Die Mär von der Phase...

  • ... beim Betrieb räumlich getrennt voneinander installierter Lautsprecher.


    Angesichts der immer wieder aufkommenden Fragen à la "Mein Bass klingt so komisch, was kann ich tun?" und des darauf in Pawlowscher Manier erfolgenden Universalhinweises "Überprüf’ doch mal die Phase zwischen Sub und Top" wollte ich da mittels ein paar simpler Überlegungen mal ein bisschen aufräumen. Herzensangelegenheit. :wink:


    Denken wir uns der Einfachheit halber den banalsten aller Fälle: ein einsames Top hängt in 6m Höhe. Ein einsamer Sub steht darunter auf dem Boden. Getrennt wird bei 100Hz; beide verhalten sich im Übergangsbereich akustisch annähernd identisch (meinetwegen 2x CB Direktstrahler). Beide zusammen sollen dem Publikum im Bereich der akustischen Übernahmefrequenz ein phasenkohärentes Signal liefern. Wie stelle ich das sicher?
    Idee: ich verzögere den Bass elektronisch um genau die Entfernung, die er näher am Publikum steht als das Top; dann sollte es passen. So weit, so gut. Klingen tut's aber auch nicht besser oder schlechter als vorher. Warum?


    Die Länge einer 100Hz - Schallwelle beträgt knapp 3½ m; d. h. alle 170 cm folgen aufeinander abwechselnd Wellenberg und Wellental. Ich kann zunächst mal recht einfach sicherstellen, dass an einem bestimmten Punkt im Zielbereich die 'Berge’ aus beiden Quellen perfekt aufeinandertreffen. Wandere ich jetzt gedanklich (oder praktisch) durch den Publikumsbereich stelle ich jedoch fest, dass ich die maßgebliche Entfernungsdifferenz (auf diesen 170cm spielt sich alles ab, was mit 'Phase’ zu tun hat; von idealer Addition bis hin zur kompletten Auslöschung!) zwischen Hörposition zu Top und Hörposition zu Sub mühelos gleich mehrfach stufenlos durchlaufe. Vorn an der Bühne ist das Top 6m entfernt, der Sub vielleicht 1 - 2m. Gehe ich weiter nach hinten Richtung FOH, sind’s irgendwann vielleicht 12m/ 10m. Auf der Tribüne dahinter 15m/ 15m. Und oben auf dem seitlichen Balkon 7m/10m.


    Schon für diesen einfachsten aller Fälle wird klar: es kann für Phasenkohärenz keine 'richtige’ Verzögerungszeit geben. Egal, ob ich die zu messen, zu errechnen, oder empirisch zu ermitteln versuche: das klappt nur für einen einzigen Zuhörer (der allerdings darf dabei, perfektes Abstrahlverhalten beider Quellen auch außerhalb der Achse vorausgesetzt, immerhin im Halbkreis um den Aufbau herumwandern). Für alle anderen ergibt sich "irgendwas".


    Klar sollte auch sein, dass die Angelegenheit bei tatsächlichen Aufbauten (wir beschallen selten mit genau einem Centertop/ Centersub) gleich noch tausend mal komplexer wird. Wandere ich vor der Bühne zum Spaß mal schräg von L nach R (sozusagen im Halbkreis um das rechte Stack herum), dann ist die 100Hz Welle von L nach 2m nicht plötzlich weg. Sie kommt immer noch bei mir an. Lediglich ein winziges Tickchen leiser. Und dummer Weise gegenüber R jetzt um 180° phasenverschoben...
    Von Zahnlückenarrays brauchen wir gar nicht erst zu reden; und incl. Betrachtung aller Reflektionen an schallharten Flächen im Raum, der Monitoranlage mit Drum Sub auf der Bühne und der Bassbox des Bassisten, wird die Angelegenheit vollends chaotisch.


    Die "Sache mit der Phase" ist lediglich für einen einzigen Sonderfall richtig und wichtig: ein einzelnes Top steht bündig auf einem einzelnen Sub (als eine einzige geschlossene Schallwand), und strahlt horizontal in den schalltoten Messraum hinein.
    Deshalb funktionieren übrigens auch "Dance Stacks" so toll; mal abgesehen davon, dass selbst Susi Sorglos und Toni Techno bei deren Installation praktisch nix falsch machen können außer irgendwo 2 Innenleiter zu vertauschen. Aber dabei geht’s dann auch nicht um PA im Sinne von 'möglichst viel Publikum mit möglichst ähnlichem Klangerlebnis versorgen' - sondern allenfalls um möglichst lautstarke Kleinraumbespaßung.


    Fazit:
    - "Phasenrichtig" gibt’s in der Beschallungspraxis räumlich getrennt installierter Komponenten nicht.
    - Es ist daher - unter diesem Aspekt - auch wurscht, mit welchen Filtern ich dort arbeite.
    - Es ist dabei sogar wurscht, wenn diese für Top und Sub unterschiedliche Charakteristiken/ Flankensteilheiten aufweisen.
    - Gefasel über "Änderung der akustischen Trennfrequenz mit fataler Auswirkung auf die Phasenlage" für den Fall, dass Subs und Tops im Pegel zueinander verändert werden, ist was es ist – theoretisch (ein bisschen) richtig, praktisch irrelevantes Gefasel.
    - Es gibt in der Praxis keine 'richtige’ Delayzeit für gestackte Subs zu geflogenen Tops.


    Es gibt aber immerhin eine ungefähr richtige. Die liegt in dem Bereich, in dem möglichst große Teile des Publikums die Tops akustisch gleichzeitig wahrnehmen wie die Subs (oder ein wenig eher, das ist bis zu einem gewissen Grad hörpsychologisch unkritisch), und möglichst nur sehr wenige die Subs eher wahrnehmen als die Tops (das ist hörpsychologisch höchst unschön).
    Diesen Bereich bestimmt ein fähiger Tonler mit dem feuchten Daumen (oder allenfalls mit dem Distometer). Zur Not auch mit dem ersten Bassdrumschlag. :D



    Hoffentlich hab’ ich bloß nichts Fundamentales übersehen :roll:. Falls doch, zerreißt mich! :lol:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • du hast natürlich recht, was die häufig anzutreffenden bauernweisheiten angeht.
    nach meinem dafürhalten gibt es jedoch keine "mär von der phase", lediglich suboptimal aufgebaute systeme.


    es muss darum gehen, über den zu beschallenden bereich insgesamt betrachtet einen toleranzschlauch für die ankunftszeiten der beiden räumlich getrennten schallquellen zu definieren (der unterschied im zeitbereich bedingt je nach trennfrequenz die welligkeit im frequenzgang).
    je nach geometrie des aufbaus sind gewisse werte aber einfach nicht erreichbar und die ansprüche müssen runtergeschraubt werden. daran ist jedoch nichts mysteriös oder sonstwie "anders" als andernorts, wenn du das gemeint haben solltest.


  • Ich weiß, Du bist kein Freund von Messsystemen :D


    Jedoch mit der Aussage, das bekommt ein fähiger Toner mit feuchtem Daumen hin wär ich verdammt vorsichtig. :lol: :lol: :lol:


    Ich beweise das dann nämlich oft gerne mal.


    Also, prinzipiell hast Du Recht.
    100%ig perfekt geht nicht.
    jedoch sollte man versuchen, die größten Teile des Publikums darauf abzustimmen.
    Funktioniert allerdings nur, wenn der Systemmann ( oder örtliche HKS, wie auch immer ) ein sinnvolles Grundsetup gemach hat.
    Ohne Sinnvollem Setup ist alles Banane


    Und dann geht es darum, das man unabhängig von " das bekomm ich schon hin " auch daran denken sollte, das man durchaus die Richtcharakteristik der Wellen verändern kann mittels Delay, also den Punkt, wo was besser hinspielt und auch damit Löcher oder Überhöhungen produzieren kann ( ja schon klar, das weißt Du )
    Aber auch der gute Tone kann da oft ganz böse über was drüberfallen
    ( hast Du zB im System irgendwo ein Delay übersehen, oder ist zwischen einem System ein Controller und/oder ein Digitalem, im Anderen nicht, dann können schon mal ein paar ms zuschlagen.
    Und was dann passieren kann, und das kannst Du definitiv nicht mit Hören hinbekommen: Du bist möglicherweise mit den Subs am richtigen Maximum, aber in der falschen Welle.
    Und das bekommst Du mit den Ohren niemals raus, das hört sich aber verdammt komisch an und man kann es nicht erklären. :D:D


    Es ist schon OK, wenn man sich das mit einem Impuls ansieht und bei der Trenn/Übergangsfrequenz die Phase richtig setzt, vor Allem, das geht in Wahrheit sehr schnell und man hat ein Ergebnis.
    Das dies natürlich wie auch immer in unserem Business ein Kompromiss ist, ist auch klar.
    Aber da kommen wieder die Dreiecke ins Spiel, die gärt gerne zitiert.
    Die müßen stimmen, dann bekommt man ein gutes Ergebnis hin

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  • Es ging mir ausnahmsweise :D mal nicht ums Messen. Sondern ums allgemeine Verständnis für die Problematik.

    Zitat

    Und was dann passieren kann, und das kannst Du definitiv nicht mit Hören hinbekommen: Du bist möglicherweise mit den Subs am richtigen Maximum, aber in der falschen Welle.
    Und das bekommst Du mit den Ohren niemals raus, das hört sich aber verdammt komisch an und man kann es nicht erklären.

    Genau dann liege ich aber gleich um mehrere Meter falsch – zumindest in dem Bereich sollten ein kritischer Blick und ein bisschen drehen am Delay genügen um festzustellen, dass da was und was da im Argen liegt.
    Genau so etwas habe ich auch bereits mehrere Male erlebt: der Systemler war sich beim Blick auf den Bildschirm völlig sicher - hatte aber ganz offensichtlich die falschen Berge erwischt. Das hört man beim ersten Breitbandimpuls (daher die Bassdrum) sehr deutlich!


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."


  • Prima Beispiel. Ich hatte das selbe Beispiel hier vor Jahren schon mal diskutiert. Man braucht zunächst auch nicht zu messen, sondern nur zu denken. Wir klammern zunächst mal den Balkon aus. Dort gibt es nämlich überhaupt keine zeitlich definierte Quelle für den Bass mehr sondern ein eh völlig unscharfes Muster aus Reflektion und Resonanz, das mit einem Balkonlautsprecher nur in einem gemeinsamen Zeitkorridor aber nicht " in phase" sein kann.
    Dann gehen wir mal weiter davon aus, das im Nahbereich um die Bässe, der
    trennfrequenznahe Anteil aus den Bassboxen sehr viel lauter als aus den Tops kommt. ( Solange keiner auf die Idee kommt irgendwelche Nearfills/Downhangs zu laut zu machen :wink: ). Für diese Zone spielt die Laufzeit kaum eine Rolle.
    Interessant wirds erst ab der Entfernung, ab der Top und Sub zum ersten Mal gleich laut sind. Denken wir uns von hier aus indoor weiter weg, so gibt es zwei Spielregeln:
    - mit zunehmender Entfernung wird der Laufzeitfehler proportional zur Winkelbeziehung kleiner.
    - mit zunehmender Entfernung wird der reflektierte, diffuse und damit zeitlich "unscharfe" trennfrequenznahe Anteil größer.
    Damit wird klar, für welchen Zuhörerbereich die Laufzeitkorrektur den größten Nutzen bringt und wo der bestmöglichste Kompromiß liegt. Nach diesem Genkankenspiel darf gemessen werden. :wink:

  • Um nochmal auf den Aufbau mit einem Top und einem Sub zurück zu kommen:


    Wenn man mehr Boxen braucht, ist das im Bassbereich recht einfach, man stellt mehrer Subs zur Zahnlücke auf, bleibt akustisch aber bei einer Box.
    Oben rum wird es jetzt aber schon wesentlich schwieriger, um die Phase jetzt überall sauber hinzubekommen, bräuchte theoretisch jeder Zuschauer ein eigenes Top mit eigener Ansteuererung. Sowas baut natürlich niemand, über die entstehenden Kammfilter will ich jetzt erst gar nicht sprechen und sollte es Kunden geben, die bereit sind sowas zu bezahlen, immer her damit!
    Der Anspruch der perfekte Phase ist Live also nicht zu halten, aber da Live Beschallung eh immer mit Kompromissen behaftet ist, muss man auch hier Kompromisse eingehen.
    Jetzt lässt sich das Publikum in Bereiche einteilen, in den die Phase akzeptabel ist, das Ergebniss sieht jetzt schon wesentlich mehr nach Praxis aus.
    Wenn man jetzt noch ein bischen umbaut, für Teilbereiche noch stärkere Kompromisse eingeht, (muss die Phase am Bierwagen wirklich passen, oder lieber im Vip Bereich?) landet man irgendwann bei einer recht klassischen Aufteilen in Front rechts, Links, Center, Frontfill, Infill, Outfill, diverse Delays, Balkon 1, Balkon 2, etc. und schon ist die Praxis wieder da.
    Und wenn man das Problem mit der Phase so betrachtet, macht auch die Messtechnik und das für einiger Kollegen sehr nervige Rauschen gegen Ende des Aufbaus aufeinmal wieder Sinn.


    Auf das Thema Line Array gehen ich jetzt ganz bewusst nicht ein, das macht das ganze auf den ersten Blick erstmal wessentlich komplizierter, weil die Abstande zu den Zuschaueren durch die Kopplung wieder anders aussehen.


    Den Ansatz von guma sollte man sich wirklich mal durch den Kopf gehen lassen und vielleicht auch mal eigene Projekte darauf prüfen und ggf. überdenken.

  • billbo spricht mir zu 100% aus der Seele.
    Wenn man ein Meßsystem bemüht, dann sollte man vorher wissen, was man messen will - ansonsten schickt es einen meistens in die falsche Richtung. Ich komme seit 20 Jahren gut mit meinen "gehörten" Delayzeiten hin und erlaube es mir sogar, bei meinem System unterschiedliche Filter nebst unterschiedlichen Flanken zu benutzen und dazwischen sogar ein Loch von fast einer Oktave zu lassen. Man sollte einfach mal bedenken, dass der Bass am oberen Ende seiner Grenzfrequenz ganz schön viel Mist macht...eigentlich jeder Bass. Dasselbe gilt für das Top am unteren Rand. Diesen Übergangsbereich sollte man geschickt vermauscheln. Und genau DAS können Meßsysteme nicht.

    The ships hung in the sky in much the same way that bricks don't.
    -- Douglas Adams

  • Es gibt unterschiedliche Ansätze.


    Systeme die genau trennen
    Und solche, die sich im unteren Bereich überlappen.
    Das kann nämlich Sinn machen und bei letzteren wünsche ich viel Spass :D


    Einfach nur zu sagen " ich messe seit 20 Jahren mit den Ohren " ist genau so ignorant wie die Kollegen, die meinen nur zu messen und sich drauf zu verlassen ohne nachzudenken.


    Ich halte es für sinnlos, größere oder komplexere Systeme ohne ordentliches einmessen hinzubekommen.
    Alleine schon der Zeitaufwand, wenn man es richtig macht.


    Oder sind jetzt wirklich alle daneben, die das machen???


    Als Firma würde ich nie jemand rausschicken um ein LA zu hängen, der sagt das er das nur mit Ohren macht.
    Der hätte bei mir zumindest diese Jobanfrage nicht.....

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  • Ich würde die Ausführungen des geschätzten Users "billbo" dahingehend ergänzt wissen, das die isolierte Erhebung von Phasen/Laufzeitverhältnissen sicherlich genauso wenig zielführend ist wie das Ignorieren derselben.
    Unbestritten ist die Tatsache, das mit der inflationären Zunahme an Messystemen die Anzahl derer, die die Ergebnisse zweckmässig interpretieren können, nicht gewachsen ist.
    Oder andersrum: Die Aussage "Die Anlage ist eingemessen!" als Totschlagsargument missbraucht und die individuelle Wahrnehmung ausgeblendet wird.

  • Hmm, wie schon gesagt, eigentlich ging es mir hier eher nicht um mögliche Methoden zur Bestimmung von korrekten Delayzeiten, sondern um deren Problematik an sich.
    Das Problem sehe ich z. B. in der zunehmend selbstverständlichen Dreidimensionalität gewöhnlicher Spielstätten auch im Zuschauerbereich. Wir beschallen ja eher selten noch die klassische Turnhalle mit gesperrten Rängen. Gerade auch in kleineren und mittleren Theatern und Konzertvenues sind Tribünen, Treppen, Balkons, umlaufende Galerien, generell eben zweite oder gar dritte Zuschauerebenen, heute eher die Regel als die Ausnahme; am liebsten auch noch hinter der Bühne. Und dafür bieten sich mit dem 'modernen' Standardaufbau (Oben Links – Oben Rechts – Unten Bass) keine befriedigenden Lösungsmöglichkeiten an.
    Der zahlende Zuhörer auf dem teuren nummerierten Tribünensitzplatz wird die Frage nach dem relevanten Immissionsort naturgemäß etwas anders sehen als der gemeine Stehkarteninhaber zwischen FOH und Bühne. Aber einer von beiden wird, um im Bild zu bleiben, akustisch buchstäblich um 180° in die Röhre schauen.


    Müssen wir unter diesen Gesichtspunkten nicht eigentlich zurück zur klassischen Monoampel über der Bühne? Mit Subs in Endfire - Art geflogen dahinter? Der damit dann noch verbundene mögliche 'akustische Parallaxenfehler' ist jedenfalls um Dimensionen geringer als das, was wir heute so erleben.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Fazit:
    - "Phasenrichtig" gibt’s in der Beschallungspraxis räumlich getrennt installierter Komponenten nicht.


    Das ist richtig. Man muss daher durch geometrisch weniger kritisches Design diese Abstaende so gering wie moeglich halten. Es geht doch nur darum die Anzahl der guten Plaetze zu erhoehen.


    Zitat von "billbo"


    - Es ist daher - unter diesem Aspekt - auch wurscht, mit welchen Filtern ich dort arbeite.


    Genau dort sehe ich enormen Spielraum fuer Verbesserungen. Steilere Phasenlineare Filter koennen den Uebergangsbereich veringern und somit die Fehlerquote weiterhin nach unten Treiben.


    Zitat von "billbo"

    - Es ist dabei sogar wurscht, wenn diese für Top und Sub unterschiedliche Charakteristiken/ Flankensteilheiten aufweisen.


    Das glaube ich allerdings auch



    Zitat von "billbo"

    - Gefasel über "Änderung der akustischen Trennfrequenz mit fataler Auswirkung auf die Phasenlage" für den Fall, dass Subs und Tops im Pegel zueinander verändert werden, ist was es ist – theoretisch (ein bisschen) richtig, praktisch irrelevantes Gefasel.
    - Es gibt in der Praxis keine 'richtige’ Delayzeit für gestackte Subs zu geflogenen Tops.


    Nun die Physik dieser Aussage ist 100% richtig. Die Relevanz kann in Frage gestellt werden. Es als Gefasel abzutun hat so ein bisschen was Stammtisch Gerede.



    Zitat von "billbo"

    Es gibt aber immerhin eine ungefähr richtige. Die liegt in dem Bereich, in dem möglichst große Teile des Publikums die Tops akustisch gleichzeitig wahrnehmen wie die Subs (oder ein wenig eher, das ist bis zu einem gewissen Grad hörpsychologisch unkritisch), und möglichst nur sehr wenige die Subs eher wahrnehmen als die Tops (das ist hörpsychologisch höchst unschön).
    Diesen Bereich bestimmt ein fähiger Tonler mit dem feuchten Daumen (oder allenfalls mit dem Distometer). Zur Not auch mit dem ersten Bassdrumschlag.


    Ganz genau. Die Arrivalzeit sollte fuer so viele Zuschauer wie moeglich gleich sein, oder zumindest im akzebtablen Bereich.
    Das kann man auf verschiedene Weisen erreichen. Gutes Design, Gute Presets aund akurates Arbeiten. Den feuchten Daumen hab ich fuer andere Jobs reserviert!

    Practice, Practice, Practice

  • Man muss auch klar sagen, das eine Phase von zb 90 Grad noch in den konstruktiven Bereich fällt.


    Ohne Kammfilter und mit 100% richtiger Phase wird es nie gehen, muss auch nicht.


    Es gibt den Bereich, wo das noch ok ist, und den Bereich, ab wann das ein Problem ist

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


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  • In der Praxis war ich oft mit kleinem Besteck unterwegs (50 - 200 Leute). Einige Male war ich auch auf solchen Veranstaltungen Gast. Einmessen stand in keiner Relation und war m. E. auch nie nötig. Trotzdem hat es wenige Male für mich nicht ausreichend gut geklungen. Es wäre auf Grund eines nicht 100 % akurat ausgerichteten Aufbaus leicht begründet gewesen das Problem in der Phase zu suchen. Jedoch war ich überzeugt, dass der Raum und die Signalsynthese wesentlich mehr zum Ergebnis beigetragen hat, und das war so ohne weiteres nicht zu korrigieren.


    Insofern kann ich die Ansichten "ungefähr richtige Phase" und "Mär" nachvollziehen und für meinen Bereich auch bestätigen.


    ciao
    sebastian

  • Zitat von "billbo"


    Müssen wir unter diesen Gesichtspunkten nicht eigentlich zurück zur klassischen Monoampel über der Bühne?


    Im Grunde sind doch line arrays auch nichts anderes wie die Formel Schallzeile von 1965, nur mit heutigen Mitteln weitergedacht.
    Zunehmend komplexe Systeme sind selten fehlertolerant.


    Es lässt sich in dem Kontext leider feststellen, das eine Abweichung von der Idee "PA >> Bühne << PA" den Beteiligten zunehmend schwer vermittelbar ist.
    Mit Vorschlägen, wie das auf kleinen Bühnen jedes Mikro mehr mehr Mumpf macht oder das man fallweise ausser voc gar nichts über die PA schickt, erntet man eher Unverständnis.

  • Zitat von &quot;gert&quot;

    Es geht doch nur darum die Anzahl der guten Plaetze zu erhoehen.


    Genau das ist die richtige Anleitung dafür, in welchem Korridor die Laufzeiten stimmen sollten. Deshalb ist es auch ziemlich sinnlos, exotische Mess- oder Zielorte als Argument gegen das Messen und für eine "eh alles für'n Arsch" Theorie aufzubringen. :wink:

  • Viele gute Anregungen sind das.


    Für das Systemdesign: je mehr räumliche Trennung, desto enger wird mein Gestaltungsspielraum. Abgesehen von den Laufzeiten gibt es ja dann noch drastische Pegelunterschiede. Das zwingt mich geradezu, auf die Subs ein Nahfeldsystem stellen, welches räumlich dann (logischerweise) sehr nah dran ist. Dann verlagert sich mein Hauptproblem weiter nach hinten. Da muß ich nur noch meinen gewünschten "sweet spot" finden und zwar unter Einbeziehung der Nachteile für andere Orte.
    Den Punkt der Balkons hatte guma ja schon schön am Wickel. Es macht also z.B. keinen Sinn, für den Balkon zu optimieren, es sei denn, dort sitzt die Königsfamilie und der Rest des Publikums ist sowieso gekauft und Hofstaat.


    Auch bei räumlicher Nähe bekommt man ja die selben Probleme, bei einem exploded-mono-Stacking gibt es das allseits verhasste Interferenzmuster, somit für jeden Punkt im Publikum eine andere akustische Trennfrequenz. Auch hier versucht man ja, es für einen großen Bereich gut zu machen.


    Zum Messen: Es ist immer noch nur ein Werkzeug und wird es auch bleiben. Das Denken wird uns nicht abgenommen. Also das Systemdesign, die Festlegung der Meßpunkte und die Frage, die ich an dem entsprechenden Punkt an das Meßsystem stelle. Im schlimmsten Fall kommt "42" raus und keiner weiß mehr, wie die Frage lautete.

  • Moin,


    Zitat von &quot;billbo&quot;

    Herzensangelegenheit. :wink:

    auch ;)


    CB in Bass und Lowmid schaffen natürlich günstige Vorraussetzungen zur Diskussion über die Phasenbeziehung. Doch wer mit realen Veranstaltungen zu tun hat muß sich mit weniger Luxus begnügen, und mit artefaktbehafteten Resonatoren umgehen. Chassis klirren immer und somit ist die korrekte phasen- (und zeitrichtige ;) ) Trennung zunächst auf die Fundamentale begrenzt. In wie weit der Chassisklirr einen zeitlichen Bezug zur Fundamentalen hat, darüber entscheidet dann die Lautsprecher-Konstruktion. Vereinfacht könnte man sagen, daß man bei CB sehr wohl von Harmonischen sprechen kann, weil der Klirr einen sehr direkten zeitlichen Bezug zur Fundamentalen hat. Bei BR dringt jedoch auch verzögerter Klirr nach außen, zusätzlich gefiltert durch stehende Wellen im Gehäuse und im Helmholtz-Kanal. Dann sind diese Kanäle ja auch nicht wirbelfrei und somit gibts noch Rauschen dazu.


    Das sollte man einbeziehen, wenn man den Nahbereich zurechtfrickelt, denn dort sind die Bässe nicht nur unterhalb der Trennung zu laut, sondern selbst bei extremen Flankensteilheiten oberhalb der Trennung. Oberhalb der Trennung ist Lärm. So kommt es, daß die Lücke, der bewusst zu tief getrennte Bass, oft der einzig akzeptable Weg ist, um in nahen Publikums Bereichen nicht den musikalisch wichtigeren Bereich zu sehr mit "Lärmfahnen" zu maskieren.


    Oder anders gesagt, was will man denn an Phase raushören, in dem Lärm... unter solchen Bedingungen kann man das nur messen.


    Messen ist auch der einzige Weg in realistischer Zeit überhaupt Ergebnisse zu produzieren. Aber ohne Ziel findet niemand den musikalischen Kompromiss aus bestmöglicher Zeitbeziehung und cruden Behelfslücken, oder auch nur die sinnvollen Pegelverhältnisse. Überzogene Basspegel sind zwar modern, vergrößern jedoch die Probleme...


    ...auch für die Tops, die gerade am unteren Ende ihre liebe Not haben, was dann die Mitten zermüllt.


    So genügt es eben nicht das unverzichtbare Meßsystem auszupacken, man muß auch einen erfahrenen Beschallungs-Systemtechniker dransetzen, Meßtechniker allein genügt nicht. Was dann die "gemixte" Darbietung betrifft, nunja, da sind weitere Variablen... Nach meiner (selbst-) Beobachtung endet die Musik häufig bei 300 Hz, unten gibts nur den Bumm der Bassdrum, und der klingt so wie der jeweilige Basslautsprecher eben klingt. Hätte ich nicht Erfahrungen mit CB/CB oder früher Horn/CB in überschaubaren Aufbauten... ...ich weiß aber auch was bei größeren Aufbauten geht und was nicht, da kann ich mir lange die komplett CB/Horn Fullrange-Line wünschen, viele wollen eben mehr Bass als sich aufhängen lässt. => weil sie schlicht nie erleben konnten wieviel Musik sich zwischen 50 und 300Hz unterbringen lässt, und so auf monströses 40Hz Getöse ausweichen.


    Naja, wenn dann wenigstens Bumm und Anschlag im selben Zeitfenster sind, ist viel erreicht.


    "exploded-mono-Stacking" :D Was liebe ich doch die kleinen Veranstaltungen, da braucht man eben keine exploded PAs, denn das geht nie gut, nur bestmöglich.


    Viele Grüße,


    Bernd

    ----------------------------[---[--[-[IIIIIII]---------


    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • großartig, danke Kracky

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    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste