Museumsplatzfrust

  • Zitat von "billbo"

    Der nächste logische Schritt (außer absagen) wäre dann tatsächlich folgender: „Lasst Euren Messhansel zu Hause, wir halten uns eh nicht dran. Behaltet das fällige Bussgeld von vornherein von der Gage ein – aber bitte abzüglich der überzogenen Kosten für's vollkommen unnötige Messprotokoll“.


    Vorsicht: Nach einer solchen Ansage müsste die Behörde dann den Genehmigungsbescheid zurückziehen. (Sie könnte nicht nur, sie müsste sogar!) Und selbst dann, wenn die Behörde das eher locker sieht (da arbeiten ja teilweise auch Leute, die nach Dienstschluss solche Veranstaltungen besuchen): Sobald das ein Anwalt von gestörten Anwohnern in die Hände bekommt, klagt er mit Leichtigkeit diese und folgende Veranstaltungen des Veranstalters aus der Welt.


    Also: Auch wenn's schwer fällt: Wir erwecken zumindest den Anschein, als ob wir uns redlich bemühen, wir sind reichlich zerknirscht, dass wir es diesmal nicht hinbekommen haben, aber die Umstände waren halt völlig unerwartet andere, und wenn wir jetzt abbrechen würden, würde das Publikum seinem Unmut Luft machen, dann wird's auch nicht leiser. Ein wenig schauspielern gehört halt auch zum Job. Genauso, wie der Onkel vom Amt dann vielleicht so tut, als ob er uns diese Zerknirschung abnimmt... :wink:

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat

    Sobald das ein Anwalt von gestörten Anwohnern in die Hände bekommt, klagt er mit Leichtigkeit diese und folgende Veranstaltungen des Veranstalters aus der Welt.


    was vielleicht nicht das schlechteste wäre. irgendwann ist doch echt mal schluss mit (un)lustig!

    ich bin mir sicher - früher war alles besser!

  • Zitat

    Also: Auch wenn's schwer fällt: Wir erwecken zumindest den Anschein, als ob wir uns redlich bemühen, wir sind reichlich zerknirscht, dass wir es diesmal nicht hinbekommen haben, aber die Umstände waren halt völlig unerwartet andere, und wenn wir jetzt abbrechen würden, würde das Publikum seinem Unmut Luft machen, dann wird's auch nicht leiser. Ein wenig schauspielern gehört halt auch zum Job. Genauso, wie der Onkel vom Amt dann vielleicht so tut, als ob er uns diese Zerknirschung abnimmt... :wink:


    Schönes Schlussword (sorry, Monithor... :D).
    Treffende Beschreibung der praktizierten Wirklichkeit. Der Ausweg heißt 'Fuzzy Logic'.


    Aber zugleich auch entlarvend für eine bürokratisch – technokratische Weltsicht die meint, jede noch so banale Regung des Lebens bis zum Letzten mit Verordnungen und Zahlen regulieren zu können.
    Folge: niemand nimmt das Ergebnis noch ernst; nicht einmal die Regulierer selbst. In selbstverständlichem Konsens aller maßgeblich praktisch Beteiligten erfordert die Gesamtheit aller Regeln deren konsequentes Ignorieren, damit überhaupt noch irgendetwas funktioniert. Die perfekte Lösung aller Probleme.


    Gute Nacht.

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Hallo Leute,


    also unsere Onkels vom Amt hängen leider garnicht dazwischen, sondern haben Spaß daran mich zu belehren, warum 95dB LEQ die Grenze der Gehörschädlichkeit ist und das alles ganz norm al sei und es wirklich nur an mir liegt, dies einzuhalten. Bei uns muß man ab 95,5 dB Strafe zahlen. Zuverlässig!


    Völlig bescheuert!
    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Was ärgert Ihr Euch? Ist doch in anderen Branchen auch so. Alles wird mies gemacht, beschränkt, eingeengt, abgeschafft.


    In 10 Jahren wird alles was wir anfassen, nen Ton von sich geben: Ich bin fettig und mach dich dick! Wenn Du mich rauchst, stirbst Du! Anschnallen oder ich fahre nicht los! Wenn Du nicht wählen gehst, zahlst Du! Nein, diese Internetseite besuchst du nicht!


    Die Reglungswut wird immer schlimmer werden, so lange wir zu viele Politiker und Beamte haben, denen langweilig ist.

    ________________________________


    Signatur?

  • Noch mal auf reset bitte: es ging ja wohl nicht um ein gegenseitiges sich Bejammern, sondern um die Möglichkeiten auf dem Museumsplatz in Bon einen druckvollen Sound zu basteln.


    Grund für die Pegelvorgaben der Stadt waren Beschwerden von Anwohnern RÜCKSEITIG der Bühne HINTER der Bahnlinie, also rd. 400 Meter! Eine Begutachtung brachte recht zügig die Erkenntnis, dass insb. aus dem Bereich Bühne Schall rückwärtig die Anwohner belästigte. Daraufhin bastelte man mit viel Aufwand eine Art Riesenkonzertmuschel als Bühnenhaus vor dem offenen Zeltdach.


    Einige Beiträge haben sehr schön deutlich gemacht, dass für den jeweiligen FoH Ing. das Limit schon vor Einschalten der PA erreicht wird, wenn die Herrschaften auf der Bühne gegen das Abkommen zur Begrenzung geostrategischer Waffen verstoßen. In der Tat ist dann nichts mehr drin.


    Die auch diesen Jahr verbaute Meyer Pa ist gut (übrigens die früher von Sirius gestellten Apogee fand ich auch gut). Nach meinem Dafürhalten sollte man nicht über die Unmöglichkeit einer Location rümnörgeln. Denn der Museumsplatz ist beim Publikum aus verschiedenen Gründen sehr beliebt, weshalb Veranstalter auch dorthin kommen. Ansatzpunkt sollte sein, den Bühnensound in den Griff zu kriegen. Es soll auch HnH und Metall Acts geben, die ihren Gitarrensound nicht auf der Bühne abnehmen, sondern an einem geeigneteren Ort. Fürs optische Ego darf dann gerne eine Wand ausgeschalteter Marshall die Bühne zieren.


  • Grundsätzlich +1


    Ich verstehe in diesem Zusammenhang nicht, wieso daraufhin ein Limit am FOH installiert wurde.
    Wieso nicht gleich einen Meßpunkt ca. 10m hinter der Bühne mit Abschaltung des Bühnenstroms bei mehrmaliger Überschreitung des hochgerechneten Maximalwertes. Das sollte auch mit deutlicher Warnampel an der Bühne (5x Rot heisst aus) möglich sein.
    Die PA hat doch nur sehr wenig Anteil am Problem an sich. (400m hinter der Bühne).


    Ich kenne es auch eher so, daß parallel am relevanten Meßpunkt beim Anwohner gemessen wird und die lokalen Auflagen an die dortige Situation angepasst werden.

  • Mhh, Stromabschalten? Also bei aller Liebe, das ginge wohl zu weit, auch im Sinne des zahlenden Publikums. Im FoH Tower ist eine feine, große Ampel. Ich habe schon mal von etwas wie einem Sound-Check gehört. Sollte dabei Dauerrotlicht das Gesicht des geschätzten Kollegen am Mischpult erleuchten, sollte spätestens dann die Erleuchtung ihn ereilen, zuerst den Bühnensound in den Lautstärkegriff zu kriegen und dann nochmal den Masterfader zu bemühen.
    Vergangenes Jahr beehrte "Nena" das jüngere und ältere Publikum. Im Schlepptau hatte sie eine große Band. Trotzdem (?) war es ausreichend laut im Publikumsbereich. Die Ampel war an diesem Abend NICHT Dauerrot und erst in der zweiten Konzerthälfte öfters gelb.
    Zudem gibt es Delaylines, klein und fein (früher Turbosound - jetzt Tannoy). Im Zusammenwirken mit den Kisten aus Berkley, die so stark gecurvet sind, dass am Ende des offenen und bekanntermaßen sehr hohen Zeltdaches sie wirklich "abbrechen", bleibt der Schall im Bereich des Dachs und des kurzen Wirkungsbereichs der Tannoys. Daher sind der Messpunkt und die Ampel an FoH, der direkt hinter dem Zeltdach steht, nach meinem Dafürhalten an der richtigen Stelle. 10 meter hinter dem FöH ist es schon leiser.

  • Zitat von "lautundgut"

    Mhh, Stromabschalten? Also bei aller Liebe, das ginge wohl zu weit, auch im Sinne des zahlenden Publikums. Im FoH Tower ist eine feine, große Ampel. Ich habe schon mal von etwas wie einem Sound-Check gehört. Sollte dabei Dauerrotlicht das Gesicht des geschätzten Kollegen am Mischpult erleuchten, sollte spätestens dann die Erleuchtung ihn ereilen, zuerst den Bühnensound in den Lautstärkegriff zu kriegen und dann nochmal den Masterfader zu bemühen.
    Vergangenes Jahr beehrte "Nena" das jüngere und ältere Publikum. Im Schlepptau hatte sie eine große Band. Trotzdem (?) war es ausreichend laut im Publikumsbereich. Die Ampel war an diesem Abend NICHT Dauerrot und erst in der zweiten Konzerthälfte öfters gelb.
    Zudem gibt es Delaylines, klein und fein (früher Turbosound - jetzt Tannoy). Im Zusammenwirken mit den Kisten aus Berkley, die so stark gecurvet sind, dass am Ende des offenen und bekanntermaßen sehr hohen Zeltdaches sie wirklich "abbrechen", bleibt der Schall im Bereich des Dachs und des kurzen Wirkungsbereichs der Tannoys. Daher sind der Messpunkt und die Ampel an FoH, der direkt hinter dem Zeltdach steht, nach meinem Dafürhalten an der richtigen Stelle. 10 meter hinter dem FöH ist es schon leiser.


    Prinzipiell alles schön, trotzdem ist der Meßpunkt meines Erachtens falsch.


    Die Variante "Strom abschalten" habe ich als provokante Eröffnung einer Diskussion über Bühnenlautstärke gemeint.
    Natürlich ist das mehr als unangenehm, manchmal aber nicht unangebracht. Wenn der FOH-Mischer die Bühnenlautstärke nicht in den Griff bekommen kann oder will muß es auch andere Maßnahmen geben. Das meine ich tod-ernst. Wirklich.
    Die Beschränkung muß natürlich bei Buchung auch bekannt sein.


    Wenn es nur am FOH eine Ampel gibt, die ohne Konsequenz für die Bühnenlautstärke bleibt, ist sie nicht wirkungsvoll und somit nicht geeignet für die Durchführung einer Veranstaltung.

  • Was sagt eigentlich die Stadt Bonn dazu, wenn man solch eine Werbung fährt
    http://www.bonn.de/tourismus_k…n/museumsmeile/index.html
    Auszug hier
    Museumsmeilenfest
    Seit 1995 feiern die Häuser der Museumsmeile ein großes gemeinsames Fest. Vier Tage lang präsentieren sich die Einrichtungen mit einem Programm aus Kunst, Kultur, Technik, Ökologie und Open-Air-Programmen nonstop für die ganze Familie.
    Open-Air-Saison auf dem Museumsplatz
    Seit 1997 hat sich der Museumsplatz zu einer reizvollen Drehscheibe für Konzerte und Events aller Art entwickelt, die sich weit über die Region hinaus einen Namen gemacht hat. Das abwechslungsreiche Open-Air-Programm mit seinen vielseitigen musikalischen Angebot ist in der Bundesrepublik einzigartig.
    Von Mai bis September verwandelt sich der weitläufige Platz zu einer stimmungsvollen Freilichtbühne. Über 30 Konzerte mit internationalen Stars aus den Bereichen Rock, Pop, Jazz, Blues, Weltmusik, Chanson und Glamour locken jedes Jahr bis zu 180.000 Besucher auf den Museumsmeilenplatz, der 8000 Gästen Raum bietet.

    Die Stadt Bonn, muss ihr eigentliches Problem, den Verlust als Regierungshauptstadt auch irgendwie erträglich machen,
    und da ist dieser ganze Rummel doch gut um Geld zu verdienen.


    Absolut interessant wäre, die Hintergründe zu erfahren, warum nun diese db-Begrenzung so in dieser Form gehandhabt werden, und vor allem das die Emmission-Werte der auf dem Museumsplatz/FOH gelten und nicht bei den Anwohner?


    Mich persönlich würde es wundern, wenn die Info richtig ist, sich ein Anwohner 400 m hintern Gebäude belästigt fühlt?

  • ein Schelm, der böses dabei denkt...


    Es gilt der Bebauungsplan 7920, ergänzt mit Auflagen des Rates. Da kann man schon mal ratlos werden. Mit den Messungen ist das so eine Sache. Der TüV hat seinerzeit gemessen und an rückwärtig austretenden Schall einiges eingefangen. Ich persönlich gehe davon aus, dass die mittlerweile vorbeirumpelnden Güterzüge (zwischen Museumsplatz und Wohngebiet) lautere "Peaks" produzieren. Aber wenn sich die richtigen Leute beschweren..


    Spaßig: Seit die das Bühnenhaus steht, habe ich von Beschwerden von Anwohnern nichts mehr gehört...womit unsere Disskusion wieder zum Ausgangsthema kommt: Lautstärke im Bereich der zahlenden Besucher

  • Zitat

    Die auch diesen Jahr verbaute Meyer Pa ist gut (übrigens die früher von Sirius gestellten Apogee fand ich auch gut).


    Ja, die installierte Meyer Mica (? War eh egal :D) Anlage war prima, keine Frage. Nur eben leider völlig überflüssig. Zwei PS 15 auf Stativen und ein Mackie – Sub hätten’s auch getan. Und ein H3000 – FoH mit beinahe Vollausstattung extra für’s Beiprogramm (war wohl gerade übrig; der Headliner hatte, wie schon erwähnt, eigene Teilproduktion dabei) – der schiere Luxus, was will man mehr?


    Das frustet deshalb ja auch gleich doppelt: alles am Start, um auch aus dem Stand raus ein anständiges Ergebnis abliefern zu können. Und dann trotzdem keine Chance. Wegen roter Lämpchen schon in den Spielpausen.


    Und ja, die Location ist ansonsten wirklich klasse; die Werbung übertreibt da ausnahmsweise mal wenig. Nur: ROCK – Konzerte unter diesen Umständen bitte aus dem Programmkalender streichen!


    Wobei: :idea: hmm, 8000 Zuschauer? Also, die Metallica Open Airs laufen ja auch nicht gerade soo dolle; könnte beinahe passen. Vielleicht so als, na ja, Abschlußveranstaltung...?
    Danach wäre sicherlich Ruhe. Von Amts wegen. Endgültig.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Lieber Bill aus Bonn,
    pst, so etwas darf man doch nicht laut sagen.Nach dem Standescode für Tontechniker aus dem Jahr 1732 muss grundsätzlich genörgelt werden, dass das vor Ort gestellte "Zeug" nicht so dolle und natürlich viel zu wenig ist. Da unter dem Zelt eh keine riesige Wurfweite bedient werden muss, könnte auch etwas aus der "Vor-Line-Array-Zeit" prima funktionieren. Die hinter dem FoH Tower verbauten kleinen Tannoys zeigen ja, dass die Lautstärkeansprüche dem Grunde nach sehr überschaubar sind. Ich kann Dir daher nur zustimmen. Gleiches gilt für die Ansage, schweres Metall woanders spielen zu lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein guter Teil der Fans dieser Bands auch ein anderes Ambiente bevorzugen, wogegen neben nicht musiklastigen Veranstaltungen Musiker mit kleinerem Besteck ordentlich präsentiert werden können und auch wurden. Wenn dann bei etwas kleinerer tontechnischer Grundausstattung Geld noch gespart wird, muss dies nicht ein Nachteil sein.
    Alles Gute
    Arndt

  • Zitat von "tobias kammerer"

    also unsere Onkels vom Amt hängen leider garnicht dazwischen, sondern haben Spaß daran mich zu belehren, warum 95dB LEQ die Grenze der Gehörschädlichkeit ist und das alles ganz norm al sei und es wirklich nur an mir liegt, dies einzuhalten. Bei uns muß man ab 95,5 dB Strafe zahlen. Zuverlässig!


    Vorsicht, das ist ein anderes Thema, nämlich nicht Immissionsschutz, sondern Publikumsschutz, und das wird nur im Landkreis Weilheim-Schongau so durchgezogen.


    Wobei 95 dB LAeq ja schon laut sind. Vielleicht nicht so laut, wie man es gerne hätte, aber man kann damit Konzerte machen, wenn man weiß, was man tut. Bei Beschränkungen von beispielsweise 78 dB LAeq fallen da etliche Musikrichtungen schon raus.


    Am Rande: Die Regelung in Weilheim-Schongau hat der Landrat mehr oder weniger selbstherrlich so beschlossen. Seit dem es die DIN 15905-5 gibt, sollte man die Argumente auf seiner Seite haben, um die Grenze auf 99 dB anzugeben, sofern man Gehörschutz zur Verfügung stellt. Wenn da mal ein paar Beschaller und/oder Veranstalter gemeinsam ein Wort mit dem Landrat reden, sollte auch das ein wenig entschärft werden können.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "simonstpauli"

    Ich verstehe in diesem Zusammenhang nicht, wieso daraufhin ein Limit am FOH installiert wurde.


    Warum es im konkreten Fall so ist, weiß ich nicht, üblicherweise gibt es aber da den folgenden Hintergrund: Nach Messvorschrift TA Lärm misst man 0,5 m vor dem geöffneten Fenster des theoretisch am stärksten betroffenen Raumes, praktisch vor dem Fenster des Beschwerdeführers. Durch das geöffnete Fenster wird es bei dem noch lauter, und durch den Messonkel wird er auch noch gestört. Das versucht man zu vermeiden.


    Deshalb misst man einmal die Sache durch, und macht parallel eine Vergleichsmessung am FOH. Anschließend weiß man, wie laut man am FOH machen darf. Und dann steht etwas im Genehmigungsbescheid von "dieser und jener Pegel darf am FOH nicht überschritten werden."


    Wenn die auflagenerteilende Behörde Ahnung von der Sache hat, dann schreibt sie nicht FOH (den man ja relativ frei positionieren kann), sondern irgendwas von "40 m mittig vor der Bühne". Und bisweilen lässt sie beide Verfahren zu. Also Auflage zunächst Messung beim Nachbarn, und dann der Satz "die Immissionsrichtwerte gelten auch dann als eingehalten, wenn ein LAeq von 78dB 40m mittig vor der Bühne nicht überschritten wird". Dort steht üblicherweise der FOH (es misst auch keiner die 40m nach, wenn es in etwa hinkommen könnte), und es erleichtert die Kommunikation doch wesentlich, wenn man dort mit seinem Messgerät steht, als irgendwo beim Nachbarn.


    Es ist nun gut möglich, dass die Auflagen seit anno dutt unverändert so geschrieben werden, und dass überhaupt nicht beachtet wurde, dass da jetzt ein Bauwerk steht, das rückwärtigen Schall abschattet. Und leider führt diese FOH-Regel auch dazu, dass sich nun keine mehr die Mühe macht, über andere Schallabstrahlung als zum FOH hin nachzudenken - wo man in manchen Fällen schon etliches bewirken könnte, wenn man nur den Truck quer hinter die Bühne stellt.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • selbst auf die Gefahr, dass ich jetzt hier zerrissen werde:
    Ich habe auf der Museumsmeile erst einmal am Pult gestanden, das ist ewig her, da hing noch VDosc
    und es gab auch keine Ampel. Und das war Klassik, somit hatte ich diese Probleme eh nicht.


    Ich kann also nur als Zuhörer sprechen.
    Ich habe auf dem Museumsplatz schon sehr viele Konzerte, unterschiedlichster Musikrichtungen gesehen.
    Nahezu alle Konzerte dort gehörten klanglich und vom wohlfühlfaktor zu den besten Konzerten.


    Aus einem Konzert rausgehen und kein pfeifen oder Druck auf den Ohren zu haben ist doch eine Wonne.
    Diese Konzerte sind die einzigen, bei denen ich kein Hearsafe tragen muss und das macht spaß.


    Also es scheint ja zu gehen...


    P.S. ganz schön viele Bonner hier... ist halt ne Großstadt (räusper)

    Es grüßt der Stephan

  • Zitat von "tobias kammerer"

    Hallo Leute,


    also unsere Onkels vom Amt hängen leider garnicht dazwischen, sondern haben Spaß daran mich zu belehren, warum 95dB LEQ die Grenze der Gehörschädlichkeit ist und das alles ganz norm al sei und es wirklich nur an mir liegt, dies einzuhalten. Bei uns muß man ab 95,5 dB Strafe zahlen. Zuverlässig!


    Völlig bescheuert!
    Viele Grüße
    Tobias Kammerer


    Sorry: Aber ich würde mich da eher bei den Onkels und Tanten aus der Bevölkerung beschweren, die wegen jedem Sch...... einen Prozess anstrengen und den Gesetzgeber quasi dazu "zwingen", Regeln für jeden Quark zu erfinden.


    Irgendwie frage ich mich, wie wir in der Schweiz die letzten 10 Jahre mit der 93dbLEQ-Klausel überhaupt musikalisch überleben konnten, wenn man das hier so liest :D

  • Ja, das Messmikro hing am (vor dem) FOH. Und ja, die verantwortliche Fachkraft für Messmikroaufhängen hatte bei der Montage ein wenig geschlampt, und ein Zipfelchen Gaffa klebte an einer Stelle des Mikrofons, an der es aus statischen, kinetischen oder sonstigen mechanischen Gründen nicht unbedingt hätte kleben müssen (liebe Kollegen: WEISSES Gaffa benutzt man gerne zur Offensichtlichmachung von Gefahrenstellen/ Stolperfallen/ Bühnenkanten, o. ä. Für eher dezente Aufgabenstellung gibt's das auch in dezenteren Farben :roll:).
    Warum das genau da hängt weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat der Admin Recht mit seiner Vermutung, dass irgendwann mal irgendwas herauf-/ heruntergerechnet und seitdem nicht wieder hinterfragt wurde. Wenn's allerdings wirklich um Beschwerden von Anwohnern weit HINTER der Bühne geht, erlaube ich mir den Sinn einer dB/A – Messung als solchen gänzlich in Frage zu stellen. Um den 'messsensiblen' Frequenzbereich zwischen 500 Hz und 10 kHz geht es dort nämlich sicher nicht.
    Interessant ist übrigens, wie sich das persönliche 'Mischverhalten' in einer solchen Situation ändert. Um überhaupt noch irgendwelche musikalischen Informationen in Richtung Publikum entsenden zu können bastelt man unwillkürlich eine Art umgekehrte A- Badewanne. Zischbumm statt klarer Mitten rund um den Gesang. Schön ist das nicht mehr.


    Zitat

    Und das war Klassik, somit hatte ich diese Probleme eh nicht.

    Das hängt bei einer derartig ungeschickt angesetzten Grenze/ Messmethode aber auch sehr von der Art der Klasssik ab, nicht? Ein knalliger Blechbläsersatz unverstärkt Richtung FOH – und alles wäre augenblicklich dunkelrot.

    Zitat

    Aus einem Konzert rausgehen und kein pfeifen oder Druck auf den Ohren zu haben ist doch eine Wonne.
    Diese Konzerte sind die einzigen, bei denen ich kein Hearsafe tragen muss und das macht spaß.

    Würde ich bedenkenlos unterschreiben. Auch als Mischer einiger gemeinhin nicht mit dem Begriff 'leise' assoziierter Acts komme ich mit den 99dB/A Leq im Allgemeinen prima hin und bleibe dort, wo es möglich ist, auch gerne darunter. Dem Künstler Sinn und Notwendigkeit für derlei Bemühen zu vermitteln ist allerdings mitunter eine echte Sisyphosaufgabe.


    Gelegentlich sind jedoch auch heute noch ein paar Titanen aus den 'Glory Days' des letzten Jahrhunderts unterwegs, denen solcherlei Ansichten und Bedenken völlig fremd sind. Die spielen ihre Marshalls seit 40 Jahren (damals gab es noch kein Mastervolumen) auf „10plus!“, haben seit 20 Jahren keinen Soundcheck mehr gemacht, und werden das auch nicht mehr ändern. Die interessieren sich nicht für ein paar Zahlen auf der Hausordnung oder irgendwelche kommunalen Lärmschutzverordnungen in Funny Germany. Im Gegenteil: wenn die spitz kriegen, dass da was in punkto 'dB – Limit' im Busch ist, kommen die kurz vor Einlass ausnahmsweise extra mal auf die Bühne um sicher zu stellen, dass ihre Backliner da nicht etwa irgendwas gedreht haben.
    Wer einen solchen Act in ein 96 dB/A max. Venue bucht ist entweder völlig ahnungslos - oder völlig skrupellos.
    Beides soll's in der weiten Welt der Veranstaltungen mit kommerziellem Hintergrund ja durchaus geben.


    Ein sehr geschätzter, sich momentan eine Auszeit gönnender Forumskollege aus dem angrenzenden, annähernd deutschsprachigen Ausland wusste übrigens per PN (verzeihns' bittschön die Indiskretion, Herr Geheimrat :D) von einem dort mit 94 dB/A max. angesetzten 'Alice Cooper' - Konzert zu berichten. Ohne Zweifel auch eine ganz hervorragende Idee. Wie das ausgegangen ist weiß ich leider nicht.
    Wüsste ich aber schon gern :D.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."