KI (bzw. AI)

  • Wenn ich so sehe, wohin sich KI und deren Möglichkeiten entwickeln habe ich das Gefühl, dass Mischen und Mischpulte bald völlig anders funktionieren werden.


    Bei der Bildbearbeitung kann KI heute schon teilweise "perfekte" Bilder generieren und aus alten Bildern oder Videos höhere Auflösungen errechnen und dabei verblüffende Ergebnisse liefern.


    Denkt man sich das auf die Audiowelt, so könnte eine KI aus rudimentären Signalen (bis hin zu simplen Triggern) die Musik nach Generes generieren und entsprechend mischen. Das wäre quasi eine extreme Weiterentwicklung von Autotune über die ganze Band hinweg. Das Tool würde rhythmische und tonale Fehler kompensieren und dennoch eine gewisse Menschliche Note durch gezielt gesetzte Inperfektionen einbringen.


    Am FOH erhält man die Stereosumme. Man brauch dann für Festivals noch 8 Kanäle für Zuspieler und Moderation. Laut und leise. Den Systemer braucht es schon vorher nicht mehr, weil die KI das System nach allen Regeln der Kunst entzerrt und optimiert hat. Der FOH Mensch kann zwischen diversen Presets eines Auswählen, das ihm gefällt, so wie wir das teilweise von HIFI Anlagen und Autoradios kennen: Pop, Sprache, Classic, Techno, ...


    Die eigentliche Arbeit ist dann eher logistischer Natur.

    Der Ton macht die Musik.

  • Jetzt hast du aber was losgetreten :D

    Ich denke aber auch, dass uns da noch ganz schön was blühen wird.

    Kürzlich habe ich im Radio einen KI generierten Rocksong gehört.

    Also komplett KI generiert. Von Komposition bis zur Umsetzung.

    War jetzt nicht der Hammer, aber dafür, dass man der KI gesagt hat, wie die groben Eckpunkte sein sollen, war dass schon beeindruckend.

    Und auch beängstigend.

  • Vielleicht noch als Ergänzung; dass KI eine Entzerrung und Optimierung des Systems schafft (bis zum Punkt der perfekten Überwachung, dass ein Treibersterben als Folge von Überlastung quasi unmöglich wird) halte ich heute für möglich und auch nichtmal schlecht. Das würde ich nehmen, wenn es so verfügbar wäre (und bezahlbar).


    Die Vision mit der quasi generierten Band wäre für mich eher eine Alptraumvision, die aber imho nicht aufzuhalten ist.

    Der Ton macht die Musik.

  • Wie schrieb gert letztens so schön: „Wenn KI-generierte Musik von KI für KI-Publikum gemischt wird bin ich eh raus.“

    Oder so ähnlich…


    Musik ist mehr als nur Dienstleistung: Menschen wollen Menschen auf der Bühne, menschliche Fehler und Geschmäcker bieten Diskussionsgrundlage für menschliche Konversation, menschliche Interaktion (auch auf der Achse Künstler-Publikum) befriedigt menschliche Bedürfnisse.


    Das MilliVanilli-Konzept hat sich ja auch höchstens im Schlagerbereich und Fernsehpop durchgesetzt 😉

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Das sehe ich ähnlich, aber es freut mich, das jetzt immer mehr Leute sehen, das in den kommenden Jahren eine extreme Welle der veränderung auf uns zu kommen wird.


    Der FoH der Zukunft wird aus einer (Funk) Kamera und Mikrofon bestehen, das der KI Kiste auf der Bühne die Rückmeldung aus dem Saal liefert.


    Die Frage ist eher, ab wann die Größe unserer Branche interessant für KI gestützte Anwendungen ist.


    Von mir mal grob fahrlässig geschätzt - in 5 Jahren wird KI dazu gehören, in 10 Jahren Standard sein.


    Wobei es natürlich extrem darauf an kommt, wann welcher Hersteller auf den Zug aufspringt.

  • *Ich denke nicht. Ist wir bei den DJs. Früher warst du ein Held, wenn du eine grosse Plattensammlung hattest und mit den MKs beatmatchen konntest.


    Dafür war eine riesige Investition und viel Übung nötig. Heute gibt es kostenlose DJ Software und Musik ist quasi unlimitiert verfügbar. Beatmatching und noch viel krassere Dinge (Tonartbestimmung, automatisierte Loops, etc.) passieren mit einem Tastendruck/Klick. Das finden die Oldschooldjs skandalös und empfinden das als einen Untergang der Kultur.


    Die neue Generation hat kein Problem damit.



    *bezog sich auf die Aussage, ob sich KI aufhalten lässt

    Der Ton macht die Musik.

    Einmal editiert, zuletzt von zegi ()

  • Ich sehe ja auch durchaus Anwendungen für (schon heute funktionierende) KI-Applikationen.


    Vor ca. 5 Jahren habe ich mal in die Runde gefragt, ob jemand eine Möglichkeit für Remote-Überwachung von Sprachverständlichkeit auf grossen Arealen kennt.

    Damals kam nur (sinngemäss): „Wozu? Zu teuer. Zu aufwendig. Schick jemanden mit Funkgerät über‘n Platz.“ Wobei gerade der letzte Punkt kurz vorher so „gut“ funktioniert hat, dass ich überhaupt auf die Idee gekommen bin.


    Und heute?

    IoT ist im Bereich der Sensorik längstens überall angekommen, die kleinen Geräte haben teilweise extrem lange Akkulaufzeiten.

    Wir sprechen in unsere Telefone um geschriebenen Text zu generieren, Streamingdienste bieten automatische Übersetzungen an.

    Der STI muss ja auch für die KI ausreichend sein. Ob Text richtig erkannt/interpretiert wird wäre für die Anwendung ja sogar egal, wir können auch bei uns fremden Sprachen beurteilen ob die Silbenverständlichkeit gut genug ist.


    Statt dessen unterhalten wir uns aber darüber, ob in 5 oder 10 Jahren der Mensch, bei dem im schlechtesten Fall wirklich alles an künstlerischen Ergüssen, Tagesstimmungen, technischen Problemen, Verantwortung für's richtige Timing usw. zusammenläuft durch eine KI ersetzt wird.

    Dabei kommt selbst bei den oben genannten, im Moment so angesagten Sprachtools oft genug die grösste Grütze raus.

    Und in Fachvorträgen spricht man da übrigens immer von "Schwacher KI".


    Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

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  • Ich denke nicht. Ist wir bei den DJs. Früher warst du ein Held, wenn du eine grosse Plattensammlung hattest und mit den MKs beatmatchen konntest.


    Dafür war eine riesige Investition und viel Übung nötig. Heute gibt es kostenlose DJ Software und Musik ist quasi unlimitiert verfügbar. Beatmatching und noch viel krassere Dinge (Tonartbestimmung, automatisierte Loops, etc.) passieren mit einem Tastendruck/Klick. Das finden die Oldschooldjs skandalös und empfinden das als einen Untergang der Kultur.


    Die neue Generation hat kein Problem damit.

    Und auch dann gibt's immer noch Leute, die's trotzdem verkacken. Und dass "Welt-DJs" i.d.R. mit vorproduzierten Mixtracks daherkommen ist ja auch kein Geheimnis. Also wie beim Schlagerfest... ;)

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  • wenn es einen fertig pre produzierten licht mix gibt, kann den auch eine ki abfeuern. das ist mit dem ton ganz ähnlich. um es ml hart auszudrücken, werden wir hier viele argumente finden, die zu verstecken suchen, das man arbeitslos wird. so wie etwa: ls mensch bin ich doch viel individueller und mache einen besonderen mix oder ähnliches. gerade wenn man mit einer festen band unterwegs ist, bietet sich das geradezu an. da bekommt der mischer 100e fürs zuhause abhören. hochbezahlt ist der ki zum laufen bringer :)

    mobiles internet sei dank.

    es wird so laufen das es eine auf und abbau crew gibt mit wenig qualifizierten leuten. dazu kommen dann 2 die was können und den anderen sagen wie es läuft. dmx wird dann nur noch gefunkt. man muß also nur noch strom verlegen. das gilt auch für die pa. da wird dann nur noch durchverkabel und die box meldet sich beim amp an. wenn aktiv, dann erkennt die box von alleine wo sie ist und was sie macht.

    irgend ein kanadier macht baut ja boxen die das so ähnlich schon machen.

  • wenn es einen fertig pre produzierten licht mix

    Den wer produziert hat? mit welchen Lampen? Und wenn es beim nächsten Dorffest plötzlich nur die grosse alte, seit 40 Jahren abbezahlte Anhäufung an 6er Bars hat welche die KI noch nie gesehen hat weil sie nur auf Wackeleimer trainiert wurde?
    Wenn jetzt der DMX-Stecker nen Wackelkontakt hat und das Kabel ein Stück Gaffa braucht um im richtigen Winkel fixiert zu werden... usw.


    Wie wird die KI überhaupt handlungsfähig um mit Dingen wie Laptops, diversen Pulten (also auf Menschen ausgelegte UIs), Kabeln (ja, auch die muss man sogar als gebuchter Operator ab und zu mal anfassen und stecken) usw. umgehen zu können? Solange es in dieser Zukunft noch auf Menschen ausgerichtete "Altlasten" gibt, müssen diese auch von irgend jemandem bedient werden. Oder die KI braucht teure Mechanik, also einen Roboter.

    Das wird also definitiv mehr als 10 Jahre dauern.

    (Zum Vergleich: Es gibt viel bedeutendere Branchen, da hängt alles relevante in Form von Nullen und Einsen in irgendwelchen Netzwerken - und viele davon müssen nicht einmal in Echtzeit reagieren können, sondern können schön Tickets beim IT-Support beantragen wenn etwas nicht funktioniert.)


    Es wird aber irgendwann nicht mehr darum gehen ob die Maschinen das können - sondern darum ob die Menschen das wollen. Da sind wir mit unserer Branche nur ein ganz kleines Licht am Rande.

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  • ich schrieb ja davon, das es während der show einen trouble shooter gibt.

    das sind aber genau die argumente, die ich meine mit rückzugsgefechte. eine ki ist durchaus in der lage, wenn trainiert, mit 6er bars zu arbeiten.

    das mit dem it support ist mit sicherheit in 10 jahren auch vorbei, wie es derzeit läuft.

    menschen entscheiden immer mit den füßen. diese argumente hatte man zu anfangzeiten von aldi auch :)

    oder der umstieg von der pferde kutsche zum auto

    oder der weg von der kerze zur led.

    immer die gleiche argumente, die versuchen zu bremsen.

  • Wie schrieb gert letztens so schön: „Wenn KI-generierte Musik von KI für KI-Publikum gemischt wird bin ich eh raus.“

    Oder so ähnlich…


    Musik ist mehr als nur Dienstleistung: Menschen wollen Menschen auf der Bühne, menschliche Fehler und Geschmäcker bieten Diskussionsgrundlage für menschliche Konversation, menschliche Interaktion (auch auf der Achse Künstler-Publikum) befriedigt menschliche Bedürfnisse.


    KI generierte Inhalte werden per se nicht aufzuhalten sein. Ob als Fahrstuhlmusik, Untermauerung von Werbefilmchen (oder gerade der komplette Werbefilm) oder als Propagandamaterial - da wird noch viel auf uns zukommen. Diesen Gedanken spinne ich hier nicht weiter, weil das sonst den Rahmen komplett sprengt und weit ins OT führt.


    Ich sehe in naher Zukunft eher KI generierte Helferchen, die es den Musiker*innen ermöglichen, auch mit mittelmässigen Skills eine deutlich höhere Performance hinzubekommen. Möglicherweise gibt es bereits Produkte, die so arbeiten. Ich denke da an Keyboard-ähnliche Instrumente, die mit einem Tastendruck ganze Akkorde spielen und diese auch modulieren können, Soli, die von der KI (analog zur Autokorrektur in der Textverarbeitung) geglättet werden, Tonfolgen, die besser auf den Rhythmus angepasst werden, Gitarrenverstärker, die verstimmte Instrumente geradebiegen, Loopstations, die Timingschwierigkeiten ausgleichen können oder gar ganze Elemente antizipieren können...



    Das krasse an KI wäre ja eigentlich, dass sich ein "gutes" System von alleine weiterentwickelt und perfektioniert.


    Diese Vorstellung werte ich nicht. Es gibt dabei Aspekte, die mir eher Angst machen und andere, die ich noch praktisch finde. Es kann auch dazu führen, dass Amateure ganz passabel Musik machen können, die es sonst komplett sein lassen würden.


    Und ganz ehrlich - wer würde verstimmte Instrumente vermissen?

    Der Ton macht die Musik.

  • Das ist wie im Handwerk; es wird immer jemand gebraucht, der das Geraffel disponiert, lädt, transportiert, aufbaut, einstöpselt, in Betrieb nimmt, nach der Show auseinanderreißt, anschließend wieder ins Lager bringt und dort überprüft.


    Wäre ich vor gut 35 Jahren so "richtig" in die Branche eingestiegen, würde mir KI heute keine Angst machen.

    Der Anteil Arbeitszeit für den Bereich "Pultbedienung" ist, verglichen mit dem restlichen Personalaufwand eher gering.

    Ein Konzert mit mittels KI gefahrenem Sound und Licht benötigt trotzdem jemanden, der im Zweifelsfall eingreift und weiß, was er tut.

    Wenn das irgendwo nicht im Budget drin ist, ist es eben so. frech*


    Das ist wie Bereitschaft bei temporärer Strom- oder Wasserinfrastruktur: Die kostet auch Geld.

    Im Hotelrestaurant sitzen, gelegentlich das Telefon anschauen und in ruhe Essen hat auch seinen Reiz. :D

    Hier befindet sich i.d.R. die Signatur

  • wenn die KI mit den daten aus dem entprechenden genre gefüttert wurde, klingen dann alle bands annähernd gleich?

    Hängt von der Programmierung ab. Du kannst ja Dinge ausschließen lassen, du kannst den Datenpool verändern, du kannst wählen wie viel vom vielleicht sogar brauchbaren original Signal der Band weiter gegeben wird usw.


    Im Vollautomatik modus klingt dann sicher alles gleich, je nach gewähltem Setup.

    Ich hab da schon ein paar passende Namen für presets:

    StockAitkenWaterman

    Motown

    Bohlen

    Timbaland Klatscher

    Max Martins Nr1

    ….


    *finger


    Wie an anderer Stelle schon erwähnt war die Stimme bei der HK demo KI generiert. Das war erstaunlich günstig und eben viel flexibler als einen echten Sprecher zu buchen. Man muss aber nach wie vor ein wenig Arbeit investieren um dem ganzen mehr Ausdruck zu verleihen. Ein leichter „Stock im arsch“ war beim Kollegen schon noch vorhanden.


    Das trainieren der KI auf die Stimme unseres Chefs hätte ca. zwei Stunden in Beschlag genommen, die ersten samples Waren aber vielversprechend.

    Gott sei dank war diese Software immerhin noch an einer Sicherheitabfrage interessiert.


    Es bleibt spannend :)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • ich schrieb ja davon, das es während der show einen trouble shooter gibt.

    Mit dem kommst du nicht weit, wenn der überall gleichzeitig sein muss wg Kleinkram.


    Ich beziehe mich ja auch nicht auf die gesamte Zukunft, sondern vor allem die „5-10Jahre-Aussage“. Die ist m.E. Blödsinn. Partiell mag es die ersten Schritte dahin geben im Bereich Festinstallation oder bessere Feedbackerkennung in Mischpulten u.ä.


    Langfristig steht für die Menschheit viel mehr auf der Kippe. Ich denke da erst mal vor allem an so kreative Jobs wie „Sachbearbeiter“. Oder auch Lokführer, wenn die eh immer nur streiken.


    Und aktuell bieten wir ja auch kostenlos unsere Dienstleistung als KI-Trainer z.B. bei linkedin an. Allerdings beziehen sich die meisten Fragen mehr auf den Bereich VA-Management. Vielleicht sollten sich die Agenturen eher mal warm anziehen, die kosten eh mehr als n Typ am Pult...

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