Welcher Sound gefällt euch besser?

  • Ich zweifle mittlerweile daran, ob Studioaufnahme der richtige Begriff ist. Bei 0:30 min steht kurz, dass die Aufnahme aus einer Live-Perfomance aus "Grocery On Home" ist. Also ähnlich wie die Aufnahme in der Kirche Single-Take bzw. auf Grund des sehr komischen Videoschnitts bei 3:40 min vielleicht doch zwei Takes.

    Insofern könnte in der "Studiovariante" also deutlich weniger Arbeit stecken, als in einer "richtigen" Studioaufnahme. Vielleicht sollte man diese also eher als Demo bezeichnen.

  • Gut beobachtet! Das ist eine vernünftige Erklärung für das, was wir da hören und was floger zu Recht als unfertig beschreibt. Ausserdem teile ich Deine Meinung zu dem plötzlichen Zuwachs an "Raum" ab der genannten Stelle in der Convent-Aufnahme. Gewollt ist wohl, dass es an der Stelle 'mad' passend zum Zustand der beiden alten Leutchen im Song wird aber irgendwie ist dem Kollegen der FX Summen VCA ein wenig zu weit nach oben gerutscht.

  • das zweite Video ist doch auch live gespielt, aber eben in studioähnlicher Umgebung


    man kann in beiden Fällen noch einiges verbessern
    aber zumindest sind die Signale im zweiten Video deutlich besser


    die Vocals sind aber bei beiden Varianten ein echter Schwachpunkt,
    die hätten deutlich mehr Kompression vertragen

    und beim zweiten braucht es einen Tick (vielleicht auch zwei) mehr Hall, so ist das zu trocken für diese Art von Musik

  • bin ich der einzige der auch den vocals eine gewisse Dynamik gönne?


    Klar bei einer modernen Pop Produktion kann der Gesang gerne zu Tode gequetscht werden, aber bei dieser Musik mag ich das ganz gerne.


    Zwingt auch ein wenig zum zuhören.


    Also von mir Daumen runter für mehr Compressor auf dem Gesang.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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    Application Support Engineer - HK Audio

  • So bevor ich was beurteile, weiß ich gerne etwas über die Rahmenbedingungen.


    'The Convent' welches ~ 3 Jahre nach der Larkin Poe Aufnahme als Kombination aus Hotel und Konzertspielstätte insolvent wurde, muß man sich so vorstellen, dass dort sowohl ein gehobenes Bezahlpublikum mit ungewöhnlichen Events bedient wurde als auch die Produktion von unmittelbar sendefähigen (broadcast) Ton- und Bildaufnahmen in einem ganz ordentlichen Studio angestrebt wurde, und der Laden zu der Zeit sehr emsig war. Daraus ist anzunehmen, dass das live recording ohne sehr viel post production als sendefähig betrachtet wurde. Da die Band zu der Zeit in Europa noch nicht so bekannt war, ist davon auszugehen, dass der Haustechniker den Mix gemacht hat.


    Der Titel für die Geschichte der Großeltern, die zu Beginn des Songs erzählt wird, ist ein Idiom, welches den wahren Hintergrund hat, dass Hutmacher noch im 19ten Jahrhundert ein HOPS = Psychose durch Intoxikation mit Substanzen (Quecksilber) erlitten, die bei der Hutproduktion verwendet wurden. Leider finde ich für den Titel keine erwerbbare Studioproduktion als Referenz. Vielleicht wurde der Song ja auch mal umbenannt?

    Zu den beiden Aufnahmen:

    Die Convent-Aufnahme finde ich bis auf zwei Kritikpunkte sehr gelungen. Die Sounds von Mandoline, Lap Steel Guitar, Bass, Lead- und Backing Vocal sind sowohl für sich (man ist doch immer wieder überrascht wie geil ein SM58 klingen kann:)) als auch zusammen absolut stimmig. Der Effekt auf der Lap Steel, der wohl so aus dem pedal board der Künstlerin kommt, passt perfekt zur Intention des Songs, ebenso der gewählte Hall und dessen Dosis auf den Vocals. Das leveling und das Verhältnis lead/backing passt.

    Absolutes Stiefkind ist das Drumset als Ganzes. Das stelle ich mir wie folgt vor: Die Schwestern haben x-mal erlebt, dass FOH Mixer einen Rock-Drum-Mix abgeliefert haben, was sie verständlicherweise nicht wollten. Dem Convent Typen haben sie erklärt "Du bist tot, wenn Du das machst". Jetzt ist der Arme aber sowieso ein Freund ruhigerer Töne und das gehobene Bezahlpublikum ebenfalls, sodaß in Summe nur noch so ein "Restraumsound" übrig bleibt, der sich mehr nach Übersprechen in die Gesangsmikros anhört, als ein gewollt zurückgelegter 'room sound'. Der Änderunsvorschlag zum Mix wäre also einfach nur "Bissi mehr Mut zum Direktsound aus der Einzelmikrofonie der Drums. Das muß sich ja trotzdem nicht gleich sehr bearbeitet anhören.

    Der zweite Kritikpunkt ist dieser merkwürdige FX fade in, den einige bemerkt haben, für 'mad'. Das sollte eleganter gehen.


    Der Mix für das zweite Video hat dieses merkwürdige Verhältnis aus 'processed' und nicht zu Ende bearbeitet wie 'floger' das beschreibt. Hier ist das Drumset direkter und ordentlich bearbeitet ohne zu sehr rockig zu klingen absolut passend zum Charakter der Band und des Songs. Die Mandoline ist etwas "fetter", was man so auch sehr gut haben kann. Die Lap steel ist Effektmäßig etwas braver, da finde ich die Convent-Version live plakativer und damit besser für die Stimmung des Songs. Bass ist korrekt EQt und gepegelt. Beide Stimmen sind, wie bereits mehrfach gesagt wurde, nicht sachgerecht bearbeitet. Es fehlt an korrektiver Kompression und Hall gehört einfach zur Stimmung des Songs.

  • Respekt, guma! Da hast du ja richtig Hintergrundinfos ausgegraben!


    Schade, dass der Convent Club Vergangenheit ist. Ich dachte mir immer, dass ich dort mal hin möchte, wenn sich das einmal ergeben sollte.

    Der Ton macht die Musik.

  • Als wäre guma dabei gewesen. ^^


    Grocery on Home ist im Gegensatz dazu eine 50-Pax-Kulturschuppen in einem kleinen Gebäude in Atlanta. Da hat man wohl die Zeit zwischen Soundcheck und Doors dazu genutzt, noch schnell zwei Takes für den Song als Demo einzuspielen. Die Anzahl der Mikrofone im Verhältnis zur Raumgröße und die Videoqualität lassen auf eine geplante Aktion schließen. Apropos Videoqualität: Auf Grund des exzellenten Bokehs aber der doch recht wackeligen Kameraführung würde ich auf zwei Spiegelreflexkameras mit Handführung tippen, die hier zum Einsatz kamen. Ergänzt um eine weitere Kamera auf Stativ für die Halbnahe, die aber einige Probleme mit dem Fokus hat. Auch die Beleuchtung ist stimmig.

    Das führt natürlich zu der Vermutung, dass auch das Recording vom Videopersonal gemacht wurde, was durchaus erklären könnte, warum zwar EQ und Masterkompressor im Einsatz waren, aber jede Form von Hall und Delay (außer von den Effektgeräten kommend) nicht vorhanden ist. Damit arbeitet man im Videoschnitt doch eher selten. ;)


    Nicht ganz schlau werde ich aus dem Drum-Overhead. Das sieht auf Grund der Positionierung nach MS aus, beide Mikrofone scheinen aber große, kugelrunde Nickel-Körbe zu haben.


    https://www.facebook.com/pg/gr…photos/?ref=page_internal

  • Absolutes Stiefkind ist das Drumset als Ganzes. Das stelle ich mir wie folgt vor: Die Schwestern haben x-mal erlebt, dass FOH Mixer einen Rock-Drum-Mix abgeliefert haben, was sie verständlicherweise nicht wollten. Dem Convent Typen haben sie erklärt "Du bist tot, wenn Du das machst".

    Das entspricht meiner Erinnerung an deren Wünschen zum Sound zu 100%

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


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  • Das ist ja Nörgeln auf höchstem Niveau.

    Nö.

    Unterste Schiene.


    Ich find' einfach das zu mischende Programm für die Füsse. Ist jetzt nix, was ich als Bandmixer betreuen würde. Als Lokaler fällt einem sowas ja auch manchmal vor die Füße - wobei ich zumindest das Vergnügen habe, nicht nach monetären Gesichtspunken zu arbeiten.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • @ Guma,

    Klasse, das Du die Recherchen gemacht hast, finde ich voll interressant und spannend, Danke.



    Natürlich, mit dem Namen Wissen bin ich ganz bei dir. Da war ich zu flusig und hätte genauer hinschauen sollen... Rotwerd... Hast ja absolut Recht... Auch sollte man Wissen, wie so etwas pur und alleine zu Klingen hat. Ganz Deine Meinung.



    Wie gesagt am meisten Nerven mich die Drums. Ein Rockdrumsound wäre, genau wie du es sagst, bei dieser Musik völlig fehl am Platze, und genauso wenig wie er zu Rockabilly passen würde, aber leider viel zu oft gemacht wird. Da sind wir denke ich synchron in der Meinung. Um zu zeigen was ich für die BD meinte: Das ganze eher so in die Richtung der BD gehen, wie bei dieser alten Aufnahme von Earth Wind & Fire:

    Fantasy ...so ab 0:15 gut zu hören.

    Die ist einfach mehr BD... aber ohne zuviel Punch.



    Aber in solchen fällen darf man dann ja auch gar nicht anders:

    Dem Convent Typen haben sie erklärt "Du bist tot, wenn Du das machst".

    ... ist dann immer richtig ätzend daneben zu sitzen und Leute im Publikum denken das Du daran schuld bist....



    Nur schade das du nicht die Mehrspuraufnahme besorgen kannst...

    Aber egal jetzt.




    (man ist doch immer wieder überrascht wie geil ein SM58 klingen kann:))

    Mein Reden...und warum glaubt mir das kaum einer?8o


    LG

    Rebecca