Praxisbericht PA Aufbau im Zelt

  • Hallo zusammen,


    am vergangenen Wochenende (11./12.07.2008) hatte ich eine Beschallung bei einer Veranstaltung in einem 1000 Personen Zelt (ca 25X60m) durchzuführen. Höhe im Zeltgiebel ca. 5,5m, Bühnenhöhe 1m.


    Freitags spielte meine "Schwesterband" mit der ich durch gemeinsamen Proberaum und Keyboarder verbunden bin, Samstag spielte ich mit meiner Band.
    Freitags übernahm ich die Rolle des Mischers (FOH und Monitor vom FOH aus) Samstag stand ein Kollege am Pult. Besetzung jeweils 2xgit, bass, drums, keys. Soviel zu den Rahmenbedingungen.


    Schwerpunkt der Darbietungen beider oben erwähnten Bands ist Covermusik der 70/80/90er Jahre. Mein Bestreben ist es dabei, das Feeling dieser Gruppen möglichst natürlich - zugegebenermassen nach meiner Soundvorstellung - rüber zu bringen.


    Ich verfolge nun schon seit geraumer Zeit das PA-Forum und versuche die von vielen gesammelten Erfahrungen in der Praxis auch auszuprobieren.


    Zum Thema PA Konfiguration gibt es ja bereits unzählige Beiträge - wie stellt man die PA am besten auf - stellt man die Bässe (0-unendlich Zoll Speaker) als Mono Cluster, als Zahnlücke, Stereo auf oder fliegt man sie, bildet man Stacks für die Tops oder fliegt man sie wenn´s geht, wie steuert man die PA an,etc., etc.?


    Der Varianten gibt´s viele - natürlich auch abhängig vom Veranstaltungsort, persönlichem Geschmack, Budget,usw..


    Zeltbeschallung ist allerdings - wie ich auch vielen Beiträgen entnehmen konnte und auch aus eigener Erfahrung immer schwierig. Ich habe auch nicht für jeden Zweck immer die beste, weil physikalisch optimierte Anlage zur Verfügung - unter anderem aus Kostengründen.
    Aber bleiben wir mal bei einer Zeltbeschallung: Problem ist, bedingt durch das geneigte Zeltdach, dass man die Topteile nicht hoch genug an eine Traverse hängen kann wenn man parallel zur Bühne aufbauen will - Schallverteilung unter Umständen aus physikalischen Gründen, ggfs. anlagen-/aufbaubedingt ungünstig.


    Ein Hornsystem habe ich auch nicht zur Verfügung - ich hatte mich vor 2 Jahren auf eine JBL VRX festgelegt (max. 6x 932LA und 6xSRX718).


    Ich habe dann am besagten Wochenende eine Hochlasttraverse im Zelt LÄNGS zum Zeltgiebel aufgebaut (ca. 15m Spannweite), am Übergang zur "Tanzfläche" 4x Topteile geflogen - MONO angesteuert, 6xBass in Zahnlücke vor der Bühne (ja, mono und mit Delay nach aussen hin).


    Die "Ausleuchtung" war nach meinem Eindruck äusserst gleichmässig in Breite und Tiefe - bis zum FOH ein gutes "Pfund" dahinter konstant abfallend aber trotzdem klar und verständlich - die Besucher konnten sich in diesem Bereich noch unterhalten (Veranstalterwunsch) - naja es sollte auch keinem in 50 Meter Entfernung die Perücke wegwehen.
    Durch den Längsaufbau der Traverse habe ich auch die richtige Höhe für die Topteile für diese Art von Zelt erreicht (ich konnte auf ca. 5,3m hoch, geht sicher nur in grösseren Zelten) - die Monoansteuerung
    der PA hat vielleicht sogar einige physikalische Probleme (Auslöschungen/Überhöhungen) gar nicht aufkommen lassen.


    Da die VRX Topteile horizontal 100Grad Abstrahlcharakteristik haben war die horizontale "Ausleuchtung" ab vor der Bühne bis zum Zeltende in meinem Eindruck ebenfalls super. Mein Fazit, wenn es der Veranstaltungsort hergibt installiere ich wieder ein einziges vertikales VRX-"Array" und nicht LR Aufstellung - Array in Hochkomma weil ich weiss dass die VRX ist in vieler Augen kein echtes Line Array ist.


    Was soll´s, es scheint für meine Anwendungen sehr gut zu funktionieren.


    Ich möchte hier an dieser Stelle keine Produktdiskussion anstossen, es geht mir um das geschilderte Aufbau-/Konfigurationsprinzip.


    Auf die Idee, nicht nur die Bässe sondern auch die Topteile mit breiter Abstrahlcharakteristik als Vertikalarray in mono zu fahren bin ich gekommen als ich Mark Knopfler in der Royal Abert Hall heuer Ende Mai gehört habe - die haben die Ränge ausschliesslich in mono beschallt - wie soll man eine runde Arena mit soviel verschiedenen Rängen auch anders beschallen. Der Live-Mono-Sound war für mich erstaunlich gut.


    Ich möchte hier diese Thema einfach mal zur Diskussion stellen: Monobetrieb mit EINER zentral geflogenen vertikalen Schallzeile. Traversenaufbau innen längs zum Zeltgiebel damit man in die Höhe kommt.


    Wird so etwas von den Forumsteilnehmern öfter gemacht? Gibt es da Erfahrungen? Meinungen gibt es doch sicher! Oder? Auf eine Diskussion/Anregungen freue ich mich.


    Viele Grüße
    (Hans-Jo)Achim

    Weniger ist manchmal mehr

  • Eigentlich habe ich überhaupt kein Problem in nem Festzelt die Tops rechts und links auf die richtige Höhe zu bekommen. Ob du jetzt Stacks baust oder die Tops fliegst, bei ner 8m breiten Bühne in so nem Zelt kommst du rechts und links locker auf 3m Höhe und das sollte auf jeden Fall ausreichen um das gesamte Zelt gut in Stereo zu beschallen.


    Vieleicht begreife ich es im Moment einfach nicht, aber ich sehe keine signifikanten Vorteile in dieser Form der Festzeltbeschallung die den nicht unerheblichen Mehraufwand rechtfertigen. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren...

    Die roten LED´s sind bezahlt, dann sollen sie auch leuchten...

  • Zitat von "Hans-Joachim Keller"


    Ich habe dann am besagten Wochenende eine Hochlasttraverse im Zelt LÄNGS zum Zeltgiebel aufgebaut (ca. 15m Spannweite), am Übergang zur "Tanzfläche" 4x Topteile geflogen - MONO angesteuert, 6xBass in Zahnlücke vor der Bühne (ja, mono und mit Delay nach aussen hin).Viele Grüße
    (Hans-Jo)Achim


    Sehr nette Idee aber eben auch sehr viel zum aufbauen.....:-)


    Das mit dem Delay verstehe ich net so ganz .......


    Oder hab ich was verpasst ....


    :-))


    Grüße Michael

  • Zitat von "Hans-Joachim Keller"


    Monobetrieb mit EINER zentral geflogenen vertikalen Schallzeile.


    Mit so einer Installation gehst Du natürlich quasi nebenbei etlichen physikalisch bedingten Unzulänglichkeiten aus dem Weg.


    Im anglo-amerikanischen Raum sind selbst grosse Produktionen oft mono, und man sollte sich fragen, ob sich der Aufwand für eine funktionierende stereophone Abbildung für den Anteil der Gäste, die dafür zufällig richtig stehen, überhaupt lohnt.


    Btw, die ganze ELA Technik ist komplett mono... :wink:

  • Eine deutsche Band, die das quasi immer so macht, sind zum Beispiel die WiseGuys... Funktioniert in den allermeisten Veranstaltungshallen (im Festzelt habe ich sie bis jetzt weder gemacht noch gesehen ^^) auch wirklich gut.


    Wie Andi schon gesagt hat, man hat dann wenigstens nur noch mit den Interferenzen der einzelnen Boxen im Cluster (oder Array, je nachdem) zu kämpfen, und nicht mehr mit den Auslöschungen, Additionen usw usw, die 2 oder mehr Arrays oder Cluster untereinander produzieren. Und was die Lautsprecher in einem Cluster untereinander tun, sollte man doch zumindest in etwa im Überblick haben. ;)

    -----------------------------------------------------------


    Um Fragen vorzubeugen: Nein, ich habe nichts mit dem DJ-Versandhandel zu tun! ;)

  • Hallo zusammen,


    ja, ist richtig: der Aufwand ist höher als "normal". Geht sicher auch nur wenn´s zeitlich und budgettechnisch passt.
    Ich hätte noch erwähnen sollen, dass an der Traverse noch weitestgehend die Lichttechnik für die Show installiert war - hierfür brauchte ich ebenfalls eine Höhe die ich mit einer Quertraverse (im Zelt) nicht erzielt hätte.


    hausmeister:
    Infos zu Bassarrays/Delay sind unter folgendem Forumslink zu finden:


    http://www.paforum.de/phpBB/viewtopic.php?t=67673&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=zahnl%FCcke]


    Marco:
    Ich wollte einfach mal eine Monobeschallung ausprobieren - dass ich dafür gerade eine Zeltbeschallung hatte war Fügung des Schicksals. Da brauchte ich ganz einfach die entsprechende Höhe sonst hängt mir das Mono-Array ja vor den Köpfen der Band herum. Deshalb die Idee mit dem geschilderten Aufbau.


    Danke für die Beiträge schon einmal!
    Viele Grüße
    Achim

    Weniger ist manchmal mehr

  • Zitat von "Mechwerkandi"


    Mit so einer Installation gehst Du natürlich quasi nebenbei etlichen physikalisch bedingten Unzulänglichkeiten aus dem Weg.


    Im anglo-amerikanischen Raum sind selbst grosse Produktionen oft mono, und man sollte sich fragen, ob sich der Aufwand für eine funktionierende stereophone Abbildung für den Anteil der Gäste, die dafür zufällig richtig stehen, überhaupt lohnt.


    Btw, die ganze ELA Technik ist komplett mono... :wink:


    Ist ja auch mein Reden, Stereo wird überschätzt.
    Für die meisten Gäste einer Veranstaltung ergibt sich sowieso kein zufriedenstellender Stereoeindruck; den haben sie tw. nicht einmal zuhause, weil eine Box im Regal, die andere unter einem Tischsteht.


    MfG


    DirkB

  • Zitat von "DirkB"


    Für die meisten Gäste einer Veranstaltung ergibt sich sowieso kein zufriedenstellender Stereoeindruck...


    Das würde vor allem zunächst mal eine stereophone (räumlich abzubildende) Quelle voraussetzen.
    Bei Konservenmusik ist das sicherlich richtig, bei der Übertragung eines Chores/Orchesters ab einer gewissen Grösse/Breite sicherlich auch.


    Eine übliche Coverband oder dergl. wird kaum jemals, abgesehen von Effekten, live ein stereophones Klangbild erzeugen, das eine räumliche Ortung der einzelnen Instrumente zulässt.


    Interessanterweise fand man lange Zeit vor allem bei Zeltinstallationen sog. "Lautsprecherampeln", bei denen mehrere recht grosse Tonsäulen à la 4x10" zu einem horizontalen Cluster zusammen gefasst wurden und über der Bühne vom First hingen.


    Das o.g. Verfahren stellt IMHO einen weitergedachten Lösungsansatz in der Richtung dar, dem man trotz alledem eine gewisse Innovation und Zweckmässigkeit nicht absprechen sollte.
    Chapeau dafür, das es mal jemand anders macht... :wink:

  • Zitat von "Hans-Joachim Keller"


    hausmeister:
    Infos zu Bassarrays/Delay sind unter folgendem Forumslink zu finden:


    http://www.paforum.de/phpBB/viewtopic.php?t=67673&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=zahnl%FCcke]


    Viele Grüße
    Achim


    Jo...
    Interessant .. wir fahren 8 Bässe eben mit einem Amp und daher stellt sich bei und die Frage gar net mit Delay ...:-)


    Das mit dem Stereo is scho klar .. allerdings wenn man ne Band mit relativ vielen Leuten hat kann es durchaus Sinn machen eben Bläser bzw Git Links und Rechts zu Pannen und somit den Sound differenzierter zu gestalten ..
    das entfällt natürlich bei MONO...


    Grüße Michael


  • (sorry, habe kein grösseres File zur Hand und vom wichtigen Punkt sieht man auch nicht besonders viel...)


    Das war eine Zeltbeschallung, bei der Nachmittags ein Orchester und am Abend eine südamerikanische Band auftrat - beim Orchester waren die beiden JBL Arrays nur "Stütze", am Abend dann doch Vollbetrieb (zur Ergänzung: es hatte noch 2 Nearfields auf und 2 Doppel-18" unter der Bühne). Das ging wirklich erstaunlich gut... . OK, das Zelt war aber eher eine kurze Version, glaub total 20m.

  • @ hausmeister: 8 bässe mit einem amp??? :?::?::?: hoppla, was habt ihr den für bässe und noch wichtiger was für einen amp???


    über extreme stereophonie lässt sich wie immer streiten...
    der der rechts steht hört nur die rechte gitarre usw...
    ich bin eigentlich auch ein "extremer" stereo fan aber bei einem konzert ist meiner meinung nach extreme stereophonie am falschen platz. Sicher deute ich z.B. bei den toms auch an wo sie in meinem stereo bild stehen, aber niemals extrem.

    was nicht passt - wird passend gemacht!!! ;)

  • Zitat von "David Keß"

    @ hausmeister: 8 bässe mit einem amp??? :?::?::?: hoppla, was habt ihr den für bässe und noch wichtiger was für einen amp???


    über extreme stereophonie lässt sich wie immer streiten...
    der der rechts steht hört nur die rechte gitarre usw...
    ich bin eigentlich auch ein "extremer" stereo fan aber bei einem konzert ist meiner meinung nach extreme stereophonie am falschen platz. Sicher deute ich z.B. bei den toms auch an wo sie in meinem stereo bild stehen, aber niemals extrem.


    Na wenn du ne Band hast die relativ Müll an den Gits produziert ist das aber oft hilfreich um einen einigermassen guten Sound zu bekommen ...


    zum Amp..


    na nen Hoellstern 7.2.2.


    macht 2 x 4 KW an 2 Ohm :D


    Single 18er.. 8 Stück ?


    Is doch net ganz so ungewöhnlich .. :D


    Grüße Michael

  • Zitat von "David Keß"


    ich bin eigentlich auch ein "extremer" stereo fan aber bei einem konzert ist meiner meinung nach extreme stereophonie am falschen platz. Sicher deute ich z.B. bei den toms auch an wo sie in meinem stereo bild stehen, aber niemals extrem.


    Dann müsstest Du bei einem moving act, der von links nach rechts und wieder zurück über die Bühne rennt, dem Sänger pemanent mit dem pan poti folgen wie der Verfolger.


    Wer macht denn so was?? :shock:

  • Also mal ganz ehrlich...das kommt schon mal vor. Natürlich mach ich sowas nicht immer, ich finds aber ab und an mal lustig, den Sänger mit dem Pan zu "verfolgen". Ich bin auch kein Freund extremer Stereoabbildung im Livebetrieb, aber die Toms zieh ich auch immer etwas auf. Klar is es blöd vorm rechten Top wenn man nicht alles hört was links abgeht, aber ein grosser Teil des Publikums profitiert von einem leichten Stereobild.


    Auch wenn ein Grossteil des Mixes in Mono ist, gehört z.B. der Hall definitiv auf nen Stereokanal, das schadet niemandem vor nur einem Top, klingt aber deutlich räumlicher im Stereofeld.


    Kurzum, Mono ist nicht so mein Ding, aber der Ansatz ist vieleicht für bestimmte Anwendungen echt nicht schlecht. Gut funktionieren tut sowas meiner Meinung nach in langen Räumen (z.B. 4 m breit und 20 m lang). Da kann man mit einer kleinen Banane LA einfach nach vorne durchschiessen.

    Die roten LED´s sind bezahlt, dann sollen sie auch leuchten...

  • Ich hatte da mal so ne Veranstaltung...
    Rathauskeller in einer badischen Kleinstadt. Der Grundriss dürfte so diese Maße gehabt haben. Zu Beschallen war das ganze mit einer Lesung, also dezent und bis weit nach hinten. Delaylines schieden wegen der Optik aus, also haben wir 4 Elemente KS CPA-Line reingeflogen. Gut, ich geb´s zu, das ist wohl eher die Ausnahme, kommt aber vor.

    Die roten LED´s sind bezahlt, dann sollen sie auch leuchten...

  • Zitat von "Hans-Joachim Keller"

    ...
    Ich möchte hier diese Thema einfach mal zur Diskussion stellen: Monobetrieb mit EINER zentral geflogenen vertikalen Schallzeile. Traversenaufbau innen längs zum Zeltgiebel damit man in die Höhe kommt.


    Wird so etwas von den Forumsteilnehmern öfter gemacht? Gibt es da Erfahrungen? Meinungen gibt es doch sicher! Oder? Auf eine Diskussion/Anregungen freue ich mich...


    super, das meine idee mal umgesetzt wurde. :wink: siehe hier
    ich bin bisher immer noch nicht dazu gekommen.
    mein vorschlag war damals, die mono-banane nur für das publikum weiter hinten zu benutzen und die nahbeschallung vor der bühne (tanzfläche) in stereo mit direktstrahlern zu machen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich finde das mit der Mono-Banane im Zeltgiebel auch Interessant.


    Stelle mir nur die Frage wie man das Schick und Safe hinbekommt.
    Wenn ich mir das so Vorstelle sehe ich einen recht umständlich gebauten und massiv wirkenden Trümmer.
    Quasi einen Groundupport mit einem mittig aufgesetzten U.
    Das ist dann auch wohl keine Aufgabe für 30er Truss mehr und für Lifte, gleich welcher Art, schon gar nicht.


    In welche Richtung gehen denn diesbezüglich die Gedanken?


    Gruß Thorsten

  • Betr. Mono-LineArray: in einer der letzten PP-Ausgaben war ein Artikel über eine Beschallung mittels L'Acoustics KIVA einer glaub Bootsausstellung in einer Messe > die hatten elegant einen Monocluster (welcher mit je zwei seitlichen KIVAs zur Seite hin ergänzt wurde). Sah ganz interessant aus; war zudem durch die Hallenhöhe bedingte rel. hohe Flughöhe sehr stark gecurvt.