"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!"

  • "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!" - Den Spruch kann ich seit neulich ummünzen in "Stell dir vor, es ist ne Party,...."


    Ich habe in über 10 Jahren schon einiges erlebt; dass Veranstaltungen unterdurchschnittlich besucht wurden... ok, kommt vor. Aber dass nahezu KEINER kommt, ist schon heftig...


    In letzter Zeit hatte ich 2 Veranstaltungen; eine war schlecht, die andere gar nicht besucht. In beiden Fällen lässt sich wohl im Nachhinein rekonstruieren, dass es wohl vor allem an der Werbung gelegen hat.


    a) sollte junges Publikum ansprechen, beworben wurde mit "Discoabend". Einige ältere Besucher kamen dann auch und fragten mich anfangs, ob denn nur Charts laufen würden oder ob auch was für sie dabei wäre... => Fazit: Immerhin war klar, dass es sich um eine Disco-VA handelt, um was es genau ging war nicht erkennbar = kaum einer geht hin.


    b) hier sollte ebenfalls junges Publikum gelockt werden, Location ist eigentlich durch andere Nutzung (wesentlich!) älterem Publikum bekannt. Beworben wurde mehr oder weniger mit dem Terminus "Musik". Publikum lässt sich an einer Hand abzählen. => Nichtssagendes Motto; gar nicht erkennbar, warum man da hin sollte => keiner kommt...



    Habt ihr das auch schon einmal erlebt? Liege ich mit meiner Einschätzung richtig, dass ein "vernünftiges" Motto, das den Leuten sofort klar gemacht hätte, worum es überhaupt geht, Grundvoraussetzung für einen Erfolg gewesen wäre? :?


    Tom

  • Ist eine der vielen Möglichkeiten warum es nichts war.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Es gibt viele Faktoren, warum sowas passieren kann...
    Parallelveranstaltungen und Wetter (!!!) sind auch große Faktoren. Der Ruf der Location, das Motto, der DJ / die Band und auch der Veranstalter sind oftmals auch von Bedeutung.


    Der Preis ist nach meiner Erfahrung sogar oftmals untergeordnet: Wenn etwas mehr kostet, muss es ja auch besser sein - ein Spiel mit dem Werteempfinden...
    Getränkepreise dagegen unterliegen anderen Gesetzen. Hier wird oftmals sogar über Preise von 1,50€ für 0,3l Bier vom Fass gemeckert.


    Bestes Beispiel ist ein lokales kleineres Bandfestival:
    Die örtliche evangelische Jugend stampft ein Festival aus dem Boden, dessen Namen bezug zum Ortsteil sowie dem "Hurricane" hat. Die erste Veranstaltung wird Ultra-Low-Budget-mäßig aufgezogen, im Jugendhaus vorhandene sowie von den (Schüler-)Bands mitgebrachte Komponenten werden gemischt, im etwa 400 Personen fassenden Saal finden sich etwa ebensoviele Leute ein. Der Eintritt kostet 3 Euro, alle haben Spaß.


    Im Jahr danach soll es etwas professioneller werden, es wird eine etwas bessere Lichtanlage gemietet. Ähnliche Besetzung von den Bands her, ansonsten alles gleich - etwa 200 Besucher.


    Im dritten Jahr sieht es ähnlich aus, eine bessere Headliner-Band wird engagiert, Ton und Lichttechnik wird weiter etwas aufgestockt. Dennoch kommen nur etwa 100 Leute.


    Im vierten Jahr, die Lichtanlage besteht nun für eine kleine Bühne schon aus Trusskonstruktionen mit eingebrachten Moving Heads, Blindern, Atomics und 6er Bars, finden nur etwa 40 Leute den Weg zu dem Festival.


    Jetzt ließe sich analysieren:
    Woran lag das?


    * An dem Tag gab es in der Innenstadt eine große Parallelveranstaltung, ich würde eher sagen: Konkurrenzveranstaltung. Nicht gerade vorteilhaft.
    * Das Wetter an dem Tag der vierten Veranstaltung war wirklich schlecht. _Wirklich_ schlecht. Es regnete wie aus vollen Kübeln, vermutlich haben deshalb viele Leute den Weg von Zuhause zu der Veranstaltung gescheut.
    * Die Werbung wurde etwas vernachlässigt. Es wurden keine Flyer gedruckt, nur Plakate an Schulen ausgehangen - falsches Zielpublikum scheinbar...


    Doch das erklärt nicht, warum der Rückgang stetig war. Da sehe ich eher andere Gründe:


    * Der Veranstalter. Die örtliche ev. Jugend - wer das hört, denkt sich zunächst seinen Teil. "Wie wollen die ein richtig gutes Konzert ausrichten können?"
    * Die Örtlichkeit. Der Saal in einem Jugendhaus - siehe oben.
    * Die Länge. Beginn um 18 Uhr, Doors schon um 17 Uhr? Da sind viele noch arbeiten, ende um 22 Uhr ist auch nich gerade das, was man "Abendgestaltung" nennen kann. Das Rauchverbot im Saal tut meiner Meinung nach das Übrige...
    * Die Bands. Schülerbands bringen höchstens ihre eigenen Fans mit - die sind dann "Stagehands" oder "Backliner" und hängen dann auch noch im Backstage rum - mit kostenlosen Getränken.
    * Ggf der Eintrittspreis. 4€ im VVK, 5€ an der Abendkasse - jede Teeniedisco ist teurer. Für den Preis kann die Veranstaltung doch eigentlich garnicht gut sein?!


    Die Miesen wurden durch den Topf der Jugendarbeit aufgefangen, das Festival findet nicht mehr statt. Schade, denn das technische als auch organisatorische Niveau war am Ende für so eine kleine Veranstaltung echt gut...


    Es wäre mal interessant mitzubekommen, was andere Leute als wichtiges Kriterium empfinden - man kann ja nicht an alles denken.

  • Was bei der KirchenVA für mich immer noch nicht schlüssig erklärt, warum erst 400, dann 200 und dann hundert. Auch ich hatte sowas schon mal...alle fanden es toll und man ist davon ausgegangen, nächstes Jahr wirds dadruch sicher noch ein bischen mehr...fazit, nö es wurde extrem weniger. Keiner konnte es erklären. Alles fanden es wieder toll, sonst ansich keine Veränderungen. Für mich einfach nur strange aber immer häufiger.

  • Zitat

    a) sollte junges Publikum ansprechen, beworben wurde mit "Discoabend"

    "Spät" dran - vor 30 Jahren hätte das noch funktioniert - :grin:
    Ich hätte besser den Begriff "Party" statt "Disco" gewählt.

    Zitat

    Einige ältere Besucher

    ..... aus der Disco-Ära ..... ?

    Zitat

    um was es genau ging war nicht erkennbar

    Disco hat heute noch mehr Unterschiede, als früher. Und deswegen auch unterschiedliches Publikum.
    z.B. Disco-House contra Discofox. = Kaum Einer mag die Musik des Anderen, obwohl "Disco" drauf steht.
    Bei Disco-House wäre ich dabei - bei Discofox flüchte ich. :roll:

    Zitat

    Beworben wurde mehr oder weniger mit dem Terminus "Musik"
    => Nichtssagendes Motto; gar nicht erkennbar, warum man da hin sollte => keiner kommt...

    Eben ! Aber wenigstens gut erkannt - leider erst hinterher ?


    Ich würde niemals mit nur einer Musikrichtung werben = spricht Zuwenige an, sagt zuwenig aus.
    Besser wäre, die beabsichtigte Party-Atmosphäre deutlich zu machen. z.B. "Beach-Party".


    Von einer Werbung erwarte ich kurz und prägnant die wichtigsten Informationen
    - Welche Musik / Musikstil(e) genau ?
    - Ort, Location, Datum, Uhrzeit.


    Die Erfahrung lehrte mich, daß selbst Ü-30 Parties u.ä. grauenhaft sein können. Obwohl ich 50 bin.
    Dann lieber noch Techno u.ä. - auch wenn rundherum alle Anderen unter30 sind. - :grin:


    Auf der letzten SONIC-Party Nr. 16 (Basel/CH, 7. Mai 2011) = volles Haus, wie immer. Mehr als vier Floors, 5000 Gäste.
    Von Remember-Techno (weit besser als erwartet) bis Hardcore. (Die House-Floors waren diesmal an einer anderen Location)
    Ich auch, mittendrin. :grin: :grin: :grin:
    http://www.sonic.ch/

    "Lärm"-aber meinen Fans gefällts :grin:

  • Zitat

    Ich hätte besser den Begriff "Party" statt "Disco" gewählt.


    Beim Veranstalter gab es wohl die Diskussion; eine wollte zumindest "DJ" drauf schreiben, wurde dann aber nicht gemacht.


    Zitat

    Einige ältere Besucher ..... aus der Disco-Ära ..... ?


    Ich glaub die waren "einfach so" da, weil grad nix besseres zu tun war und sie nur 2 Straßen von der Halle weg gewohnt haben oder so :grin:


    Zitat

    Von einer Werbung erwarte ich kurz und prägnant die wichtigsten Informationen
    - Welche Musik / Musikstil(e) genau ?
    - Ort, Location, Datum, Uhrzeit.


    Das war auch so ziemlich genau das, was ich dem Veranstalter im Vorfeld gesagt habe; er hatte nämlich nach Tipps gefragt, sie leider dann nur halb umgesetzt :(

  • meine 2 Pfennige aus 19 Jahren Liveclub:


    - Publikums sind nicht wirklich berechenbar. Wetter, Werbung, andere Veranstaltungen und "Zugkraft der Acts" sind nur z.T. erklärende Gründe.
    - Veranstaltungsreihen dürfen nicht zu lange auseinanderliegen. Ein jährliches Festival ist beim ersten mal zugpferd, weil neu. Beim zweiten mal muss man dann schon deutlich mehr bieten, um das Publikum für's dritte mal anzulocken. Dann müssen aber schon langfristig (3-6 Monate) Karten & Informationen in die "Medien" (heutzutage auch Facebook/myspace & Co.).
    - lokale Bands reissen oftmals nix. Uns (als Veranstalterkollektiv) wird oft vorgeworfen, sich nicht um den lokalen Nachwuchs zu kümmern. Wenn wir aber Lokalabende veranstaltet haben, kamen nur ~50 Zuschauer für 5-6 Bands, obwohl selbst diese extensiv Werbung gemacht haben.
    - "jungen 'Veranstaltern'" kann man oft recht wenig zutrauen. Ihnen fehlt schlichtweg die Erfahrung, um ein Projekt länger erfolgreich laufen zu lassen. Oft denken sie nur an "Party", ohne die Arbeit dahinter (u.a. erfolgreiche Werbung) zu sehen und/oder überschätzen ihre Werbung. Manche denken tatsächlich, es kommen hunderte Leute, die einfach Party machen wollen - dem ist aber nicht so! Man muss Programm bieten und das Programm vermarkten.


    Das schöne an der Sache: der Markt regelt sich von alleine - diejenigen, die keine Ahnung haben, verschwinden schnell wieder von der Veranstalter-Bildfläche. Schade ist's fast nie darum.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Ich habe das auch schon erlebt.



    altes E-Werk immer gute Partys, Eintritt 3€ Getränke 2€ - waren immer jahrelang gut besucht.


    die letztes 2 Veranstaltungen dort waren mit 250 statt 400-500 Personen besucht.


    Meine einschätzung:


    die leute ruhen sich auf ersten Erfolgen aus. Hier spielt auch die Rotiene eine große Rolle! Wenn man immer gute Partys gemacht hat und aufeinmal nicht mehr liegt es an: Werbung ev. auch zu spät geworben? Musikrichtung? Djs? und wieso probiert denn eigendlich niemand bei guten laufenden Veranstaltungen etwas neues aus? irgendwann wird alles langweilig.

  • Nach meiner Einschätzung gibt es auch zu viele, die an chronischer Selbstüberschätzung liegen und nur weil sie im Bekanntenkreis "was reissen" und diejenigen mit der dicksten CD-, äh MP3 Sammlung sind, glauben sie, die halbe Stadt wartet nur drauf, dass die "Checker" endlich was machen.
    Oder die Möchtegern-DJs, die nicht mal händisch zwei Beats ineinander bekommen, aber dann über den fehlenden Beatcounter am CD-Player mosern, "man solle doch das nächste Mal bitte einen CDJ-2000 hinstellen, das wäre was". Die sind immer gute Kandidaten für "Publikumsignorator" - "ich spiel, was ich geil finde".
    Oder auch das konsequente Ignorieren uralter Partyregeln wie z.B. "lieber die Butze zu klein" oder "erst mal Mädels auf die Tanzfläche, Jungs kommen dann von alleine" usw... Natürlich sind die je nach Zielpublikum verschieden, aber manche merkt man an, dass sie wirklich nicht eine davon kennen.
    Wenn dann noch keine bis Null Deko dazu kommt, kein Gespür für "Stimmung und Design"...


    Dann kommen anfangs Gäste... Schauen sich das an... Zücken Ihr Smartphone ... und schwupps ist der Abend gelaufen, da dann halb X-Hausen weiss, dass "hier nix geht"...


    Will sagen: Selbst bei genug Werbung im Vorfeld, genug schönem Wetter, fairen Preisen, usw... kann der konkret durchgeführte Abend schon bei Eröffnung dazu führen, dass keiner bleiben will und andere gar nicht erst nach kommen...


    Man unterschätzt oft den "ersten Eindruck".. "Die Party geht ja eh erst um 23:00 richtig los... macht ja nix, wenn der DJ nix kann, hauptsache der Main-Act reißt es dann"...