Chor + Richtrohrmikrofon

  • Hallo,


    Ich hatte vor einiger Zeit eine sehr positive Erfahrung mit Richtrohren bei einem Chor der zusammen mit einer kleinen Jazzband aufgetreten ist, Venue ist eine ca. 750 Sitze Halle aus den 50ern mit angemessener Raumakustik, also keine schlechten Vorraussetzungen aber auch nicht Weltklasse.

    Wie dem auch sei, in diesem Fall handelte es sich um die Sennheiser MKE 600, die der Chorleiter mitgebracht hat. Im Jahr davor hatte ich die gleiche Kapelle mit KM184ern abgenommen, die zwar auch nicht schlecht waren, aber gemäß der Richtcharakteristik doch deutlich früher den Krach von den Drums und den Nachhall störend wiedergegeben haben.


    Nun zur eigentlichen Frage. Die MKE 600 kenne ich jetzt und hab sie für gut befunden.


    Es gibt ja noch die Alternativen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):


    AT875R ~150€ brutto

    AT897 ~250€ brutto

    Rode NTG4 ~ 260 brutto

    Shure VP82 ~370 brutto



    Habt ihr Erfahrungen mit diesen Mikrofonen?

    Kennt ihr noch andere Modelle?

    Mir ist klar, je länger, desto tiefer funktioniert das Interferenzrohr auch für tiefe Frequenzen, aber es muss auch noch auf einer Bühne praktikabel sein.



    Die Überlegung ist sich welche für diesen Zweck hinzulegen um besser in die hinteren Reihen zu kommen, ggf auch gemischt mit klassischen Nieren.

  • Beyer MCE86 wäre mein Tip gewesen, wenn es die noch gäbe.

    Mein Bruder hat mir mal ein chinesisches Richtrohr genannt, das von den Daten her an das Sennheiser MKH herangereicht hat. Leider habe ich den Namen vergessen.


    EDIT: Das war ein Synco. Weiß aber nicht mehr welches.

    EDIT2: Es war das D2.

  • Habe selber VP82, die ich als Atmo für Recordings/InEar verwende.

    Die haben für die Baulänge eine brauchbare Richtwirkung, sind wegen der kurzen Bauform aber auch anfälliger zur Seite, wie etwa ein Sennheiser 416.

  • zur 800er serie von audio-technica kann ich nur sagen, dass ich da noch kein schlechtes mikrofon erlebt habe.
    die richtrohre dieser serie hatte ich noch nie im einsatz, würde die aus der bisherigen erfahrung heraus aber durchaus mal antesten.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich kenne auch nur das vp82 aus der Liste. Das ist okay, aber schon sehr "sprachoptimiert". Die Richtwirkung ist okay, aber nicht so gleichmäßig, wie bei teuren Modellen.

    Ich selbst habe auch mce86, das wäre auch mein Tipp für Budget-Richtrohre, falls du sie noch irgendwo gebraucht findest.

  • Ich habe MCE 86 2II als Keule, da gibt es zwei verschiedene Modelle. Kriegt man mit Geduld in der Bucht für schmales Geld. Was positiv auffällt, ist das meine zwei nach Messung nahezu Identisch sind. Nutze die für Raumaufnahmen beim Mitschneiden. Also wenn es nicht eilig ist mal auf die Jagd.

    Practice, Practice, Practice

  • die Røde Shotgun kenn ich - Klasse Teil.


    ...hatte die schon paar mal auf der Bühne und war immer zufrieden - sowohl mit dem Klang, als auch mit der Charakteristik

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • Ich konnte das Synco D2 jetzt gegen das MCE86 vergleichen. Das Synco ist eine ganz andere Klasse. Deutlich weniger Rauschen, mehr Pegel, deutlich mehr Lowend. Es scheint auch bis runter gut zu Richten. Ich konnte es aber bisher noch nicht live testen, wie es sich bzgl Rückkopplungen verhält.

  • Ich konnte das Synco D2 jetzt gegen das MCE86 vergleichen. Das Synco ist eine ganz andere Klasse. Deutlich weniger Rauschen, mehr Pegel, deutlich mehr Lowend. Es scheint auch bis runter gut zu Richten. Ich konnte es aber bisher noch nicht live testen, wie es sich bzgl Rückkopplungen verhält.

    Synco kannte ich noch nicht.

    Aber ehrlich, was nützt mir ein polar pattern auf der Website und im Handbuch, wenn keine Frequenz dabei steht. Und dann nur 1 graph? So etwas hinterlässt bei mir sofort den Eindruck, dass der Hersteller etwas "verschleiern" will.

  • Wenn du da eine Übersicht hast, gerne her damit. Ich weiß nur, dass die, die ein anderer Verein hat, mehr Pegel liefern. Das sind die mit Batteriefach. Wir haben die ohne. Gekauft wurden die aber mit maximal einem Jahr Abstand. Aber Kapsel und Rohr sollten doch identisch sein, oder?


    Das Datenblatt zum Synco ist in der Tat dürftig.

  • Datenblatt zu den verschiedenen Versionen findet man per Google mit Zusatz "pdf" schnell. Zum Beispiel:

    Hab letztens bei der Aufnahme eines Gospel-Chors zwei von den Mics als "Crowd"-Mics direkt neben den Tops in Richtung Publikum aufgestellt und die "Null" exakt für die Ausblendung der Tops genutzt. Hat wunderbar funktioniert.

  • Den Datenblättern nach sind die lauteren dann die II Variante. Dann haben wir gerade den Wechsel erwischt. Das Äquivalenzrauschen ist bei allen mit 25dB aber wirklich ca 10 dB höher als bei der Konkurrenz.

    Hat noch jemand eine Empfehlung für Richtrohre, die zu den Höhen hin nicht so arg einschnüren?

  • Ich kann beim MCE-81 (erste Generation - nur da kann ich das Richtdiagramm einwandfei erkennen) keine "arge Einschnürung" zu den Höhen erkennen. Erst im höchsten Oktavband wird eine Einschürung erkennbar (16kHz).


    Gerade im Vergleich zu anderen Richtrohrmikrofonen finde ich erstaunlich, wie herausragend gut das beim MCE-81 gelungen ist. MKH 416, DPA 2017, AT4073a, Neumann KMR81/82 machen das laut Richtdiagramm definitiv nicht besser. Rode zeigt erst gar nicht die relevanten Frequenzbereiche im Richtdiagramm.

  • Also das MCE81, was ich bei Google finde, scheint aber kein Richtrohr zu sein?


    Ich habe Erfahrung u.A. mit Schoeps Cmit 5, SuperCmit, Sennheiser MKH8060/8070 und DPA2070


    Rein vom Polardiagramm scheint das Schoeps relativ gleichmäßig zu bündeln, die anderen beiden scheinen in den Höhen enger zu werden. Wobei das Schoeps Polardiagramm auch stark geglättet erscheint...

    Klanglich gefiel mir das Sennheiser 8060 (und auch 8070) bisher am besten, Schoeps geht auch, hat aber eine dezente Vorfärbung, die aber für den Angelbetrieb durchaus Sinn macht. DPA hatte eher einen unauffälligen, ungefärbten Klang. Allerdings war die Richtwirkung auch etwas geringer als beim Schoeps (ist auch etwas kürzer). Dafür war der Off-Axis Klang ziemlich neutral.


    Generell denke ich, dass man ja auch eine stärkere Richtwirkung haben will, sonst würde man ja kein Richtrohr nehmen. Wenn ich glattere Frequenzverläufe aus allen Richtungen möchte, nehme ich doch lieber Niere/Superniere.


    Richtrohre sind ja eher die "Notlösung", wenn die Mikros nicht optimal positioniert werden können oder nicht genug Mikros da sind. Da nehme ich kleine klangliche Defizite dann eher in Kauf. Und viele Richtrohre sollen ja auch beim Angeln funktionieren, da versucht man ja ohnehin das Mikro auf das Ziel zu richten und möchte evtl. alles daneben so gut es geht ausblenden.