Warum werden so viele während der Show immer lauter?

  • Zitat von "K-Ulrich"


    Ich habe gerade auf einem Festival vier Bands hintereinander gemischt und ich bin nicht ein db lauter geworden.


    Wie laut warst denn bei den vier Bands?

  • Immer so zwischen 106 und 108 SPL.
    Wobei das PA erheblich mehr konnte, der Reiz war schon gross 8)


    mfg


    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • Zitat von "K-Ulrich"

    Immer so zwischen 106 und 108 SPL.
    Wobei das PA erheblich mehr konnte, der Reiz war schon gross 8)


    mfg


    Kai


    Ok, ich muss schon sagen, das es ein Unterschied ist ob ich mit 95db beginne und mich zum Schluss hin auf 100db steigere oder ob ich die ganze Show sowieso mit 106 oder 108 fahre.
    Ich hab z.B. in einem 2000 Mann Zelt letztes Wochenende gemischt - da hatten die Besucher alleine schon einen Pegel von 94dbA - ich weiss nicht, aber ich konnte mich hier nicht auf 95dbA einschränken, wie hier so manch einer meint das es doch reichen sollte.
    Also ich kann es mir nicht immer aussuchen wo ich mische und muss manchmal leider lauter fahren als ich es normalerweise machen würde wenn ich noch was hören möchte.


    Erinnert mich an ein von mir besuchtes Tokio Hotel Konzert - das Gekreische war sicher über 110dbA und man hat aber die Band auch ncoh gehört - der ist sicher 115-120 gefahren.
    Hat sich auch keiner beschwert.

  • Ich rede hier ja auch von einem 20000-Leute Open Air und nicht von einem Zelt.


    Lies doch nochmal das Thema: Ich rede NICHT von einer unerfüllbaren Vorgabe, sondern von einer sehr gut erfüllbaren (so wie meine 106 SPL), und warum dann trotzdem immer lauter gemacht wird.


    mfg
    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • @klauston: Berechtigte Frage, bei manchen FoH Plätzen ist es schwierig vor lauter Müll an den Master Fader zu gelangen:



    Im Ernst: Wer wenig Erfahrung mit richtig fetten PAs hat, dem fällt die passende "Selbstjustage" des Pegel mit unter schwer. Ich hab bei großen klirrarmen LAs auch oft das Gefühl "es ist zu leise", daher ist ein Tacho am Pult nicht verkehrt...


    Grüße
    WW

  • Zitat von "Wurst Werner"

    Ich hab bei großen klirrarmen LAs auch oft das Gefühl "es ist zu leise", daher ist ein Tacho am Pult nicht verkehrt...


    So wie man bei den Luxus-Autos auch immer zu schnell fährt, wenn man nicht auf den Tacho schaut.


    Andere PA-Anlagen klirren schon bei mäßigen Pegeln so stark, dass man gar kein Bedürfnis hat, noch lauter zu machen.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • :shock:
    Wenn ich hier 108dB/A (am FOH!) lese denke ich, es wird höchste Zeit für strikte Regeln auf JEDER VA.
    Bei Körperverletztung hört der "Spass" einfach auf!


    Wenn ich Babysitter mache sitzt bei kritischen VAs immer ein Limiter in Sichtweite des Technikers, so dass er seinen Mix korrigieren kann , und nicht einfach nur Systemlimiter überfährt die extrem scheiße klingen, an der falschen Position sitzen und vor allem das System schützen und nicht das Publikum bzw. mich.
    Auf meinem letzten Festival (Gothic-Rock) mit ca. acht Bands (schon eher Bundesliga) sind sieben damit bestens klar gekommen, mit einem Kollegen gab es kleine Diskussionen, am Ende war das aber OK und gut.
    Wer mit mir lieber Diskutiert als mischt braucht sowieso einen langem Atem :D
    Justiert war das ganze bei etwa 100dB/A.

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, ich schrieb von db SPL.


    Und wir reden von 40m Frontplatzentfernung und von unfassbar viel Bässen (64x 700HP)


    Es hätte allemal in die 99db (LEQ) Norm gepasst, wenn Du das meinst.


    mfg


    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • Nein. Ich wollte Dich auch gar nicht blöd "anpfeifen", aber wenn sich jemand (zu recht!) letztlich über zu laute Mischer beschwert und dann selbst etwas von "108 dB" schreibt, dann kann da ja nur was faul sein... :)
    Im übrigen war ich ganz sicher nicht der einzige Blödmann, der den Wert missverstanden hat...

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Zitat

    Wenn man eine gewisse Lautstärkevorgabe bekommt und am Anfang feststellt, dass man gut damit klarkommt, warum werden dann soviele Soundleute trotzdem immer lauter,


    Wie immer mit angemessener Verspätung:
    Es gibt noch einen ziemlich banalen Grund: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
    Du hast Deine Vorgaben. Als Vertreter des Veranstalters oder ‚Hauptacts’ (was in diesem Fall das selbe war) lauten die: alle Anderen so klein wie möglich halten, damit wir am Ende mit Abstand als die Größten dastehen.
    Als Vertreter meiner Band habe auch ich meine Vorgaben. Und die lauten: ignorier das nach Kräften.


    In der Szene, um die es hier ging, steht Lautstärke (noch immer) hoch im Kurs. Spätestens seit den Zeiten von Tourneen, bei denen alle Bandnamen mit ‚R’ anfingen, müsstest Du das ja ganz gut wissen :D. Dort gehört es fast zum guten Ton, die Vorgaben (egal welche) zu verletzen; wenigstens ein ganz kleines bisschen. Zumal wenn man weiß, von welchem Bassisten die kommen. Und dort agieren auch tatsächlich nach wie vor Künstler, die ihrem Mischer ganz unmissverständlich antragen „Hol alles raus, was geht; wenn jemand Ärger macht, schick ihn zu mir“.
    Mit dem belgischen Kollegen, der nach mir dran war, dürftest Du deshalb zum Beispiel einigen Spaß bekommen haben. Bei dessen ‚gesetzlosem’ Chef weiß ich, dass das genau SO läuft.


    Vernünftig oder nicht – wer ab und zu gerne mal seine Tagespauschale in 1 1/2 Stunden erwirtschaftet und den Rest der bezahlten Zeit dann in behaglichen Hotelzimmern oder bei aufmerksamen italienischen Gastronomen verbringt, erfüllt dafür mitunter auch allerlei seltsam anmutende Kundenwünsche. (Andere sind bei der Lautstärke skrupelhafter, versorgen stattdessen ihren ‚Star’ vom ersten bis zum letzten Ton mit einem simplen 4/4 Takt Wallewalle – Echo. Wenn’s denn gewünscht ist – warum nicht? :roll:).
    Kunst oder gar R&R ist nicht vernünftig; wird es nie sein, egal, was wir hier schreiben. Das Überschreiten von Regeln und das Nichteinhalten irgendwelcher Vorgaben sind beiden sowohl unverzichtbares Bedürfnis wie auch deren integrale Bestandteile. Allemal näher am Pokerspiel als an politisch - technischer Korrektheit. Mitunter agieren da auch Oberliga - Festivalveranstalter, die – hm, hüstel - vergessen, ihren Headlinern die Vorkasse zu überweisen. Und die dann völlig überrascht sind und es ganz doof finden, dass die wegen vertraglicher Differenzen :D nicht wenigstens mal vorbeischauen mögen.


    Hat sich überhaupt nichts geändert seit den 80ern. Großes Kasperletheater. Und wir alle spielen mit.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Na ja, der Kumpel nach Dir hatte gottseidank soviel damit zu tun, sich über die laut brummende Gitarrenanlage zu ärgern, dass er ganz vergessen hat, laut zu machen. 8):D
    Brummelte beim Weggehen sowas wie "grmblfnormalerweisefahrichdiesebandimmervollekannegrmblfnnn", nur eben auf belgenlisch.


    Und der Headlinerveranstalter hatte dann auch die höchste db-Zahl, die ich jeh auf einem SIM gesehen habe (das WAR Körperverletzung)


    So, jetzt aber zurück zum Thema, dieses bewusste Festival soll ja auch nur als Beispiel herhalten.


    mfg


    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • Wie ich es sehe war die von BillBo beschriebene Situation auf eben dem Festival Usus; man verlangte lauter zu sein als die vorherigen, was eben in dem Desaster des unnötigen und sinnlosen SIM-Highscores endete, auch wenn der Freitag Sub/Pre/CoHeadliner bereits Bereiche erreichte die schon ausreichend waren. Da gab es ganz klar Order von oben. Ich glaube nicht wirklich dass die jeweiligen FoH Jungs das wirklich und unbedingt so wollten.
    Mir taten die Security Kumpels im Graben leid....
    Aber zudem tut sicherlich das PA seinen Teil dazu bei, es klirrt nicht, ist eher überdimensioniert, und DU selbst hattest ja auch das zucken in den Fingern... Du bist doch bestimmt nach den Shows im Hotelzimmer wie Rumpelstilzchen umher gesprungen und hast dich geärgert dass Du nicht doch.... :wink:


    From a battle I come,
    to a whirpool I ride.

    Grüße,
    Frank

  • Zitat von "Frank Uhlig"

    man verlangte lauter zu sein als die vorherigen,


    Was ja wegen der Hörschwellenverschiebung ja zumindest kein völlig illegitimer Wunsch ist...


    Aber das weiß man doch vorher, steigt entsprechend leise ein (schon mit der Einlassmusik und der Anmoderation), gibt der ersten Gruppe 95 dB (Beurteilungspegel nach DIN 15905-5), steigt mit jeder Gruppe um 1 dB und rüstet vor allem in den Umbaupausen wieder kräftig ab, damit es bei der nächsten Gruppe zu Beginn wieder einen Pegelsprung von 10 dB nach oben gibt.


    Das sind alles lösbare Probleme. Unschön wirds erst dann, wenn die TA Lärm 1:1 umgesetzt wird.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "Frank Uhlig"

    Du bist doch bestimmt nach den Shows im Hotelzimmer wie Rumpelstilzchen umher gesprungen und hast dich geärgert dass Du nicht doch.... :wink:
    .


    Rumgesprungen vielleicht, aber nur, weil ich mir geärgert habe, dass der Blödsinn immer so lange dauern musste.


    mfg
    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • Um zum Grundthema auch etwas auszusagen:


    Ich denke auch wie einige Kollegen, dass es schlicht ein Problem der Gewöhnung an die Lautstärke ist.
    Dass, wenn das Publikum allein schon 110dB macht, dass dann 95dB illusorisch ist, ist ja logisch....
    Und wenn das Publikum im Verlauf des Konzerts lauter wird, dann wird natürlich auch der "PA-Pegel" lauter.


    Wenn es empfindliche Lautstärkeauflagen gibt wie z.b. 95dB(a) am FoH, dann versuche ich sehr penibel (auch mit Tacho ;) ) diese einzuhalten.
    Wenn dann allerdings der Publikumspegel höher ist als der Nutzpegel und der Veranstalter sich darüber beschwert versuche ich ihm klarzumachen, dass die 95dB nicht einzuhalten sind und finde oft mit ihm einen Kompromiss zumindest so laut machen zu können, dass ein sinnvoller Konzertbetrieb noch möglich ist.


    Für den Fall, dass keine Auflagen vorhanden sind, werde ich schon auchmal während der Veranstaltung lauter.
    Das hat allerdings den folgenden Grund, dass ich es eher kontraproduktiv finde, direkt beim ersten Lied dem Publikum die Ohren wegzublasen.
    Auch das Publikum gewöhnt sich ja an die Lautstärke.
    Allerdings hört der Spass bei mir genau dann auf, wenn ich mich selber aufgrund der Lautstärke nicht mehr wohlfühle.


    In Zahlen ist da meistens bei ca. 105db(a) Ende der Fahnenstange.
    Natürlich auch abhängig von der verwendeten PA.


    Um meine Voraussetzungen für diese Haltung mal zu schildern:


    Meine Größenordnungen in den meisten Fällen (und von denen rede ich hier):
    Rock-Top40-Coverband, zwischen 500 und 1500 PAX.
    Lautstärken in der Regel zwischen 95db(A) und 100 db(A). In Extremfällen wie gesagt auch mal bis 105db(A).... Alles was drüber geht, tut mir selbst in den Ohren weh... Und die sind mein wichtigstes Werkzeug.


    Jetzt isses doch ein wenig länger geworden als gewollt.


    Liebe Grüße,


    Thilo Schack
    - Fachkraft für Veranstaltungstechnik -



    Edit: Okeeeee okeeeee, stimmt ja, hab n paar Absätze gelöscht ;)

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