Polarität bei mehreren Gesangsmikrofonen

  • Hallo zusammen,


    hat jemand von Euch Erfahrungen, ob es sinnvoll ist, bei mehreren gleichen Gesangsmikrofonen, die auf den gleichen Monitorweg gehen, die Polarität (Phasenlage) "gegeneinander" einzustellen, um die Feedbackanfälligkeit zu reduzieren oder bringt das eher seltsame Phasing- Effekte mit sich oder bringt's gar nichts ?


    viele Grüße


    C.

  • N´Abend - ein schöner Effekt ist hier bei Musicals oder Schnulzen zu beobachten. Gegen Ende des Musicals liegen sich in aller Regel zwei Darsteller direkt gegenüber in den Armen und schmettern ein meist tränenreiches (oder massiv euphorisches) Duett. Spätestens im Refrain - wenn beide den gleichen Text singen - kommt es dann zu sehr schönen Kammfiltereffekten, weil die sich gegenüberliegenden Mikros (oft Anschminker) jeweils einmal "phasenrichtig" (also vom Träger) und einmal "phasengedreht" (vom Gegenüber) aufnehmen. Das kann im Idealfall richtig schauerlich klingen...


    Phasendrehen hilft hier weiter.


    Ebenfalls hilfreich (subjektiv) ist das "Umpolen" bisweilen auch an eng zusammenstehenden Toms. Auch hier gilt: ausprobieren.


    Best


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Es bringt eine Menge mögliches GBF in statischen Situationen und in Frequenzbereichen, bei denen die Wellenlänge groß im Verhältnis zum Abstand der Mikros voneinander ist.


    Klassisches Beispiel: 3 Backgroundsänger(innen) vor einem Wedge – Pärchen. Jede(r) der drei möchte ‚Druck‘ auf der Stimme, das schließt Low Cut wesentlich höher als 70, 80 Hz aus. Die Mikros stehen alle in gleichem Abstand zu den Wedges (ca. 1m), und nur wenig voneinander entfernt; Signale mit Wellenlängen zwischen 3 und 4m addieren sich somit in beinahe idealer Weise. Dreht man die Polarität des mittleren Mikros, bricht der sich anbahnende‚Bauch‘ in der Gefahrenzone augenblicklich völlig zusammen, ohne dass sich für die einzelnen Sänger der Klang der eigenen Stimme (und der ihrer Mitstreiter) ändert.


    R&R - Beispiel: 2 Basedrums, Drum Fill genau hinter dem Trommler; der möchte nicht nur ‚Tickticktick‘, sondern auch was spüren. Bei gleicher Phasenlage beider Mikros und schneller Double – Base selbst mit besten Gates nahezu aussichtslos. Ein mal ‚Phase Reverse‘ gedrückt, und die Gates können auf Bypass.
    (Und es gibt noch immer tausende ‚Monitorer‘ da draußen, die das nicht kapieren, und die auf den Satz „drück bei der 2 mal Phase Reverse“ beleidigt mit „keine Angst Chef, unsere Mikrokabel sind alle in Ordnung“ antworten :lol: )


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "skyworker"

    Spätestens im Refrain - wenn beide den gleichen Text singen - kommt es dann zu sehr schönen Kammfiltereffekten, weil die sich gegenüberliegenden Mikros (oft Anschminker) jeweils einmal "phasenrichtig" (also vom Träger) und einmal "phasengedreht" (vom Gegenüber) aufnehmen. Das kann im Idealfall richtig schauerlich klingen...


    Phasendrehen hilft hier weiter.


    Moin,


    Polarität ändern KANN helfen. Tut es aber leider meistens nicht, weil die Protagonisten leider nur sehr ungern stillhalten, und sich somit die Abstände, und damit die Kammfiltereffekte, ständig ändern. Da heißt es meistens "mitfahren" und im Idealfall reicht es, nur eines der beiden Mikros zu benutzen.
    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es meistens noch schlimmer wird, wenn man die Polarität eines der beiden Mics dreht, da es keine "statische" Situation ist, wie von billbo beschrieben.


    Was da am Besten hilft, leider aber auch am kostspieligsten ist, ist ein AB-System a la Martin Levan. Leider bezahlt das kaum noch ein Produzent.


    Wo der Dreher allerdings wirklich helfen kann, ist in kritischen Beschallungssituationen (Darsteller in PA- / Mon-Nähe oder im Saal), um mehr GBF zu bekommen. Und natürlich nicht zu vegessen, die Anpassung der Polarität verschiedener Mics zueinander, z.B. dpa vs. MKE2.


    Gruß


    Thomas


    (Edith sagt, dass Phasendreher viel zu sehr Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gehalten hat)

  • Polarität anpassen, nicht Phasenlage von Mics anpassen !!


    POLARITÄT!!!!!

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  • Ich gestehe - ich hab das mit Phase und Polarität versucht, 20 Jahre lang in die Köpfe Anderer zu hämmern... und schließlich resigniert. Kein Pulthersteller ändert deshalb die Beschriftung, gell?


    Aber: ihr habt ja recht: Phasen lassen sich nur schieben, Polaritäten nur drehen.


    SKY

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  • Zitat von "wora"

    nur für die ratlosen mitleser:
    wenn man die phase um 180° schiebt, hat man die polarität auch gedreht...


    Bei reinen Sinus-Tönen stimmt das.


    Bei einer Sägezahn-Schwingung ist 180 Grad schieben bei Weitem nicht das Gleiche wie Polarität umdrehen.
    Und auch starke Transienten zeigen deutlich den Unterschied zwischen Polaritätsumkehr und 180 Grad Phase schieben.

    Die Begriffe "Phase reverse", "phase inverse", "Phasendreher" bzw. "Phasenumkehr" ist oft anzutreffen, ich bin fast geneigt, sie als gebräuchlich zu akzeptieren. Irritierend ist eben die Nähe zur Phasenlage, was genau diese Denkfehler produziert. Deshalb ist es eben besser, sich anzugewöhnen von Polarität zu reden, auch wenn das Wort länger ist.

  • Genau so


    Zitat

    Die Begriffe "Phase reverse", "phase inverse", "Phasendreher" bzw. "Phasenumkehr" ist oft anzutreffen, ich bin fast geneigt, sie als gebräuchlich zu akzeptieren. Irritierend ist eben die Nähe zur Phasenlage, was genau diese Denkfehler produziert. Deshalb ist es eben besser, sich anzugewöhnen von Polarität zu reden, auch wenn das Wort länger ist.


    praktiziere ich das eigentlich auch. Wer mal bei einem Meyer-Seminar von Migu war, der bekommt den Unterschied sowas von eigebläut ^^


    SKY

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  • Das Problem:
    Wenn ich einem mir unbekannten Monitorer sage „drück mal Phase Reverse“ ist die Sache klar (na ja, meistens jedenfalls).
    Wenn ich sage „ändere mal die Polarität des Eingangs von Kanal 2“ gibt’s in mindestens der Hälfte aller Fälle nur ratlose Blicke. Ganz zu schweigen von Ländern, in denen die örtliche Crew erkennbare Defizite im Bereich Englisches Fachvokabular erwarten und erkennen lässt.


    So lange in 3 von 4 Mischpult – Bedienungsanleitungen was von Phase Reverse steht benutze ich diesen Terminus, auch wenn ich weiß, dass er technisch nicht ganz korrekt ist.


    Und so lange man sich hier an Board noch regelmäßig darüber echauffiert, werde ich ihn auch als Rentner gerne immer mal wieder anführen. Einfach nur so aus Prinzip. :roll: :D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich versteh ja BillBo.


    Phase reverse ist ja umgangssprachlich.


    Auf den Plan gerufen hat mich die ursprüngliche Aussage , die " Phasenlager der Mikrofone anpassen " , denn die ist so auf keinen Fall richtig.

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