Der "Druckempfängerthread"

  • Zitat von "klauston"

    Kugel verwende ich auf Bühnen eher in Ausnahmefällen, zb Headsets oder Anstecker.
    Sonst aber kaum ...

    Die Kugel ist eigentlich das bessere und neutralere Mikrofon, besitzt keinen Nahbesprechungseffekt und ist unempfindlicher gegenüber "Pop"-Lauten (einer der Gründe, warum ich bei Headsets "Kugel" bevorzuge). Und so wie "Hans und Franz" meinen, mit dem SM-58" immer auf der sicheren Seite" zu sein (wozu gibt es schließlich Semiparametische Mittenregelung ...), verhält es sich auch mit anderen Richtquarakteristika als Niere.


    Und über die Problem bei der Durchführung eines halbwegs aussagekräftigen, reproduzierbaren "Vergleichs" stehen auf der ersten Seite dieses Threads schon sehr sinnvolle Beiträge (und Vorbehalte).
    Aber vielleicht kannst du ja Bedingungen konstruieren, die eine objektive Vergleichbarkeit ermöglichen, die zudem von der Mehrheit hier respektiert werden.
    Und es stimmt: Es gibt (und gab ...) sehr viele richtig gute Mikrofone im Markt, die aufgrund von Vorurteilen und Halbwissen der Anwender ein Schattendasein fristen oder wieder ganz vom Markt genommen wurden.


    Vielleicht schildern mal mehrere Kollegen, mit welchen Mikrofonen der zuletzt genannten Spezies sie gerne arbeiten und (wichtig:) WARUM ?
    Vielleicht ergeben sich ja signifikante Gemeinsamkeiten.


    Zitat von "wora"

    ... wenn der drummer während des gigs mal ans mikro kommt, hat man selten eine chance es wieder korrekt zu positionieren.
    deshalb halte ich nieren bei liveabnahme für einen guten kompromiss

    Die Klangänderung bei einem verschobenen Nierenmirofon sind gravierender als bei einer Kugel ... die Pegeländerungen sollten vergleichbar sein.

  • Ich hatte ja erwähnt, das ich Kugel im Livebetrieb nur in Ausnahmefällen verwende.


    Headset gerne, aber auch da nicht immer.
    Ich betreue zB fix eine Eventlocation, die besteht aus Glas und die Decke ist tropfenförmig ( auch Glas ) und von den Galerien, die auch mit Glas bestückt sind, kommt genug zurück.


    Dazu ist es dort noch so, das die Redner in 50 % der Fälle VOR der PA stehen.
    Da nehme ich Nieren Hedsets und Nieren Anstecker, weil es anders gar nicht geht.
    Und ich hatte genug Zeit, dies zu probieren.


    Ich sehe auf einer lauten Rockbühne, oder auch lauteren Popbühne, wie ich es oft habe, keine sinnvolle Einsatzmöglichkeit für mich für eine Kugelmikrofonierung.
    Zu viel Übersprechen und nicht gewollte Signale in einem Mikrofon.
    Es hat ja auch einen Grund, warum man zB bei einem Schlagzeug Gates verwendet, nämlich damit man sich genau die Mikros sauber hält von anderen Signalen.
    Warum sollte man sich dann erst wieder ein Kugel hinstellen ???


    Beim jazz könnte es Einzelfälle geben, wo ich über eine Kugel nachdenken könnte, aber das pauschal jetzt zu sagen, dafür fällt mir konkret nichts ein.


    Bei Klassik:
    Wenn es um Abnahme geht, bei der die Instrumente Einzel abgenommen werden, da sind Großteils auch Niere in Verwendung.
    Solche Veranstaltungen mache ich öfters, und das funktioniert ganz gut.
    Würde ich mir die Signale in zu viele Mikros mit Übersprechen einholen, so wird das sehr diffus.
    Und mit den Laufzeitunterschieden zwischen den Mikros würde das komisch klingen, wenn die Instrumente eben in zu viele Mikros reinspielen würden.


    Bei Klassik, die nur gestützt wird, gerne Kugelmikros, davon dann aber nicht zu viele ( wieder das Laufzeitproblem , zu viele Mikros verderben nicht den Brei, sie machen ihn )


    Bei Big Bands:
    Auch hier Achtung von Kugeln.
    kann mal bei den Bläsern funktionieren, wenn man die Section nur mit 1-2 Mikros abnehmen will, aber dann müßen die Schalldruck abkönnen.
    Bei den Streichern würde ich das niemals machen, da dort die Bläser so laut hinspielen, das eine Abnahme mit Niere schon schwierig ist, weil eben so viel Gebläse hineinkommt.
    Selbst da verwende ich oft gerne Einzelmikrofonie für Streicher ( wenn dpa, dann auch gerne Kugel , aber mit Bügel )
    Klavier, ja gerne auch der versuch einer Kugel, bei lauteren Geschichten dann noch zusätzlich eine dynamische Niere, damit man im Notfall noch dazustützen kann oder einen Monitor bedienen :D



    Und da wären wir dann auch schon wieder beim Thema: nämlich den Dynamischen Mikrofonen, ich denke, wir sollten diese Kugeldiskussion durchaus woanders führen.


    Und dei Mikrofonie, wie auch von mir beschrieben wird nicht nur verwendet, weil man es immer schon so gemacht hat, sondern weil es sich durchaus bewährt.


    Die oben angeführten Veranstaltungen sind solche, die ich auch oft mache und persönlich erlebe,
    ich laufe oft genug auf eine Bühne und tausche Mikros, weil gewisse Modelle oder Charakteristiken eben nicht perfekt sind.
    Und ich sehe auch oft genug Kollegen, die innovativ sind und was Neues ausprobieren, Kugel sind dann aber meistens nicht die Erste Wahl

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  • Wenn ich mal die letzten 20 Jahre zurückblicke, wo ich Kugeln (live nicht recording) eingesetzt habe, dann bleibt es beim beyerdynamic mm1 Messmikrofon 8)
    Klar, Lavalier aber schon bei Kugel Headsets hört der Spaß in der Regel schnell auf, wenn gleichzeitig eine Band auf der Bühne steht...


    LG
    WW

  • Kugel pro:


    - Kein Nahbesprechungseffekt


    Das ist gerade bei sehr naher Mikrofonierung ein sehr großer Vorteil, wenn es um neutrale Übertragung geht.
    Grund 1/4, warum bei Lavalieranwendungen besser Kugeln benutzt werden.


    - Gutmütig bei der Platzierung


    Für eine Kugel muss man eben nicht lange die "richtige" Position suchen...
    Grund 2/4, warum bei Lavalieranwendungen besser Kugeln benutzt werden.


    - Koppelsicherheit bei bewegten Schallquellen


    Die Koppelgefahr steigt nur mit dem Abstand zum LS, nicht mit dem Einfallswinkel.
    Grund 3/4, warum bei Lavalieranwendungen besser Kugeln benutzt werden.


    - Unempfindlicher gegen Berührungs/Trittschall und Explosivlaute
    Grund 4/4, ihr kennt den Rest...


    Kontra Kugel (zur Vervollständigung:(


    - Keine Richtwirkung (wer hätte das gedacht :D )


    Ich darf hier noch auf ein scheinbares Paradoxum aufmerksam machen:
    Gerade da, wo die Feedbackgefahr potentiell sehr hoch ist werden also Kugeln erfolgreich eingesetzt.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Zitat

    Es hat ja auch einen Grund, warum man zB bei einem Schlagzeug Gates verwendet, nämlich damit man sich genau die Mikros sauber hält von anderen Signalen.
    Warum sollte man sich dann erst wieder ein Kugel hinstellen ???


    Das ist leicht zu beantworten, denn
    hier wird ein sehr wichtiger Aspekt übersehen.
    Gates werden aus drei Gründen verwendet:
    1. Um das Ausschwingverhalten von Trommeln u.ä. abzukürzen
    2. Um offene Mikrofone an einem Multimikrofonie-Platz wie dem Drumset zu dezimieren
    3. Um seitlich übersprechende Instrumente (Klassiker: H/H auf Snare mit SM57) teilweise zu cutten.


    Punkt 1+2 ist nicht beeinflusst von der Richtcharakteristik.
    Punkt 3 ist natürlich beeinflusst. Die H/H wird mit Kugel dominanter auf dem Snare-Kanal.
    ABER: Mit Kugel wird dieses "Störsignal" nicht/kaum stören, weil es vermutlich wesentlich besser klingt als mit einem SM57.
    Entscheidend ist hier also wieder eher der Einsatzzweck. Will ich extreme Separation (z.B auch, um Effekte zu verwenden), ist eine Niere besser, und zwar generell eine, die den seitlich einfallen Schall nicht klanglich verfälscht - also KEIN SM57, aber vielleicht ein gutes KM-Kondensator Modell.
    Will ich - z.B. bei einem Jazz-Set - einen möglichst natürlichen Klang, indem ich ferner auf ein H/H-Mikro verzichte, ist eine Kugel eine gute Idee, wenn auch keineswegs Essentiell...!


    Wer sich diese Aspekte konsequent zu Nutze macht hat Gewonnen.
    Es geht nicht darum, Kugeln bzw. Druckempfänger aus purem Selbstzweck oder Abenteuerlust zu Verwenden.
    Es geht vor allem um klangliche Aspekte. Diese werden auf einer "normalen" R'nR-Bühne selten zum Tragen kommen, wenn es nur um Problemvermeidung geht.
    Kugel Gewinnen vor allem da, wo eben keine Unstimmigkeiten auf der Bühne vorherrschen, und an solchen Orten ist meist auch erwünscht, nicht eine "PA" oder ein Mikrofon zu hören sondern die Instrumente selbst.
    Allerdings ist dort der Aspekt "neutrales Mikro" / "neutrales System" noch viel wichtiger als die Frage "Kugel oder Niere"!
    Da gibt es ohnehin eine Menge mehr sinnvolle Fragen und Charakteristiken, wie z.B. die "breite Niere" oder "Superniere".
    In ganz, ganz wenigen Fällen sogar die "Acht", die fast alle Nachteile für die Beschallung von Kugel und Niere mitbringt.

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Ein ganz interessanter Artikel hierzu aus der DPA microfone university:


    http://www.dpamicrophones.com/…directional%20microphones


    Zitat

    - Kein Nahbesprechungseffekt


    Das ist gerade bei sehr naher Mikrofonierung ein sehr großer Vorteil, wenn es um neutrale Übertragung geht.
    Grund 1/4, warum bei Lavalieranwendungen besser Kugeln benutzt werden.


    Wobei es hier eher um den nicht vorhandenen "Fernbesprechungs"effekt geht, also bei einer Kugel ändert sich der Frequenzgang eben nicht mit der Entfernung.
    Insofern ist ein vom Mund vielleicht 40cm entferntes Mikro einfach nur leiser als ein nah platziertes, aber es hat denselben Frequenzgang und keinen Bassabfall.

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Zitat

    Wobei es hier eher um den nicht vorhandenen "Fernbesprechungs"effekt geht, also bei einer Kugel ändert sich der Frequenzgang eben nicht mit der Entfernung.


    Das bringt die Sache nicht wirklich auf den Punkt. Sobald eine gewisse Entfernung X erreicht ist klingen Niere und Kugel gleich, abgesehen von den Raumeinflüssen.

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Jetzt weiß ich aber als Praktiker, das Kugeln definitiv anfälliger als Nieren gegen Feedback sind.


    Wier erklärt ihr mir das Problem Theorie gegen Praxis????

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  • Zitat

    Jetzt weiß ich aber als Praktiker, das Kugeln definitiv anfälliger als Nieren gegen Feedback sind.
    Wier erklärt ihr mir das Problem Theorie gegen Praxis????


    Dieses Problem existiert so doch nicht.
    Es ist doch eher andersherum:
    In der Theorie koppeln Kugeln schneller als Nieren - das bestreitet auch niemand, denn das ist ja auch "Lehrbuch". Aber in der Praxis gibt es eben zahlreiche Beispiele, dass Kugeln eben nicht "schneller" koppeln
    (wer vergleicht auf seinem Job wirklich Kugeln + Nieren 1:1 unter aussagekräftigen, allgemeingültigen Bedingungen? Niemand!).
    Das gleiche gilt für Kompressoren: Theoretisch koppelt es mit schneller; praktisch - und richtig angewandt - aber eher nicht, und das ließe sich auch logisch begründen... (ein Andermal)
    Es kommt hier eben wie bei allen Fragen zum Thema "Feedback" auf das genaue Setting an, und das kann niemand genau analysieren oder vorhersagen.
    Abgesehen davon halte ich die ewige Frage Koppelsicherheit / "GBF" u.s.w. ehrlich gesagt für ein Problem, dass in professionellen Kreisen einfach kein Thema sein sollte. Wer noch täglich mit FB kämpft, für den sind die schönen "koppelsicheren" SM58 & Co. bestimmt der richtige Weg, 100000 Nutzer können nicht irren. Diese Klientel ist aber auch nicht die, die für ihren besonderen Sound gebucht wird - um es mal vorsichtig auszudrücken.
    Sicherlich ist das Sub-Genre "Loud-Rock-Monitoring" da etwas anders positioniert, in diesem Genre haben Kugeln aber ohnehin keinen großen Wert, denn hier sind wir doch pausenlos wieder im "Problem-Bekämpfungs"-Sport. Ich weiß das selbst sehr genau, habe ich doch jahrelang auch Monitormix auf "großen, lauten" Bühnen gemacht... 8)


    Es gibt aber noch andere Aspekte. Es gibt Bühnen wo Koppeln fast überhaupt kein Thema ist - s.o. Und spätestens da lohnt es sich mal über den "Tellerrand" hinaus zu schauen... :wink:

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Sorry, aber jetzt unterstelle ich Dir, das Du mit deiner Theorieversessenheit etwas sehr im Argen liegst und Anderen anscheinend Unfähigkeit unterstellst.


    Ich kann Dir versichern, ich hab oft genug schon Kugel gegen Niere probiert.
    Der Erfolg ist eigentlich immer, das ich die Niere lauter bekomme ( bevor es koppelt ).
    Mir fällte jetzt auch schnell kein Gegenbeispiel ein.


    Zitat von "christopher Hafer"

    Abgesehen davon halte ich die ewige Frage Koppelsicherheit / "GBF" u.s.w. ehrlich gesagt für ein Problem, dass in professionellen Kreisen einfach kein Thema sein sollte. Wer noch täglich mit FB kämpft, für den sind die schönen "koppelsicheren" SM58 & Co. bestimmt der richtige Weg, 100000 Nutzer können nicht irren. Diese Klientel ist aber auch nicht die, die für ihren besonderen Sound gebucht wird - um es mal vorsichtig auszudrücken


    Ich halte das schon für etwas provokant, meinst Du, das Du anscheinend der Einzige bist, der weiß, wie es wirklich funktioniert??

    Zitat von "christopher Hafer"

    Es gibt aber noch andere Aspekte. Es gibt Bühnen wo Koppeln fast überhaupt kein Thema ist - s.o. Und spätestens da lohnt es sich mal über den "Tellerrand" hinaus zu schauen...


    Stimmt, ich habe ehrlich gesagt ganz selten ein wirkliches Problem mit koppeln, und ich mach das oft genug und verdiene mein täglich Brot mit diesen Dingen.


    ich denke schon, das ich weiß, wie es geht.
    Ich lass mir auch ungern subtil unterstellen, das ich nicht über den Tellerrand schaue.
    GENAU WEIL ich das tue, weiß ich eben was funktioniert und was nicht.


    Und von daher muß auch den meisten Bühnen ( Ausnamen weiter oben beschrieben ) keine Kugel sein.
    zu viel übersprechen von Dingen, die nicht hineingehören und auch definitiv schnellere Koppelanfälligkeit.


    Manchmal kann ich Deine Theorien echt nicht verstehen und diesmal stört mich Deine Art, Anderen vorzuwerfen, sie hätten keine Ahnung und nur Du hast die einzige Wahrheit wirklich.


    So, jetzt könnt ihr alleine Diskutieren.
    Ich würde vorschlagen, Du verbündest Dich mit Sound Klinik, dann könnt ihr ja über die theoretischen Vorteile von Kugeln weiterphilosophieren.


    ( Mir ist heiß und jetzt ist mein Kopf am kochen - oder war es doch das Blut :evil: )

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  • Darf ich erfahren, in welchen Musical- und Musiktheaterbeschallungen ( ich meine jetzt nicht die Kleinkunstbühne und auch nicht das Sprechtheater ) die Experten für 'Kugelmikrophonie' in der Beschallung hier nachvollziehbar mitgewirkt haben ?


    Letzendlich ist es auch dort so, das die Nutzbarkeit von Druckempfängern in der jeweiligen Produktion von ganz einfachen Determinanten abhängt:


    Wie groß ist die erwünschte Lautstärke ?
    Wie groß ist der wirksame Abstand / wie gut ist die akustische Isolierung der Sprecher/Gesangssolisten zum Orchester ?
    Wie laut ist das Orchester ?
    Wie groß ist der wirksame Abstand zu den Lautsprechern ?
    Wie gut ist deren Richtwirkung ?
    u.s.w.
    Auch hier geht es um ganz einfache Dinge wie Übersprechung, Aufnahme von unerwünschten Raumanteilen, Rückkopplung u.s.w. Die Musical-Mischerei besteht daneben nicht unwesentlich aus dem steten Kampf um die niedrigst mögliche NOM, also ebenfalls um das Bemühen, die "Nebenwirkungen" der genutzten Mikrofonie so gering wie möglich zu halten.
    Ob dabei Kugelcharakteristik eingesetzt oder nicht, hängt also von einfachen, erlernbaren Faktoren ab. Wie Klaus das auch schon angedeutet hat: Es gibt Produktionen, deren Verhältnisse erlauben auch in den Headsets nur wenige oder gar keine Kugeln und es ist nicht so, dass wir in den Proben nicht das eine oder andere probiert hätten. :wink:

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    Die Klangänderung bei einem verschobenen Nierenmirofon sind gravierender als bei einer Kugel ... die Pegeländerungen sollten vergleichbar sein.


    um ganz ehrlich zu sein: bei ganz kleinen gigs nehme ich ein Pro35 an der snare, das ist nach hinten für hohe frequenzen empfindlich... damit bekomme ich die HH noch ein bisschen mit. das ist also fast schon eine kugel-situation, nur das ich die tiefen anteile der HH damit auch ausgeblendet habe.
    doch schon bei etwas grösseren bühnen nehme ich sofort meine mir wohlbekannten mikrofone, die mir eine bessere trennung der beiden instrumente erlauben (nein, seit jahren KEIN Sm57 mehr!)
    zwei wichtige gründe:
    1. einige meiner musiker wollen die HH auf ihrem monitor - aber KEINE snare!
    2. damit kann ich effekte nur mit dem snare-signal fahren. die HH mag ich nicht immer im effekt, nur manchmal - und dann kann ich sie einfach dazumischen.


    für mich sind an dieser position also sowohl reine druckempfänger (sehr kleine location) als auch druckgradientenempfänger interessant.
    im übrigen halte ich mich nicht für jemanden, der nie experimentiert... nur wer (sinnvoll) experimentiert, kommt wirklich weiter.


    was die sache mit den lavaliers angeht:
    leider kann ich da keine öffentlichen veranstaltungsbereiche nennen. in der regel habe ich wichtige konferenzräume betreut, die nicht öffentlich zugänglich sind.
    hier habe ich in über 15jahren viele erfahrungen in der konferenzraumtechnik gesammelt.
    und es gibt hier in der tat situationen, da geht es mit kugeln nicht so gut. hier nimmt man dann ein mikro mit richtcharakteristik und wird glücklich.
    klanglich gebe ich allen recht, die sagen das kugeln (in der regel) besser klingen. aber was nützt mir das, wenn ich den frequenzgang unter umständen so arg verbiegen muss, dass es nicht mehr koppelt?
    meistens lassen sich kugeln aber gut handhaben, das will ich hier nicht unerwähnt lassen!


    ich bin mir sicher, das man bei diesem thema nicht generell sagen kann, welche die "richtige" charakteristik ist. das hängt immer von vielen faktoren ab... und "klang" ist nicht immer der allein ausschlaggebende.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Um die Experimentierfreude hier mal ein wenig anzukurbeln ... und damit nicht nur "in eingefahren Bahnen" (weil es "immer schon so" gemacht wurde) gedacht wird:


    Anregung 1:
    Kondensator-Kugelmikro (z.B. Neumann KM-83) als Snaremikrofon - Abstand Snare/HiHat probieren !
    Sofern das Set keine Kaufhausbude ist und passable Becken im Einsatz sind, klingt es sehr authentisch (wenig bis keine Filterung erforderlich). Mit Feedback hatte ich niemals Probleme


    Anregung 2:
    Dynamisches Kugelmikrofon (z.B. beyerdynamic M-101 oder EV PL-9) in eine Bassdrum legen*. Klingt in vielen Sets deutlich besser (weniger "dröhnig", weniger positionsabhängig, tendenziell leicht in Richtung "pappig") als ein Nierenmikrofon auf Kleinstativ. Ähnlichkeiten mit einem Mikrofontyp, der gelegentlich in Bassdrums eingesetzt wird, sind nicht zufällig. :wink:


    * ... und sowas hab ich nicht nur in kleinen Kneipen-Locations ausprobiert. :)

  • Dann erkläre bitte das genauere Umfeld für die Versuche, und was ihr an Monitoring hattet.


    Dann würde mich interessieren, ob das für solche Gegebenheiten geeignet ist Deiner Meinung nach :

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  • Zitat von "klauston"

    Dann erkläre bitte das genauere Umfeld für die Versuche, und was ihr an Monitoring hattet.

    So viel wie nötig - tendenziell sparsam (da Musiker ohne Gehörschädigungen).


    Zitat von "klauston"

    Dann würde mich interessieren, ob das für solche Gegebenheiten geeignet ist Deiner Meinung nach ...

    Es gibt nicht nur Krawall und Rock'n'Roll. Es gibt auch Folkfestivals, Jazz, Fusion, Klassik. Schade, dass einige hier offenbar nur Fullstack-Bratgitarren, große Bass-Bestecke (z.B. 8x10"), 2x15"-Drumfills aus 80 cm Hördistanz und halbtaube Sänger mit wenigstens 2 Floormonitoren kennen. :wink:


    Aber um deine Fragen konkret zu beantworten:


    - Kugelmikro in der Bassdrum: Klares JA (hab ich auch schon auf Stadtfeste auf beengter Bühne und mehreren tausend Zuhörern eingesetzt). Auch toll: Stativ gespart. :)
    - Kondensatorkugel bei Snare: Für Krawallbands eher nicht (denen würde ich aber sowieso keine teuren Mikros hinstellen) - ggf. ein M-420 :D

  • Zitat von "guma"


    Mikrofone mit omnidirektionaler Aufnahmecharakteristik haben zwar den Vorteil der maximal möglichen Linearität in allen Raumrichtungen und schicken keine eigenen Unlinearitäten in die Rückkopplungsschleife, nehmen aber alle Nichtlinearitäten der anderen "Systempartner" ( Lautsprecher, Raum, Quellen, weitere Mikrofone ) aus allen Raumrichtungen gleich laut auf. Dieser letztere Anteil ist praktisch so relevant, dass sich die Anwendung von Mikrofonen mit "meßmikrofonischen" Eigenschaften in der Beschallung nur für einige Spezialanwendungen durchgesetzt hat. Deren gemeinsame Nenner sind:


    1. großer Abstand zum nächsten Lautsprecher
    2. Kleinstmöglicher Abstand zur Schallquelle
    3. relativ großer Abstand zur nächsten Quelle.


    Es ist einfach und zu Ende Denken ist erlaubt. Ob die Bedingungen in der jeweiligen Anwendung Vorteile für Kugelcharakteristik ergeben oder nicht, wird immer von Erfahrung und Experiment bestimmt. :wink:


    Nehmen wir einfach das Beispiel Bassdrum:


    1. geringer Abstand zur Quelle ist in der Quelle perfekt erfüllt.
    2. Das Mikrofon hat für alle Wechselwirkungen ausserhalb der Quelle keine Kugelcharakteristik mehr, da diese "neue" Charakteritik nach draussen von der Schallquelle selbst mitbestimmt wird. ( Da würden mich Messungen tatsächlich interessieren. Vielleicht kann ich das in Durlach mal anregen ? )
    3. Ob die Abschirmung 'Kessel' für die Voraussetzung 'großer Abstand zur nächsten Quelle oder zum Lautsprecher' ausreicht, bleibt dem Experiment ( und dem Geschmack beim Klangergebnis :wink: ) überlassen.
    4. Ob die Eigenschaften des Druckempfängers ( kein Naheffekt ) für das gewünschte Ergebnis sinnvoll sind, ist ebenfalls Geschmackssache. Für diesen Sonderfall ( in der Quelle ) hilft die Tatsache, dass ein Druckempfänger der ideale Bassempfänger wäre ( weil unabhängig von Entfernung und nicht abhängig von einem Gradienten ) nicht unbedingt weiter. Man muß sich allerdings vor Augen führen, dass die "Umgebung" den Naheffekt eines Gradientenempfängers nicht "sieht", was ein Vorteil im Monitoring sein kann.

  • Ich habe es eigentlich nicht so gerne, wenn verschiedene Mikros an verschiedenen Positionen dasselbe Instrument abnehmen. Die durch die Laufzeitunterschiede entstehenden Effekte sind hinlänglich bekannt und können durch den "besseren" Klang einer Kugel wohl eher nicht wett gemacht werden.

    Ignoranz ist der Feind des Wissens!

  • Zitat von "djgolle"

    Ich habe es eigentlich nicht so gerne, wenn verschiedene Mikros an verschiedenen Positionen dasselbe Instrument abnehmen. Die durch die Laufzeitunterschiede entstehenden Effekte sind hinlänglich bekannt und können durch den "besseren" Klang einer Kugel wohl eher nicht wett gemacht werden.


    Genau. Die meisten der positiven Eigenschaften der Kugel werden in der Beschallungs-Praxis durch unerwünschte Wechselwirkungen mit der Umgebung zunichte gemacht.


    Wenn ich "Kugel an der Snare" zu Ende denke, würde ich mich immer wieder dagegen entscheiden. Um das angesprochene Interferenz-Problem zu umgehen, würde es zunächst sinnvoll erscheinen, möglichst wenige Mikrofone zu benutzen und nicht die Snare sondern eine Art "Nah-Overhead" zu machen und damit eher nicht so nah an das lauteste Instrument Snare zu gehen. Dann ist aber das Abstandsverhältnis zur den anderen Quellen ausserhalb des Schlagzeugs und zu den Lautsprechern nicht mehr praktikabel.


    Für die Idee "sparsame" Drummikrofonie und natürlicher Klang live hat sich in der Praxis bei Wolfgang, Christian und mir eher das Duo "Bassdrum + Acht" bewährt. Die Richtcharakteristik ist ausgespochen konsistent über den Frequenzgang ( nur wenig schlechter als bei der Kugel aber viel besser als bei Niere und Superniere ), die Option zu Ausblendung in zwei von drei Raumachsen lässt sich als "Lautstärkeregelung" für die verschiedenen Bestandteile des Sets einsetzen und sie hat deutlich weniger Wechselwirkung nach aussen ( andere Quellen, Raum, Lautsprecher )

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    EV PL-9 in eine Bassdrum legen...


    anekdotisch fällt mir hierzu ein:


    Ein Beschaller in meiner Region hat das Anfang der Achtziger sicher 1000-mal so gemacht. Dann hat er wenige Jahre später sein Verhalten geändert und die nächsten 10.000-mal einen Gradientenempfänger benutzt. Dieser kluge Mensch ist heute einer der erfolgreichsten VT-Unternehmer Deutschlands.
    Stimmt jetzt irgend etwas nicht mit seiner Lernkurve ? :wink:


  • Ehrlich Klaus, das ist wirklich daneben. Ich weiß nicht, warum Du Dich so aufregst, warum Du erneut die alte dumme Schallplatte "Theorieversessenheit" auflegst und MIR damit "subtil" unterstellst, ich hätte keine Praxis... :?


    Falls Du meinen Beitrag nicht richtig gelesen hast: Ich habe Dir in allen wesentlichen Punkten recht gegeben.
    Kugel sind auf vielen Bühnen einfach uninteressant. Über den Grund kann man sich aber noch streiten:
    Das Totschlagargument "Kugeln koppeln schneller" halte ich für Sinnlos und in vielen Fällen für Falsch. Das macht jeden Ansatz zunichte und ist 1000x runtergeleiert.
    Nein, der Hauptgrund dafür Druckempfänger auszuschließen ist ein ganz anderer: Es hat meist keinen Vorteil sie zu benutzen.


    Gruß,
    Christopher

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