Gemeinnütziger Verein - Wie Technik Vermietung lösen?

  • Unser Theaterverein sitzt mittlerweile auf einem beachtlichen Berg an Licht und Tontechnik. Da würde sich mancher Verleiher anpullern wenn er das Zeug im Lager stehen hätte :D


    Wie können wir das Material zur besseren Auslastung und Aufbesserung des Produktionsbudgets nun über den Winter am besten unters Volk bringen?
    Mir geht es konkret um die Buchhalterische Situation. Der Vorstand sträubt sich, da man ja wohl keine Rechnungen stellen darf ... oder doch? Oder wie?


    Kennt sich in dem Milieu jemand aus?

  • Zitat von "julian knödler"

    Kennt sich in dem Milieu jemand aus?


    Ja. Der Steuerberater. Das mag jetzt banal klingen, ich weiß. Aber ich zitiere mal aus der Wikipedia, weil ich's dort am schnellsten gefunden habe (verbunden mit dem Hinweis, dass Rechtsberatung weder meine noch Sache der WP ist):


    Zitat von "Wikipedia"

    Die Anerkennung als gemeinnützig kann rückwirkend entzogen werden, wenn die Körperschaft einen vorrangig wirtschaftlichen Zweck verfolgt oder gemeinnütziges, gebundenes Vermögen zweckfremd verwendet (§§61-64 AO).


    In vielen Vereinen gibt es aus genau diesem Grund die strikte Trennung zwischen dem ideellen Bereich (Jugendförderung, Nachwuchsarbeit, etc. ...) und dem wirtschaftlichen Bereich (z.B. gastronomischer Betrieb des Vereinsheims). Es mag Konstruktionen geben, die da völlig unproblematisch sind, aber ich empfehle dringend das Gespräch mit dem Steuerberater.

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Nur aus Interesse:


    Ist der Verein subventioniert?


    Ich erlebe öfters, das subventionierte Vereine Material mit Förderung einkaufen und dann auf die Idee kommen das zu vermieten.
    Und dabei Firmen die das normal zahlen müßen mit billigen Preisen die Kunden abgraben.


    Da krieg ich dann Pickel.


    Auch zu bedenken:
    Der Gewerbeschein!!!!!

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


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  • Der Verein ist nicht subventioniert und schafft sämtliches Material aus den Erlösen der beiden Sommerstücke an und bessert das Ergebnis durch zwei Herbst Winter Stücke auf.


    Es ist eben der Fall, dass z.B. das Congress Centrum gegenüber ständig wegen der 30 Funkstrecken, der GrandMA2 der iLive 176 etc. anklopft. An andere Theatervereine und Verbandsmitglieder wird das Material natürlich frei abgegeben.
    Kann man denn da irgend wie ein Konstrukt aus Gewerbe, Spende etc. bilden?
    Die iLive muss weg, und die neue CL5 sollte sich halt irgend wie möglichst schnell finanzieren etc ;)
    Dei Erlöse würden ja auch nicht in irgend welchen dunklen Kanälen versickern, sondern dem Bühnenbild (die Bühne hat ein paar 1000qm) etc. zu Gute kommen was die attraktivität ja wiederum steigert und eventuell kann sich so auch eine 400€ Stelle finanzieren die sich um die dringend benötigte Lagerverwaltung und Technikwartung kümmert, da das Ehrenamt so langsam echt hart am Limit ist.


    Was mir gerade einfällt, ist dass es ja auch einen Kostümverleih gibt ... ich muss wohl doch mal mit dem Vorstand reden wieso man die Technik nicht vermieten kann ...

  • Wie schon gesagt, gibt es bei Vereinen den sogn. "wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb" (den man in der beschriebenen Situation sehen könnte), der für die Besteuerung zugrunde gelegt wird.


    Wenn ich das richtig verstehe, ist der "Vereinszweck" doch das "Theatherspielen. Dazu gehört dann auch die Durchführung entgeltpflichtiger (Theater-)Veranstaltungen für Dritte, also NICHTVEREINSMITGLIEDER, oder? Dann liegt hier wahrscheinlich ein sogn. Zweckbetrieb (steuerfrei)vor. Wenn dieser jedoch in Wettbewerb mit anderen, nicht begünstigten Unternehmen tritt, ist diese Steuerbefreiung zumindest gefährdet. Deshalb: Vorsicht!


    Die Frage, die juristisch zu klären wäre, ist, ob ein solcher in dem vorliegenden Umfang noch von der Satzung gedeckt ist und ob es deshalb ggf. Probleme im Vereinsrecht gibt.


    Ich würde Folgendes empfehlen:
    1. guten/fähigen (Fach-)Anwalt für Vereins- und Gemeinützigkeitsrecht aufsuchen
    2. entsprechnd quaifizierten Steuerberater aufsuchen
    3. am Besten:GESTERN!!!!

  • Wie schon gesagt, gibt es bei Vereinen den sogn. "wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb" (den man in der beschriebenen Situation sehen könnte), der für die Besteuerung zugrunde gelegt wird.


    Wenn ich das richtig verstehe, ist der "Vereinszweck" doch das "Theatherspielen. Dazu gehört dann auch die Durchführung entgeltpflichtiger (Theater-)Veranstaltungen für Dritte, also NICHTVEREINSMITGLIEDER, oder? Dann liegt hier wahrscheinlich ein sogn. Zweckbetrieb (steuerfrei)vor. Wenn dieser jedoch in Wettbewerb mit anderen, nicht begünstigten Unternehmen tritt, ist diese Steuerbefreiung zumindest gefährdet. Deshalb: Vorsicht!


    Die Frage, die juristisch zu klären wäre, ist, ob ein solcher in dem vorliegenden Umfang noch von der Satzung gedeckt ist und ob es deshalb ggf. Probleme im Vereinsrecht gibt.


    Ich würde Folgendes empfehlen:
    1. guten/fähigen (Fach-)Anwalt für Vereins- und Gemeinützigkeitsrecht aufsuchen
    2. entsprechnd quaifizierten Steuerberater aufsuchen
    3. am Besten:GESTERN!!!!


    und: Ja, es gibt einen Freibetrag (§24 KStG) von 5.000,00 EURO, wenn die entsprechenden Bedingungen erfüllt sind.

  • Wenn man mal ehrlich ist, wenn ich sehe was für Geräte du aufzählst die man sich als Verein aus den Erlösen angeschafft hat stellt sich mir da schon die Frage ist hier nicht schon ein wirtschaftlicher oder sagen wir besser gewerblicher Hintergrund gegeben? Bei einen gemeinnützigen Verein ist doch einer der Hauptgrundsätze der das ein Verein keine Gewinne erwirtschaften sollte, wenn ja werden die besteuert aber der Sinn ist ja das sich der Verein finanziell trägt, mehr nicht. Vielleicht solltet ihr mal drüber nachdenken ein Gewerbe an zu melden weil das ganze schon irgendwie sehr grenzwertig ist.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Eben ... das kam mir dann ja auch in den Sinn.
    Im letzten Jahr hat der Verein ein Plus im hohen mittleren 5 Stelligen Bereich eingespielt :shock:


    Davon werden natürlich die Investitionen getätigt und Kulissenbau, Kostüme etc. finanziert und Gehälter der Verwaltung bezahlt.


    Mittlerweile weiß ich auch, dass sich der Vorstand (zumindest der alte) gegen eine Vermietung ausgesprochen hat.
    Mal schauen, was der neue dazu sagt.

  • Vermietung sehe ich auch problematisch, wegen den angeführten Gründen.


    Aber Umsatz (nicht Gewinn!), Investition, Eigentum etc. sind doch alles keine Probleme für einen Verein, auch wenn es noch so viel ist. Denkt doch nur mal an all die Sportvereine mit eigener Fahrzeugflotte, Sportgeräten, Mannschaftskleidung oder sogar eigenem Stadion oder ähnliches. Wenn die iLive für die Ausübung des Vereinsgeschäfts notwendig ist (und das ist sie offensichtlich), dann soll der Verein die auch kaufen dürfen.


    Schaut euch doch mal an, wie der ADAC das macht - das ist ein Verein mit Millionen-Umsatz. Aber eben keinem nennenswerten Gewinn. Jedoch gibt es noch einige Unternehmen, die dann das Gewerbliche machen (und den Gewinn) und vom ADAC e.V. beauftragt werden.
    Ich kenne auch einen Festivalveranstalter der das so macht - Veranstalter ist ein e.V., VA-Leiter ein vom e.V. beauftragter Unternehmer. Dann gibt es einmal im Jahr eine Mitgliederversammlung, wo abgestimmt wird, das dieser Unternehmer das macht (Orga, Finanzen, Durchführung, Leitung, etc.) mit einem festen Budget - der Unternehmer hat freie Hand und muss nicht für jeden Mist wieder eine Mitgliederversammlung einberufen. Und dennoch profitiert man von den Vorteilen eines Vereins (z.B. Versicherung freiwilliger Helfer). Der Verein macht selbstverständlich keinen Gewinn am Festival, der Unternehmer schon wenn er mit dem Budget gut haushaltet.


    Aber auch mein Tipp an der Stelle: auf Vereinsrecht spezialisierten Steuerberater oder BWLer zu Rate ziehen. Es ist nämlich durchaus etwas komplizierter (Formalitäten etc.), als ich das hier in den wenigen Zeilen beschreiben kann.

    Viele Grüsse,
    Mario Henkel

  • Ich würde sagen, dass langsam, aber sicher der Punkt erreicht ist, an dem weitere Erörterungen nicht mehr in der Öffentlichkeit des Forums, sondern unter dem Schutz der beruflichen Schweigepflicht des Steuerberaters/-anwalts erfolgen sollten. Um so mehr, als detailliertere Ratschläge hier nur wohl noch möglich sind, wenn mehr Interna veröffentlicht werden, ohne dass dadurch die Ratschläge richtiger sein müssten.

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Zitat von "simonstpauli"

    Ist der Verein denn momentan gemeinnützig?


    steht zumindest so im Threadtitel...

    Zitat von "julian knödler"

    Der Verein ist nicht subventioniert ...


    wenn er gemeinnützig ist, ist er in gewisser Weise bevorzugt oder anders ausgedrückt eben subventioniert, indem er keine Steuern zahlen muss. (jetzt mal aus gesellschaftlicher und nicht aus betriebswirtschaftlicher Sicht gesehen)
    Ob der Verein jetzt auch Miete für die Bühnenstätten, Proberäume, Lager etc. aufbringen muss oder ob das kommunale Immobilien sind, die umsonst oder für wenig Geld überlassen werden, ist auch beim Thema "Subvention" zu bedenken.
    Gelegentlich kommt je nach Finanzlage der Kommune noch die ein oder andere direkte Geldspritze dazu.
    Da kommt also einiges zusammen, ohne das eben ein Kulturbetrieb heutzutage gar nicht mehr überleben könnte. Und unter dem Strich ist das ja auch gut so.


    Gewerbliche Vermieter, die eben keine ehrenamtlichen Helfer haben, ortsübliche Lagermiete zahlen und Steuern abführen müssen, sehen das sehr ungern, wenn mit "subventionierten" Geräten Geschäft gemacht wird. Das ist eine Wettbewerbsverzerrung auf Steuerzahlerkosten.


    Aus diesem Grund finde ich alleine schon die Überlegung des Vereins nicht korrekt, mit dem "gesponsortem" Material auch noch Geld verdienen zu wollen, auch wenn es erstmal naheliegt.

    Zitat von "julian knödler"

    Unser Theaterverein sitzt mittlerweile auf einem beachtlichen Berg an Licht und Tontechnik. (...)
    Wie können wir das Material zur besseren Auslastung und Aufbesserung des Produktionsbudgets nun über den Winter am besten unters Volk bringen?


    Vielleicht klinge ich jetzt etwas zu moralisch, wenn ich das nicht in Ordnung finde. Andererseits hat aber auch der Verein ein paar Vorteile, die Geräte einfach nicht zu vermieten:
    Neben dem Risiko, die Gemeinnützigkeit zu verlieren, gibt es die üblichen Risiken bei der Vermietung: Verschleiß, Defekte, Zahlungsrisiko, Unterschlagung etc.
    Was nützt es, wenn man im Frühling die Technik wieder braucht, aber hier und da was fehlt, das ein oder andere kaputt ist und es wieder mal keiner gewesen ist... ;)