Art-Net Hardware - richtig und falsch?

  • Hallo zusammen,


    wir spielen momentan mit dem Gedanken, Art-Net als Quasi-Ersatz für DMX-Linien zwischen Bühne und FoH einzuführen.


    Das hat mehrere Gründe:
    Zum einen legen wir häufig mehrere Universen (dementsprechend auch mehrere Leitungen).
    Zum anderen schreitet der Einsatz von Netzwerktechnik ja in allen Gewerken mächtig voran, was vor allem einheitliche Kabel ermöglicht, egal ob ich jetzt Art-Net fürs Licht oder Dante für den Ton drüber schicken will. Bei kleineren Jobs kann ich das sogar mittels VLANs kombinieren, oder je nach Länge über LWL schicken; erspare mir noch mehr Strippenzieherei und eröffne neue Möglichkeiten.
    Auch vorhandene Gebäudeverkabelung lässt sich nutzen, bei einfachen XLR-auf-Cat-Adaptern, die wir momentan haben, muss ich immer penibel auf 1:1-Kupfer-Verbindungen ohne weitere Hardware bestehen, bei Art-Net darf ruhig ein Switch dazwischen sein.


    Soweit die Theorie.


    Erste Frage: Macht Art-Net überhaupt Sinn?
    Ich meine damit, gibt es Nachteile, die die Vorteile der einfacheren und strukturierteren Verkabelung wieder auflösen?
    In manchen Foren fand ich Aussagen zu angeblich gemessenen unterschiedlichen Geschwindigkeiten bei Nur-DMX gegen Art-Net-zu-DMX.
    So wirklich umfangreiche Praxiserfahrungsberichte mit größeren Setups habe ich aber nicht gefunden.


    Nun zur Praxis:
    Das Signal kann auf zwei Arten generiert werden, entweder das Pult kann von sich aus Art-Net sprechen (bei uns vorrangig MA...), oder ich brauche Art-Net-Nodes als "Input" fürs Netz.
    Auf der anderen Seite brauche ich einen Node, der mir die einzelnen Universen wieder auseinander sortiert und auf normalen XLR-Buchsen ausgibt. Auf der Bühne möchte ich weiter wie früher mit DMX arbeiten, evtl. mal einen entfernten Node ins Dach setzen falls es da um mehrere Universen geht (MHs, LED, whatever).


    Jetzt die große Frage: Welche Hardware nimmt man?
    Der günstigste Node den ich finden konnte ist sowas wie eine Hobbykeller-Etwicklung und kostet als halbfertiger Bausatz keine 100€ (http://www.ulrichradig.de/home/index.php/dmx/quad-art-net). Etwas teurer ist die Kiste von DMX4All (mit deren USB-DMX-Interface wir in speziellen Anwendungen gute Erfahrungen gemacht haben), die liegt bei ca. 350€.
    Die teuersten Fertiggeräte liegen irgendwo um die 1500€.
    Gibt es nennenswerte Unterschiede, irgendetwas worauf man achten sollte?


    Weiter gehts mit Switches.
    Irgendwann wird die 1:1-Verbindung nicht mehr ausreichen, also müssen Switches her.
    Der Struktur von Art-Net sei Dank, gehen hier "normale" Geräte aus dem IT Bereich. Was sagen eure Praxiserfahrungen, was geht, und was geht nicht?
    Tuts ein simpler Netgear Gigabit 8fach oder 16fach unmanaged, oder muss es ein HP ProCurve für mehrere hundert Euro sein?
    An dieser Stelle gehts rein um Art-Net, die erwähnte Geschichte mit VLANs machen dann andere Kisten (Cisco).
    Über Kabel brauchen wir nicht wirklich zu diskutieren, die Typen werden durch die anderen Anwendungen für die Kabel vorgegeben. Tendenziell gehts hier in sowieso in Richtung Cat.6/7


    Es geht mir nicht um möglichst billig, im Gegenteil. Ich möchte eine einigermaßen zukunftssichere Lösung erarbeiten / kaufen / zusammenstellen, ohne unnötig Geld ausgeben zu müssen. Natürlich soll das ganze aber stabil funktionieren, Ausfälle sind so gut wie nicht tolerierbar. Die neue Hardware wird natürlich bei "unwichtigeren" Jobs in Ruhe und ausgiebig getestet, bevor es die Generalfreigabe für alle Produktionen gibt.


    Sorry für den langen Beitrag, aber ich möchte das Lehrgeld für die ganze Aktion so klein wie möglich halten und hoffe auf eure Erfahrungen!


    gruß
    gylo

    ... kann man da nich was löten ? ;)

  • Wenn Du sowas richtig machen willst dann z.B. ELC oder ähnliches.
    Da hast Du neben frei konfigurierbaren Ein- und Ausgängen auch die Möglichkeit
    auf das "innenleben" des Signals zuzugreifen, also z.B. selektiv Geräte sperren etc.
    Splitter, Merger etc ist alles softwareseitig integriert.


    http://www.elclighting.com/pro…mx-nodes/16-dmxlan-node6x
    könnte für Dich die eierlegende Wollmilchsau sein.
    Später mal einen Wandler auf Glasfaser und zurück (z.B. Wagner Tools),
    und Du bist der King im Ring.
    (Bin mir nicht sicher ob das Gerät auch eine parallele Netzwerkverkabelung mit Ausfallüberwachung
    und ggf. Umschaltung auf die alternative Linie unterstützt, der Switch 8LX kann das zumindest.)

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: http://catcore.eu


    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Auch mein Votum für ELC. Der Node 6x ist die eierlegende Wollmilchsau im "kleinen" Artnet-Bereich. Durch den eingebauten Switch lassen sich mit 2 dieser Geräte (einer auf der Bühne, einer im Rig) auch bei Einsatz von Medienservern, Mapping und LED-Bars kleine und mittlere Shows fahren ohne kilometerweise DMX ziehen zu müssen.

    Zitat von "gylo"

    Tuts ein simpler Netgear Gigabit 8fach oder 16fach unmanaged


    Nein. Das Ding ist ein "single point of failure" - da irgendwelches Wandwarzengeballer, Consumergerödel mit grenzwertig dimensionierten Netzteilen oder 40mm-Billiglüftern einzusetzen ist kontraproduktiv. Mal davon abgesehen dass unmanaged auch heisst das es keine sinnvolle Möglichkeit gibt eine Backup-Leitung zu nutzen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Moin,
    als Netzwerker wiederstrebt mir der Gedanke das da ein Lichttechniker ins Haus kommt und mal eben ohne weitere Rücksprachen ein Artnet mit auf mein Netzwerk korkt :)
    Ich würde also immer eine Dedizierte lösung bevorzugen damit Du auch sicher bist was Erdung usw. angeht und somit können auch keine weiteren Aktiven komponenten "Router, Switche und Server" deine Netzwerkhardware beeinflussen.


    Ich bevorzuge Cisco SG-300 Switche, die sind sehr universell einsetzbar, stabil und schnell. Wenn Du mit MA fährst warum dann nicht MANet fahren? inzwischen sind die Nodes (neben der stabilen Hardware/Software) (2/4/8 Port) und haben den Charme das Du so auch mal einen "onPC" verleihen kannst.

    MfG
    Sebastian

  • Danke erstmal für alle Antworten.


    Die ELC Kiste sieht echt gut aus (gibts was was die nicht kann?), und für die Features ist der Preis auch okay. Das Gerät kommt auf jeden Fall in die engere Wahl.


    Gut, lassen wir die Customer-Switches aussen vor. Die Idee dahinter war eigentlich nur, bei dem -welcher-auch-immer-Node, einen kleinen Switch mit ins Case zu setzen, um nicht für zwei Nodes auf der Bühne noch extra einen Switch mitnehmen zu müssen. Beim ELC erübrigt sich das ja auch.


    Die Cisco-Kisten kenne ich, hab die schon hauptsächlich für Dante im Einsatz, immer mal wieder aber auch für andere Aufgaben. Ich werde mir dann wohl noch ein paar mehr davon zulegen.


    Das mit den Fremdnetzwerken war nur ein Beispiel. Du glaubst nicht, wie oft ich schon auf hauseigene "Netzwerktechniker" traf, die erst 10 Minuten gebraucht haben, um zu verstehen, dass sie nur zwei Buchsen auf dem Patch-Panel mit einem Patchkabel verbinden müssen, und es danach nicht geschafft haben, die richtigen beiden Buchsen zu treffen ... oder welche die gar nicht erst wussten wo das Patchpanel überhaupt ist... :D In solchen, zugegebenermaßen eher seltenen Fällen, die auch i.d.R. nicht bei den großen, "kritischen" Jobs passieren, wäre es halt einfacher, TCP/IP-Komponenten zu verwenden, anstatt stundenlang nach den richtigen Buchsen zu suchen. Natürlich hab ich 1000mal lieber eine Leitung die mir allein gehört.


    Thema MANet:
    Ich muss gestehen, ich wusste gar nicht so genau, dass die MA-Nodes auch als Input fungieren können, sodass ich die dann auch nutzen kann, wenn da mal keine grandMA steht - was aus Budgetgründen durchaus vorkommen kann.
    Das mit onPC macht auch Sinn ... ich werde mal drüber nachdenken.
    Eigentlich bevorzuge ich aber Systeme, die nicht strikt an einen Hersteller gebunden sind.


    Rein preislich ist der ELC Node wesentlich attraktiver als die Menge an MA-Nodes, die für den gleichen Funktionsumfang nötig wäre. Gut, eine 19" Kiste macht sich im Dach nicht so gut, aber ich denke, dass diese Fälle doch eher selten sein dürften. Außerdem gibts dafür andere Geräte von ELC ;)


    Hat denn jemand praktische Erfahrungen, was die Stabilität und ich nenns mal die "Praxistauglichkeit" von Artnet selbst angeht?
    Gibt es vielleicht Dinge / Ereignisse, die ein Artnet-basiertes System völlig aus der Bahn werfen?


    gruß
    gylo

    ... kann man da nich was löten ? ;)

  • Die MA Nodes lassen sich auch im ArtnetMode Betreiben. Somit auch für etwas anderes als MA verwenden.



    Der Preis ist erklärbar durch die verschieden Versionen. Es gibt ein open Artnet und licence Artnet. Wenn mich meine Erinnerung täuscht gibt es da einen Pferdefuß mit dem Open Artnet. Das man die Nodes zwar sieht aber sich nicht verbinden kann. Aber ich lasse mich dafür nicht festnageln. Der Preisunterschied lässt sich so aber erklären.

  • Moin,
    in sehr kleinen Setups habe ich schon mit Artnet gearbeitet (3 Universen) darüber hinaus immer MANet und mehrere Nodes/Pulte
    Einfach um den Single point of Failure auszuschalten. Aber immer Dediziert nur Licht auf meinem Netzwerk.


    (Wo kämen wir auch hin wenn irgendwann Licht und Ton auf einem Netzwerk laufen - dann müsste man sich ja einig werden)

    MfG
    Sebastian

  • Zitat von "Haytech"

    (Wo kämen wir auch hin wenn irgendwann Licht und Ton auf einem Netzwerk laufen - dann müsste man sich ja einig werden)

    Nicht zu vergessen, dann fängt der ganze Quatsch mit dem Brumm schon wieder an - nene, mir kommt kein Licht aufs Multicore... :D


    Ein bisschen Spaß muss sein

    ...zunehmend Gefallen an Ignorieren-Funktionen findend.

  • Zitat von "Haytech"

    (Wo kämen wir auch hin wenn irgendwann Licht und Ton auf einem Netzwerk laufen - dann müsste man sich ja einig werden)


    Da hin wo wir analog schon mal waren: Ein Core bzw. fester Kabelbaum für Ton, DMX, Intercom, Video-Steuersignale und fertig.
    Stattdessen freuen sich heute alle dass "endlich alles digital ist" und ziehen dann auf jeder etwas grösseren Produktion locker nen Kilometer Netzwerk, XLR und Glas als getrommelte Einzelkabel durch die Halle. Laut fluchend über den Zeitaufwand der vor allem beim Abbau einer Zwei- oder Dreitrailerproduktion locker 30 Leute in die Warteschleife schicken kann. Da sind Multiplexsysteme wie Riedel Mediornet ein Segen...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Gerade bei einer Anwendung genutzt und für sehr Praktikabel befunden.
    FOH ein HP ProCurve Switch 1810G-24 mit Glaswandlern, Adapter auf Fiberfox.
    Dimmercity ebenso ein HP ProCurve Switch 1810G-24 mit Glaswandlern, Adapter auf Fiberfox.
    Dazwischen XXX m Glasfaserleitung.
    Darüber sind Zeitweise gegangen 1x Hognet, 1x MAnet, 2x Video mit DVI-Netzwerk Wandlern.
    Dazu habe es dann noch auf der Bühne einen weiteren Switch der aber lediglich per Netzwerk (Doppelleitung/Trunk) an die Dimmercity gekoppelt war.
    Also in Summe 4x VLAN über ein Glasfaserkabel ohne jeden Stress und Ärger.
    Und kosten tut das nicht wirklich die Welt, was man dann am Ende über das Netz schickt ist ja noch mal andere Geschichte, Stichwort ELC und Co,
    Das ganze war bei einer großen deutschen jährlichen Open Air Veranstaltung mit viel Musik :)

  • ein weiteres votum für die elc kisten, da kann man wirklich lustige
    sachen mit machen.

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    meister vt
    gMA operating
    photo
    dj

  • Huhu,
    ich möchte dieses Thema nochmals kurz reanimieren: Was tun wenn wirklich längen > 100m gefordert sind.
    Zur Zeit würde ich dann in der Tat auf Glasfaser umschwenken auch, wenn ich Glasfaser inzwischen nicht mehr als "Satate of the Art" empfinde inzwischen können über Kupfer auch 10GBit Netzwerke sicher betrieben werden allerdings diese dusselige längenbeschränkung, kann in der Stadthalle schon mal nerven.


    Gruß


    Seb

    MfG
    Sebastian