Ich lese gerade einen interessanten Artikel auf spiegel.de . Nein, wir betreiben keine Atomkraftwerke, aber ganz ungefährlich ist's in der Veranstaltungstechnik nicht, und einiges von dem, was dort zu finden ist, lässt sich durchaus übertragen:
Zitat von "spiegel.de"Alles anzeigenDer Psychologe Dörner hält das, was vor 20 Jahren im Leitstand des Reaktors geschah, für kaum verwunderlich. Beispielsweise die Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften. Dies komme nicht nur in Tschernobyl vor, sondern auch in westlichen Atomkraftwerken und in der Chemischen Industrie. Arbeitspsychologen und Unfallforscher hätten ihm berichtet, dass die Umgehung von Sicherheitsvorschriften "gang und gäbe" sei.
Wir haben es ja immer so gemacht
Solche Regelverletzungen, die ja in der Regel die Arbeit erleichtern, bürgerten sich nach dem ersten Verstoß immer mehr ein. Sie würden zur Methode, schreibt Dörner im Buch "Die Logik des Misslingens", zur Gewohnheit. Schließlich habe man es ja immer so gemacht.
Auch die Selbstsicherheit der Bedienmannschaft, sie galt als ein gut eingespieltes Team angesehener Experten, deren Reaktor mehr Stunden pro Jahr am Netz war als andere, hat das Unglück begünstigt. Der Reaktor sei nicht "analytisch", sondern "intuitiv" betrieben worden.
Die Mannschaft habe zu wissen geglaubt, womit man zu rechnen habe. "Alles, was geschah, haben die Operateure bewusst gemacht und offenbar aus der vollen Überzeugung heraus, richtig zu handeln," konstatiert der Psychologe.
Hinzu kamen Zeitdruck und womöglich ein weiteres gruppendynamisches Phänomen: das sogenannte "Groupthink". In einer Gruppe von Fachleuten gebe es die Tendenz, sich selbst zu bestätigen, alles richtig und gut zu machen, schreibt Dörner. Kritik in der Gruppe werde "implizit durch Konformitätsdruck" unterbunden.