Monitoring einer siebenköpfigen Band

  • Hallo


    wir haben mit unserer Band ein typisches Monitoring-Problem:


    Die Besetzung:
    Bass
    Schlagzeug
    Piano
    drei Saxophone
    Sänger


    Teufelskreis 1:
    Der Sänger steht typischerweise vor dem Schlagzeug. Dadurch bekommt der Schlagzeuger viel Gesang aufs Ohr. Da er aber alles andere auch hören möchte, wird das Piano und der Bass lauter gedreht und der Sänger hört sich wieder nicht mehr und will den Gesang wieder lauter haben...


    Teufelskreis 2:
    Weiterhin steht der Basser direkt vor seiner Box, welche aber nicht auf Kopfhöhe, sondern auf Hüfthöhe abstrahlt, so dass der sitzende Pianist die volle Bass-Dröhnung bekommt, der Basser sich selbst aber nicht hört.
    Deswegen will der Basser mehr Bass auf dem Monitor haben, der Pianist hört spätestens jetzt gar nichts mehr, auch wenn das Klavier wieder lauter gestellt wird.


    Jetzt wird der ein oder andere sagen, dass man ja zwei verschiedene Monitorwege fahren könnte. Aber in unserer Liga gibt es meistens überhaupt nur zwei Monitorwege, und den zweiten Monitorweg brauchen die Saxophonisten wegen der Intonation.


    Teufelskreis 3:
    Da mittlerweile aber so ein Lärm auf der Bühne herrscht, hören sich die Saxophonisten selbst bei Vollgas nicht mehr, spielen also blind (oder taub) oder wollen ihren Monitor wieder lauter und die Lautstärken-Spirale dreht sich fröhlich weiter.


    Die Frage:
    Wie würdet ihr die Bühne einrichten, wenn ihr nur zwei Monitorwege zur Verfügung hättet (das entspricht bei uns dem Alltag). In-Ear-Monitoring kommt aus Kostengründen nicht in Frage.


    Am liebsten wäre uns natürlich eine Aufstellung, bei welcher wir ohne Monitor-Boxen auskommen könnten. Die Bands früher konnten das ja auch.


    Was die einzelnen hören wollen?
    Schlagzeuger: Will von allem ein bisschen hören, vor allem aber Bass und Piano
    Bass: Will hauptsächlich Bass, Piano und Schlagzeug hören
    Sänger: will hauptsächlich sich selbst und die Rhythmusgruppe hören
    Piano: will hauptsächlich sich selbst, Schlagzeug und Bass hören
    Bläser: wollen hauptsächlich sich selbst hören, da sie untereinander intonationsmässig ausgleichen können müssen. Das Schlagzeug, Bass und Gesangsmonitor sind meistens sowieso viel zu laut, so dass diese nicht mehr auf den Bläsermonitor müssen.


    Die Lösung: ?
    Gibt es eine Lösung, wie man die Instrumente und Monitorboxen stellen könnte, so dass sich die einzelnen Monitorfelder nicht überschneiden? Bis jetzt war es halt so, dass z.B. die Bläser immer noch vom Sänger und vom Schlagzeuger mitbeschallt wurden.


    Ich wäre froh, wenn ihr uns ein paar Lösungswege aufzeigen könntet (gerne auch mit Skizzen...)


    Danke im Voraus


    Matthias

  • Ich denke mal, es ist ein richtiges Piano. Wenn es ein E-Piano sein sollte, stellst du ihm einfach eine kleine Aktivbox hin, worauf du ihm nur sein Signal gibst. Habe ich schon bei mehreren Bands so gemacht, wenn das Budget nicht allzu hoch ist.


    Ob das auch mit einem Mikrosignal gut funktioniert, da habe ich keine Erfahrung mit gemacht, jedoch sollte das eigentlich kein Problem sein, da ja anscheinend auf dem einen Weg schon immer Piano war.


    Ansonsten:
    Ringt euch dazu, euch so aufzubauen, dass ihr euch alle ohne Monitoring mehr oder weniger gut hört. Dann kannst du immer noch Monitor dazu geben.


    PS: Poste doch mal eine Skizze, wie ihr sonst immer zueinander auf der Bühne steht.

  • Ich interpretiere das so, dass in Eurer Liga die Vermieter 2 Monitorwege anbieten, und dass Ihr alles andere irgendwie selbst basteln müsstet.


    Alles, was hier angeboten wird, ist letztlich ein Kompromuss. Was wäre also die sinnvollste Kompromisslinie?


    1.) Die Lautstärke auf der Bühne gibt das Schlagzeug vor. Das kommt nicht auf den Monitor (allenfalls der Klick der Bass-Drum), alles andere hat sich lautstärkemäßig dem anzupassen.


    2.) Das Bass-Amp wird wie ein Wedge aufgestellt. Geht nicht anders.


    3.) Monitor-Weg 1 gehört dem Sänger, Monitor-Weg 2 den Bläsern. Die müssen intonieren, also müssen sie brauchbar hören. Für die wird der Monitorsound passend eingestellt.


    4.) Der Pianist bekommt seine eigene kleine Aktiv-Box, damit er sich selbst hört.


    5.) Bass, Schlagzeug und Piano sind Monitor-mäßig "Trittbrettfahrer": Sie dürfen entscheiden, auf welchem Weg sie liegen, und sie dürfen ihren Wedge weiter wegschieben (wenn sie sich selbst nicht mehr hören).

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Howdy


    Auf den Bildern sehe/ahne ich mindestens 18 Mikrokanäle und 5 Wedges.


    Bei diesem Aufwand ist es nicht möglich zwei zusätzliche Kanäle für getrenntes Monitoring hinzustellen?


    Wenn ihr sparen müßt, verzichtet auf die Abnahme der Toms. Aber nicht auf zwei Monitorwege, die eine solche Besetzung dringend benötigt.


    Gruß
    Rainer


    P.S. der Bassist soll sich ein Rack kaufen :wink:

  • Naja.
    Mir würden 12 Kanäle reichen.
    Aber mind. 3 besser 4 Wege Monitoring...


    Wie die Vorposter schon schruben:
    - ein Aktivwedge mit ausschliesslich Pianosignal fürs Piano.
    - Bassamp ankippen, damit er nach oben wegstrahlt (oder auf Brusthöhe bringen...); evtl. gegen eigenen (aktiv) Wedge eintauschen...
    - Schlagzeuger möglichst ohne Monitoring. Ansonsten höchstens Kick.


    - Gesang ein Weg.
    - Bläser ein Weg.


    Je nach Aufbau/Platzverhältnissen kann man auch mit der Summe als "zusätzlichen" Weg experimentieren. Hierbei aber allergrösste Vorsicht wg. Feedbacks. Aber um den sonst ziemlich diffusen Schall auf der Bühne etwas klarer/presenter zu machen ist das möglich.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Also Danke erstmal für die vielen Anregungen, jetzt noch ein paar Dinge die ihr angesprochen habt:


    - Der Basser hat ein Rack (welches er auf dieser Veranstaltung aber nicht benötigte, da wir als Vorgruppe spielten und auf dem Equipment der anderen Band spielen durften), da er sowohl mit Kontrabass als auch mit zwei verschiedenen E-Bässen spielt. Heisst das, dass er das Rack irgendwo hinstellen soll, und die Box kippen soll? Wo steht die Box dann? Rechts von ihm?


    - Ja, der Schlagzeuger sowie auch zwei der Bläser singen Background-Vocals


    - Auf dem angegebenen Bild spielten wir auf einer größeren Veranstaltung, tatsächlich waren hier mehr als zwei Monitorwege vorhanden. Aber meistens spielen wir halt in Kneipen, welche ein Hausmischpult haben, und mehr als zwei Wege gibt´s da meist nicht. Ich weiss auch nicht warum die nur Pulte mit zwei Auxen da haben, eigentlich ist das schon ne Blamage. Aber selbst wenn wir mehrere Wege hatten, war die Bühnenlautstärke durch die vielen Wedges eigentlich immer zu hoch, und so musste jeder seinen Wedge wieder lauter stellen usw.


    Ich denke dass das Hauptproblem beim Schlagzeug und beim Bass liegt:
    Erstens wird die Bassbox meist zu laut eingestellt, da der Sound durch die Beine des Bassers entweicht und an den Ohren nichts ankommt. Zweitens spielt der Drummer recht laut und will dann auch entsprechend viel Monitor, was dann wieder die Bläser abbekommen und sich deswegen nicht mehr hören. Wenn man mal als Saxophonist sein eigenes Sax nicht mehr hört, selbst wenn man Vollgas gibt, dann stimmt doch etwas nicht.


    Also wenn ich es richtig verstanden habe:


    - Der Sänger bekommt Monitorweg 1, wo sein Gesang und ein bisschen Piano drauf sein wird.
    - Die Bläser bekommen Monitorweg 2, wo nur die Saxophone und ihre Gesangsmikros drauf sind.
    - Der Basser kippt seine Box oder stellt sie auf Kopfhöhe, so dass er sich direkt hört. Jetzt muss er seine Box nur noch so positionieren, dass der Drummer und der Pianist auch noch genügend Bass hören (also rechts vom Basser, so dass der Bass Richtung Bühnenmitte strahlt???)
    - Der Pianist bekommt ne Aktivbox (hat so ein Piano einen extra Ausgang oder muss das Signal vorher gesplittet werden?)
    - Der Schlagzeuger hört den Bass direkt über die gekippte Bassbox, das Piano über die Aktivbox des Pianisten oder über den Wedge des Sängers, oder er bekommt zusätzlich noch Weg 1 oder 2 auf einen separaten Wedge zugespielt. Den Gesang des Schlagzeugers kann man ja auf den entsprechenden Weg legen, er singt ja nicht so oft.


    Ist das so richtig?


    Hoffe das funktioniert auch...


    Matthias

  • Zum E-Piano: Das Signal geht doch sicherlich über eine DI-Box zum Mischpult, oder? Dann kannst du auch den Link-Out der DI-Box für den Aktivmonitor nehmen.

  • also für laut spielende Drummer empfiehlt sich In-Ear; in diesem Fall also ein "Billig-Inear" mit entweder einem gut schließenden (und meißt fürchterlich klingenden) Kopfhörer oder mit Ohrstöpseln Marke Discman...
    nur mit der Lautstärke aufpassen.

    Phantomspeisung....
    das heißt NICHT, dass der Mischer nix zu essen bekommt

  • Prinzipiell würde ich es auch so machen wie vorgeschlagen und dann eben mit Aufstellung der Band und der Aufstellung aller Boxen experimentieren.


    Und dann muss ich eben beim Soundcheck ein paar Minuten länger einplanen, dass ist dann ein Zugeständnis an den Equipmentengpass.


    Und ganz am Anfang steht halt die Disziplin jedes einzelnen, dazu gehört auch, sich den Gesang so laut wie nötig und net so laut wie möglich auf den Monitor geben zu lassen.


    gruß
    Jan

  • ...habt ihr mal über die Anschaffung eines Bandeigenen Mixers nachgedacht??
    Bei geringem Anspruch reicht auch ein Bäh..... mit genügend Kanälen/auxen.
    Bei Bläsern hab ich gute Erfahrungen mit kleinen 'Nahfeldmonitoren (6"+Tweeter) auf Bauch/Brusthöhe (Microstativ) gemacht, braucht dann auch fast kein Amping. Vocals ist da allerdings etwas anderes.
    Dazu ein kleines, kabelgebundenes InEar (evtl. shaker) für den Drummer und ihr könnst schnellstens über die 2 Auxe vom Haus sowie eine Summe ausspielen.
    Bass & Keys s. oben.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • ich würde an eurer Stelle erstmal die Positionierung auf der Bühne dem praktischen Schema anpassen - von laut nach leise sortiert: eine Seite Drums, davor/daneben das Bass. Die beiden gehören eh zusammen und machen auch den meisten Radau.


    Der Sänger gehört in die Mitte der Stage, er ist das Gesicht der Gruppe.


    Die Musiker die empfindlich gegen die Rhytmusgruppe sind, das sind hier wohl die Bläser, gehören auf die gegenüberliegende Seite der Bühne, also weit weg vom Drumset. Das Keyboard und sonstige hinter den Sänger.



    Damit müßte sich dann was machen lassen. so schaffen es alle anderen auch :)

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Hallo


    Danke für die vielen Tipps.


    An die Anschaffung eines eigenen Pultes haben wir auch schon gedacht, jedoch sind einige Leute in der Band nicht bereit Geld in die Band zu stecken, manche meinen schon dass es viel zu viel verlangt ist, wenn sich jeder sein eigenes Mikro kauft. Und das darf dann auch nicht viel mehr als 100 Euro kosten...


    Der Drummer hat sogar so ein kabelgebundenes Shure-InEar-System (PSM200), aber das würde ja auch in einem der beiden Monitorwege drinhängen, oder nicht? Oder geht das woanders raus?


    Wenn ich es also richtig verstanden habe, müssten wir uns so aufstellen:


    - Schlagzeug rechts hinten im Eck, Blickrichtung Bühnenmitte.
    - Bassist mitte hinten, links neben Schlagzeug, Bassbox gekippt oder auf Kopfhöhe, ausgerichtet in Richtung Schlagzeuger (also nach rechts vorne)
    - Piano rechts vorne, vor dem Schagzeug, demnach auch noch im Einstrahlbereich der Bassbox. Aktivbox des Pianisten in Richtung Drummer/Basser ausrichten.
    -Sänger in der Mitte, Wedges auch Richtung Rhythmusgruppe gerichtet.
    -Saxophone vorne links, weit weg von Schlagzeug, Bassbox usw. Je nach Bedarf der Rhythmusgruppe mehr oder weniger stark in Richtung Bühnenmitte drehen.


    Auf diese Weise sollte zumindest der Bass nicht mehr so aufdrehen müssen, und der Schlagzeuger auch nicht, da er direkt von Piano und Bass beschallt wird. Wenn das dann leiser ist, muss auch der Sänger nicht mehr so aufdrehen und die Gesamtlautstärke sollte sich dann in Grenzen halten.


    Ist das gut so, oder gibt es noch bessere Vorschläge?


    Viele Grüße


    Matthias