extreme Arbeitszeiten: was kann man dagegen tun? IDEEN?

  • Zitat von "wora"

    die sache mit dem stundenlohn hat natürlich auswirkungen auf die kosten und somit wird damit einher gehen das effektiver (=schneller) gearbeitet werden muss.


    Je schneller das Truss steht desto häufiger sind die Fehler. Deren Behebung kostet wiederum Geld, wenn einer übersehen wird evtl. Köpfe.
    Auf der VA läuft sowieso die Uhr: Ausladen, Aufbau, Check, pünktlich anfangen, pünktlich Ende, abbauen.
    Kann man pauschal machen.
    Und der Tonmann kriegt seine 200 Flöhe, ob der sich das in Stundenlohn umrechnet oder pauschal ist mir Wurst :D
    Wer keine Lust hat auf Stress kann ja die Mitarbeiter alle im Angestelltenverhältnis beschäftigen, dann haben sie auch keine Arbeitskarte zum abrechnen mit. Wenns zu geschmacklos wird eröffnen wir einfach ne polnische Tochterfirma und buchen die Typen von der. Für 5 Euro oder so... inklusive Wohnwagen :D

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "wora"

    ...
    aber irgendwann ist dann der künstlerische anspruch unserer tätigkeit gefährdet, denn kunst kann man nicht nach stunden berechnen ("dann hätten wir noch 3 stunden kultur á 30,-...")
    aber andererseits geht es bei vielen unserer dienstleistungen ja um normale handwerkliche arbeit...
    das ist also ein zweischneidiges schwert.


    Ich finde nicht, daß wir als Techniker künstlerisch tätig werden. Sicher gestalten wir das ein oder andere sehr künstlerisch :-), aber ich fühle mich als Dienstleister in einem (etwas ungewöhnlicherem) Elektrohandwerk.


    Wir bieten Kunden unsere Dienstleistungen nicht nach Tagessätzen an, sondern in fest Kalkulierten Pauschalen für Auf/Abbau, Tontechniker etc. Wenn sich etwas extrem verändert, können sich diese Pauschalen natürlich erhöhen. Wie Manuela schon geschrieben hat, haben Veranstaltungen sehr oft einen festen zeitlichen Rahmen, man sieht sich die Location vorher an und unter dem Strich weiß man, was an Arbeit anfällt, wenn nichts dazwischen kommt. Man kann daher also oft schon im Angebot eine Pauschale für die Arbeit nennen.


    Diese Pauschalen beinhalten einen kalkulierten Stundenlohn. Bei kleinen Jobs ist das natürlich weniger als ein Tagessatz. Was würde denn der Kunde sagen, wenn wir ihm eine kleine Mikrofonanlage bestehend aus 2 Lautsprechern, kleines Mischpult und einem Mikro für einen ganzen Tagessatz hinstellen? Da ist ein Techniker für ca. 1 Stunde für den Aufbau und nochmal rund eine halbe für den Abbau im Einsatz. Zur Kalkulation kommen dann noch die Fahrzeiten dazu und fertig ist die Pauschale.


    Aber es gibt auch die ein oder anderen Jobs, wo dem Veranstalter bzw. der Agentur wieder tausend Dinge extra einfallen, die erledigt werden müssen. Wenn wir dann auch länger schuften müssen, wird das natürlich auch in Rechnung gestellt und den Technikern als "Entschädigung" bezahlt. Natürlich gehts dann nicht um eine halbe Stunde hin oder her...


    Unter dem Strich sollte die einfache Rechnung aufgehen:


    Viel Arbeit = viel Geld, wenig Arbeit = wenig Geld

  • Zitat von "mringhoff"

    Wir bieten Kunden unsere Dienstleistungen nicht nach Tagessätzen an, sondern in fest Kalkulierten Pauschalen für Auf/Abbau, Tontechniker etc.



    hier posten viele Freelancer rum, bei denen ist die Tagespauschale das absolut gängige. Dafür bekommen wir üblicherweise max. 10 Stunden Arbeit geboten, dauerts mal 11 guckt er etwas müde, dauerts nur 8 lächelt er. Unterm Strich gehts eigentlich gut auf.
    Es gibt auch so kleinkarierte Freelancer die bei jeder 11. Stunde extra Geld verlangen, die kriegen im Gegenzug auf kürzeren VAs auch nur die 8 Std bezahlt wenn früh Schluß war. Somit ist das selbstregelnd prima :wink:

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "Manuela"


    ... bei denen ist die Tagespauschale das absolut gängige. ....
    ... Somit ist das selbstregelnd prima


    Wie es in der Praxis läuft, ist sicher allgemein bekannt. Aber der Thread war ja, wie man die extremen Arbeitszeiten in den Griff bekommt. Es gibt viele, die arbeiten 20 und mehr Stunden am Stück fürs selbe Geld. Und manche sind auch noch stolz drauf, was sie alles "leisten"...


    Wenn das Bewusstsein des Kundens auf eine Stundenabrechung hinausläuft, so wie eben bei jedem anderen Handwerker auch, dann überlegt man sich vorher, was man der Company aufs Auge drückt oder nicht. (Wenn z.B. mal die Veranstaltung statt um 0.00 Uhr um 2.00 Uhr endet, weils so schön ist. Aber daran, dass dann alle Techniker statt um 6.00 Uhr um 8.00 Uhr ins Bett kommen, denken die meisten Veranstalter nicht...)


    Dies hat wiederum zur Folge, daß auch die Techniker / Freelancer nach Stunden bezahlt werden. Das hat weiter zur Folge, daß es der Company preislich egal ist, wenn ein 20h-Job von einer oder zwei Personen, die sich abwechseln gemacht wird. Folge: die extremen Arbeitszeiten werden weniger.


    Es ist halt eine mögliche Antwort auf die Threadfrage...

  • in der tat, das wäre eine gute lösung.
    das erfordert ein wenig mehr büroarbeit, nach kurzer zeit hätte man das im büro sicher im griff. es würde aber für kunden und arbeiter eine deutlich gerechtere situation darstellen.


    ist nur die frage, wie man das den verschiedenen firmen vermitteln kann.
    offensichtlich gibt es ja solche, die für die gesundheit ihrer arbeiter überhaupt kein gespür haben - siehe "normale" arbeitszeiten um die 20std. und diese geben dann die preise vor?


    Manu:
    polnische tontechniker?
    nee, lass mal stecken.
    wir müssen doch erstmal unsere eigene bevölkerung ernähren, ich glaube auf diesem auge sind wir momentan einfach noch zu blind. ich vertrete die meinung das man die arbeit hier im land lassen sollte - und keine angst ich bin kein nazi.


    oben wure mal gesagt das man als techniker keinem künstlerischen anspruch unterliegt. das sehe ich nicht so, wenn man z.b. am mischpult arbeitet besteht durchaus ein hoher künstlerischer anspruch, man ist ja quasi ein mittelding aus musiker und techniker. es ist aber natürlich immer auch eine frage der arbeitsweise und passt auch gar nicht zum thema...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich hab eine Zeitlang als "freier" für eine firma gearbeiet, die prinzipiell nur nach Stunden abgerechnet hat.


    Das kuriose daran: Dass rechnerisch "1 Mann = 16 Stunden" gleich "2 Mann = 8 Stunden" sind, hat der Scheffe bis heute nicht auf die reihe bekommen. Auch nicht dass man mit ein wenig Planung auch Personalkosten sparen könnte.


    Ich habs irgendwann aufgegeben und mir eine andere Firma gesucht.


    Was Hänschen nicht lernt, lernt man Hans auch nimmer...


    Jelly

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  • Also wenn ihr mich fragt würde ich sage das, dass mit denn Arbeitszeiten nichts bringen wird da eh nie alle Companys an einem strang ziehen werden.
    Wie sollte es denn Ablaufen wärend eines Konzertes Tech wechsel?? Kann ich mir nich vorstellen....
    Aber gegen weniger Arbeitszeiten hätte ich auch nichts einzuwenden.

  • Zitat von "xenon"

    Aber gegen weniger Arbeitszeiten hätte ich auch nichts einzuwenden.


    Hättet ihr auch gegen weniger Geld nichts einzuwenden?


    Dann ist das Problem selbstverständlich lösbar. Es gibt sehr viele Leute die die Arbeit gern machen würden :wink:

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "xenon"

    Wie sollte es denn Ablaufen wärend eines Konzertes Tech wechsel?? Kann ich mir nich vorstellen....


    Alles geht, wenn man will oder muss ... Nimm Dir ein Beispiel an den Krankenhäusern: Da wechselt die Pflegeschicht auch dreimal täglich. Dafür gibt es eine standardisierte Übergabeprozedur, die gewährleistet, dass die entscheidenden Informationen ankommen.


    Man wird halt gezwungen, bestimmte Dinge immer auf die gleiche, vereinbarte Weise zu tun. Natürlich ist das eine eher "unkreative" Arbeitsweise, aber dafür ist sie zuverlässig und reproduzierbar.


    Ablaufentscheidende Informationen, die sich nur im Kopf einer einzelnen Person befinden, sind verloren, wenn diese Person ausfällt, und das sollte ab einer gewissen Größenordnung einfach nicht mehr vorkommen dürfen (das Verlieren meine ich, gegen Ausfälle ist man machtlos).


    --
    Jeremy

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Das ist imho nicht wirklich sinnvoll. Man kann jedoch so organisieren daß derjenige wirklich erst mit dem Soundcheck anfängt und dann nicht schon 5 Stunden lang beim Aufbau behilflich war. Das ist auch sehr gut für die Qualität. :wink:

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "Manuela"

    Das ist imho nicht wirklich sinnvoll. Man kann jedoch so organisieren daß derjenige wirklich erst mit dem Soundcheck anfängt und dann nicht schon 5 Stunden lang beim Aufbau behilflich war. Das ist auch sehr gut für die Qualität. :wink:



    Das ist das einzige, womit man personaltechnisch gesehen die Qualität WIRKLICH steigern kann, speziell bei Tourproduktionen.


    Es gibt nichts gräßlicheres als FOH Leute, die ein Gesicht machen wie 1000 Tage Regenwetter, weil schon komplett überarbeitet...


    Dadurch trennt sich die Spreu vom Weizen...



    Jelly

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  • Zitat von "Manuela"

    Hättet ihr auch gegen weniger Geld nichts einzuwenden?



    Natürlich nicht, wenn der Grundsatz "Wenig Geld bei wenig Arbeit und viel Geld bei viel Arbeit" gilt.


    Aber Vorsicht: nicht "wenig Arbeit" mit vielen Pausen gleichsetzen. Als Arbeit zählt die Anwesenheit vor Ort und je nach Job auch die Anfahrtzeiten.


    Außerdem bleibt es jeden Freelancer selbst überlassen, ob er einen 3-Stunden Job annimmt (ein ruhiger Tag, aber dennoch ein paar Euros) oder auf eine bessere Gelegenheit wartet.
    Evtl. könnten ja auch mal zwei kleinere Jobs am Tag zusammenkommen, dann passts ja wieder...

  • Zitat von "xenon"

    Wie sollte es denn Ablaufen wärend eines Konzertes Tech wechsel?? Kann ich mir nich vorstellen....


    Wenn's die Chirurgen während der laufenden Operation schaffen...


    Und die gesetzlichen Vorschriften werden es auf Dauer einfach erzwingen, zumindest im gewerblichen Bereich.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "Akustikfuzzi"

    Ein bisher noch nicht diskutiertes Thema ist das sogenannte Arbeitszeitgesetz.


    Dort steht haargenau drin, wie lange du arbeiten darfst, wann du Pausen zu machen hast, etc..


    Auch das mit den sogenannten Freelancern in unserer Branche ist meines Erachtens eine tickende Zeitbombe. Lest doch einfach mal den Beitrag auf der VPLT-Seite dazu durch. Wehe wenn das einmal greift, ich glaube, dann wird mehr als eine Firma den Bach runter gehen.


    Genau. Und daran mußte ich auch immer denken, wenn hier von 10 Stunden oder 12 Stunden Tagessätzen gesprochen wurde.


    Denn statt "Arbeitnehmer" steht dort heute "der Beschäftigte" und dazu zählen auch Freelancer, die das machen was die Firma sagt.


    Wenn die Firma Media XY einen selbständigen VTler beauftragt, dort die Kisten zu laden, dort auszuladen, dort die Boxen hinzustellen, hier die Kabel zu legen.... und das dauert mehrere Tage über 10 Stunde bzw. einen Tag mal 16 oder 18 Stunden, dann macht sich in erster Linie die Firma Media XY strafbar.

    Veranstaltungstechnik, Konferenztechnik, Medientechnik in Bergisch Gladbach bei Köln mieten: http://www.graeske.de

  • man darf beim betrachten von bestehenden arbeitsvorschriften nicht vergessen, das da von einer regelmäßigen arbeit an min. 5 tagen in der woche die rede ist.
    wer soll denn bitteschön an 5 tagen hintereinander die ursprünglich angesprochenen 20 stundenjobs machen?
    richtig: niemand


    die übermäßig langen arbeitszeiten beziehen sich ja meistens doch aufs weekend, der rest der woche läuft dann mehr oder weniger normal. aber das ist wiederum bei jedem auch wieder unterschiedlich, es höngt immer auch von den jobs ab die man gerade hat.


    mann muss also eine regelung finden, die den ansprüchen des gewerbes entgegenkommt.
    flexibilität ist oberstes gebot!
    und damit haben wir ja alle eigentlich keine probleme, weil wir das seit vielen jahren schon praktizieren.


    wenn nun der gesetzgeber generell nicht mehr als 8 stunden arbeit zulassen würde, dann müsste sicherlich ein großteil der kulturellen wochenendveranstaltungen gestrichen werden weil sich das wegen den enorm gestiegenen arbeitskosten niemand mehr leisten kann und will.


    es müssen also sonderregelungen her, beispielsweise max. 3x die woche 12 stunden oder sowas ( ich lege mich hiermit nicht fest!).

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "Stephan Graeske"

    Wenn die Firma Media XY einen selbständigen VTler beauftragt, dort die Kisten zu laden, dort auszuladen, dort die Boxen hinzustellen, hier die Kabel zu legen.... und das dauert mehrere Tage über 10 Stunde bzw. einen Tag mal 16 oder 18 Stunden, dann macht sich in erster Linie die Firma Media XY strafbar.


    Das seh ich anders !
    Wenn ich eine Fa damit beauftrage mir ein Haus zu bauen bin ic nicht dafür zuständig die Arbeitszeiten der Maurer zu überwachen sondern der Auftragnehmer als selbstständiges Unternehmen und Arbeitgeber der Maurer. Er kann ja genug Maurer hinschaffen zum ablösen, das ist nicht mein Bier sondern seins, ich hab die ARBEIT bestellt und bezahle sie als solche.


    Manu

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "Manuela"


    Das seh ich anders !
    Wenn ich eine Fa damit beauftrage mir ein Haus zu bauen bin ic nicht dafür zuständig die Arbeitszeiten der Maurer zu überwachen sondern der Auftragnehmer als selbstständiges Unternehmen und Arbeitgeber der Maurer. Er kann ja genug Maurer hinschaffen zum ablösen, das ist nicht mein Bier sondern seins, ich hab die ARBEIT bestellt und bezahle sie als solche.
    Manu


    Nur in Deinem Beispiel zu bleiben: Bauherr = Kunde, Baufirma = Medienfirma XY, Maurer = Freelancer/Techniker.
    Folglich ist die Baufirma = Medienfirma für die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen der Maurer = Freelancer/Techniker zuständig. Insofern hast Du nichts anderes gemeint als Stephan...

  • Zitat von "Stephan Graeske"

    Genau. Und daran mußte ich auch immer denken, wenn hier von 10 Stunden oder 12 Stunden Tagessätzen gesprochen wurde.


    Denn statt "Arbeitnehmer" steht dort heute "der Beschäftigte" und dazu zählen auch Freelancer, die das machen was die Firma sagt.


    Wenn die Firma Media XY einen selbständigen VTler beauftragt, dort die Kisten zu laden, dort auszuladen, dort die Boxen hinzustellen, hier die Kabel zu legen.... und das dauert mehrere Tage über 10 Stunde bzw. einen Tag mal 16 oder 18 Stunden, dann macht sich in erster Linie die Firma Media XY strafbar.


    Das stimmt jetzt so nicht.


    Es sind zwar einige Arbeitsschutzbestimmungen vom Arbeitnehmer auf den Beschäftigten umgestellt worden, nicht aber das Arbeitszeitgesetz. Dort heisst es ganz klar "Arbeitnehmer", und wie dieser definiert ist steht in § 2:


    Zitat von "ArbZG § 2 - Begriffsbestimmungen"

    (2) Arbeitnehmer im Sinne dieses Gesetzes sind Arbeiter und Angestellte sowie die zu ihrer Berufsbildung Beschäftigten.


    http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/arbzg/


    Somit gilt das Arbeitszeitgesetz erst mal nicht für Freelancer, es sei denn


    a) es sind "Scheinselbständige" und somit Arbeitnehmer


    b) es passiert ein Arbeitsunfall. Dann wird mit dem Verweis auf das ArbZG schnell grobe Fahrlässigkeit unterstellt.




    Verstöße gegen das ArbZG sind nicht immer eine Straftat, oft ist es auch "nur" eine Ordnungswidrigkeit.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess