so :


    -Inputliste mit Mikrofonen (wenn man keine mitbringt möglichst Standardmikrofone statt exotischer Wunschliste, bekommt man eh nicht )

    -Outputliste

    -Stageplot

    -in Stichpunkten "wir bringen mit" und "wir benötigen"

    -PA Spec's interessieren hier niemand, dann eher einleitend anmoderieren, was man vor hat, z.B. xyz machen Rock oder das Programm hat einen hohen Wortanteil etc


    Edit: alles andere ist wie Marian gerade schrieb Vertragsbestandteil

  • meine rider bestehen immer aus drei seiten. eine seite mit dem üblichen blah blah (zur vertraglichen absicherung), eine seite mit den inputs und outputs, die dritte seite mit dem stagplot.

    ich mag es, wenn es auch auf der bühne im schummerlicht einigermaßen lesbar bleibt. dort benötigt man dann nur die kanalliste und den stagplot.


    und ganz wichtig finde ich schon immer: ich mache dort nur angaben zur tatsächlichen anforderung.


    natürlich kann es immer sein, dass von den musikern plötzlich noch eine zweite akkuklampfe oder ein weiteres tom mitgebracht wird. es sind schliesslich musiker, die sind auch oft ein bisschen verpeilt ^^ ein bisschen reserve sollte man daher immer einplanen - trotz gut geschriebenen technischen anforderungen.


    zum thema musiker und ihre vorab-informationen:

    vor zwei wochen hatte ich einen gig, bei dem etwa ein viertel der vorab-angaben fehlerhaft war... inclusive der anforderung des sängers nach einem IEM sender... die hatten mir das aber einfach nicht mitgeteilt, deshalb gab es dann eben kein IEM, basta.

    es sind also nicht immer die agentur oder der techniker schuld, wenn der rider nicht stimmt.

    meistens ist es aber die agentur frech*

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ich mag es, wenn es auch auf der bühne im schummerlicht einigermaßen lesbar bleibt. dort benötigt man dann nur die kanalliste und den stagplot.

    Gut, dass das mal jemand sagt!

    Ja, die Bands lernen 'auf eine Seite' ABER:


    Wenn ich mich für die Mikrofonie verantwortlich fühle (war ja aufgrund des besch… Riders nicht so) dann übertrage ich die channel/patch list des Riders in eine gut lesbare, für die subcores farbcodierte Version, weil es nur wenige Bandrider gibt, die unter den von Wolfgang geschilderten Bedingungen als Patchplan funktionieren/gut lesbar sind … und ja ich mache das nicht nur für Festivals sondern auch in Clubs!


    Der hier zur Diskussion gestellte Rider war auch unter diesem Gesichtspunkt hyperätzend (dieses Wort kommt erstaunlicherweise aus dem Schwäbischen *finger ) und trotz perfekt gemachter Zweiphasen- äh Gleitsichtbrille beim patchen der Supergau! (Ja ich weiß, dass man pdfs auf einem Tablett auch vergrößern kann und ja ich kenne die Lupenfunktion aber ein Papierausdruck hat viele andere Vorteile… ;))

  • Und - das trifft mich häufiger - Rider für die Venue müssen anders aussehen als die Rider für die Veranstalter.

    Das wäre zwar wünschenswert, ist aber nicht realistisch.

    Ich habe eigentlich kein Problem damit, Rider, die üblicherweise Vertragsbestandteil sind, aus "Vertragsgesamtwerken" zu extrahieren und daraus, das für mich Relevante zu entnehmen.

  • Das wäre zwar wünschenswert, ist aber nicht realistisch.

    Ich habe eigentlich kein Problem damit, Rider, die üblicherweise Vertragsbestandteil sind, aus "Vertragsgesamtwerken" zu extrahieren und daraus, das für mich Relevante zu entnehmen.

    Das ist löblich von dir, aber nicht allgemein gültig, man sammelt so seine Erfahrungen, unter welchen Umständen den Locals klar ist was man vor hat..vor allem wenn man außer Backline nichts dabei hat.


    Oder wenn nur eine Seite gedruckt wird...etc

  • Oder wenn nur eine Seite gedruckt wird...etc

    das habe ich in den letzten jahrzenten zum glück noch nicht erlebt.

    wohl aber, dass die agentur veraltete rider rausgeschickt hat... und das musste ich sogar mit mehreren verschiedenen agenturen erleben. seither bin ich auf die nicht gut zu sprechen, denn die techniker vor ort, sowohl die örtlichen als auch die mitgereisten, müssen den mist dann ausbaden. und mehr als ein schulterzucken war den agenturen danach selten zu entlocken Kotz*

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • 'Wenn der local den Rider nicht richtig liest'

    Ups. Da hast Du natürlich Recht! Ich versuch meistens, auch die Rider eher in Ruhe zu lesen (bzw. zu schreiben) und nicht in aller frühe irgendwie so nebenbei. Wär auf jeden Fall auch ein vermutlich bald gut gefüllter Thread!