Sicherheit vor/bei/auf Veranstaltungen–Prüfung laut BGV A3

  • Das angespannte Atmen habe ich auch wahrgenommen...


    Dennoch, jede Diskussion über Sicherheit und jedes Posten von "lustigen" Bildchen ist Augenwischerei, solange nicht das ganz kleine 1x1 der Sicherheit erfüllt wird. Ich hoffe es nicht, doch es wird irgendwann knallen und dann schauen einige dumm aus der Wäsche. Mir ist klar, das hier zwei essentielle Themen, mit der Nachhaltigkeitsnummer sogar drei, angesprochen werden.


    Ich betreue unter anderem große und größte Veranstaltungen. Was ich teilweise als Koordinator mitbekomme ist eine Schande für die Veranstaltungswirtschaft in Deutschland. Wie gesagt, es nutzt nicht, bei jedem Bühnenunfall in USA mit dem Finger drauf zu zeigen. Wer mit dem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selber...

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • sind wir mal ganz ehrlich: bei Baustellen unter 1000 pax und nicht Industrie, ist so ein sicherheitskonzept mit der derzeitigen Kostenstruktur nicht umzusetzen !
    das würde das ende aller hobby vermieter bedeuten. ferner würde es alle va's um ca. 1 e verteuern.
    solange nichts passiert, ist ja auch alles in Butter 8)



    aus eigener Erfahrung: das nicht einhalten von vde normen ist billiger, als sie einzuhalten. bei mir kam es mal zu einem schweren brand aufgrund fehlerhafter Elektrik. das hat aber keine nennenswerten Konsequenzen für den vermieter gehabt. es war eine selbstbau Elektrik ohne jede abnahme !!

  • Zitat von "test"

    ...nicht umzusetzen !


    Meine Kontakte die zufällig bei Veranstaltungen und im Leben immer mal an die Elektro-Meister heranführten, gaben mir immer respektvollen Anlass, das mitgeteilte Fachwissen und Informationen anzunehmen, welche ohne Frage sehr souverän, präzise und mit sehr großer Ernsthaftigkeit und ehrenvoller Glaubwürdigkeit geschildert/dargelegt wurden, dass ich nie Zweifel hatte, an dessen überzeugenden Argumenten, bezüglich der Wichtigkeit der notwendigen/sinnvollen Einhaltung und Umsetzung der elektrischen Sicherheit, zu rütteln. Ich war überzeugt, und bin es heute nach wie vor, da ich gerade wieder zwei Stunden mit einem E-Meister gesprochen habe, dass die BGV A3 ihre Berechtigung nicht umsonst haben. Die, sagen wir mal „ungenaue Auffassungsgabe“ und manchmal wohl „Nichtinterpretationsfähigkeit“ und absichtliches Nichteinhalten spiegelt sicher ein nicht unerhebliches Maß der Realität im Veranstaltungsgeschäft wider. Das Erkennen und verstehen der Zusammenhänge von Energiemanagement, sicheres Verlegen geprüfter Betriebsmittel gewährt einen Vorsprung, um einen reibungslosen und sicheren Verlauf von Veranstaltungen für Besucher/Publikum/Künstler/Persönlichkeiten auf der Bühne/Mitarbeiter und einen selbst für unangenehmen Überraschungen/Gefahren zu schützen.
    Ich begriff sofort (vor über 20 Jahren), dass selbst meine sehr geringe Anzahl von Geräten (Rack)/Verlängerungen/Verteiler, für die Installation einer Show eines Künstlers, etwas positives ist.
    Selbst da konnte ich mich mit dem E-Meister über einen „guten“ Preis einigen.
    Bin ich etwa ein „Einzelgänger/Einzelkämpfer oder gar Außenseiter?

    Zitat von "test"

    ...bei Baustellen unter 1000 pax...


    test ich überlege: Kannst Du es immer eingrenzen und einhalten, dass du die gewünschte Pax/Personenzahl, für dich bei 1000, die vertretbare Ungefährlichkeitsstufe, nicht überschreitest?
    Das die Betriebsmittel bei jeder Veranstaltung/Event nicht vermietet und im Einsatz sind, und "ausversehen" deinen festgelegten "Spielraum" überschreiten, da spontan doch „ein paar mehr“ als die erwarteten Gäste gekommen sind/oder mehr Karten im Umlauf waren, als geplant? Und wird dir darüber Bericht erstattet? Und was machst du dann? Kontrolle außer Kontrolle? Vielleicht finden sich ja noch weitaus "mutigere", die sich zutrauen 5000 Pax "durchzumogeln". Nach oben scheinen ja nach deinem "Vorbild" keine Grenzen von Nöten zu sein.
    Beschränkt sich jemand freiwillig, und lehnt generell alle weiteren Jobs ab, die über dem selbstauferlegten Maximum liegen? Oder gibt es doch Ausnahmen, die die Regel bestätigen?

    Zitat von "test"

    ...hobby vermieter ...


    Und sie wissen was sie tun? Was sie anderen antun könnten?

    Zitat von "test"

    solange nichts passiert, ist ja auch alles in Butter


    Dieses „Todschlagargument“ wirf bitte nicht einem E-Meister/E-Fachkraft an den Kopf.
    Und das ist es, was ich wie oben beschrieben habe. Die Sichtweise und „Auslegungsstrategie“ der Veranstaltungsexperten und VA-Spezialisten. Und sie wissen es besser/anders.

    Zitat von "test"

    aus eigener Erfahrung: das nicht einhalten von vde normen ist billiger, als sie einzuhalten.


    Wie viel ist dir Sicherheit wert? Ja Sicherheit kostet. Ist es Menschenleben nicht wert?
    Vielleicht hört es ja bei dem Nichteinhalten der VDE nicht auf, und setzt sich mit dem Nichteinhalten bei den VBG/BGI/BGR und, und fort? Würd' mich nicht wundern, hier rein aus Zeitersparnis oder Bequemlichkeit es hier gleichzutun. Ob dann am Ende das, hoffentlich wirklich beherrschende, Profihandwerk ausreicht, um zu überzeugen, ich weiß nicht (ich weiß: es reicht nicht).

    Zitat von "test"

    ... keine nennenswerten Konsequenzen für den vermieter gehabt.


    Es könnte bei einer gewissen Rauchentwicklung die Sprinkleranlage auslösen, die Feuerwehr antanzen, und der schwere Brand hat den Ablauf der Veranstaltung nicht gestört? Zum Glück konntest du dich auf den Fluchtwegplan verlassen, oder Derjenige der vor Ort war.
    Bei Personenschäden könnten die Konsequenzen anders aussehen. Und wenn man selbst Opfer zu Gesicht bekommt, ist es nicht für jeden so leicht, die Bilder von Geschädigten zu verarbeiten, und später den Familienangehörigen zu erklären, ob es nicht vorsorglich hätte verhindert werden können und warum es soweit kommen konnte.
    Es bleibt nicht immer bei harmlosen Unfällen. Auch wenn es bisher immer gut gegangen ist.
    Das berechnende Kalkül, ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen, an der Vorschriften vorbei, um weniger Kosten und Aufwand zu haben, kann man dann hoffentlich dem Staatsanwalt gut beibringen. Angst habe ich überhaupt nicht vor dem Staatsanwalt, aber ein reines Gewissen brauch ich schon.
    Es grüßt 1uwe

  • Sicherheit ist, wenn jeder aufpasst.
    Scheinsicherheit (Vorsicht, Wortspiel) ist wenn jeder aufpasst, dass er über den notwendigen Schein verfügt, der ihn im Fall des Falles aus der Verantwortung nimmt.
    "Wie jetzt? Hier steht’s doch - ich hab’ alle Vorschriften penibel befolgt!"


    Zitat

    Die A3, bzw. das fehlen derselbigen ist ein großes Problem unserer Branche.

    Ist das so? Ich habe mal ein bisschen gegoogelt.


    Aus der Statistik des VDE für Stromunfälle: tödliche Stromunfälle 2000 bis 2008 im gesamten industriellen und gewerblichen Bereich (zu dem zu einem winzigen Bruchteil auch die Veranstaltungstechnik zählt): pro Jahr knapp 4. In Worten: vier. Sämtliche Gewerbe in Deutschland zusammengenommen. Wie viele Techniker oder Besucher von gewerblich durchgeführten Veranstaltungen mögen in diesen Jahren also dort infolge eines Stromschlags tot zusammengebrochen sein?
    Aus der Statistik über tödliche Arbeitsunfälle (BAuA): 2001 bis 2010 insgesamt 2804. Davon ereigneten sich 22% bei Reparaturen/ Instandhaltung (wozu zweifelsohne auch A3 gehört), pro Jahr also mehr als 60 Fälle. Zyniker könnten daraus jetzt sehr leicht schließen, dass bei der Durchführung von A3 Prüfungen höchstwahrscheinlich ungleich mehr Menschen ums Leben kommen als dadurch Leben gerettet werden.
    Noch eine interessante Zahl (auch BAuA): Anteil Selbständiger ohne Beschäftigte an den erfassten 2804 Arbeitsunfällen: 0,2%. Alle 2 Jahre ein Fall, sämtliche Branchen zusammengerechnet. Der hilflose, stets übernächtigte, sich ständig selbst ausbeutende scheinselbständige Freelancer, dessen Schutz ihr euch besonders groß auf die Fahnen geschrieben hat, kann also ganz offensichtlich sehr gut selbst auf sich aufpassen.


    Diese (hoch offiziellen!) Zahlen sind angesichts von Unfallzahlen in Verkehr, Haushalt und Freizeit so verschwindend klein, dass ich nicht schlecht gestaunt habe. Tut mir leid Kollegen – je mehr ich nachdenke und nachforsche, umso mehr gewinne ich den Eindruck, dass hier ein Riesen Fass aufgemacht werden soll, ausschließlich um des Fass Aufmachens willen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Der hilflose, stets übernächtigte, sich ständig selbst ausbeutende scheinselbständige Freelancer, dessen Schutz ihr euch besonders groß auf die Fahnen geschrieben hat, kann also ganz offensichtlich sehr gut selbst auf sich aufpassen.


    Um den gehts hier gar nicht. Der TE bewegt sich im Umfeld eines Grosskonzerns. Da ist das allergrösste Problem Betriebsblindheit.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "niggles"


    Da ist das allergrösste Problem Betriebsblindheit.


    Nö.
    Ignoranz.


    Wir haben grad vor kurzem an einigen ortsveränderlichen Elektrogeräten einer Filiale der staatlichen Gewerbeschulen (vergl. Grossbetrieb) VDE 010701-0702, BetrSichV, BGV A3 Prüfungen durchgeführt, allerdings im Rahmen einer Instandsetzung.
    Die letzte dokumentierte Prüfung war von 99.
    1999. :D


    Oder: Instandsetzung eines el. Vorhangzuges rückseitig einer Aula-Bühne an einer Grundschule.
    Auf meine Frage nach der Brandschutz-Zertifizierung des Vorhangstoffes (Molton sw.) wurd mir mitgeteilt, selbige sei "uneinbringlich abgängig".
    Trotz jährlicher Begehung durch Fw-Beamte.


    Dann: Neuer Vorhang... :D

  • Wenn ich richtig mitgelesen habe geht's dabei aber vor allem auch um die beteiligten/ beauftragten Fremdfirmen – deren Leistungen, wie wir alle wissen, üblicher Weise wiederum zu einem erheblichen Teil durch beauftragte Subunternehmer erbracht werden. "Suche für Industriegala übernächste Woche kurzfristig noch zwei erfahrene Rigger".


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"


    Wenn ich richtig mitgelesen habe geht's dabei aber vor allem auch um die beteiligten/ beauftragten Fremdfirmen – deren Leistungen, wie wir alle wissen, üblicher Weise wiederum zu einem erheblichen Teil durch beauftragte Subunternehmer erbracht werden.


    Selbige, wie allg. bekannt, im Rahmen gewährleistungsbedingter Inanspruchnahme von Leistungen, bereits seit längerem insolvent sind. :D


    Das Ganze dreht sich doch in der Sache immer um das Gleiche:
    Angeblich ist alles min. 3x zertifiziert, geprüft, getestet und dokumentiert.
    Selbst für Arbeitshandschuhe, Akkuschrauber und Klopapier findet nur oberamtliches Material Verwendung.
    So man lesen kann...


    Auf der Baustelle stellt man dann etwas ernüchtert fest, das man dem Gemurkse eigentlich nur noch durch eine ausreichend bemessene exotherme Reaktion Einhalt gebieten kann.


    Bleibt die Frage übrig, ob denn der oben beschriebene Zustand lediglich dem Wunschdenken Einzelner entsprungen oder die breite Masse nicht lesen kann.


    Watt denn nu? :D

  • Zitat

    Angeblich ist alles min. 3x zertifiziert, geprüft, getestet und dokumentiert.

    Genau das ist die Scheinsicherheit aus meinem Eingangssatz. Klebt ein hübscher Button drauf – dann ist ja alles in bester Ordnung, und ICH bin fein raus und muss nicht mehr aufpassen.


    Meinen ursprüglich letzten Satz hatte ich mir verkniffen bzw. vor dem Posten wieder gelöscht, weil schon fast ein bisschen in Richtung Beleidigung gehend. Aber gut, ich kriege ihn noch sinngemäß zusammen; gedankliches Selbstzitat:

    Zitat

    Angesichts dieser Zahlen (wenn sie denn stimmen) bin ich ehrlich gesagt ein bisschen fassungslos. Was soll der ganze Aufriss; ist das Thema Arbeitssicherheit denn tatsächlich ein so lukratives Geschäftsmodell?


    Wenn ihr dagegen missionieren oder tatsächlich was verbessern wollt – dann verbietet Urlaubsfahrten mit dem PKW (4000 Verkehrstote jährlich), Alkohol (16000 Tote jährlich), (Leistungs-)Sport (900 Tote jährlich), Fast Food und Zucker (WHO: falsche Ernährung in naher Zukunft in den Industrieländern verantwortlich für ¾ aller Todesfälle) sowie unnötigen Aufenthalt in der eigenen Wohnung (statistisches Bundesamt: Zahl der tödlichen Unfälle im Haushalt doppelt so hoch wie der im Straßenverkehr); die Liste wäre sicherlich problemlos verlängerbar.
    Verglichen damit erscheint die 'Baustelle Veranstaltungstechnik' geradezu wie eine Insel absoluter Sicherheit und Glücksseligkeit. Und der Versuch, selbständig denkende und handelnde Menschen dort mit einem täglich unüberschaubarer werdenden Wust von gut gemeintem, aber sinnfreiem Bürokratismuswahn zu bevormunden, vor sich selbst zu schützen und ihnen dabei ganz nebenbei einen Großteil der Zeit zu stehlen, die sie eigentlich dringend für die sorgfältige Ausführung ihrer Arbeit brauchen, fast als so was wie ein unfreiwilliger Sabotageversuch.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."


  • Und gerade das sind 2 schöne Beispiele, die mich persönlich ankotzen. Der Staat erlässt Gesetze, aber selbst staatliche Institutionen interessieren diese Gesetze nicht. Selbst in Landesoberbehörden werden die Elektrogeräte nicht nach A3 geprüft. In meiner alten Schule wird weder das Elektrozeugs, noch die technische Aula-Ausstattung nicht geprüft. Warum soll ich dann meine Technik für teuer Geld prüfen lassen? Wo ist die Vorbildfunktion des Staates? Aber Wehe ich fahre 5km/h zu schnell oder stehe 10min zu lange an der Parkuhr - dann kommt direkt die Zahlungsaufforderung.


    Genauso wenig interessierte es den Staat, wenn Mitanbieter gegen eine Impressumspflicht verstoßen, keine Widerrufsbelehrung übermitteln oder sich nicht an der Verpackungsverordnung beteiligen - wo ist da die Logik?
    Es gibt Gesetze und Verordnungen, aber die Einhaltung selbiger interessiert niemanden (außer Abmahnanwälten)?

    Biete: Zeitrafferaufnahmen, z.B. vom Konzert oder Bühnenaufbau
    zur Miete: TW Audio Sys One B30/T24, M15, Global 4 Punkt Truss, Le Maitre Trockeneisnebel, A&H GLD80, QU-24, ew100 1G8, Nexo PS10 + PS15
    aktuelle Gebrauchtgeräte

  • Eine interessante Wendung, die unsere kleine Dabatte genommen hat. Allerdings wundere ich mich, dass es so lange gedauert hat, bis die üblichen Totschlagargumente kommen.


    Argument 1: "Es gab doch nur 4 Stromtote in 2011 nach der Statistik" Worauf können wir das zurückführen? Vielleicht darauf, dass die Regeln in der "normalen" Wirtschaft großenteils eingehalten werden...? Oder darauf, dass in Deutschland sehr schnell geholfen wird? Oder dass die Spannung bei den Unfällen eher niedrig war? Ein Stromunfall kann auch nach Tagen noch zum Tod führen. Lesen wir doch mal die ganze Statistik: http://www.bgetem.de/arbeitssi…atistik-der-stromunfaelle Dort lese ich in der ersten Tabelle schon: meldepflichtige Stromunfälle 2010: 599 und 2011 652. eine Steigerung von 8.8%! In 2011 gab es zudem 2577 gemeldete Stromunfälle, von denen die 652 meldepflichtig waren. Also Statistik bitte richtig lesen.


    Argument 2: "Ist doch gar nicht so schlimm, verglichen mit anderen Unfallorten". Was ist denn das für ein Argument? Das ist ein typisches Relativieren durch Ausweichen. Wir reden eben NICHT über die anderen Unfallmöglichkeiten, sondern konkret über den von uns beeinflussbaren Teil.


    Argument 3: "(Zitat) Bürokratismuswahn". Moment mal. Es geht darum, geltende Gesetze und den Stand der Technik einzuhalten, also rechtskonform zu sein. Es geht auch um den Schutz von Menschen. Anscheinend auch um den Schutz vor geizigen, uneinsichtigen und Risiken bewusst in Kauf nehmenden Zeitgenossen. Ich glaub es hackt! Wenn bei billbo bishe noch nichts passiert ist, dann hat er Glück gehabt. Ich wünsche weiterhin viel Glück. Aber nicht billbo, sondern den Menschen, die im schlimmsten Fall unter seiner hier zugegebenen Sorglosigkeit (vorsichtig ausgedrückt) zu Schaden kommen könnten. Schon mal der Frau eines auf Deiner Baustelle verstorbenen Kollegen die Todesnachricht überbracht? Nein? DAS wünsche ich keinem! Diesen Schrei werde ich meinen Lebtag nicht vergessen.


    Ich missioniere nicht. ich weise auf die geltenden Regeln hin. Das ist mein Beruf und meine Verantwortung.

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    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Hallo,


    ich kann denn Billbo sehr gut verstehen. Mir fehlt bei vielen dieser Betrachtungen die Verhältnismäßigkeit. Ich bin sehr wohl für Gesetze und auch für Überlegungen, wie man Sicherheit erhöhen kann. Aus solchen Überlegungen heraus wächst ja auch seit Jahrzehnten unsere Lebenserwartung. Trotzdem sticheln Billbos Argumente durchaus in die richtige Wunde. Weil hier einfach ein bürokratischer Überwahnsinn oft ohne praktischen Sinn erzeugt wird. Wer verursacht denn mit defekten Kabeln vor Ort Gefahren: Richtig: Der Vollidiot, der sogar Kabel mit herausschauenden Leitern noch wohlwollend in Betrieb nimmt, weil ihm Gesetzte und Verantwortung völlig wurscht sind.


    Es fehlt aus meiner Sicht auch ganz extrem an der Durchsetzung der inwzischen vollkommen überzogenen Gesetzeslage. Ein Beispiel im Schnellschreibstil:


    Ich sehe bei einem Stadtfest eine überdachte Eigenbaubühne (sogar über 5 Meter), die ganz sicher (Und ja: soviel Physik habe ich drauf), bei einem mittelmäßigen Sturm ein riesiges Problem bekommt. Auch, wenn man in einem anderen Thread sieht, wie eine durchaus vernünftige Mobilbühne am Meer einfach vom Platz geweht wurde. Ich hatte tatsächlich ernsthafte Bedenken bezüglich echter Gefahren! Der Aufbau ist so offensichtlich grauenhaft (z.B. Jeder Gelenkpunkt besteht aus genau 1x Halfcoubler, keine Diagonalen eingebracht!), dass es schlechter eigentlich nur noch vorsätzlich geht. An dieser Bühne wurden auch noch Boxen mit Baumarkt Ratschengurten durch die Griffe gefädelt geflogen (2x15" + Horn!). Ich erzähle das einem Meister der VT. Der fährt hin und bringt aus seinem Antrieb das Ding zur "Anzeige" beim Ordnungsamt und erwähnt auch Dinge wie Baubuch-, Anmelde-, Abnahmepflicht... Daraufhin hat nach dem Wochenende sich ein Beamter bequemt, das mal so zu begutachten. Die Bühne blieb nach dieser Sichtkontrolle in Betrieb und steht nun jedes Jahr wieder. Natürlich weil der Anbieter so schön preiswert ist.


    Geht´s noch????


    Wenn Ihr eine BGV A3 Prüfung oder ähnliche Gedankenwerke durchsetzt (oder durchsetzen wollt, denn bisher ist es einfach nur Papier, dass in der Praxis noch lange nicht ankam), dann setzt auch durch, das bei jeder 3. Veranstaltung die Polizei oder sonst wer die Einhaltung prüft und ahndet. (So wie die Gurtpflicht, die Promillegrenzen...). Sonst ist all das nur Marktverzerrend (Die ehrlichen sind die doofen) und schade um die Bürokratie.


    Grüße
    Tobias

  • Falco, dir ist schon klar, dass ich bewusst provokant formuliere?


    Totschlagargumente? Nein, und zwar nicht nur weil der Begriff in diesem Kontext daneben ist.
    Ich argumentiere nicht einmal. Ich erlaube mir zu meinen Beobachtungen selbständig zu denken und dort wo’s laut wird zu hinterfragen, wo der Sinn dahinter sein könnte und wer in wessen Interesse laut wird.
    Dass du als Arbeitsschutzler mich mit diesbezüglichen Statistiken nach Belieben über den Haufen rennen kannst ist mir klar. Ändert in diesem Fall aber nichts daran, dass Unfalltod durch Stromschlag im gewerblichen Deutschland offenbar so gut wie nicht vorkommt. Wenn ich allerdings substantielle Verbesserungen auf meine Fahnen schreibe muss ich bereits ganz zu Anfang auch darüber nachdenken, ob und wo denn überhaupt Potential dafür da ist – mit relativieren (im Sinne von da will sich nur wieder mal jemand bequem rausreden) hat das nichts zu tun.

    Zitat

    Ich glaub es hackt! Wenn bei billbo bishe noch nichts passiert ist, dann hat er Glück gehabt. Ich wünsche weiterhin viel Glück.

    Falsch. Sicher hat BillBo auch ein bisschen Glück gehabt, so wie jeder, der bislang einigermaßen unfallfrei durchs Leben gekommen ist. Passiert ist aber vor allem deshalb nichts, weil BillBo selbständig zu denken gelernt hat, bewusst unnötige Risiken vermeidet und in praktischen Sicherheitsfragen falls notwendig schon mal die Initiative ergreift, auch ohne dass bzw. bevor es dafür irgendeine spezielle Verordnung gibt/ gab. Elektroprüfung? Stromverteiler haben wir auch 1985 schon mindestens einmal im Jahr auseinandergeschraubt, auf versteckte Fehler untersucht und verdächtige Schwachstellen prophylaktisch repariert/ geändert/ nachgebessert/ ausgetauscht. Heute pappt anschließend noch ein bunter Button drauf – eine substantielle Verbesserung der Sicherheit erkennt in dem Ding lediglich meine Betriebshaftpflicht. Und leider geht der Aufwand für draufkleben, dokumentieren, archivieren, ... dabei zwangsläufig vom Aufwand für die eigentliche Prüfung ab.
    Weißt du wie viele zertifizierte Fachelektriker ich als kleiner Tonler im Leben schon darauf aufmerksam gemacht habe, dass sie den Potentialausgleich ihres schicken Stromkastens doch bitteschön auch mit der entsprechenden Schelle an der 2m daneben stehenden Towerbühne verbinden mögen?


    Und genau da geht’s wieder zu meinem eigentlichen Anliegen, auf das du nicht weiter eingehst: Sicherheit im Alltag ist eine Bewusstseinsfrage. Der Versuch, sie per Verordnung zu erzwingen, muss und wird scheitern. Er setzt den perfekt agierenden Menschen voraus und geht damit an dessen Natur komplett vorbei. Im Prinzip fast ein klassisches Paradoxon: wäre der Mensch perfekt, bräuchte es überhaupt keine 'Sicherheitsmaßnahmen'.
    Ich hab’ noch mal kurz den eingeschlafenen 'Projekt Schriftenübersicht' Thread überflogen. Bereits der erste Satz beschreibt das Dilemma: Regelwerke in drei-, wenn nicht vierstelliger Zahl. Für den Veranstaltungstechniker. Das tut sich niemand an. Im besten Fall wird selektiv wahrgenommen, was opportun erscheint; im schlechtesten Fall die komplette Thematik bewusst oder unbewusst ignoriert oder verdrängt: alle Regeln kennen, geschweige denn einhalten, kann ich sowieso nicht; also kann ich’s auch gleich ganz lassen. Innere Resignation, die letztlich nur noch ihren eigenen Regeln folgt.
    Das Resultat kannst du in den vielen teils haarsträubenden Beispielposts nachlesen und – brauch’ ich dir wohl nicht zu sagen – auf jeder x- beliebigen Baustelle bewundern (wenn du allerdings wirklichen Nervenkitzel suchst schaust du dir nicht die verhältnismäßig top gewartete blitzsaubere Veranstaltungs – E-Technik an, sondern schlenderst über eine gemeine Hochbaustelle deiner Wahl oder gehst in den nächsten Frisörsalon – dort findest du zu den Geräten auch die wirklich schutzbedürftigen, weil über keine innere Beziehung zum Thema Technik oder gar Strom verfügenden Menschen). Theoretisch ist überall alles penibelst bis ins kleinste Detail geregelt. Praktisch hält sich niemand dran, nicht mal die Regulierer selbst.
    Und vorgegaukelte Sicherheit ist schlimmer als gar keine.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "falcocgn"


    Allerdings wundere ich mich, dass es so lange gedauert hat, bis die üblichen Totschlagargumente kommen.
    ...
    Schon mal der Frau eines auf Deiner Baustelle verstorbenen Kollegen die Todesnachricht überbracht?


    Na ja. Den Kontext vielleicht doch noch mal überdenken. Könnte man...


    Abgesehen davon, das die Aussage niemand verifizieren kann:
    Schon mal versucht, den Kollegen schonend beizubringen, das die Kaffeemaschine kaputt ist? :wink:

    Zitat von "falcocgn"


    Ich missioniere nicht. ich weise auf die geltenden Regeln hin. Das ist mein Beruf und meine Verantwortung.


    Wie war das nochmal, das mit dem Glashaus und den Steinen? Ich krieg' das nicht mehr zusammen.


    Aus jeder Ermächtigung erwächst eine Grauzone. Das ist im System begründet.
    Und jeder würde versuchen, im Zweifel diese Grauzone in seinem Sinne auszulegen. Das ist menschlich...

  • @ Andi: wenn das hier nicht ein öffentliches Forum wäre und ich eine recht gute Kinderstube genossen hatte, würde ich Dir auf Deine Kaffeemaschinenbemerkung ein paar ganz andere Sachen sagen. Hier nur soviel: Den Schrei nach dem toten Mann habe ich live gehört. Der Mann ist auf meiner Baustelle gestorben, weil er ein Herz-Kreislaufproblem hatte und ich bin zu der Familie hin, um mein Mitleid auszudrücken. ICH WEISS WOVON ICH SCHREIBE!!! Mit diesem unsäglichen Spruch hast du Dich menschlich komplett disqualifiziert.

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

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    -> Schulungen

  • Erst mal an Alle:
    Bitte erst mal kurz beruhigen. Emotionen flach halten. Luftholen, und weiter geht’s.
    Is‘ ja mein Reden, ist schon manchmal eine verzwickte Kiste.
    Es grüßt 1uwe

  • hier ist aber mal ein echtes totschlag argument:
    solange da nicht einer das mal konsequent nach prüft und dann auch mal ne baustelle still legt, wird da nichts passieren. warum auch, es ist tausendmal nix passiert :D
    es ist eben immer so, das da ohne kontrolle nix passiert. der Dieb interessiert sich nicht für die höhe der strafe, sondern nur für die wahrscheinlichkeit des erwischt Werdens !!
    konsquenter weise müßten die gewerbeaufsichten ja alle 3-4 jahre alle vermietbuden nach dem e-check abklappern. ferner müßten sie unaufgefordert mal die stadtfeste abklappern.
    dazu gibt es aber zu wenig beamte.
    höhere steuern will ja auch keiner bezahlen :D


    sicher können wir hier darüber debattieren, das 652 meldepflichtige unfälle mit strom zu viel sind. stellt sich aber auch die frage nach der Verhältnismäßigkeit. der einfachste weg, weniger tote auf unseren straßen zu haben wäre, alle autos abzuschaffen. das ist sicher nicht im sinne von uns allen.


    ich persöhnlich erwarte einfach, das die menschen, mit denen ich zusammen arbeite, nicht mein leben gefährden wollen, wie ich das umgedreht auch nicht will.
    das gilt auch für die Arbeitsmaterialien. entsprechend versuche ich mir diese auch aus zu suchen. in 24 jahren bin ich damit sehr gut gefahren, denn ich lebe ja immer noch und hatte auch noch keinen
    schweren unfall.


    der winzig sinnvoll gangbare weg ist, die regeln im eigenen hause umzusetzen und sich das von den anderen auch entsprechend bescheinigen zu lassen. ich kann nicht bei jedem fremd kabel nachprüfen, ob die prüfung auch gemacht worden ist.

  • Zitat von "test"

    ich kann nicht bei jedem fremd kabel nachprüfen, ob die prüfung auch gemacht worden ist.


    Und selbst wenn das so wäre sagt dir der Aufkleber trotzdem nicht das dieses Kabel nun wo du es einsetzen möchtest auch noch ok ist, so gesehen ist es weit wertvoller mit offenen Augen durch das Leben zu gehen.
    Es gibt einfach einen tollen alt hergebrachten Spruch, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Genau so ist es und ich behaupte diese Aufkleber machen leichtsinnig. Keine Frage, Materialprüfungen sind sinnvoll aber wenn es nur dazu dient sein Gewissen zu beruhigen und kein effektiver Momentschutz daraus resultiert eher sogar dazu führt das man im Vertrauen leichtsinnig wird dann wird das ganze schon wieder fragwürdig.
    Und wenn wie schon angedeutet durch Regeln usw. unliebsame Konkurrenz ausgeschlossen werden soll dann schafft da schon wieder eine Lobby einen Wettbewerbsvorteil was einfach nicht sein kann. Alles unter dem Deckmantel von irgendwelchen Papieren die ausweisen sollen das jemand viel besser ist als andere, dabei ist es nur ein Stück Papier und so alt ich bin, ich habe schon genug Menschen mit richtig Ahnung, die wirklich für den Job Qualifiziert sind getroffen, ich habe aber auch schon Meister, Diplomierte usw. getroffen wo ich selbst sagen musst da halte ich lieber weit Abstand, den in der Überzeugung ihrer Qualifikation habe genau diese Dinge getrieben oder veranlasst wo der gesunde Menschenverstand einfach sagt, lauf schnell.
    Genau aus dem Grund bin ich keine Freund von Prüfpflichten die schon zwei Minuten später keinerlei Wirksamkeit mehr haben.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


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