Truss - am Überhang belastbar???

  • Hallo,


    ich hab mal eine Frage an alle Profi-Rigger hier:


    Ich würde gern ein quatratisches Trussing aus 4-Rohr-Truss aufbauen, das auf 4 Beinen auf dem Boden steht. In den vier Ecken befinden sich jedoch keine 3-Wege 90° Winkel, sondern je ein 4-Wege-Stück (90°). Ich möchte nämlich gern an die freien Enden ein kurzes (0,5m oder 1,0m) Trusselement anbringen - sozusagen als kurze Ausleger über den quadratischen Teil des Truss hinaus. Ich würde gern an diesen Auslegern Boxen dranhängen (á 70kg)...


    Kann ich das machen?? Oder muss ein Trusselement, gleich wie lang, immer von zwei Seiten gestützt sein?


    Grüße,


    Alex


    PS: Typ ist übrigens Litetruss P4 QuickConn 290... und es handelt sich um eine Indoor-Festinstallation...

  • Das ist nicht grundsätzlich verboten, sollte aber von einem qualifizierten Statiker gerechnet werden, um zu klären, ob die auftretenden Kräfte dem Trussing zumutbar sind.
    Pi-mal-Daumen-Aussagen irgendwelcher Kaufleute beim Trussvertrieb sind keine Alternative zu einer Berechnung!


    MfG Tobias Zw.

  • Der Überhang den du meist nennt der Statiker "Kragarm".
    Das Problem bei Kragarmen ist das auch eine vermeintlich kleine Last am Ende zu einer erstaunlich großen Belastung in der Aufhängung führt.


    1. Die Belastung des Towers
    Stell dir das bitte als Wippe vor. An der einen Seite deine Box, diese "zieht" nach unten. An der anderen Seite der rest der Traverse. Diese Teil wird um das Gewicht der Box x der Kragarmlänge "leichter". In dem Tower "sammln" sich nun die Kräfte der Box und des Gegengewichts. Wie gesagt hier Spielt die Kragarmlänge eine gewichtige Rolle. So können aus 10kg am Kragarm auch mal 100kg (oder mehr) im Tower werden


    2. Das Moment im Corner
    Die Last am Kragarm möchte diesen eigentlich im Corner "verdrehen" Diese Belastung nennt man Moment. Bei Kränen wird diese Belastung durch Abspannseile vermieden.


    Das Problem ist nicht trivial also wirklich keins was ein Kaufmann mit einer Belastungstabelle beantworten kann. Einen Statiker brauchst du nicht in jedem Fall. Jeder Bühnenmeister sollte eigentlich genügend Statik gelernt haben um dir eine ordenliche Antwort zu geben. Eine Aussage ob das mit deiner Truss geht kann man im Rahmen des Forums sicher nicht geben.

  • Prolyte gibt als maximal zulässige Auskragung 1/6 der Spannweite zwischen den "Auflagern" an, wobei auch ganz klar auf die Beachtung der Querkräfte hingewiesen wird. Der Punkt wird jetzt sein ob den ein Boxcorner tatsächlich als ein "Auflager" zu betrachten ist. Meiner Meinung nach "Ja".
    Deshalb sollte es gehen. Bei Groundsupports werden die Motoren ja auch gelegentlich an zusätzlichen Abgängen am Boxcorner angeschlagen.


    Die sicherste und beste Variante ist es sich das vom Hersteller schriftlich bestätigen zu lassen.

  • Corner Break = Ecken Bruch ?
    Also ich denke du meinst eine Diagonale, das darf man ruhig aus so sagen.
    Nun eine Diagonale veringert das Moment im Corner. Die Kraft wird dann aber schräg in den Tower eingeleitet. Das Problem Kragarm ist leider nicht Banal. Ob das eine Bessere Lösung ist kann man nur durch rechnen herausfinden (Statiker). Das Rohr der Diagonale wir unter Umständen recht stark belastet es besteht die Gefahr des wegknickens.

  • Also um ehrlich zu sein hab ich eigentlich keine Bedenken, dass das kurze Stück die 70kg nicht aushält, viel mehr macht mir die Verbindung sorgen, mit den Konussen+Trusspins...

  • Also die Verbindung Konus-Trusspin ist nicht das Problem, ich hab das bei uns mal für eine VA gerechnet (ich studier Bauing. im 8. Semester).
    Die Belastung der Traverse durch Querkraft und Moment (das bestimmt dann auch die Zug- und Druckkräfte in den Gurten) erreichte bei weitem nicht die vom Hersteller zugelassenen Werte (ich habe mit 100 kg an einem 2m langen Ausleger an einem FD 34 Groundsuport gerechnet).
    Allerdings hab ich nirgendwo was über die Momentenbelastbarkeit des Towercages gefunden und das sollte man auch noch überprüfen.


    Gruß
    Michael

  • @ bastler:


    hast du dabei auch die Lochleibung bei den Pins berücksichtigt?


    Ich habe das Gefühl (ohne zu rechnen, reine Abschätzung so nach ner langen Nacht...) dass du bei 100kg Last und 2 (!) m Hebel ordentliche Spannungsspitzen (vorallem im Zugbereich) erhältst!


    Oder irr ich mich jetzt?

    normal gibts schon...

  • Also ich hab einfach das Moment und die Querkraft bei normaler Belastung der Truss ausgerechnet (mit maximaler Streckenlast) und dann mit der Belastung bei dem Kragarmlastfall verglichen, und da war die Belastung beim Kragarm deutlich niedrieger.


    Gruß
    Michael

  • Also als angehender Maschinenbauingenieur möchti ich da fast meinen, dass ist nicht ganz so elementar!


    Du musst zuerst einmal die Zugspannungen in den Einzelnen Gurten bestimmen (natürlich auch Druck auf den unteren beiden). Daraus lässt sich dann ein Lochleibungsdruck für die Verbindung mit den Splinten berechnen.


    Ich denke, bei deinen Annahmen ist die Streckenlast vernachlässigbar! Ich werde mich diese Rechnung anfang nächster Woche mal annehemen. Aber heute mag ich beim besten Willen nicht mehr! 8)


    ps: Weiss jemand, was die Hersteller für Zulässige Spannungen und für verlangte Sicherheiten angeben?

    normal gibts schon...

  • Also, ich hab mich dem "Problem" mal angenommen. Nach meiner Berechnung erhalte ich maximale Spannungen von ca 120N/mm2. Ich denke, dass ist gerade noch so unter der Fliessgrenze des Aluminiums. Leider weiss ich nicht, wie hoch hier die Verlangte Sicherheit ist! Auch kenne ich die Zulässigen Sicherheiten gegen bruch nicht, müsste man noch Abklären!


    ps. ist nur eine grobe Abschätzung beim Mittagstisch, also nicht darauf behaften!

    normal gibts schon...