Was ist bitte "AMTLICH"

  • Ich sehe die Problematik darin, daß sog. amtliche Firmen wie oben geschrieben massiv Geld für Marketing in die Hand nehmen... Oft ist es aber leider so, daß (auch bei gewissen deutschen Firmen, die als oberamtlich gelten) die Werbung mit der Qualität der Produkte mittlerweile nicht mehr konform geht. Aber da ja genügend Kollegen nur aufgrund der Werbung gekauft haben...


    Schlimm finde ich es auch, wenn Aussendienstler einer "amtlichen" amerikanischen Marke es nötig haben, über ein relativ neues System eines Wettbewerbers den potentiellen Kunden zu erzählen, "Du, da gabs in allen Zeitungen Testberichte, das Zeugs ist ganz schlecht"... Wobei ich in diesem speziellen Fall zufällig weiß, das solche Testberichte nirgendwo gestanden haben... Und auch die pers. Erfahrung was Anderes sagt.


    Man erkennt z.B. auch, daß ehemals "amtliche" Marken (wie HK) aus irgendwelchen Gründen es plötzlich nicht mehr sind.


    Unsere Branche ist in dieser Beziehung IMHO schlimmer als die Hifitrottel, die der Meinung sind, die Flöhe husten zu hören... Es "hören" zu viele mit den Augen (bzgl. Ton) und "sehen" mit den Ohren...(beim Licht)

  • Da gibts auch wieder 2 Sichtweisen.


    Amtliche Sachen ( zB wo vorne NEXO draufsteht ) wird hier vertauscht mit riderkonform.


    wenn ich jetzt 2 PS15 in eine Kirche stelle dann ist das keine amtliche Lösung, weil diese eine völlig andere sei.


    Sichtweise : die Aufgabe um die es geht:


    Das dafür von allen stets und vorzugsweise verwendete und von den Kunden für den Zweck vorzugsweise verlangte Material, von dem auch alle wissen daß es ganz prima die gestellte Aufgabe erfüllen wird, ist amtlich.


    Amtlich resultiert aus dem "das alle es wissen". Genau das System will ich, stellt mir jeder so hin.

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Man kann sich kaum daran orientieren was hier im Forum gerade als "amtlich" gilt. Sehr oft spiegelt sich hier die Meinung eines Einzelnen bis einiger Weniger wieder, die von der opportunistischen Masse der Ahnungslosen nachgeplappert wird. Die sich daraus ergebenden "Trends" beinflussen die Kaufentscheidungen grosser, nach betriebswirtschaftlichen Grundlagen gefuerten, VA-Dienstleister wohl kaum.


    Letzendlich ist nur interessant was fuer den jeweiligen Job gefordert wird:
    1. Hab ich's im Lager: ideal.
    2. Hab ichs nicht im Lager, kann ich meinen Kunden aber ueberzeugen dass das Material aus meinem Lager auch taugt: betriebswirtschaftlich gut, wenn aber ein Teil der Signalkette Musiker-->Publikum versagt (z.B. der Fremdmischer) ist das Material schuld, ergo macht den Job das naechste mal jemand anders.
    3. Ich kann den Kunden nicht von meinem Material ueberzeugen. Dann ueberlege ich ob ich zumiete oder den Job abgebe, oder mit einem Besitzer des geigneten Materials kooperiere.


    Provokative These: Amtlich ist was fuer den Job gefordert ist / wovon ich den Kunden ueberzeugen will ==> amtlich ist immer das was ich im Lager stehen hab :D


    Steffen
    HK poduziert eine breite Palette von Material, von schrott bis top. Ich sehe z.B. Cohedra durchaus als Material mit dem im Profibereich Geld verdient wird. Und die T-Serie ist fuer Brot und Butter Jobs immer noch gefragt. (Nein, ich bin kein HK-User)

    Die Intelligenz eines Autors steht meist in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Anzahl der verwendeten Ausrufezeichen.

  • Ich finde einen Aspekt noch ganz interessant:
    Amtlich ist ggf. gar nicht vom Produkt abhängig sondern von der Situation vor Ort.
    Beispiel:
    Ich komme als Bandtec in eine Location in Musterstadt. Kofferjob. 1500 - 2000 Leute im Publikum neben der Bühne steht ein System (gestackt) das ich vorher noch nie gesehen habe und dessen Namen ich auch nicht kenne. Irgendwas selbstgebautes in der Lig 15", 10" 2"Horngeladen. Allen Vorurteilen zum Trotz klingt das Holz einfach gut. Abstrahlverhalten, Druck, Klang - alles in Ordnung. Der Tec vor Ort: nett, kooperativ, hat das Material im Griff. Erzählt was über die Bestückung, das Amping, die Controller. Der Gig völlig entspannt, ohne Grund über irgendwas zu meckern. Ich würde sagen: Trotz No-Name Holz durchaus eine "amtliche" Vorstellung, was die Kollegen da geboten haben.
    2 Tage später, etwa gleiche Hallengröße, an der Decke hängt ausreichend EAW KF 850. Freude über ein bekanntes (amtliches) System, ich weiß, was auf mich zukommt. Leider "tut's" halt überhaupt nicht. Weder vor noch während der Show. Auf die Frage nach Amping und und Controller erfahre ich zwar keine Fakten, dafür jedoch, dass die Anlage "immer geil spielt" und dass sie da noch nie Probleme gehabt hätten, wahrscheinlich mein Problem. Ende der Durchsage.


    Amtlich ist m.E. immer auch eine Frage der Anwendung und nicht nur des Fabrikats. Ich habe festgestellt, dass es nicht schaden kann, erst zu hören und dann zu entscheiden, was ich von dem Holz halte. Natürlich geht der Schuss in vielen Fällen nach hinten los. Trotzdem entscheidet in den wenigsten Fällen der Blick zur Decke (und auf die Herstellerplakette) von vorneherein, was den nun "amtlich" ist.


    Abgesehen davon finde ich den weiteren Sprachgebrauch von "amtlich" in der Szene sehr erfrischend. Da bekommt man eine amtliche Pizza, Künstler XY hat mal wieder eine amtliche Scheibe produziert, amtliche Portionen sind bei hungrigen Tecs immer gern gesehen und wo bekommt man eigentlich amtliche Tourshirts her? :D


    Amtliche Grüße
    Manuel

    * * * HIER KÖNNTE IHRE SIGNATUR STEHEN * * *

  • Da in der Ausgangsfrage nach einer Definition gefragt ist:


    Unter "amtlich" versteht man das, was von der überwiegenden Mehrheit der Branche akzeptiert wird (ohne dass sie es vorher ausprobiert haben).


    Das hängt also immer davon ab
    - wie bekannt ist das Zeugs (unbekanntes Zeugs mag hervorragend sein, aber es ist per Definition nicht amtlich)
    - für was soll es eingesetzt werden (Art und Größenordnung)





    Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet in einer so staatsfernen Branche wie der Veranstaltungstechnik (Behörden treten doch eigentlich immer nur als Teil des Problems in Erscheinung) das Maß aller Dinge "amtlich" genannt wird.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Für mich kommt bei der definition des wortes "amtlich" in bezug auf unsere branche ein punkt noch zu kurz:
    die mode!
    viele amtliche geräte unterliegen einer mode, egal wie gut oder schelcht sie sein mögen.
    aktuelle beispiele hier aus dem forum sind z.b. die diskussionen über schlagzeug mikrofonie, wo ehemals amtliche geräte jetzt nur noch zähneknirschend akzeptiert werden, andere vor jahren noch verschriene modelle gelobt werden etc.
    auch die line aray ansammlung in den lagern der VT branche kann man getrost als mode bezeichnen, ohne das auf die qualtität des wirkungsprinzips oder der einzelnen modelle zu übertragen.


    amtlich ist also für meinen begriff auch "in"

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Hallo,


    weiter vorn stand der leider sehr treffende Satz: "Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht."


    Der Admin schrieb auch."Unter "amtlich" versteht man das, was von der überwiegenden Mehrheit der Branche akzeptiert wird (ohne dass sie es vorher ausprobiert haben)."


    Ich würde noch weitergehen und den Nebensatz anfügen: "..., völlig unabhängig davon, ob es auch wirklich gut ist".


    In einigen länger zurückliegenden Threads wurden auch Macken von "amtlichen" Geräten angesprochen und im wesentlichen akzeptiert. Keine Frage, welche Ausmaße der Thread angenommen hätte, wäre das Gerät von der Firma, deren Namen nicht genannt werden darf...


    Diesen Markenwahn, den nicht mal puma- oder niketragende Kiddies auf dem Schulhof toppen können, gab es auch schon viel früher.
    Zu DDR-Zeiten wurde mal ein Vergleichshören mit Boxen von Electrovoice und (weiß jetzt nicht mehr genau) Exemplaren von Elektroakustik Meißen gemacht, aus dem Vergleich gingen die gefällig gestalteten Exemplare mit dem EV-Logo als klarer Sieger hervor. Waren aber bis auf unterschiedliche äußere Aufmachung alles identische DDR-Exemplare.


    Mir tun die Firmen leid, die ein wirklich gutes Produkt haben, aber aufgrund der durch "Amtlichkeitswahn" entstehenden Inzucht kaum eine Chance auf größere Bekanntheit und Weiterentwicklung haben.



    MfG


    DirkB