hallo Flo, das ist eine durchaus interessante fragestellung.
ich möchte dir hier auch ein paar antworten geben, die meine persönliche meinung darstellen.
Zitat von "florina"...Was macht eurer Meinung nach einen guten Mix aus? Soll es wie eine Studio Produktion klingt? Oder gibt es da andere Aspekte für euch?
ob der mix wie eine studioproduktion klingen soll?
na ja, ich denke das die allermeisten livemixe davon weit entfernt sind. manchmal zum glück, manchmal "leider nicht"... :lol:
gerade live wird ja doch sehr oft mit mächtigem bassanteil gemischt, um damit feelings zu erzeugen, die man zu hause beim CD hören nicht umsetzen kann. das unterstützt natürlich den "event-charakter".
noch dazu ist man live nicht so gezwungen, die ganze dynamik einzustampfen, wie das mittlerweile leider bei den meisten CD produktionen gemacht wird. gegenüber einer gemasterten CD kann man vielen livemixen sicher attestieren, dass sie einfach mehr "leben".
in sofern würde ich diesen teil der frage eher mit "nein" beantworten.
grundsätzlich ist das aber auch eine frage des musikstils und der erwarungshaltung des künstlers.
zu einem guten mix gehört für mich, wenn die stimmen und instrumente gut herauskommen und es laut genug, aber nicht ZU laut ist. viele mischer glauben, das eine maximale lautstärke ein qualitätskriterium ist. das sehe ich nicht so. und das sieht auch der überwiegende teil des publikums nicht so
zu einem guten mix gehört für mich auch, das man den mix interessant gestaltet. das also nicht jeder song immer stumpf gleich klingt, sondern man die für den jeweiligen song tragenden instrumente herausarbeitet, das z.b. die bassdrum nicht immer den gleichen sound hat und auch machmal gezielt effekte einbindet, die auch mal richtig herausragen dürfen.
das ist aber natürlich nicht mit jeder band und mit jeder musikauswahl machbar!
mit unserem job bilden wir die schnittstelle zwischen künstler und publikum.
das ist eine nicht zu unterschätzende aufgabe, denn wir müssen versuchen, es den musikern UND so vielen leuten wie möglich recht zu machen. und dann kommt ja auch noch der veranstalter mit seinen nicht unberechtigten wünschen nach möglichst geringen kosten... :wink:
sprich: irgendwie sitzen wir doch immer in der scheisse :lol:
also: augen auf bei der berufswahl! für zart besaitete gemüter ist dieser job denkbar ungeeignet
ich möchte hierbei absichtlich nicht auf schlecht gemachte livemixe eingehen.
wir alle wissen das es sowas tatsächlich gibt, aber das gehört nicht zum thema.
Zitat von "florina"...Wo fängt die Kontrolle über den Sound/Mix an und wo hört sie auf?
Und wie geht ihr damit um?
die kontrolle fängt natürlich mit der auswahl der passenden mikrofone an. aber es ist nicht immer möglich, völlig frei entscheiden zu können.
auch im mischpult gibt es eine menge parameter, die eine kontrolle über den mix erlauben.
und dann gibt es noch die effekte und die auswahl der lautsprecher
die kontrollmöglichkeiten sind also gar nicht zu unterschätzen, aber wie gesagt hat man nicht immer die möglichkeit aus dem vollen zu schöpfen. manchmal muss man eben nehmen was gerade da ist.
wichtig ist dabei nur, dass man nicht gegen die künstler arbeitet, sondern mit und für sie. genau dafür sind wir ja da.
die kontrolle über den mix hört spätestens dann auf, wenn die kombination aus raumakustik & beschallungsanlage & bühnenlautstärke in einem ungünstigen verhältnis zueinander stehen.
ein beispiel dazu: gerade in kleineren hallen oder clubs ist das thema "schadensbegrenzung" oft viel wichtiger als die "kreativarbeit"
dann komme ich noch auf das thema "lautstärkebegrenzungen": so sinnvoll diese sache auch oft sein mag, wenn man eine rockband mit 85dB mischen soll, kommt das definitiv einem kompletten kontrollverlust gleich. das ist mir tatsächlich schon passiert, danach gab es erheblich mecker bei mir, obwohl ich überhaupt nichts dafür konnte! aber das ist ein thema für sich...
Zitat von "florina"...Wie wichtig findet ihr es, dass man als Live-Tontechniker einen Musikalischen Background hat? Gehörbildung, Musik Theorie, Genre Kenntnis.
ganz einfach: von vielen musikern wird man nicht richtig ernst genommen, wenn man in sachen musiktheorie nicht wenigstens ein bisschen ahnung hat. da sollte man sich also ein bisschen reinarbeiten, dann klappt die kommunikation zu den künstlern gleich viel besser!
believe me! :lol:
die kenntnis der klanglichen vorstellungen bezüglich des gerade gespielten musikgenres ist extrem wichtig!
als gegenbeispiel nenne ich hier immer wieder gerne mal den fernsehton: es ist manchmal wirklich erschütternd, wenn klassisch ausgebildete toningenieure mal eine rockband mischen. was dabei manchmal raus kommt, lässt einen erschauern :lol: :lol:
Zitat von "florina"...Kann mal als Tontechnik mit der Band/Musikern musikalisch mit Agieren/mitspielen?
grundsätzlich ja.
aber das kommt auch sehr auf die band an.
erstens muss das arrangement erstmal so sein, dass man überhaupt eine chance hat sich kreativ einzubringen. das ist nicht immer der fall.
zweitens gibt es erhebliche unterscheide, wie die künstler den job ihres tontechnikers definieren. manche sehen dich als "bandmitglied", da hat man natürlich mehr freiheiten.
andere sehen dich als blossen "dienstleister, der keine eigenen ideen haben sollte".
ich habe bei den von mir betreuten bands beide spektren im angebot. da muss man sich dann eben anpassen.